Kann man mit dem femSense Patch den Eisprung bestimmen? Ich habe das Pflaster getestet und teile mit dir meine femSense Erfahrungen aus zwei Zyklen.
Viele Frauen messen während ihrer Kinderwunschzeit ihre Körpertemperatur, um den Eisprung zu ermitteln. Sie erhoffen sich davon, dass sie durch Sex zum optimalen Zeitpunkt schneller und leichter schwanger werden können. Jedoch finden die meisten Frauen die Temperaturmessung mit der Zeit als anstrengend und aufwändig. Aus diesem Grund hat die Firma femSense ein Pflaster entwickelt, das die Körpertemperatur über die Haut unter den Achseln misst. Während der Tage mit aufgeklebtem Pflaster kann man die Daten vom Pflaster mit dem Smartphone via NFC auslesen und in einer App übertragen. Die App ermittelt auf Basis der Temperaturmethode mit einem unbekannten Algorithmus, wann der Eisprung stattgefunden hat. Auf diese Weise kann eine Frau den Eisprung ermitteln und eventuell schneller natürlich schwanger werden. Doch wie gut funktioniert die Eisprung-Anzeige vom femSense im Vergleich zur NFP Methode? Ich habe das Fruchtbarkeitspflaster für zwei Zyklen getestet und teile mit dir meine femSense Erfahrung.
Wie funktioniert das femSense Pflaster?
Im Prinzip funktioniert das femSense Pflaster in drei einfachen Schritten, die ich dir nun kurz erläutern möchte!
#1 Lade die femSense App im App Store herunter
Zuerst habe ich die femSense App im AppStore heruntergeladen. Bei Google Play gibt es natürlich auch für Android Geräte eine femSense App. Anschließend muss man sich registrieren und dabei vor allem Fragen zum Zyklus beantworten. Hierbei setzt die femSense App voraus, dass man weiß, wann die durchschnittliche Zykluslänge und der Tag der letzten Menstruation war. Aus diesen Daten berechnet die App den Startzeitpunkt für das Aufkleben des Pflasters. Ich empfehle also jeder Frau, vor der Anwendung des femSense Pflasters einen Menstruationskalender für Profis zu führen.
#2 Pflaster aufkleben
Die femSense App zeigt dir genau an, wann und wie du das Pflaster (Patch) anbringen musst, um die Messung der Körpertemperatur im Zyklus vorzunehmen. In den meisten Fällen wird das Pflaster maximal sieben Tage lang im Zyklus getragen. Die Messung der Körpertemperatur erfolgt hier automatisch bei Tag und Nacht. Laut Beipackzettel soll man den femSense Patch etwa zweimal täglich auslesen. Ich persönlich habe dies immer vormittags einmal und abends vor dem Schlafengehen gemacht. Das hat sehr gut funktioniert.
#3 Eisprung bestimmen anhand der Körpertemperatur
Kurz nach dem Eisprung kommt es zum Anstieg der Basaltemperatur. Diesen Temperaturanstieg versucht die App anhand der vom Pflaster gemessenen Temperaturdaten zu bestimmen. Anhand eines unbekannten Algorithmus, der auf Basis der Temperaturmethode basiert, gibt das femSense den Eisprungtag aus. Auf diese Weise kann man, ähnlich wie beim Ovulationstest, den Zeitpunkt des optimalen Verkehrs zum Schwangerwerden im Zyklus planen.
Wie gut ist die Eisprung-Anzeige vom femSense Pflaster?
Natürlich ist es hier entscheidend, wie gut die femSense Eisprung-Anzeige funktioniert. Hierzu wurde eine Studie mit 93 Frauen durchgeführt, die ihren Eisprung für drei Zyklen sowohl via Ultraschall beim Frauenarzt, via LH-Test und mit dem femSense bestimmten.
femSense konnte in 57 % der Zyklen den Eisprungtag sicher bestimmen
Im Ergebnis konnte der Eisprung zu 100 % sicher via Ultraschall bestimmt werden. Jedoch konnte mit dem femSense nur zu 57 % der Eisprung auf plus minus einen Tag genau bestimmt werden. Die LH-Tests schnitten interessanterweise noch schlechter als femSense in dieser Studie ab. Dies ist jedoch entscheidend, da eine Eizelle nur bis zu 24 Stunden nach dem Eisprung befruchtungsfähig ist. Würde das femSense beispielsweise erst zwei Tage nach dem realen Eisprung die Ovulation anzeigen, dann wäre es zu spät und man könnte nicht mehr natürlich schwanger werden.
Temperaturmessung über die Haut ist möglicherweise nicht genau genug
Die Temperaturmessung über Haut ist zwar angenehm und praktisch, aber vermutlich nicht genau genug, um die fruchtbaren Tage einzugrenzen. Die meisten Infrarotthermometer haben nur eine Genauigkeit der Temperaturmessung von 0,2 bis 0,3 °C. Benötigt werden jedoch eigentlich mindestens 0,05 °C Messgenauigkeit. Folglich könnte die Art der Temperaturmessung ein Problem sein. Besser ist es vaginal, rektal oder oral seine Basaltemperatur zu messen, wie es bei der NFP Methode Vorschrift ist. Allerdings wird die Messung mit dem Pflaster ja nicht punktuell gemessen, sondern ganz oft am Tag und in der Nacht. Deshalb ist es schon ein wenig anders als mit einem Infrarotthermometer einmal am Tag zu messen.
Temperatur steigt erst nach dem Eisprung
Ein weiteres Problem ist, dass die Basaltemperatur erst nach dem Eisprung ansteigt. Folglich wird das femSense dazu neigen, erst kurz nach dem Eisprung die Ovulation anzuzeigen. Dies ist problematisch, weil den Frauen dann nur wenig Zeit bleibt, um durch Sex in diesem Zyklus schwanger zu werden. Hier ist es besser, innerhalb des Zyklus zusätzlich den Zervixschleim zu beobachten, weil dieser sich markant vor dem Eisprung verändert. Meist ist hier der Wassergehalt so hoch, dass man transparenten und spinnbaren Schleim beobachten kann.
Meine femSense Erfahrungen
Dass das femSense Pflaster in einer Studie untersucht wurde, ist zwar schön, trotzdem bilde ich mir zusätzlich immer unabhängig von Studien meine Meinung. Aus diesem Grund habe ich für zwei Zyklen sowohl mit dem femSense als auch mit der NFP Methode den Eisprung bestimmt. Auf diese Weise kann ich die Eisprung-Anzeige auch ganz gut beurteilen, weil die NFP Methode den Eisprung sehr sicher bestimmen kann.
Vergleich mit der NFP Methode
Bei der NFP Methode bestimmt man den Eisprung anhand der Beobachtung der Körpertemperatur und Zervixschleim im Zyklus. Die gemessene Temperatur und die Zervixschleimqualität werden zusammen in einem Zyklusblatt eingetragen. Anschließend kann man aus der Temperaturkurve und dem Schleimverlauf den Eisprung zu 91 % sicher bis auf vier Tage genau eingrenzen.
Zyklus 1 – Eisprung bestimmen mit femSense und NFP
Mein Zyklus begann mit der Periodenblutung am 16. September 2022 und endete einen Tag vor der nächsten Periode am 12. Oktober 2022. Folglich ist mein Zyklus genau 27 Tage lang gewesen. Mit der NFP Methode konnte ich meinen Eisprung zu 91 % sicher im Zeitraum vom 14. bis 17. Zyklustag eingrenzen (grün markiert). Das femSense zeigte mir den Eisprung am 14. Zyklustag an und lag somit in dem Zeitraum, wo der Eisprung mit hoher Wahrscheinlichkeit stattgefunden hat. Laut NFP war der Eisprung in diesem Zyklus am wahrscheinlichsten am 15. Zyklustag (einen Tag vor dem Temperaturanstieg), also einen Tag später als das Pflaster es mir anzeigte. Am 14. Zyklustag zeigte interessanterweise auch der PreSense Ovulationstest, den ich am selben Tag durchgeführt habe, positiv an. Somit gehe ich davon aus, dass das femSense in diesem Zyklus einen sehr guten Job gemacht hat und mir den Eisprung rechtzeitig angezeigt hat. Bereits am vierten Tag mit dem Pflaster wurde mein Eisprung schon morgens erkannt und ich konnte das Pflaster wieder entfernen.
Zyklus 2 – Eisprung ermitteln mit femSense Pflaster und NFP
Der zweite Zyklus startete am 13. Oktober 2022 und endete einen Tag vor der nächsten Periode am 8. November 2022. Somit war auch dieser Zyklus wieder 27 Tage lang. Mit der NFP Methode konnte ich den Eisprung zu 91 % sicher vom 15. bis 18. Zyklustag eingrenzen. Das femSense zeigte mir hier am 17. Zyklustag den Eisprung an. Somit lag der ermittelte Eisprung auch hier in dem von der NFP Methode vorhergesagten Zeitraum. Allerdings zeigte mir das Pflaster den Eisprung diesmal am Tag der ersten Messung an, was schon etwas zu spät sein könnte. Diesmal musste ich das Pflaster auch sechs Tage lang tragen, was schon etwas unangenehm war.
Eisprung-Anzeige besser als erwartet, aber…
Hinsichtlich der Studie hätte das femSense statistisch nur in einem der beiden Zyklen den Eisprung richtig ermitteln müssen. Nun habe ich in beiden Zyklen den Eisprung mit dem femSense Pflaster ermitteln können. Im zweiten Zyklus wäre es trotzdem ein Problem gewesen, dass die Anzeige vom femSense immer erst einen Tag später sagt, dass der Eisprung gestern war. Somit weiß man eigentlich erst einen Tag später, was los ist. In diesem Fall hätte man Tag 18 erst gewusst, dass am Tag 17 der Eisprung war. Einen Tag nach der ersten höheren Messung findet der Eisprung nur mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit noch statt, sodass ich die Eisprung-Anzeige im zweiten Zyklus nicht so überzeugend finde.
Pflaster juckt und ist nicht angenehm zu tragen
Erstmal muss ich sagen, dass das größte Problem für mich war, dass es nicht sooo angenehm ist, das femSense Pflaster tagelang zu tragen. Ab ungefähr dem zweiten Tag mit aufgeklebtem Pflaster hat es gejuckt und war unangenehm zu tragen. Ebenso lebe ich auf den Kanaren, wo man auch mal gern schwimmen geht im Meer. Jedoch darf das Pflaster, wenn es aufgeklebt wird, nicht zu lang mit Wasser in Berührung kommen. Im ersten Zyklus musste ich das Pflaster nur vier Tage lang aufgeklebt lassen, was ich ok fand. Im zweiten Zyklus waren es jedoch schon sechs Tage, was ich schon als sehr unangenehm empfand. Auch nach dem Entfernen hat es noch einige Stunden leicht gejuckt und war etwas gerötet. Die Klebe-Reste des Pflasters gingen auch etwas schwierig zu entfernen, was die Haut zusätzlich gereizt hat.
Probleme bei langen Zyklen
Nun muss man wirklich sagen, dass ich, seit ich auf den Kanaren lebe, sehr regelmäßige Zyklen habe. Beide Zyklen waren exakt 27 Tage lang und entsprechend meiner durchschnittlichen Zykluslänge der letzten zwei Jahre. Dies ist natürlich optimal für das femSense Pflaster. Trotz gleicher Zykluslänge, war aber mein Eisprung nicht am gleichen Zyklustag. Ich hatte aber insgesamt einen relativ normalen Zyklus in der Testphase des Pflasters. Doch was machen Frauen mit PCOS, wo der Zyklus zwischen 40 und 100 Tagen schwanken kann und üblicherweise deutlich länger dauert. Diese Frauen werden aufgrund der hohen unregelmäßigen Zyklen ihre Schwierigkeiten haben, mit der durchschnittlichen Zykluslänge zu arbeiten. Die Wahrscheinlichkeit, dass hier das Pflaster zum falschen oder sehr ungünstigen Zeitpunkt aufgeklebt wird, ist groß. Somit sehe ich das femSense Pflaster eher für Frauen, die regelmäßige und nicht zu lange Zyklen haben, als Option an.
femSense Kosten – Lohnt sich der Kauf?
Nun kostet eine Packung mit drei *Femsense Pflaster aktuell um die 50 Euro (Stand November 2022), was im Idealfall für drei Zyklen hält. Der Verpackung ist kein guter Beipackzettel beigelegt, weshalb ich im ersten Zyklus das Pflaster zum falschen Zeitpunkt aufgeklebt habe und somit ein Pflaster leider umsonst verbraucht habe, also ohne den Eisprung damit verstellen zu können. Jedoch kann man festhalten, dass das femSense pro Anwendungszyklus etwa 16 bis 17 Euro (Stand November 2022) kostet. Hiermit ist es sogar noch preiswerter als der beste Ovulationstest der Welt, der Clearblue fortschrittlich und digital. Jedoch ist es deutlich teurer als die NFP Methode, welche einmalig ca. 30 bis 50 Euro in der Anschaffung kostet.
femSense hat schlechte Amazon Bewertungen
Ich war persönlich sehr erschrocken, dass das femSense auf Amazon nur mit etwa 3 von 5 Sternen bewertet wurde. Viele Frauen kritisieren, dass man die Temperaturkurve in der App nicht sehen kann und die Informationen nicht viel reichhaltiger als bei einem Ovulationstest sind, obwohl viele Daten von dem Pflaster aufgenommen werden. Die Frage ist auch, was wird mit den Daten eigentlich gemacht? Denn die App funktioniert nur im Online Modus und nicht offline. Als Nutzerin selbst sieht man ja keine Daten, die das Pflaster aufgenommen hat, außer wann der Eisprung war. Ebenso wird häufiger kritisiert, dass das Pflaster juckt und unangenehm zu tragen ist.
„Meine Frau war zu anfangs begeistert von dem Patch, allerdings hat sie eine Unverträglichkeit gegen den Kleber entwickelt, nach ein paar Stunden hat es gejuckt und wurde rot und dick. Seitdem nutzt meine Frau die nicht mehr.“ Jan-nikolas rusche, 23.06.2022
Entsorgung und neue Pflaster
Das femSense Pflaster ist nach seiner Benutzung Elektromüll. Sammelt man mindestens 6 Pflaster zusammen, kann man diese bei femSense einschicken und einen Gutschein zum Kauf eines neuen femSense Patch erhalten.
Fazit
Für Frauen, die einen regelmäßigen Zyklus haben und das femSense Pflaster auf der Haut vertragen, kann ich es nach meinen Testergebnissen in der Kinderwunschzeit empfehlen. Insgesamt sehe ich aber gerade bei den Frauen ab 35 mit unregelmäßigen, längeren Zyklen die femSense Anwendung sehr kritisch. Hier würde ich lieber zur NFP Methode greifen, welche wesentlich preiswerter ist und noch viel mehr wertvolle Informationen über den Zyklus bietet. Falls du dich für die NFP Methode interessiert, dann empfehle ich dir mein Kinderwunsch-Starter-Set. Hier bekommst du alle Informationen, was du brauchst, um sofort mit der NFP Methode durchzustarten.
Aus der App hätte man mehr machen können
Generell hätte man aus der femSense App mehr machen können, zum Beispiel die Temperaturkurve darzustellen, wäre jetzt kein Hit gewesen. Somit halte ich das femSense für ein innovatives Produkt mit viel Potenzial, das jedoch in der Praxis noch viel Luft nach oben hat.
Doch egal, ob du nun mit dem femSense Patch, Ovulationstests oder mit der NFP Methode deinen Eisprung bestimmst, ich wünsche dir von Herzen alles Gute auf deinem Weg zum Wunschkind.