Wie war meine natürliche Geburt. Meine Geburtserfahrungen vom ersten Geburtsanzeichen bis zur ersten Nacht mit Baby.
Heute ist endlich soweit ich teile meine Geburtserfahrungen mit Dir. Meine natürliche Geburt fand im Geburtshaus Schöneberg in Berlin statt. Ich hatte zwei betreuende Hebammen und meinen Parnter an meiner Seite. In diesem Beitrag erkläre ich Dir wie meine natürliche Geburt abgelaufen ist und das vom ersten Geburtsanzeichen bis zur Nachgeburt. Ich hoffe das ich Dir durch meine Geburtserfahrungen ein wenig Hoffnung und Mut geben kann, auch eine natürliche Geburt im Geburtshaus zu planen.
Mein erstes Geburtsanzeichen – Schleimpfropf – noch 46 Stunden bis zur Geburt
Alles begann in meiner Schwangerschaftswoche 39+6, also einen Tag vor dem errechneten Entbindungstermin. Am Abend um 20 Uhr zu Hause hatte ich mein erstes Anzeichen für den Beginn der Geburt – der Schleimpfropf am Muttermund löste sich. Mir war sofort klar, dass es nun losgeht und der Muttermund sich langsam zu öffnen beginnt. Die Frage war nur noch, wie lange es wohl dauern wird?
Mein zweites Geburtsanzeichen – Vorwehen – noch 45 Stunden bis zur Geburt im Geburtshaus
Mein Freund und ich haben gerade einen Film angefangen zu gucken, als sich plötzlich eine erste Vorwehe durch meinen Körper zog. Ich nahm sie als leichte Menstruationsschmerzen war und es fühlte sich auch genauso an, als wenn ich jeden Moment meine Menstruation bekommen würde – exakt das gleiche Gefühl. Während des Films hatte ich immer wieder leichte Vorwehen im Abstand von ca. 10 bis 20 Minuten. Es war nicht so schlimm und ich dachte mir: „Ok, wenn sich so die Wehen anfühlen, komme ich damit gut zurecht.“ Mein Freund wurde leicht nervös und wollte jetzt schon die Hebamme anrufen. Ich sagte ihm, dass das doch noch viel zu früh ist und die Wehen sich auch noch so schwach anfühlen. Also warteten wir weiter ab und gingen erst mal schlafen.
Mein drittes Geburtsanzeichen – Zeichnungsblutung – noch 38 Stunden bis zur Geburt
Es war nun mittlerweile der Tag des errechneten Geburtstermin, laut Mutterpass, angebrochen. In dieser Nacht, so gegen 3 Uhr morgens, hatte ich auf einmal eine sehr viel stärkere Wehe. Beim darauf folgenden Toilettengang entdeckte ich voller Überraschung die Zeichnungsblutung am Toilettenpapier. Im Geburtsvorbereitungskurs wurde uns erklärt, dass eine ganz leichte Blutung auftreten kann, wenn sich der Muttermund weiter öffnet. Nun wurde ich nervös. Ich war mir total sicher, dass ich noch heute unser Baby in den Armen halten werde, aber es sollte alles anders kommen… Ich weckte aufgeregt meinen Freund und erzählte ihm, was gerade passiert ist. Nun bestand er darauf, dass ich die Hebamme anrufe. „Ich möchte keine Hausgeburt miterleben, bloß weil wir zu spät die Hebamme angerufen haben!“, sagte er völlig aufgekratzt. Ich blieb ruhig und sagte: „Nein, es ist doch noch mitten in der Nacht und es könnte jetzt noch etliche Stunden dauern bis es so richtig los geht.“ Also ging ich erst mal in Ruhe duschen und machte mir danach einen Mitternachtsimbiss, da ich plötzlich extremen Hunger bekam.
Vorwehen alle 5 Minuten – Natürliche Geburt in 36 Stunden
Nun war es schon 5 Uhr und die Wehen kamen im Abstand von 5 Minuten. Das war eigenartig, da wir ja im Geburtsvorbereitungskurs gelernt haben, dass die Vorwehen nur alle 20 Minuten kommen und die richtigen Wehen dann im Abstand von 5 Minuten erst kommen. Somit waren wir beide sehr verwirrt und wussten nun nicht so recht, ob es sich jetzt um Vorwehen oder um richtige Wehen handelt. Die Wehen waren zwar etwas stärker geworden, aber immer noch gut zu ertragen. Nun rief ich doch die Hebamme an, um sicherzustellen, wann wir in unserem speziellem Fall ins Geburtshaus fahren sollen. Die Hebamme sagt mir, dass es noch keine richtigen Wehen sind – so wie ich sie beschrieben habe – und ich erst nochmal anrufen soll, wenn die richtigen Wehen alle 5 Minuten kommen. Wir verabredeten uns sicherheitshalber trotzdem um 9 Uhr im Geburtshaus zur CTG-Untersuchung. Nach dem Telefonat legten wir uns nochmals schlafen, um im Ernstfall fit genug für die natürliche Geburt zu sein. Die Abstände zwischen den Wehen verlängerten sich wieder und somit konnte ich noch einigermaßen gut schlafen.
Vorwehen alle 5 Minuten – noch 31 Stunden bis zur Geburt
Wir schliefen etwas zu lang und kamen deshalb erst um 10 Uhr im Geburtshaus an. Die Hebamme untersuchte meinen Muttermund und stellte fest, dass er noch kaum geöffnet ist. Danach wurde ich ans CTG Gerät angeschlossen. Das Gerät dokumentierte relativ häufige Vorwehen. Mein Freund erzählte mir, während der Wehenschreiber lief, dass er in dieser Nacht von der Geburt im Geburtshaus geträumt hat und es erst morgen – an Halloween – soweit sein wird. Er träumt öfter mal etwas, das dann in Wirklichkeit passiert, also konnte ich es mir auch gut vorstellen. Die Hebamme schickte uns nun wieder nach Hause und gab uns einen Vorsorgetermin für Übermorgen. Ich war mir sicher, dass ich diesen Termin wohl gar nicht mehr brauchen werde. Wir hatten sogar schon den Geburtskoffer mitgebracht, den wir dann praktischerweise gleich da lassen konnten. Den Rest des Tages verbrachte ich mit abwarten und vielen vielen Vorwehen, die nach für nach immer stärker wurden.
Einsetzen der richtigen Wehen – noch 16 Stunden bis zur Geburt
In der folgenden Nacht – um 2 Uhr morgens – war es dann soweit. Die richtigen Wehen fingen an und weckten mich aus meinem Schlaf. Ich musste schon Laute von mir geben, um es besser zu verarbeiten, aber es war immer noch relativ erträglich. Sie kamen eine Weile alle 20 Minuten und dauerten ungefähr eine Minute an.
Wehen alle 10 Minuten – noch 14 Stunden bis zur Geburt
Etwa um 4 Uhr verkürzten sich die Abstände auf 10 Minuten und die Wehen dauerten bis zu zwei Minuten an. Das verwirrte uns wieder, denn im Geburtsvorbereitungskurs lernten wir, dass die richtig starken Wehen nur maximal 1½ Minuten andauern. Das machte mir ein bisschen Sorgen.
Wehen alle 7 ½ Minuten – noch 11 Stunden bis zur Geburt
Es war 7 Uhr und wir entschlossen uns dazu, nun die Hebamme zu informieren. Diesmal war sie schon wach – nicht wie bei meinem Anruf eine Nacht zuvor. Sie leitete uns an die Bereitschaftshebamme weiter und wir verabredeten uns mit dieser um 9 Uhr im Geburtshaus.
Frühstück – noch 10 Stunden bis zur Geburt
Dies sollte meine letzte Mahlzeit vor der Geburt werden. Ich aß um 8 Uhr mit meinem Freund ein Müsli und trank einen grünen Tee, um die Wehen nochmals so richtig in Gang zu bringen – also die Wehenaktivität zu steigern. Dann bestellten wir uns ein Taxi für die Fahrt zum Geburtshaus.
Taxifahrt – noch 9 Stunden und 20 Minuten bis zur Geburt
Das Taxi holte uns 8.40 Uhr ab. Durch das Autofahren kamen die Wehen noch häufiger. Unterwegs im Taxi, hatte ich drei oder vier starke Wehen, obwohl es nur eine Fahrt von 15 Minuten war. Der Taxifahrer war so ziemlich der unkommunikativste Mensch aller Zeiten, der absolut keinen Spaß an seinem Job hat. Während wir an der Siegessäule vorbei fuhren, überraschte mich wieder eine Wehe. Ich traute mich nicht einmal zu schreiben, weil alles so ruhig war und der Fahrer nicht einmal das Radio anmachte. Zum Glück waren wir ja gleich da.
Bezug des Geburtsraumes – noch 9 Stunden bis zur Geburt
Im Geburtshaus angekommen, wird erst mal wieder mein Muttermund kontrolliert und danach kam ich 30 Minuten ans CTG. Der Muttermund war nun schon zwei Zentimeter offen. Das hieß, ich konnte da bleiben und die Geburt wird bald stattfinden. Wann genau kann ja leider vorher keiner wissen. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass es noch ganze 9 Stunden dauert bis es vorbei ist, hätte ich bestimmt ganz schöne Panik bekommen. Oder ich wäre ganz ruhig geblieben, weil ich dann einen Endzeitpunkt gewusst hätte. Wer weiß?! Das schlimmste war nämlich die ganze Zeit, dass ich nicht wusste, wie lange es noch dauern wird. Die Wehen waren zu diesem Zeitpunkt wieder auf alle 10 Minuten zurückgegangen, hatten aber immer noch eine beachtliche Länge von zwei Minuten.
Einstieg in die Geburtswanne – noch 8 ½ Stunden bis zur Geburt
Ungefähr 9:30 Uhr war das Wasser eingelassen und ich durfte endlich in die Geburtswanne. Darauf hatte ich mich am meisten gefreut. Das warme Wasser entspannte mich sehr und ich konnte mich kurzzeitig von den vorigen Wehen erholen. Wir haben außerdem unsere eigene Musik angestellt, die ich schon in der Schwangerschaft zum Relaxen verwendet habe. Die Hebamme besprach mit uns noch ein paar Details zur Geburt und hielt mit uns etwas Smalltalk, was meine Wehen erst mal vorübergehend komplett stoppte. Deshalb entschied sie sich dafür, uns mal alleine zu lassen, um die Wehen wieder anzukurbeln.
Die Rückkehr der Wehen – noch 8 Stunden bis zur Geburt
Etwas Zweisamkeit hat geholfen, um die Wehen wieder zurückzuholen – diesmal waren sie dafür umso stärker. Um besser zwischendurch entspannen zu können, wechselte ich jeweils die Position – während der Wehen ging ich in eine Hockposition und während der Wehenpausen legte ich mich entspannend in die Rückenlage. Nun wurde auch im Wasser das CTG angeschlossen, um die Herztöne des Kindes zu kontrollieren. Die Wehen kamen in dieser Phase mindestens alle fünf Minuten und ich veratmete diese mit lauten A-Tönen.
Ein Keks mit Folgen – noch 7 Stunden bis zur Geburt im Geburtshaus
Ungefähr 11 Uhr meinte mein Freund zu mir, ich müsse doch mal was essen. Ich dachte mir nicht viel dabei und aß einen Keks – mehr hätte ich im Moment sowieso nicht herunter bekommen. Danach ereilte mich schreckliches Sodbrennen und übles Aufstoßen nach jeder Wehe.
Muttermund Untersuchung II – noch 6 Stunden bis zur Geburt im
Die Hebamme tastete meinen Muttermund gegen 12 Uhr erneut ab, während ich in der Wanne saß. Sie sagte, dass der Muttermund nun vier Zentimeter geöffnet, aber der Gebärmutterhals sehr verkrampft sei. Sie riet uns dazu ein homöopathisches Mittel zu spritzen, das diese Verkrampfung lösen kann. Wir entscheiden uns dazu erst noch abzuwarten und darüber nachzudenken. Ich überlegte, wie ich es schaffen konnte, meinen Muttermund weiter zu öffnen. Die folgenden zwei Stunden wechselte ich daraufhin meine Technik. Ich erinnerte mich an die vielen Geburtshypnose-Sitzungen und an das Buch „Orgasmic Birth“. Ich visualisierte in meinen Gedanken einen großen runden Kreis, der sich immer mehr ausdehnt. Hierzu half mir vor allem auch das Bild im Geburtsraum, das eine Frau vor einem riesigen rotem Kreis zeigte. Auch das Kreisen meines Beckens während der Wehen, half mir dabei. Außerdem konzentrierte ich mich während der Wehen darauf, alles so locker wie möglich zu lassen. Das hieß, lockeres Gesicht – also nicht schreien, lockere Arme, Beine, Hände – also auch nicht krampfartig irgendwo oder irgendjemanden festhalten. Das fühlte sich ungefähr so an, als wenn man in einer sehr schlimmen Achterbahn sitzt, nicht schreien darf und so tut als wenn man in einem Massagesessel liegt. Aber es hatte den Vorteil, dass die Wehen dadurch etwas kürzer und auch erträglicher wurden. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass sich mein Muttermund dadurch auch lockern konnte. Mein Partner hielt mir in dieser Phase sehr oft die Hand, was mich zusätzlich sehr entspannte.
Muttermund Untersuchung III – noch 4 Stunden bis zur Geburt
Nach zwei weiteren Stunden – gegen 14 Uhr – untersuchte die Hebamme wieder den Muttermund und er war nun schon sechs Zentimeter offen und der Gebärmutterhals war weich. Die Hebamme war sehr zufrieden und meinte, dass ich die Wehen sehr gut veratme. Sie fragte uns, ob es ok ist, wenn sie nur bei Bedarf zu uns ins Geburtszimmer kommt oder ob sie lieber immer da bleiben soll. Wir entscheiden uns dafür, sie nur bei Bedarf dazuzuholen, da wir die Atmosphäre zu zweit beide sehr angenehm fanden und die Hebamme leider in diesem Moment eh noch nicht viel dazu beitragen konnte. Zwischendurch wurde immer mal wieder warmes Wasser nachgefüllt, damit es mir nicht zu kalt in der Geburtswanne wird.
Erbrechen in der Wanne – noch 3 ½ Stunden bis zur Geburt
Mein Sodbrennen wurde um 14:30 Uhr immer stärker und war teilweise unangenehmer als die Wehen. Plötzlich merkte ich, wie mir mein weniger Mageninhalt wieder hoch kam. Mein Freund konnte mir gerade noch rechtzeitig die Kotztüte rüber reichen, bevor alles im Wasser gelandet wäre. Nach etwa zehnminütigem Übergeben, wurden die Wehen sehr, sehr stark. Aufgrund meiner Übelkeit konnte ich mich schlechter auf die Wehen konzentrieren und verkrampfte dadurch leider nur noch mehr. Die Pausen zwischen den Wehen waren teilweise weniger als eine halbe Minute und das bei einer Wehenlänge von etwa zwei Minuten. Das war gar nicht gut, denn ich konnte mich dadurch nicht mal zwischen den Wehen erholen. Auf so etwas war ich ganz und gar nicht vorbereitet, was mich psychisch total fertig machte und die Wehen noch schlimmer. Nun holten wir die Hebamme dazu.
Verlassen der Geburtswanne – noch 3 Stunden bis zur Geburt
Die Hebamme tastete nochmals den Muttermund und sagte, dass er nun 7 bis 8 Zentimeter geöffnet, aber der Gebärmutterhals wieder sehr hart und verspannt ist. Wir beschließen gemeinsam, dass ich die Geburtswanne nach nun mehr als 5 Stunden verlassen sollte. Mir war zunehmend immer kälter und wärmeres Wasser wäre nicht gut für die Herzaktivitäten des Kindes gewesen. Mein CTG hatte sich auch schon leicht verschlechtert und ich konnte die Wehen in dieser Phase nur ganz schlecht verarbeiten.
Im Bett – noch 2 Stunden und 50 Minuten bis zur Geburt
Nachdem mir mein Freund und die Hebamme aus der Wanne halfen, legte ich mich in Seitenlage ins Bett. Ich bekam Schüttelfrost und starke Wehen ohne Pausen. Die Phasen zwischen den Wehen wurden lediglich etwas schwächer, aber als Pause konnte man es nun wirklich nicht bezeichnen. Wieder etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe. Die erwarteten Pausen waren ein entscheidender Grund dafür, dass ich mir im Vorfeld sehr sicher war, die Wehenphasen gut zu überstehen. Und nun gab es nicht einmal mehr die Pausen – ich war zutiefst frustriert und dachte zwischenzeitlich schon daran, ob ein Kaiserschnitt nicht vielleicht doch besser gewesen wäre. Ich hatte das Gefühl, nichts geht voran und es dauert wahrscheinlich noch eine Ewigkeit. Zum Glück hielt diese Phase nicht all-zulange an, auch wenn es mir wie Stunden vor kam. Ohne zu schreien ging es nun leider nicht mehr. Die Hebamme spritzte mir nun das homöopathische Mittel. Ich hoffte nun einfach darauf, dass sich der Muttermund komplett öffnet und auch die extrem unter Spannung stehende Fruchtblase endlich mal platzt.
Erholungsphase im Bett – noch 2 ½ Stunden bis zur Geburt
Gegen 15:30 Uhr habe ich mich erneut übergeben. Immer noch im Bett liegend gönnte mir mein Körper endlich mal wieder eine erholsame Pause, die ich auch über nötig hatte. Da ich nach dieser langen Zeit seit 2 Uhr morgens meine wenige Nahrung, die ich noch essen konnte, wieder erbrochen hatte, fehlte mir jegliche Energie. In der folgenden Pause war ich so erschöpft, dass ich einfach einschlief. Es kam mir vor wie eine Stunde Schlaf, dabei waren es höchstens ein paar Minuten. Das gab mir wieder Kraft für den Endspurt, der sich nun langsam ankündigte.
Erholungsphase im Bett – noch 2 Stunden und 10 Minuten bis zur Geburt im Geburtshaus
Die Wehen wurden um 15:50 Uhr wieder stärker und wir riefen die Hebamme wieder hinzu. Sie tastete nochmal den Muttermund, der nun seinen endgültigen Öffnungsgrad von zehn Zentimetern erreicht hatte. Ich war erleichtert als ich das hörte und konnte nun wieder positiver denken. Ich stellte mir vor, wie ich unser Baby bereits in den Armen halte. Das machte mir Mut, um weiter konzentriert durchzuhalten. Der Kopf des Kindes war jedoch noch nicht ausreichend ins Becken gerutscht. Eine zweite Hebamme kam hinzu und riet mir zu einem Stellungswechsel.
Hockstellungen vor dem Bett – noch 2 Stunden bis zur Geburt im Geburtshaus
Um 16 Uhr befolgte ich den Ratschlag der Hebamme, ging an das Fußende des Bettes und lehnte mich mit dem Oberkörper über das Bett. Auch hier waren die Wehen sehr stark und die Pausen fast nicht vorhanden. Durch den Positionswechsel sollte der Geburtsverlauf beschleunigt werden und der Kopf tiefer ins Becken befördert werden, was mich dazu ermutigte meine letzten Kraftreserven zusammenzukratzen, denn ich wollte nun wirklich, dass es endlich vorbei ist.
2. Positionswechsel – noch 1 Stunde und 40 Minuten bis zur Geburt im Geburtshaus
Um 16:20 Uhr ging ich wieder in die Seitenlage auf’s Bett, da es körperlich in der Hocke sehr anstrengend wurde. Nach ein paar weiteren starken Wehen platzte mit einem mal die Fruchtblase im Bett. Es war eine echte Erleichterung, denn die Fruchtblase stand wirklich unter extremer Spannung. Danach war das ganze Bett nass. Ich war zu diesem Zeitpunkt mit meinem Freund allein im Geburtsraum und wir waren beide sehr erschrocken darüber wie viel Fruchtwasser mit einem Mal herauskam. Die leitende Hebamme und die zweite Hebamme kamen nun dazu und zusammen mit meinem Freund unterstützten mich alle drei in dieser Seitenlagen-Position. Mein Freund hielt mein eines Bein hoch, die Hebammen gaben mir den nötigen Gegendruck, um mich mit den Füßen abzustützen. Ich sollte nun „nach unten“ pressen, aber ohne zu schreien. Das konzentrierte die Presskraft besser dorthin wo es auch hin soll und sparte zudem noch Energie, die durch das Schreien verloren gegangen wäre. Ich hoffte ab diesem Zeitpunkt darauf, dass es nicht mehr so lange dauert. Irgendwo hatte ich gehört, dass die Pressphase nur maximal eine halbe Stunde dauert. Leider dauerte auch das bei mir länger. Ich hatte zuvor mich mit Hypnosesitzungen auf die Geburt im Geburtshaus vorbereitet und meiner Hypnotiseurin extra nochmal gesagt, dass ihre Formulierung „rasche Geburt“ gar nicht so gut ist, denn manchmal ist es besser langsamer, um nichts einreißen zu lassen. Minute für Minute dachte ich nun daran, wie unglaublich blöd ich doch war, mir sozusagen eine langsam verlaufene Geburt gewünscht zu haben. Gleichzeitig beruhigte ich mich gedanklich damit, dass mein Körper schon wisse, was er da macht und wozu es gut ist. Vielleicht braucht mein Körper halt so lange, um die Geburt bestmöglichst zu überstehen. Dieser Gedanke gab mir zumindest nochmal etwa die folgende Stunde mehr Kraft als ich eigentlich noch zur Verfügung hatte.
3. Positionswechsel – noch 1 ½ Stunden bis zur Geburt im Geburtshaus
Etwa 16:30 Uhr sollte ich in Seitenlage von rechts auf links wechseln, um es dem Kopf zu erleichtern, weiter durch das Becken zu rutschen. Die zweite Hebamme machte nun schon mal vorsorglich Kaffeekompressen auf meinem Damm während der Wehenpausen. Das fühlte sich sehr entspannend an und sollte den Damm elastischer machen, um nicht zu reißen. Wenn sie das nun schon macht, so dachte ich, kann es doch gar nicht mehr so lange dauern. Ok, es waren ab jetzt „nur“ noch 1 ½ Stunden, aber es kam mir wie eine Ewigkeit vor.
4. Positionswechsel – noch 1 Stunde bis zur Geburt
Um 17 Uhr sollte ich wieder in die Hockstellung gehen, um die Schwerkraft zu Hilfe zu nehmen, denn der Kopf war nun schon zu fühlen. Diesmal sollte ich, mit dem Rücken zum Fußende gelehnt und von meinem Freund von hinten gehalten, mich wieder sehr stark auf das Pressen konzentrieren. Die Hebammen berieten sich schon über meinen Geburtsverlauf. Sie sagten mir, dass der Kopf mit jeder Wehe etwa einen Millimeter weiter nach unten rutscht. Sie meinen, dass das gut ist, weil man den Fortschritt ja sehen kann und kein Geburtsstillstand der Fall ist.
5. Positionswechsel – noch 53 Minuten bis zur Geburt
Um 17:10 Uhr sollte ich erneut die Position wechseln – diesmal in Hockposition meinem Partner zugewandt.
6. Weiterer Positionswechsel – noch 43 Minuten bis zur Geburt im Geburtshaus
Nochmals sollte ich um 17:20 Uhr die Position in der Seitenlage einnehmen. Der Kopf des Babys ist schon fast zu sehen. In einer etwas längeren Wehenpause von ca. ein bis zwei Minuten verrät mein Freund der Hebamme, dass er glaube, es sei ein Junge. Sie sagte ihm, dass sie es auch schon am CTG vermutet hat. Wir wollten vorher nicht wissen, ob es ein Junge oder Mädchen wird, deshalb war die Geburt im Geburtshaus umso spannender. 😉
7. Positionswechsel mit Akkupunktur – noch 33 Minuten bis zur Geburt
Um 17:30 Uhr ging ich dann zurück in die Hocke und bekam für die Entspannungsphasen ein Kissen zum drauf sitzen. Während dieser Phase setzte mir die zweite Hebamme eine Akupunkturnadel direkt am Damm, um nochmals einem Dammriss entgegenzuwirken. Es tat überhaupt nicht weh und war übrigens meine erste Erfahrung mit Akupunktur. Eine Dammmassage habe ich vorher gar nicht gemacht, da ich nicht wirklich daran glaube, dass deshalb der Damm nicht reißen soll. Während der Geburt im Geburtshaus fand ich diese Dammvorsorgen der Hebammen jedoch ganz beruhigend.
8. Positionswechsel mit langen Pressphasen – noch 23 Minuten bis zur Geburt
17:40 Uhr – so langsam hatte ich die Hoffnung aufgegeben und dachte, nun geht es bestimmt noch mehrere Stunden so weiter. Ich glaubte nicht mehr daran, dass ich es schaffe und fühlte mich, wie kurz vor einer Ohnmacht. In jeder Wehenpause fragte ich die Hebammen, wie lange es denn noch dauert. Natürlich konnten sie mir darauf keine befriedigende Antwort geben – das frustrierte mich noch mehr. Mein Freund versuchte mich zwischendurch wieder aufzubauen und ermutigte mich mit lieben Worten. Ich sollte nun verschiedenste Hockpositionen ausprobieren, unter anderem eine seitliche Hockposition und solange pressen, bis die Hebammen „weiteratmen“ sagt. Ich presste und presste und presste, aber keiner sagte „weiteratmen“! Sehr witzig – so lange konnte ich überhaupt nicht pressen ohne zu atmen. Mir fehlte einfach die Kraft. Der Kopf war nun endlich sichtbar und ich dachte bloß: „Bald ist es geschafft – einfach weitermachen.
Millimeterarbeit – noch 13 Minuten bis zur Geburt
17:50 Uhr – nun wollte ich das Baby einfach nur raus aus mir haben. Ich schrie verzweifelt: „Nun komm endlich raus!“ Aber es wollte einfach nicht klappen. Die Hebammen sagten mir, dass der Kopf schon halb draußen ist und bieten mir an, es im Spiegel sehen zu können. Ich wollte es nicht sehen – ich weiß allerdings nicht mehr genau warum nicht. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, als daran, es einfach hinter mir zu haben. Laut der Hebammen senkte sich der Kopf immer noch Millimeter für Millimeter. Es fühlte sich allerdings für mich so an, als ob der Kopf schon draußen wäre. Deshalb wollte ich dann doch mal mit der Hand fühlen, weil ich es mir nicht vorstellen konnte, warum es nicht einfach sofort raus kommt. Mit der Hand fühlte ich dann den Kopf meines Babys und war überrascht, wie es sich anfühlte – ganz anders als ich gedacht hätte. Irgendwie weich und flauschig.
Endspurt – noch 3 Minuten bis zur Geburt
Es war nun schon 18 Uhr und ich sollte nochmals die Hockposition beim Partner einhängend einnehmen. Das war jedes Mal sehr anstrengend für meinen Freund, der fast mein ganzes Gewicht so tragen musste.
Das große Finale – Meine natürliche Geburt
Die Hebammen berieten sich gerade, welche Hockposition sie mir als nächstes raten können, als ich nach einer Wehe einfach entschied, weiterzupressen anstatt zu entspannen – und dann passierte es. Unerwarteterweise war das eigentliche Herauspressen des Kopfes das, was am wenigsten weh tat. Die Wehen waren hundert Mal schlimmer im Vergleich dazu. Ich fühlte, wie oberhalb etwas leicht einriß, aber der Damm blieb komplett heil. Unser Baby erblickte um 18:03 Uhr das Licht der Welt und fing sofort an zu schreien. Die Henammen fingen es behutsam auf und legten das Baby sofort in meine Arme. Eine riesen Erleichterung fiel von mir ab und ich konnte nach diesem ewiglangen Marathon endlich wieder entspannen und vor allem nun – unser Kind bewundern. Und mein Freund und die Hebamme hatte wirklich recht – es ist ein Junge geworden!
Die Nabelschnur & die Nachgeburt
Ungefähr 18:10 Uhr hörte die Nabelschnur auf zu pulsieren und die Hebamme fragt uns, wer die Nabelschnur durchschneiden möchte. Da wir beide nicht heiraten möchten, wollten wir – wie bei dem gemeinsamen Anschneiden der Hochzeitstorte – die Nabelschnur gemeinsam durchschneiden. Zusammen hielten wir die Schere und schnitten die Nabelschnur durch. Eine der beiden Hebammen drückt mir auf den Bauch, um die Plazenta richtig herauszubekommen. Das tut noch etwas weh, aber zum Vergleich zu den Wehen eigentlich gar nicht. Die Plazenta kommt raus und wird begutachtet, ob alles dran ist. Wir werden gefragt, ob wir sie behalten wollen – ja. „Na dann müsst ihr sie erst mal zu Hause einfrieren bis ihr wisst, was ihr damit machen wollt“, wird uns von den beiden empfohlen.
Das Nachkuscheln zu dritt – 30 Minuten nach der Geburt im Geburtshaus
Wir legten uns zu dritt ins Bett und mein Freund konnte nun auch unser Baby oberkörperfrei auf seine Brust legen. Ich lag daneben, wurde noch kurz versorgt von den Hebammen und bekam danach beim ersten Stillen eine kleine Hilfestellung. Nun konnten wir zu dritt alleine im Zimmer etwa 1 ½ Stunden kuscheln, während im anderem Zimmer noch die andere Geburt im Gange war. Wir redeten, kuschelten und bewunderten unseren Sohn. 🙂
Der Aufbruch – 2 Stunden nach der Geburt im Geburtshaus
Gegen 20 Uhr kamen beide Hebammen zum Aufräumen, Saubermachen und Sachenpacken wieder rein. Die Wanne wurde wieder sauber gemacht und mein Freund durfte ganz alleine unser Baby das erste Mal für den Nachhauseweg anziehen. Die Hebamme half mir zur Toilette und ich merke, wie es brennt. Ich solle zu Hause mit Kamillentee spülen während des Wasserlassens – das hilft die kleine Risswunde schnell wieder zu heilen. Als ich noch etwas so da sitze und was trinke, wurde mir mit einem Mal sehr schwindelig und fast Schwarz vor Augen. Ich rief um Hilfe und die Hebammen kamen schnell und legten mich wieder ins Bett. Sie hielten meine Beine nach oben und ich bekam unsere mitgebrachten Kekse – von denen mir während der Wehen so übel wurde – zum Essen und viel Wasser zu trinken. Klar ich hatte nichts gegessen und kaum etwas getrunken. Wir bekamen einen Kindersitz fürs Auto geliehen und unser 51 cm langes und 3250 g schweres Baby wurde schon mal angeschnallt. Mein Freund und ich packten den Rest unserer Sachen zusammen – wobei ich eigentlich nur mit „Beinen hoch“ daneben sitzen konnte.
Die Rückfahrt – 2 ½ Stunden nach der Geburt
Die Hebamme rief uns ein Taxi, das innerhalb von drei Minuten da war und half uns beim Runtertragen. Wir bedanken uns ganz herzlich bei unserer Hebamme für die großartige Betreuung und stiegen dann ins Taxi. Da wir im 4. OG ohne Aufzug wohnen, fragten wir den Taxifahrer, ob er uns beim Hochtragen hilft. Zum Glück half er uns beim Tragen des Geburtskoffers und mein Freund konnte somit das Baby tragen, denn ich konnte mich nämlich gerade so selbst nach oben bringen geschweige denn noch etwas anderes tragen.
Zu Hause zu dritt – 2 Stunden und 45 Minuten nach der Geburt
Um 20:45 Uhr kamen wir in unserer Wohnung an. Im Augenblick des Türöffnens klingelte auch schon das Telefon – meine Eltern. Während ich telefonierte, bereitete mein Freund schnell etwas zu Essen vor, denn das war nun übernötig. Das Baby schlief in dieser Zeit noch seelenruhig in der Babyschale. Direkt nach dem Essen versuchten wir alle zu schlafen und legten unser Baby zwischen uns ins Bett. Da ich so viel Fruchtwasser hatte, spuckte das Baby nachts noch viel Fruchtwasser, das es verschluckt hatte, aus und konnte deshalb leider nicht wirklich viel schlafen. Insgesamt war es jedoch eine wunderschöne erste Nacht mit unserem ersten Baby.
Meine Geburt im Geburtshaus – Statements
Mein persönliches Fazit:
„Ich habe mich wirklich sehr intensiv auf die natürliche Geburt im Geburtshaus vorbereitet. Während der Schwangerschaft mich gesund ernährt, regelmäßig Schwangerschaftsyoga praktiziert, geburtsvorbereitende Hypnose angewandt, mich über den normalen Geburtsablauf und den Geburtsort sehr gut informiert, mit meinem Partner einen Geburtsvorbereitungskurs besucht, Gespräche mit dem Baby im Bauch geführt, für relativ häufige Entspannung gesorgt und vieles mehr. All das hat mir sehr während der einzelnen Geburtsphasen geholfen, einen klaren Kopf zu bewahren – die meiste Zeit zumindest. Am schlimmsten sind mit Abstand die Dinge, die unerwartet eintreten, wie bei mir z. B. sehr kurze oder keine Pausen zwischen den Wehen. Darauf kann man sich schlecht vorbereiten und vielleicht ist es in manchen Fällen auch besser so, dass man es vorher nicht weiß. Schwierig fand ich auch die Ungewissheit darüber, wie lange es noch dauert. Ich war teilweise schon sehr ungeduldig und konnte nicht gut damit umgehen.
Insgesamt betrachtet, hätte ich mir die natürliche Geburt im Geburtshaus ehrlich gesagt etwas einfacher vorgestellt und ich frage mich, wie es mir wohl ergangen wäre, wenn ich die ganzen Vorbereitungen nicht gemacht hätte. Und ohne die beiden erfahrenen Hebammen und meinen verständnisvollen Partner hätte ich es wohl nicht geschafft. Allem in allem bin ich froh und erstaunt darüber, wie gut mein Körper die natürliche Geburt überstanden hat und kann nur allen Frauen Mut machen, ihrem Körper zu vertrauen. Der eigene Körper weiß am besten, wie und wie lange die Geburt verlaufen sollte, um sich selbst zu schützen!“
Statement von meinem Freund zur Geburt:
„Es war schon eine sehr lange Geburt und am Anfang war es gar nicht so einfach, in die Rolle des Begleiters hineinzufinden. Man sieht seine Partnerin ungern in einer Situation, in der sie Schmerzen hat. Es waren allerdings andere Schmerzen – das merkt man auch als Partner. Am schwierigsten war es, kurz nachdem Anne aus der Wanne kam und ihr die Wehen keine Pause ließen.
Paragliding hat mir bei der Geburtsvorbereitung geholfen
Retrospektiv betrachtet würde ich sagen, dass ich ohne „Paragliding als Geburtsvorbereitung für Männer” nicht so ruhig geblieben wäre. Im letzten Drittel – der Pressphase – habe ich alle Schwangerschaftsyoga-Stunden, die ich mit Anne im Vorfeld gemacht habe, gebraucht. Hätte ich gewusst, dass die Geburtspositionen auch für mich so anstrengend sein können, hätte ich noch mehr Krafttraining und Yoga vorher gemacht. Ich denke, dass es kein Zufall war, dass Anne eine natürliche Geburt im Geburtshaus geschafft hat. Sie hatte mit dem Geburtshaus den richtigen Geburtsort, mit der Schwangerschaftshypnose die richtige mentale und mit dem Schwangerschaftsyoga die richtige körperliche Vorbereitung.
Vorsorge bei den Hebammen besser
Ein wichtiger Schritt war hier auch, die Vorsorge nicht mehr beim Frauenarzt, sondern nur im Geburtshaus durchzuführen. Erstens kannte man die Geburtsräume und die Hebammen dadurch besser. Zweitens musste man sich nicht bei jeder Vorsorge neue Gründe anhören, warum man nicht ins Geburtshaus gehen kann und welche Risiken jetzt wieder sein könnten. Denn ich denke, dass die Ärzte hier auch sehr gut eine problematische Geburt suggerieren können – gerade bei Erstgebärenden.
Den größten Anteil an dem gutem Verlauf der Geburt im Geburtshaus hatten allerdings die zwei erstklassigen Hebammen, die immer Rat wussten und wenn es wichtig war, zur Stelle waren. Im Krankenhaus, wo die Hebammen je nach Schicht wechseln, wäre so eine Betreuung nicht möglich gewesen. Aus diesem Grund würde ich mich wieder für das Geburtshaus als Geburtsort entscheiden.“