Gerald Hüther hat mein Leben verändert – Katharina Walter im Interview

Katharina WalterKatharina Walter ist Onlineunternehmerin und reist heute mit ihren drei Kindern um die Welt. Warum Gerald Hüther ihr Leben veränderte, verrät sie im Interview.

Liebe Katharina Walter, kannst du dich unseren LeserInnen kurz vorstellen warum bist du online aktiv?

Gerne. Ich bin Katharina Walter, Mutter dreier Freilernerkinder und inaktive Lehrerin, Inaktiv daher, weil wir uns entschieden haben, aus dem Hamsterrad auszusteigen und die Kinder frei lernen zu lassen. Ich bin Bloggerin bei Celebrate Being, YouTuberin und Kongressveranstalterin und habe gemeinsam mit Mary Mattiolo den Family Campus ins Leben gerufen, eine Plattform für Menschen, die mit Kindern leben und lernen und den Weg von Erziehung in Beziehung gehen möchten für ein friedvolles Miteinander. Wir sind also als digitale Nomadenfamilie unterwegs in den Ländern dieser Erde und lernen mit und vom Leben.

Du hast früher mal dem System gefolgt und hast deine Kinder in die Kita gegeben und warst sogar Lehrerin. Wann kam bei dir der Sinneswandel – alles anders zu machen – deinen Job aufzugeben und deine Kinder 100% selbst zu betreuen?

Nun, das war ein Prozess. Ich habe immer gern mit Kindern Zeit verbracht, mit ihnen gelernt und mich in diesem System als „Andersdenkende“ oft schwer getan. Aber ich sah mich auch ein wenig als Stütze der Kinder, die eben in die Schule mussten. Als ich selbst Mutter wurde, wurden mir meine Kinder und deren Umgebung natürlich zunehmend wichtig und ich konnte mich, je stärker ich in das Leben, die Beziehung zu ihnen eintauchte, nicht mehr mit dem Lehrerberuf identifizieren, wurde immer kritischer, las viel, noch mehr als ohnehin schon, Gerald Hüther wurde einer meiner Leuchten am Horizont. Ich fragte mich, was ich denn tun könnte, um ein Einkommen zu generieren, und den Kindern ein freies Leben und Lernen ermöglichen zu können. Ich suchte und fand nichts. Zunächst. Dann kam die Business School von Ka Sundance in mein Leben und der Klick auf „Ja, ich will dabei sein“ veränderte mein Leben. Plötzlich konnte ich all das loslassen, was mich so lange gefangen hielt und mich einlassen auf mein Innerstes. Ich entdeckte meine Stärken, mein Herzensthema, meine Berufung und startete den Blog, den YouTube Kanal und schließlich auch den Kongress, der mein Leben erneut umkrempelte. Plötzlich waren da 8500 Menschen, die sich mehr wünschten, es kamen Anfragen für Begleitung und Coachings, ich gründete den Family Campus, durfte in vielen Kongressen zu meinem Thema sprechen und so ging die Reise immer weiter und ich sah eine Chance, das alte Leben zurück zu lassen und uns ein Leben in Freiheit zu ermöglichen. Dass ich dafür Altes loslassen und mich einlassen musste auf ein Abenteuer, war mir bewusst. Dass es sich so großartig anfühlen würde, den ersten Schritt zu tun und darauf zu vertrauen, dass das Leben mitspielt, konnte ich vorher kaum erahnen.

Wie hat dein Mann und dein Umfeld darauf reagiert, dass du deine Kinder nun nicht in die Kita und wahrscheinlich auch nicht in die Schule schicken wirst?

Mein Mann ist ein sehr stark an die Heimat gebundener Mensch, er liebt sein Hamsterrad und ist ein wenig „Erziehung hat mir doch auch nicht geschadet“ unterwegs. Das erschwert natürlich einiges in unserem Miteinander und in der Familie, aber es ist auch immer Möglichkeit, zu wachsen und sich selbst kennenzulernen durch den Spiegel des anderen. Mein Umfeld fand es spannend, mutig und ein wenig verrückt, einige belächelten es und die Meisten konnten es einfach nicht glauben, dass ich es wahrmachen würde. Jetzt sind wir seit 8 Monaten unterwegs und es ist immer wieder eine Freude, Freunde wiederzusehen, sich auszutauschen und ich denke, dass die meisten mittlerweile gut damit klar kommen, dass wir nicht dauerhaft verfügbar sind in Deutschland. Ich konnte jede Reaktion verstehen, von „Wow, das macht ihr echt?“ bis hin zu „Dann geht doch, so was Bescheuertes!“ und Beziehungen haben sich dadurch verändert, aufgelöst und verstärkt. Mit meinem Mann geht die Reise der Findung weiter, denn Mal um Mal kommen wir da an neue Herausforderungen und müssen wir erneut hineinspüren, was das Leben mit uns macht. Ein Abenteuer eben.

Wie organisierst du dir heute deinen Tag, um genug Zeit für die Kinder aber auch für deine Projekte zu haben?

Ich bin ein Nightworker und abends am Kreativsten. Das heißt, der Tag gehört den Kindern und mir, ich sitze nur in hektischen Zeiten mal am Tag am Rechner, also wenn ein Kongress läuft oder ein Launch ansteht. Ansonsten arbeite ich, wenn die Kinder schlafen ab ca. 21h abends für 4-5 Stunden und dann falle ich müde ins Bett.

Du hast mal ein sehr interessantes Buch über das ABC der Beziehung zum Kind geschrieben. Was ist dir in Bezug auf die Beziehung zum Kind das wichtigste – was möchtest du unbedingt an die Welt weitergeben?

Das Wichtigste ist mir denke ich, dass wir erkennen, dass Kinder Frieden sind. Sie sind das, was wir an vollkommener Liebe empfangen, wenn sie geboren werden (und auch bereits vorher). Sie dürfen unser Spiegel und Kompass sein, zeigen uns, wer wir wirklich sind und eröffnen uns Türen und Möglichkeiten, mit uns selbst aufzuräumen, wieder wir selbst zu werden, uns zu erkennen, zu erinnern, wer wir eigentlich sind, hinter unseren Glaubenssätzen und Erziehungsmustern. Wenn wir uns trauen, in gleichwürdige Beziehung zu gehen, neugierig zu bleiben, Aufs und Abs bewertungsfrei im Miteinander zu meistern und jeden Menschen, ob groß oder klein, so sein zu lassen, wie er ist, werden wir den ersten Schritt zu unserem inneren und damit auch zu äußerem Frieden gehen, den wir uns alle so sehnlichst wünschen.

Ein sehr interessantes Video von dir handelte vom Thema JA sagen, warum sagen wir so oft NEIN zu unseren Kindern. Und was können wir tun, um mehr JA zu sagen und was verändert sich dadurch bei unseren Kindern?

Ich meinte damals mit dem „Ja-sagen“ nicht, dass wir Kindern immer Recht geben oder sie gar alles machen lassen sollten à la laissez-faire, sondern dass wir heute stark dazu tedieren, Kindern nicht zu vertrauen und ihnen erst einmal zu sagen, dass sie etwas nicht dürfen, nicht können, nicht brauchen usw. Das halte ich für falsch, da Kinder kompetent auf diese Erde kommen und in unserer Begleitung in vielen Bereichen zu unglaublichen Dingen fähig sind und es wären, würden wir sie ausprobieren und sich selbst entdecken lassen. Ein Nein, um meine persönliche Grenze zu wahren, empfinde ich als wichtig und das sollten Kinder wie Erwachsene gleichermaßen imstande sein, zu äußern. Eine Ja-Umgebung bedeutet für mich aber, dass ich das Kind in einer Ganzheitlichkeit sehe und es nicht durch meine Machtposition forme, bewerte und durch „Neins“ klein oder unmündig halte, es hemme oder seine Entwicklung in mir passenden Wegen beeinflusse.

Der berühmte Neurowissenschaftler Gerald Hüther sagt: Loben ist genauso schlimm wie Bestrafung. Wie siehst du das – und was sollte man ansonsten tun – um Konfliktsituationen mit Kindern zu meistern?

Gerald Hüther meint damit, dass Bewertung, egal ob positiv oder negativ, immer Bewertung des Handelns eines Kindes sind und das Kind dahinter sich nicht gesehen, sondern eben bewertet fühlt. Wichtig ist aber, dass das Kind sich wahrgenommen und gesehen fühlt und nicht in dem, wie es ist oder was es tut, bewertet oder gar verurteilt wird. Insofern empfinde ich ebenfalls Lob und Strafe als Erziehungsmittel, die ein Kind dazu bewegen sollen, etwas entweder zu tun (zu verstärken) oder zu unterlassen und das kann nicht in einer gleichwürdigen Beziehung stattfinden. Jede Bewertung eines Verhaltens beeinflusst das Kind und macht es falsch, so wie es ist. Das ist nicht mein Verständnis von Gleichwürdigkeit. Zu sagen: „Wow, ich freue mich gerade echt, dass Du mir geholfen hast, das erspart mir viel Zeit“, ist etwas anderes als zu sagen „Das ist aber lieb, dass Du mir hilfst“, oder „Das hast Du aber toll gemacht!“ Zweiteres suggeriert es, dass das Kind nicht lieb wäre, würde es nicht helfen und Letzteres bewertet die Handlung des Kindes, woraufhin es, wenn es eine positive Rückmeldung der Eltern haben möchte, verstärkt durch das Lob, wieder derart handeln wird. Es ist einfach eine Beeinflussung, die nicht natürlich ist und das Kind „formt“. Dass ich da bei mir bleibe und ausdrücke, wenn ich mich über etwas freue, empfinde ich als eine stimmigere Alternative zum Lob.

Konfliktsituationen meistere ich daher so, dass ich bei mir bleibe und schaue, welches Bedürfnis liegt denn hinter dem, was das Kind da gerade sagt oder tut. Kinder kooperieren immer, sie wollen uns nie schaden. Wenn sie also etwas tun, das in unseren Augen „daneben“ ist, dürfen wir uns fragen, was sie uns eigentlich dadurch signalisieren möchten, Was fehlt ihnen gerade, wo können wir präsenter sein, was ist das Thema hinter der Handlung. Wenn wir dann da hin schauen, können wir das Bedürfnis des Kindes meist erkennen und den Konflikt akzeptieren, ohne ihn immer lösen zu müssen. In Beziehung lebt es sich immer mal mit unterschiedlichen Meinungen und Bedürfnissen, insofern sind Konflikte wertvoll, um sich aneinander zu orientieren und gemeinsame Wege zum Wachsen zu finden und zu erkunden. Ziel ist es nicht in meinen Augen, Konflikten aus dem Weg zu gehen oder sie zu vermeiden, was ohnehin nicht funktioniert in Beziehungen, sondern sie anzuerkennen und daraus für jeden Beteiligten einen gesunden Weg zu finden, wieder zu sich selbst zu kommen

Du reist ja nun allein mit deinen Kindern um die Welt. Was gefällt dir am Reisen am meisten, welche Orte möchtest du mit deinen Kindern unbedingt besuchen?

Am Meisten genieße ich die Zeitlosigkeit, die Freiheit, jeden Tag aufs Neue entscheiden zu können, wohin es uns trägt. Wir erleben so viel mehr „Leben“ in dieser gewählten Freiheit, Unterwegssein bedeutet für mich Ankommen. Bei mir, in dieser Beziehung zu den Kindern, im Leben. Die Lebendigkeit, die ich durch das Unterwegssein spüre, die Abenteuer, das Spontane, das Ungeplante… ich denke, das sind die wesentlichen Dinge, die mich glücklich machen daran. Und natürlich die Möglichkeit, all das Wundervolle da draußen mit den Kindern zu teilen und viele neue Menschen kennenzulernen. Orte kann ich gar nicht genau benennen, wir schauen immer, wohin es uns gerade treibt, was uns aktuell interessiert. Die Kinder sind sehr wasserverliebt und so zieht es uns meist ans Meer oder an Seen und Flüsse. Sie wollen unbedingt einmal Wale in Freiheit beobachten und so werden wir Orte aufsuchen, an denen das möglich ist, die interessieren sich für Gesteine und Mineralien, also zieht es uns in Bergregionen, wo wir dazu Museen und Orte besuchen, in Bergwerke fahren können… es verändert sich und so auch unsere Reiseziele.

Wie regelst du es, dass dein Partner, der ja in Deutschland ist – trotzdem eine gute Beziehung zu seinen Kindern hat?

Ich denke, dass ich das nicht regeln kann. Die Beziehung zu Menschen verändert sich und sicher hat auch die räumliche Distanz einen gewissen Einfluss auf die Beziehung der Kinder zum Papa. Keinen negativen allerdings. Sie freuen sich vor, wenn sie wissen, dass er anreist oder wir nach Deutschland kommen, sie halten Kontakt über Skype oder Telefon und haben kein Gefühl des Mangels, da sie in der Fülle leben. Im Herzen tragen sie ihn immer bei sich und so verspüren sie da kein „Vermissen“ oder nur ganz selten, wenn sie sich eine Tobe-Einheit wünschen, die sie mit dem Papa umsetzen besser können als ich das bieten kann. Sie haben so auch immer etwas zu erzählen, teilen sich ganz anders mit und die Beziehung basiert nicht auf räumlichem Zusammensein, sondern in erster Linie auf einer Verbundenheit in Liebe, die sie immer haben (werden).

Du organisierst ja nun den zweiten Beziehung statt Erziehungskongress. Für wen und warum lohnt es sich teilzunehmen – was erwartet mich dort?

Der Kongress ist für alle Menschen, die mit sich selbst und Kindern in Beziehung leben (möchten). Es geht um unser inneres Kind, die Beziehung zu uns selbst, unser Ich, genauso wie um die Beziehung nach außen, zu den Kindern, mit denen wir leben. Es erwarten die TeilnehmerInnen: spannende Interviews von 28 Experten zu allen erdenklichen Themenbereichen rund um Beziehung statt Erziehung, 10 Gespräche mit Menschen, die ich interviewt habe, weil sie beim letzten Mal dabei waren, oder in diesem Thema zuhause sind und die reflektieren, was die Auseinandersetzung mit dem Thema mit ihnen gemacht hat. Außerdem gibt es live Webinare, in denen die TeilnehmerInnen mit SprecherInnen in direkten Austausch gehen und Fragen stellen können sowie eine Impulswoche zur frühen Bindung, da dort ja Beziehung ihren Ursprung hat.

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