Magische Menarche – erste Blutung feiern

Magische-Menarche-erste-BlutungIn manchen Kulturen wird die erste Blutung einer Frau (Menarche) gefeiert und das Blut als magisches Heilmittel eingesetzt. Ich stelle die Rituale vor.

Die Menarche ist die erste Blutung im Leben einer Frau. Die meisten Mädchen haben zwischen dem zehnten und sechzehnten Lebensjahr ihre erste Periode. Leider ist dieses Erlebnis für die meisten Mädchen in Europa eher mit Schrecken oder Angst verbunden, da es viele Mädchen eher überraschend trifft. Das die Menarche etwas sehr positives ist und für Frauen ein starkes Zeichen für Fruchtbarkeit ist wird häufig nicht so wahrgenommen. Doch nicht überall wird die erste Blutung zum Tabu-Thema gemacht. In vielen Ländern wird die erste Blutung einer Frau gefeiert.

Menarche Rituale – so feiern Kulturen die erste Blutung

Ich habe im Zusammenhang zu den Recherchen zu diesem Artikel zahlreichen Rituale und Fest gefunden, wie die erste Blutung sachgemäß gefeiert werden kann.

1) Kinaalda in Nordamerika

Bei dem indianischen Volk der Navajo wird die Menarche in einem großem Fest (Kinaalda) über 4 Tage gefeiert. An dem Fest nehmen alle jungen Mädchen teil, die in diesem Jahr ihre Menarche hatten. In diesen vier Tagen müssen die Mädchen ihre Stärke beweisen, in dem sie Wettläufe bestreiten. Darüber hinaus wird ein traditioneller Kuchen aus Kornmehl für die ganze Gemeinde zubereitet. Ebenso bekommen die Mädchen spezielle Kleidung, die ihre Fruchtbarkeit ausdrücken soll. Ein sehr schönes Video auf Youtube zeigt beeindruckende Bilder einer Kinaalda mit traditionellen Gesängen (ab Minute 3:35), die im Rahmen des Menarche Festes üblich sind.

Fakt: Aktuell bekommen die meisten Mädchen im Alter von 11 bis 16 Jahren ihre erste Blutung. Aufgrund von Umweltfaktoren verschiebt sich die Menarche immer mehr nach vorne. 1980 bekamen nur vier Prozent der Mädchen ihre Tage mit 11 Jahren, 2005 waren es schon 18 Prozent.

2) Familienfest in Japan

In Japan wird zur Ehrung der Menarche ein großes Familienfest gefeiert. Interessant ist, dass die Familie zwar zu der Party eingeladen wird, aber vorher nicht weiß warum gefeiert werden soll. Das Geheimnis um den Anlass der Party wird durch das Essen enthüllt. Beispielsweise gibt es als Speisen dann rote Beeren, oder roter Reis und Bohnen (Sekihan).

3) Australien und das Love Magic Ritual

In Australien bei den Aborigines wird ein Mädchen nach der Tradition „Love Magic” zur Zeit der Menarche eingeweiht. In dieser Tradition baut der Stamm eine Hütte in der das Mädchen für den Rest der Menstruation bleibt und von den anderen Frauen des Stammes über die Veränderungen von Mädchen zur Frau aufgeklärt wird. Nach der Menarche wird die Hütte verbrannt und die Asche in einem anliegenden Fluss entsorgt. Wenn das Mädchen ins Dorf zurückkehrt wird sie mit einem Paarungsritual mit ihrem zukünftigen Mann verheiratet.

4) Nigeria – Narben für die Fruchtbarkeit

Beim Tiv Stamm in Nigeria wird am Körper der Mädchen markiert, dass sie die Menarche hatte. Hierzu werden den Mädchen vier kleine Linien in den Bauch geritzt. Die Narben sollen die Frau an die Menarche erinnern und ihre Fruchtbarkeit erhöhen.

5) In Mexiko feiern Indianer die Menarche

Bei indianischen Mescalero Apachen, zu denen auch die bekannte Romanfigur Winnetou gehört, ist das Menarche Fest das größte Fest des Jahres. Ähnlich wie bei den Navajo wird hier eine Zeremonie für die Mädchen, die innerhalb eines Jahres ihre Menarche hatten, veranstaltet. Das komplette Menarche Fest dauert unglaubliche 8 Tage. 4 Tage davon fasten die Mädchen und tanzen zur traditionellen Musik des Stammes. In den restlichen 4 Tagen werden die Mädchen in einer privaten Zeremonie auf die Veränderungen ihres Körpers und das Frau-sein vorbereitet.

Fakt: Ein Mädchen kann theoretisch auch vor der Menarche schwanger werden, denn schon vor der ersten Blutung kann das Mädchen einen Eisprung haben. Wenn das gesprungene Ei im Eileiter befruchtet wird, kann es zu einer Schwangerschaft kommen. Im Regelfall braucht der Körper des Mädchens nach der Menarche jedoch einige Zeit bis er regelmäßig Eisprünge produziert und sich eingespielt hat.

6) Mikronesien – Feiern im Menstruationshaus

Der Stamm der Ulithi bezeichnet die Menarche mit dem Wort Kufar. Wenn ein Mädchen ihre erste Periode bekommt, muss sie ein sogenanntes Mentruations-Haus besuchen. Im Mentruationshaus werden die jungen Mädchen von den anderen Frauen im Dorf gebadet, während Zaubersprüche rezitiert werden. Die Menstruation ist bei den Ulithi eine Zeit der Ruhe in der die Frau zu sich selbst finden kann. Sie muss in dieser Zeit nicht arbeiten, und zieht sich an den Tagen der Menstruation immer wieder in das Menstruationshaus zurück.

7) Inna-Fest in Panama

In Panama bei dem indianischen Volk der Kuna wird heute noch ein sehr bekanntes „Inna-Fest” zur Ehre aller Mädchen gefeiert, die gerade ihre Menarche hatten. In dem mehrtägigen Fest werden die Mädchen bemalt und bekommen einen goldbestickten Schal um den Kopf gebunden. Um ihre Fruchtbarkeit zu symbolisieren, tragen die Mädchen leuchtrote Blusen. Ebenso werden zu dem Anlass zahlreiche Tänze und Gesänge zelebriert und ein Festmahl an Speisen für das Dorf aufgeboten.

8) Sri Lanka – Astrologie und Menarche

Wenn ein Mädchen ihre Menarche in Sri Lanka bekommt, dann wird die exakte Zeit und der Tag notiert. Anschließend wird ein Astrologe beauftragt, dem Mädchen die Zukunft vorherzusagen, basierend auf der Sternkonstellation zum Zeitpunkt der Menarche. Die Familie bereitet anschließend ein umfassendes Baderitual vor, wo das junge Mädchen gewaschen wird und die Haare komplett abgeschnitten werden. Danach zieht sich das Mädchen weiße Kleidung an und eine große Party wird gefeiert. Die Party hat eine solche Bedeutung, dass sogar schriftliche Einladungen an Verwandte abgesendet werden. Auf der Party wird das Mädchen reich beschenkt, ähnlich wie es in Europa im Rahmen der Jugendweihe üblich ist.

Und wie feiern wir?

Die Menarche und die Menstruation sind in Europa und anderen Industrieländern immer noch ein Tabu-Thema, das oft negativ belegt ist. Niemand würde auf die Idee kommen, die Menarche zu feiern. Häufig wird die Menstruation mit Beschwerden und Unreinheit verbunden. Tatsächlich ist das Menstruationsblut voller wichtiger Nährstoffe und Mineralien und von enormer Bedeutung für die Selbstheilung und Selbstreinigung des Körpers. In einigen Naturvölkern düngen die Frauen die Erde mit ihrem Menstruationsblut, um eine ertrag-reichere Ernte zu bekommen. Der Focus schrieb 2008 einen interessanten Artikel in dem steht, dass Menstruationsblut eventuell sogar Herzprobleme beseitigen kann.

Sind Menstruationbeschwerden ein Produkt der westlichen Welt?

Die Menstruationsbeschwerden, die wir in der westlichen Welt häufiger sehen, stehen im engen Zusammenhang mit der Lebensweise und dem Leistungsdruck unserer Gesellschaft. So konnte in einer Studie (Cheng el. at 2013) mit fast 1700 Teilnehmerinnen gezeigt werden, dass Frauen deutlich mehr unter Menstruationsbeschwerden leiden, wenn sie einen ungesunden Lebenstil (Ernährung, Alkohol, Schlafmangel) haben und starker psychischer Belastung (Stress, Leistungsdruck) ausgesetzt sind. In unserer heutigen Welt muss eine Frau auch zur Zeit der Menstruation volle Leistung bringen, sie kann sich leider nicht wie in einem Indianerstamm in dieser Zeit zurückziehen. Die eigentlich wichtige Pause für den Körper und den Geist wird in unserer Gesellschaft nicht mehr geduldet. Hier können wir viel von den Naturvölkern lernen, beispielsweise haben die Kuna deutlich weniger Krebserkrankungen als in Europa, was unter anderem auf ihre Lebensweise zurückgeführt werden kann, die einen respektvollen Umgang mit der Menstruation/Menarche einschließt.

Fazit

Aus meiner Sicht ist die Menarche etwas Großartiges, das die jungen Mädchen und ihre Eltern auf jeden Fall feiern sollten. Die Naturvölker machen es meiner Ansicht nach genau richtig und feiern die Menarche mit Würde. Denn es gibt nicht viele bedeutsamere Tage im Leben der Frau, als der Tag an dem der Körper ein Zeichen des Beginns der Fruchtbarkeit gesendet hat. Mit der ersten Menstruation beginnt der Startschuss für die große Zyklusshow, die jeden Monat ein unglaublich interessantes Schauspiel für die eventuelle Entstehung neuen Lebens beinhaltet.

MFM Aufklärung für Kinder trägt Früche

Besonders erfreulich finde ich, dass auch in Europa so langsam vernünftig über die Menstruation/Menarche aufgeklärt wird. In einem MFM Workshop werden die jungen Mädchen im Alter von 10 bis 12 Jahren auf die Menarche und alle körperlichen Veränderungen in der Pubertät vorbereitet. Und es wird ihnen so gut erklärt, wie wichtig und bedeutsam die Menstruation ist, dass etwa 72 Prozent der teilnehmenden Mädchen nach dem Workshop die Regel als ok oder normal empfinden. Unglaubliche 18 Prozent freuen sich sogar darauf. Dieses gute Ergebnis zeigt, dass das Wissen um die eigene Fruchtbarkeit und Menstruation von zentraler Bedeutung für eine positive Einstellung zur Menstruation einer Frau ist.

Unsere Empfehlung für Eltern mit ihren Kindern

Für alle Eltern, die ihre Kinder aus verschiedensten Gründen nicht in einen MFM Workshop schicken können, empfehle ich wirklich das Buch * „Was ist los in meinem Körper?” zu lesen. Hier werden in einer unglaublich treffenden, interessanten und anschaulichen Sprache alle notwendigen Zusammenhänge der körperlichen Veränderung in der Pubertät erklärt.

Magische Grüße sendet

Marcus Krahlisch


Quellen:

[1] Wikipediabeitrag, Menarche, wikipedia.org, 2013

[2] E. Raith-Paula, Was ist los in meinem Körper?, 2008 Pattloch Verlag GmbH & Co. KG

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