Basaltemperatur runden oder nicht runden?

Sollte man die Basaltemperatur rund oder nicht runden, um die fruchtbaren Tage mit der NFP Methode korrekt zu bestimmen? Mein Testbericht zeigt es!

Die Diskussion ums Basaltemperatur runden

Frauen, die natürlich verhüten und dafür ihre Basaltemperatur dokumentieren, können dafür ein analoges oder ein digitales Thermometer verwenden. Das digitale NFP Thermometer muss in diesem Fall zwei Nachkommastellen haben, was dazu führt, dass man beim Eintragen ins Zyklusblatt den Temperaturwert runden muss. Dort können nämlich nur beispielsweise 36,40°C oder 36,45°C eingetragen werden, aber nicht 36,43°C. Nun werden in diesem Zusammenhang die folgenden Fragen in NFP-Foren [3] und NFP Beratungen diskutiert. Ist die Temperaturauswertung mit ungerundeten Messwerten der Basaltemperatur sicherer? Ergibt sich durch das Basaltemperatur runden eventuell ein anderes fruchtbares Fenster und wie oft ist das der Fall? Aus diesem Grund werde ich nun die Frage „Runden oder nicht runden?“ hier endlich klären und alle Missverständnisse aus dem Weg räumen.

Messgenauigkeit der Digitalthermometer

Die Digitalthermometer mit zwei Nachkommastellen geben in ihrer Packungsbeilage [2] eine Messgenauigkeit von ±0,01°C an, aber was bedeutet das eigentlich? Es bedeutet, dass die gemessenen Werte mit diesen Thermometern um ±0,01°C vom wirklichen Temperaturwert abweichen können. Zum Beispiel kann das Thermometer 36,67°C anzeigen und in Wirklichkeit ist es im schlimmsten Fall 36,66°C oder 36,68°C.

Mein NFP Thermometer Runden Experiment

Ich habe meinen 23. bis 27. Zyklus immer mit beiden Nachkommastellen notiert und zunächst ganz normal meine Basaltemperaturkurve ausgewertet. Im Nachhinein habe ich mir alle fünf Zyklen auf Millimeterpapier übertragen und nochmal ausgewertet, um zu sehen, ob es sich auf die Bestimmung der fruchtbaren Tage auswirkt – also eventuell verschiedene Ergebnisse dabei herauskommen und wenn ja, wie oft dies geschieht.

23. NFP Zyklus

In meinem 23. Zyklus hatte ich einen sehr deutlichen Temperaturanstieg. Sowohl die erste höhere Messung (1.hM), als auch die dritte höhere Messung, war so hoch, dass sich die normale Auswertung nicht von der Millimeterpapier-Auswertung unterschied. Meine 1.hM war 0,15°C (=1½ Kästchen) höher als die Hilfslinie und die 3.hM sogar 0,4°C (=4 Kästchen) höher.

Perfekte Übereinstimmung im 24. Zyklus

Im 24. Zyklus war es etwas knapper, aber es kam zum gleichen Ergebnis nach der Auswertung.

NFP Zyklus 25 – beide Auswertungen waren gleich

Im 25. Zyklus ist der Temperaturanstieg wieder sehr eindeutig und demzufolge sind auch beide Auswertungen gleich.

Mein 26. Zyklus auf Millimeterpapier

Gerundete Temperaturkurve

Gerundete Temperaturkurve (oben) im Vergleich zur ungerundeten Basalkurve (unten) © Natürliche Fruchtbarkeit

Der 26. Zyklus ist der einzige Zyklus, der zu einer anderen Auswertung auf dem Millimeterpapier kommt als auf dem regulären Zyklusblatt. Sogar die fruchtbare Phase würde sich auf dem Millimeterpapier um einen Tag verlängern, da die 3.hM nicht genau 0,20°C (= 20 mm), sondern nur 0,18°C (= 18 mm) höher ist als die Hilfslinie. Deshalb kommt die erste Ausnahmeregel zum Einsatz und der vierte Temperaturwert muss höher liegen als die Hilfslinie, was auch so ist. Da die Genauigkeit bei 0,01°C (= 1 mm) liegt, liegt es jedoch genau in der Abweichungsungenauigkeit. Wenn nämlich der höchste Wert von den sechs niedrigeren Werten 0,01°C tiefer und die 3.hM 0,01°C höher liegen würde, dann wäre das Ergebnis genau so wie bei der normalen Auswertung. Dies bedeutet im Klartext, dass die Abweichungen der Temperaturauswertung schon allein durch die Messungenauigkeit des Digitalthermometers erklärt werden können.

Identische Auswertung in Zyklus 27

Der 27. Zyklus ist gerade so auf den Millimeter genau gleich in der Auswertung. Die 3.hM ist exakt 0,20°C (= 20 mm) höher als die Hilfslinie. Wenn es nur einen Millimeter weniger gewesen, hätte sich die 1.hM um zwei Tage nach hinten verschoben Die fruchtbare Zeit wäre allerdings gleich geblieben, da die Zervixschleimauswertung erst später fertig war und auf dem Millimeterpapier dann zusammen mit der Temperaturauswertung abschließen würde.

Basaltemperatur Runden oder nicht runden – was ist nun besser?

In allen Zyklen hatte die ungerundete Auswertung der Basaltemperatur bei mir keinen Einfluss auf die erste höhere Messung und damit den Beginn der fruchtbaren Tage (Minus-8-Regel). Von meinen fünf untersuchten Zyklen war einer dabei, bei dem die Temperaturauswertung mit gerundeten Werten sich von der Millimeterpapierauswertung mit ungerundeten Werten unterschieden hat. Dieser Unterschied hatte auch Auswirkungen auf die fruchtbaren Tage am Zyklusende. Beim Zyklus mit den ungerundeten Werten ergab sich eine Verlängerung der fruchtbaren Zeit um einen Tag.

Ungerundete Basaltemperatur ist nicht sicherer

Das bedeutet aber nicht, dass es mit Millimeterpapier-Auswertung mit ungerundeten Temperaturwerten sicherer oder genauer als die Temperaturauswertung mit gerundeten Werten ist. Denn erstens beziehen sich die Sicherheitsangaben auf Zyklen mit gerundeten Temperaturwerten [1]. Zweitens sind zwei Nachkommastellen nicht ausreichend, um eine millimetergenaue Auswertung mit ungerundeten Temperaturwerten sicherzustellen, da die Digitalthermometer ja nur um 0,01°C genau sind [2]. Man bräuchte dafür sozusagen ein NFP Thermometer, das drei Nachkommastellen und eine Genauigkeit von mindestens 0,001°C hat, um sicherzugehen, dass die beiden Werte nach dem Komma auch wirklich stimmen. Drittens kann man mit analogen Thermometern schließlich genauso sicher messen und mit diesen dokumentiert man ja auch „nur“ in 0,05er (= ½ Kästchen) Schritte. Hier wird quasi schon beim Ablesen gerundet.

Auswertung auf Millimeterpapier ist aufwendiger

Prinzipiell kommt noch hinzu, dass eine Dokumentation auf Millimeterpapier viel viel aufwendiger und unpraktischer ist. Im schlimmsten Fall könnte es sogar die Auswertung komplett verfälschen. Aus diesen Gründen kann ich jeder Frau raten, weiterhin bei Anwendung eines Digitalthermometers zu runden, die Sicherheit der symptothermalen Methode ist hier wissenschaftlich nachgewiesen. Das Basaltemperatur runden ist ein guter Kompromiss, viel entscheidener für die Sicherheit der Temperaturauswertung ist die Messweise bzw. der Messort sowie der richtige Umgang mit Störungen. Beispielsweise ist die orale Messweise störungsanfälliger als die vaginale bzw. rektale Messweise. Ebenso können Medikamente, Stress und Krankheiten einen Einfluss auf die gemessene Basaltemperatur haben. Mehr zum Thema Basaltemperaturmessung und Auswertung findest du in unserem Artikel „Quadratur der Basaltemperatur”.

Quellen:

[1] E. Raith-Paula , P. Frank-Herrmann, G. Freundl, T. Strowitzki, Ursula Sottong (Autor) Natürliche Familienplanung heute: Modernes Zykluswissen für Beratung und Anwendung, Springer; Auflage: 5., vollst. akt. Aufl. 2013 (31. Dezember 2012), 978-3642297830

[2] Gebrauchsanleitung Basalthermometer Domotherm-Rapid, Domotherm.de, http://www.domotherm.de/Gebrauchsanleitungen.136.0.html

[3] Forum Beitrag, Temperatur runden, NFP-Forum, 2008 http://www.nfp-forum.de/viewtopic.php?f=3&t=6500&start=60

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