Ist riechender Ausfluss normal? Wir zeigen, wie es dazu kommen kann, dass der Ausfluss riecht und was man zur Prophylaxe und Behandlung tun kann.
Unglaublich viele Frauen bemerken irgendwann im Leben mal, dass ihr Ausfluss unangenehm riecht. Sowie eine Frau im Urbia Forum im Jahr 2019, die schrieb:
„Huhu mein Sohn ist jetzt 1 Jahr alt und ich habe seit dem Wochenfluss noch keine Periode und die ganze Zeit eher wenig Ausfluss, aber seit ein paar Tagen vermehrten Ausfluss und der riecht fischig. Was kann das denn sein?”
Doch ist riechender Ausfluss ein Anzeichen für eine Erkrankung? Wir zeigen dir die häufigsten Ursachen von übel riechenden Ausfluss auf und was du vorbeugend und zur Behandlung tun kannst.
Riechender Ausfluss – die häufigsten Ursachen
Theoretisch bezeichnet man als Ausfluss, allgemein alle Flüssigkeiten, die aus der Vagina austreten. Normalerweise sind zum einen die saure Scheidenflüssigkeit, welche die Vagina vor Krankheitserregern wie Bakterien und Pilzen schützen, ein Bestandteil. Zum anderen gibt es den Zervixschleim, der sich zyklisch verändert und die Spermien ernährt und missgebildete Spermien herausfiltert. Zuletzt kommt es bei sexueller Erregung zur Bildung der vaginalen Lubrikation, welche eine Art natürliches Gleitgel ist, dass den Sex angenehmer macht. Hierzu muss man wissen, dass der normale Ausfluss meist geruchlos ist. Somit ist ein stark riechender Ausfluss schon ein Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt.
#1 Scheideninfektion
In der Vagina befinden sich viele Bakterien, die im Gleichgewicht deine Vagina vor Krankheiten schützen. Durch falsche Intimhygiene, Stress oder Medikamente kann es zu einem Ungleichgewicht in den Bakterienkulturen im Vaginalbereich kommen. Hierbei führt ein Überschuss an krankmachenden Bakterien in der Vagina zu einer Infektion. Häufig drückt sich eine Scheideninfektion mit starkem Juckreiz oder Brennen im Vaginalbereich in Kombination mit fischig riechenden Ausfluss aus.
#2 Scheidenpilz
Auch Pilze können die Vagina befallen und sich vermehren und eine Entzündung auslösen, die man als Scheidenpilz bezeichnet. Meist sind die typischen Symptome, dass man einen nach Brot oder Hefe riechenden, weißlich bis bröckeligen Ausfluss hat. Ebenso können Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Rötungen und Schwellung im Vaginalbereich sowie ein Jucken und Brennen der Vagina auftreten.
#3 Trichomoniasis
Eine Infektion mit Trichomonaden ist eine sexuell übertragbare Krankheit, bei der einzellige Parasiten die Schleimhäute in Harnröhre oder Vagina befallen. Typische Symptome dieser Parasiten-Infektion sind ein stark riechender Ausfluss, Jucken und Brennen sowie Schmerzen beim Wasserlassen.
Weitere Ursachen
In selten Fällen kann auch ein vergessener Tampon (faulig riechender Ausfluss), andere sexuell übertragbare Krankheiten (Tripper, Chlamydien) sowie Nebenwirkungen von Medikamente, Rauchen oder die Wechseljahre eine Ursache für riechenden Ausfluss sein. Sehr selten steckt Vaginalkrebs hinter dem riechendem Ausfluss, hier treten meist zusätzlich ungewöhnliche Zwischenblutungen und Schmerzen beim Sex auf.
Fünf biologische Naturgesetze
Die Theorie der fünf biologischen Naturgesetze (5bN) hat einen interessanten Ansatz für die Ursachen von Krankheiten. Die komplette Theorie hier zu erklären, würde den Rahmen des Artikels hier springen, aber ich versuche in Kurzform das Wichtigste zu formulieren. Laut der Theorie beginnen die (Krankheits-)Symptome direkt nach der Auflösung eines Konfliktes. Vor allem bei wiederkehrenden Symptomen ist allerdings die Vermutung nahe, dass der Konflikt zumindest nicht langfristig gelöst wurde. Somit macht es Sinn, sich den Konflikt näher anzuschauen. Speziell im Bereich der Vagina und generell im Intimbereich liegt laut den 5bN der Konflikt beim Thema sexuelle Frustration oder Revierverlust. Falls du einen Konflikt in diesem Bereich hattest oder hast, könntest du dich darum bemühen, diesen Konflikt aufzulösen beziehungsweise dafür zu sorgen, dass er nicht nochmal auftritt.
Psychosomatische Ursachen
Die Psychosomatik hat noch mal eine leicht andere Theorie als die 5bN. Aber dennoch finde ich es sehr interessant, sich diese Sichtweise auch noch dazu anzuschauen. Die Vulva steht hier allgemein sinnbildlich für das Thema Verletzlichkeit. Es könnte also das Thema sein, dass man Angst vor Verletzungen hat. Eventuell Angst vor dem Partner, mit dem man intim ist. Laut Rüdiger Dahlke ist es oft auch ein Konflikt mit dem Sexualpartner, dem unbewusste (sexuelle) Uneinigkeit oder auch offene Streits zu Grunde liegt. Auf der einen Seite könnte es sein, dass man sich unbewusst durch diese Pilzinfektion aus der Affäre ziehen möchte und auf banale Art und Weise den Sex umgehen kann, den man eventuell gerade nicht möchte oder nicht gut findet. Auf der anderen Seite kann es auch eine Art Abwehrreaktion oder Schutz des Körpers sein auf direkte intime Angriffe oder intime Handlungen, die negativ wahrgenommen werden. Dies alles kann bewusst, aber auch unbewusst ablaufen.
Ist das Jucken ein Zeichen von Scham?
In diesem Zusammenhang möchte ich hier gerne ein paar Ausschnitte aus *Rüdiger Dahlkes Buch „Krankheit als Chance“ zitieren:
„Das Jucken der Scham ist von der Lokalisation […] deutlich. Hier will sexuelle (Lebens-)Lust über die Grenzen und sich im Zusammenspiel mit einem Gegenüber austoben.“
„Bei Scheidenpilz steht die Wiederbelebung der geschlechtlichen Unterwelt durch genussvolle Sexualität an. Wenn die Frau ihre Scheide als Spielwiese der Lebensfreude entdeckt und für saubere Verhältnisse sorgt, mutig und offen(siv) ihre (neue) Wahl trifft und so in eine harmonische, erfüllende Beziehung voller Lebendigkeit hineinwächst, wird sie die eigene weibliche Intimsphäre offensiv und erfolgreich verteidigen können.“
Wann solltest du bei riechendem Ausfluss zum Arzt gehen?
Sobald neben dem Geruch Anzeichen wie Jucken, Brennen ungewöhnlichen Zwischenblutungen im Zyklus, Schwellen und Rötungen im Vaginalbereich sowie Schmerzen beim Sex hinzukommen, würde ich auf jeden Fall zu einem Arztbesuch raten. Dort wird meist ein Abstrich gemacht und die Ursache innerhalb von wenigen Minuten identifiziert. Anschließend kann man die meisten Erkrankungen schnell und zügig behandeln.
Die häufigsten Arten von riechendem Ausfluss
Wusstest du, dass der Geruch des Ausflusses schon ein Hinweis auf die Ursache einer Erkrankung sein kann? Wir zeigen dir jetzt auf, wie Ausfluss am häufigsten riechen kann:
Sauer oder fermentiert riechender Schleim
Tritt neben diesem fermentierten, säuerlichen Geruch auch noch weißlich, krümmeliger bis bröckeliger Ausfluss begleitet von einem Jucken und Brennen im Vaginalbereich auf, so ist es wahrscheinlich eine Hefepilzinfektion.
Kupferartig riechender Scheidenausfluss
Nun muss man wissen, dass Blut viel Eisen enthält und daher metallisch riechen kann. Aus diesem Grund tritt kupferartig riechender Scheidenausfluss meist während der Periode oder zusammen mit Schmierblutungen auf.
Süßlicher Geruch
Ein süßlicher Geruch kann sich immer mal wieder ergeben, vor allem zur Eisprungzeit, wenn der Zervixschleim dominiert, welcher auch relativ viel Zucker enthält. Kann es zu einem süßlichen Geruch kommen.
Chemischer Geruch des Vaginalschleimes
Ein chemischer Geruch nach Bleiche oder Ammoniak ist häufig die Folge einer Dehydrierung oder Harnwegsinfektion.
Fischig übel riechender Ausfluss
Ein fischiger Geruch des Ausflusses ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Anzeichen für eine Scheideninfektion. Hierbei kann auch gern mal gelber, grünlicher oder gräulicher, weißer Schleim auftreten.
Faulig riechender Vaginalausfluss
Riecht dein Ausfluss faulig, könnte ein vergessener Tampon oder ein anderer Fremdkörper die Ursache sein. Bitte entferne den Tampon oder anderen Fremdkörper sofort, da das Risiko einer TSS Infektion besteht. Meist gibt sich der faulige Geruch in wenigen Stunden nach Entfernung wieder. Bemerkst du weitere Symptome wie eine fiebrige Körpertemperatur, Erbrechen, Durchfall, Ausschlag, Muskelschmerzen oder Schwindel, dann könnte eine TSS-Infektion die Ursache sein und du musst dringend behandelt werden.
Riechender Ausfluss – wie kann ich vorbeugen
Zur Vorbeugung von riechenden Ausfluss kann man eine Menge tun, da er nicht aus dem Nichts entsteht, sondern eine Vorgeschichte hat.
#1 Vermeide chemische oder parfümierte Vaginalduschen
In einer Drogerie werden zahlreiche Produkte zur Intimhygiene wie Vaginalduschen angeboten. Solche chemischen und parfümierten Reinigungsmittel sind nicht gut für die Scheidenflora und machen eine Erkrankung wie den Scheidenpilz oder die Scheideninfektion wahrscheinlicher. Besser ist es, mit klarem und sauberem Wasser einmal pro Woche den Vaginalbereich zu reinigen.
#2 Setze auf alternative Menstruationshygiene
Die meisten Frauen verwenden Tampons während der Menstruation. Doch Tampons können die Vagina austrocknen und somit Erkrankungen der Vagina fördern. Es ist hier besser, auf alternative Menstruationshygiene, welche die Vagina nicht austrocknet, zu setzen. Ich persönlich schwöre auf Soffbinden in der Kombination mit der freien Menstruation.
#3 Setze auf hormonfreie Verhütung
In Studien ist längst bewiesen, dass die Scheideninfektion und auch der Scheidenpilz bei hormonell-verhütenden Frauen häufiger auftreten. Somit würde ich dir immer empfehlen, hormonfrei und sicher zu verhüten. In meinem Video zu den „5 wichtigsten hormonfreien Verhütungsmethoden” erfährst du mehr, welche Methoden es gibt und wie sicher sie sind.
Riechender Ausfluss – wie behandeln?
Meistens wird der riechende Ausfluss je nach Ursache mit Medikamenten behandelt, die dir dein Gyn verschreibt. Gegen Scheidenpilz und eine Scheideninfektion kann man ein spezielles Gel oder *vaginale Zäpfchen auch online oder in der Apotheke kaufen und sich selbst behandeln. Als natürliches Hausmittel steht bei beiden die Naturjoghurt-Methode im Raum, welche ich selbst für diesen Blog ausprobiert habe.
Hat riechender Ausfluss einen Einfluss auf meine Fruchtbarkeit?
Die Wahrscheinlichkeit sich als Mann vom Scheidenpilz oder einer Scheideninfektion seiner Partnerin anzustecken ist sehr unwahrscheinlich. Also kann man, wenn man sich gut fühlt, trotzdem Sex haben. Es gibt bisher keine Studien, die auf einen Zusammenhang zwischen Scheidenpilz oder einer Scheideninfektion und Unfruchtbarkeit hindeuten. Somit kann man potentiell schwanger werden und Kinder bekommen. Bei der Anwendung der Zyklusbeobachtung und Auswertung des Schleimes kann es unter Umständen zu Schwierigkeiten kommen. Doch das ist kein Problem, weil man auch das Muttermund-Symptom ersatzweise zum Zervixschleim verwenden kann.
Frau mit Eisprung im Zyklus
Eine Frau mit PCOS haben wir auf ihrem Weg zum Wunschkind begleitet. Sie hatte im besagten Zyklus die ganze Zeit eine Pilzinfektion, die sie mit Vaginalzäpfchen behandelt hat. Trotzdem sie Juckreiz und riechenden weißlichen Ausfluss infolge des Pilzbefalls spürte hatte sie fleißig Sex, was hier mit einem X in der Zeile „Sex“ makiert ist.
Eisprung trotz Scheidenpilz
Sie bestimmte den Eisprung mit der NFP Methode aus Temperaturkurve und Schleimverlauf im Zeitraum vom 23. bis 26. Zyklustag. Somit ist das erstmal der Beweis dafür, dass man auch bei Scheidenpilz einen Eisprung haben kann. Dass ihre Gelbkörperphase in diesem Zyklus nur auf 7 Tage verkürzt ist, hat wahrscheinlich nichts mit dem Scheidenpilz zu tun. Schließlich hatte sie auch schon vor dem Pilzbefall eine verkürzte zweite Zyklushälfte. Wenn sie ihre Gelbkörperschwäche in den Griff bekommt, dann kann sie auch trotz einer Pilzinfektion potenziell schwanger werden.
Falls du auch riechenden Ausfluss und aktuell einen Kinderwunsch hast, so wünsche ich dir eine baldige Genesung und alles Gute auf deinem Weg zum Wunschkind. 🤗🍀🌞
Quellen
Vodstrcil LA, Hocking JS, Law M, Walker S, Tabrizi SN, Fairley CK, Bradshaw CS. Hormonal contraception is associated with a reduced risk of bacterial vaginosis: a systematic review and meta-analysis. PLoS One. 2013 Sep 4;8(9):e73055. doi: 10.1371/journal.pone.0073055. PMID: 24023807; PMCID: PMC3762860.