Schwanger werden trotz Progesteronmangel – Interview mit Julia

Julia ProgesteronschwächeSchwanger werden trotz Progesteronmangel – Geht das? Ja, Julia von MyCyclo hat es geschafft und berichtet von Ihren Kinderwunsch Erfahrungen.

Liebe Julia, kannst du dich bitte unseren LeserInnen kurz vorstellen? Warum bist du online aktiv?

Mein Name ist Julia, ich bin Jahrgang 1981 und stamme ursprünglich aus Niederbayern. Seit 2016 lebe ich als digitale Nomadin, Bloggerin und Texterin und reise mit meiner heute 5-Jährigen Tochter um die Welt.
Ich bin auf verschiedenen Kanälen online aktiv. Mein Hauptanliegen dabei ist, dass ich andere Menschen inspiriere und ihnen helfen kann. Als freiberufliche Texterin spezialisierte ich mich in den letzten Jahren vor allem auf Familienthemen. Weil es mir gerade der Bereich hormonfreie Verhütung und unerfüllter Kinderwunsch besonders angetan haben, gründete ich meinen eigenen Blog MyCyclo.de. Hier berate ich Frauen zur natürlichen Familienplanung und berichte über Naturheilmittel, die beispielsweise dabei helfen können, schwanger zu werden.

Im Moment arbeite ich auch an einem weiteren Projekt: julia-starkey.de. Dort werde ich nicht nur meine Hilfe bei Content-Planung und -Erstellung anbieten, sondern auch ein Texter-Training. Das ist mein neustes Baby und ich kann es kaum erwarten, andere Menschen beim Schreiben zu coachen.

Als Bloggerin habe ich mir ein ortsunabhängiges Leben aufgebaut. Das können andere Menschen auch und ich will ihnen dabei weiterhelfen. Gerade für Mamas, die ihre Kleinkinder selbst betreuen möchten, ist ein online Job eine großartige Lösung.

Es gab eine Zeit in deinem Leben, wo du einen großen Kinderwunsch verspürt hast. Wie war das damals genau?

Zwischen Mitte 20 und 30 entstand der Wunsch nach einem Kind. Je näher der 30. Geburtstag rückte, umso drängender wurde das Bedürfnis nach Nachwuchs. Das lag auch daran, dass in meinem Umfeld viele Freundinnen schon Kinder hatten oder damals gerade schwanger waren. Ich hatte das Gefühl, meine innere Uhr ticke.

Deine Ärztin hat dir dann als du etwa 30 Jahre alt warst mitgeteilt, dass du einen Progesteronmangel hast und daher nicht so einfach natürlich schwanger werden kannst. Was hast du im Moment der Diagnose gefühlt oder gedacht?

Für mich war die Zeit um meinen 30. Geburtstag sehr schwierig. Meine langjährige Beziehung ging in die Brüche. Ich startete in einem neuen Job, der sehr viel Stress bedeutete.

Ich litt stark unter der Trennung, gleichzeitig spürte ich den Wunsch nach Nachwuchs. In dieser Zeit stand ich so sehr unter Strom, dass mein ganzes System verrücktspielte. Ich hatte massiven Haarverlust, erhöhten Blutdruck. Im Rahmen einer Blutuntersuchung bei meiner Frauenärztin kam zutage, dass ich unter einem Progesteronmangel litt.

Sie erklärte mir, dass wir gegebenenfalls hormonell unterstützen müssten, wenn ich schwanger werden wolle. Gleichzeitig sprach sie aber auch meine damalige Situation an. Die Gynäkologin meinte, dass es ihrer Ansicht nach gut möglich wäre, dass sich mein Hormonhaushalt regulieren würde, wenn meine emotionale Belastung nachließe.

Für mich war diese Einschätzung damals kein Trost. Ich sah meine ganzen Träume platzen. Noch heute kann ich mich an den Rückweg von der Frauenärztin erinnern. Mir war es so, als hätte sie mir mitgeteilt, dass ich mir den Kinderwunsch abschminken könne.

Welche medizinische Therapie wurde nach der Diagnose durchgeführt, damit du schwanger werden kannst?

Da ich in der Zeit Single war, unternahm ich keine Therapie, um schwanger zu werden. Allerdings las ich immer wieder von Mönchspfeffer und anderen Mitteln, die bei Progesteronmangel helfen sollten.

Was hast du konkret geändert, um natürlich schwanger zu werden?

Julia IndienUm ehrlich zu sein, habe ich mein komplettes Leben geändert. Rund vier Jahre nach der Diagnose Progesteronmangel kündigte ich meinen Job in Deutschland, löste meine Wohnung auf und habe mein Heimatland gen Indien verlassen. Zeitgleich bin ich auf vegetarische Ernährung umgestiegen, reduzierte meinen Alkoholkonsum drastisch. Ich habe das nicht getan, um schwanger zu werden. Aber ich bin auf diese Lebensumstellung hin tatsächlich schwanger geworden.

Welche Änderung deines Lebensstils führst du retrospektiv als die Wichtigste zurück, um natürlich schwanger zu werden?

Die entscheidende Änderung war in meinen Augen die komplette Stressreduktion. Direkt im ersten Monat nach Kündigung hatte ich eine pünktliche, völlig normale, beinahe schmerzfreie Regelblutung. Bis dahin bekam ich meine Periode nur in sehr langen Abständen und hatte dann massive Krämpfe. Im Nachhinein hätte ich mir denken können, dass sich vielleicht mein Hormonhaushalt direkt nach der Abreise aus Deutschland normalisiert hatte.

Nun bist du in Indien spontan und ungeplant schwanger geworden. Wie hast du von deiner Schwangerschaft erfahren und wie kam es dazu?

Nach einigen Wochen in Indien habe ich einen US-Amerikaner kennengelernt. Wir sind mit seinem Motorrad durch Nordindien und Nepal gereist. Auf der Tour haben wir uns ineinander verliebt. Auf Verhütung habe ich nicht wirklich geachtet, weil ich dachte, dass eine Schwangerschaft sowieso sehr unwahrscheinlich sei.
Nachdem wir unsere Motorradtour abgeschlossen hatten, kehrte der Winter in Nordindien ein. Es war sehr ungemütlich. Wir entschlossen uns nach Goa zu reisen. Mir kam zwischendurch der Gedanken, dass ich tatsächlich schon wieder länger auf meine Menstruation wartete. Aber das war ja auch früher nichts Ungewöhnliches. Was allerdings merkwürdig war, war mein ungeheuerlicher Appetit auf Fisch. Ich hätte am liebsten zum Frühstück schon das Fisch-Barbecue am Strand gegessen. Ansonsten war alles völlig normal.

Als mein Visum auslief, beschlossen wir, nach Thailand zu fliegen. Auf der kleinen Insel Koh Lanta, wurde mir immer mulmiger. Meine Tage waren auch nach zwei Monaten noch nicht in Sicht. Dagegen spannten meine Brüste enorm und ich hatte extrem unreine Haut. Meine Stimmung war ebenfalls sehr merkwürdig. Ich legte mich permanent mit Menschen an.
Mir schwante langsam, dass ich schwanger sein könnte. Deshalb ging ich in eine Apotheke und besorgte mir einen Test. Am nächsten Morgen zeigten zwei dicke Linien an, dass ich schwanger war. Ich zitterte, brach in Tränen aus. In dem Moment dachte ich, dass ich jetzt schon wieder einen Lebenstraum aufgeben musste. Mein Plan war es doch zu reisen und die Welt zu entdecken.

Ich haderte sehr mit dem Schicksal, dem Universum und Gott. Aber ich wollte noch nicht aufgeben, also besorgte ich mir noch einen Test. Vielleicht war das erste Exemplar ja defekt? Aber auch der Zweite wies das gleiche Ergebnis auf.

Mein damaliger Freund und ich fuhren ans Festland und besuchten dort eine Klinik. Wir hatten zwei Vorhaben im Gepäck: 1. Die Schwangerschaft bestätigen lassen, 2. Die Möglichkeiten für einen Abbruch herauszufinden.

Oh wow… und wie hast du dich dann entschieden?

Ich habe auf meiner ersten Auszeit in Asien gemerkt, dass ich ein Leben lang reisen wollte. Für mich war es absolut unvorstellbar, ein solches Leben mit einem Kind zu führen. Da mir Asien aber so viel inneren Frieden und Glückseligkeit gab, verabschiedete ich mich von meinem Kinderwunsch.
Als ich dann in Thailand auf einer riesigen Leinwand den ersten Ultraschall meines Babys sah, war es um mich geschehen. Das Herz schlug kräftig und deutlich sichtbar. Es muss so um die 10. Schwangerschaftswoche gewesen sein. Soweit ich mich erinnere.

Die Schwester und der Arzt gratulieren mir überschwänglich. Sie waren so glücklich und die ganze Zeit schlug dieses winzige Herz im Hintergrund.
Ich hatte zwar furchtbare Angst vor der Zukunft, aber gleichzeitig hielt ich diese Schwangerschaft auch für ein Wunder. Deshalb beschloss ich, das Baby zu behalten. Egal was dafür notwendig wäre.

Wo hast du die Schwangerschaft und Geburt verbracht? Und wie erging es dir dabei?

Wenige Wochen nach Feststellung der Schwangerschaft sind wir nach Deutschland geflogen. Ich hatte die absurde Angst, dass ich in den Wehen kein Englisch mehr verstehen würde. Deshalb wollte ich unbedingt in Deutschland mein Baby zur Welt bringen. Die ganze Schwangerschaft verlief perfekt. Ich hatte keinerlei Beschwerden, fühlte mich großartig.
Die Geburt war dagegen weniger schön. Ich hatte um 5 Uhr morgens einen Blasensprung. Wir fuhren in die Klinik. Dort wurde der Blasensprung bestätigt. Allerdings hatte ich keine Wehentätigkeit und diese wollte auch Stunden später nicht einsetzen. Am frühen Abend bekam ich dann ein wehenförderndes Mittel. Einige Zeit später hatte ich das Gefühl, dass die Wehen wie ein Sturm über mich hinwegfegen würden. Es schien mir so, als gäbe es keine Pause zwischen den Wehen. Im Nachhinein kann ich nicht sagen, ob Sekunden oder Minuten dazwischen lagen. Für mich fühlte es sich an wie die Hölle. Irgendwann bat ich um eine PDA, obwohl ich vorher kategorisch dagegen war.

Als das Schmerzmittel anfing zu wirken, fühlte ich mich bereits wie der letzte Versager. Dann ging es gefühlt sehr schnell. Keine Ahnung, wie viel Zeit wirklich zwischen der PDA und der Entbindung lag.
Die Hebamme führte irgendwann meine Hände zum Köpfchen, das man bereits fühlen konnte. Ich dachte nur: „Ich bin nicht bereit.“ Wenig später war meine Tochter geboren.

Ich habe immer erwartet, dass man so völlig vor Glück übermannt würde, wenn man zum ersten Mal sein Baby sieht. Bei mir war es eher so, als würde ich diesen winzigen Menschen schon ewig kennen. Als sei es ganz normal, dass sie jetzt da ist.

Die ersten circa 30 – 40 Minuten mit unserer Tochter waren sehr schön und entspannt. Bis mich die Ärztin aufmerksam machte, dass die Plazenta nicht käme. Wir wollten noch etwas warten. Aber nichts passierte. Es wurde versucht, die Plazenta manuell zu lösen. Auch das funktionierte nicht. Also bekam ich eine lokale Narkose, damit die Plazenta entfernt werden konnte.
Die Geburt war insgesamt so ganz anders, als ich sie erwartet hatte. Ich war, ehrlich gesagt, erschüttert.

Deine Tochter ist heute wohlauf, aber du bist alleinerziehend. Wie gehst du damit um und meisterst deinen Alltag?

Strandtag Mama und TochterIch lebe heute das Leben, das ich mir immer gewünscht habe, und zwar mit meiner Tochter. Wir haben viele Monate in Indien gelebt, waren über zwei Jahre auf Bali, letzten Winter in Kalabrien und sind im Moment in Budapest. Mit meinem Job als SEO-Texterin kann ich unseren Lebensunterhalt alleine verdienen. Wir sind unabhängig und frei. Je nach Location hatte ich Nannys, eine Community oder Freunde zur Unterstützung. Der Vater meiner Tochter kommt uns immer wieder für mehrere Monate besuchen. Zwischendurch verbringen wir auch Zeit in Deutschland bei meinen Eltern.

Es gibt aber auch Phasen, in denen meine Tochter und ich nur unter uns sind. Dann arbeite ich und betreue sie zeitgleich. Das bringt mich manchmal an meine Grenzen, aber für unser freies, unabhängiges Leben ist es das Wert.

Nun hast du als Frau die Erfahrung gemacht, schwanger zu werden, eine Geburt zu erleben und Mutter zu sein. Wie wertvoll siehst du diese Erfahrung für dein heutiges Leben an und was möchtest du Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch mit auf dem Weg geben?

Für mich haben Schwangerschaft, Geburt und meine Tochter mein Leben komplett verändert. Ich bin ein ganz anderer Mensch und unendlich dankbar für diese Erfahrung. Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch möchte ich sagen, dass es oftmals hilft, einfach loszulassen. Vertraut dem Universum. Es weiß, was richtig für Euch ist und zu welchem Zeitpunkt. Schau trotzdem hin. Warum bist Du bisher nicht schwanger geworden? Sei ehrlich zu Dir selbst und reflektiere nicht nur die medizinischen Ursachen. Sucht Euch Unterstützung auch außerhalb der Schulmedizin. Nehmt den Stress und den Druck aus Eurem Leben und lasst Euch einfach mal treiben.
Ich glaube, dass ich ohne Kind ein anderer Mensch wäre, aber genauso glücklich. Macht Euer Lebensglück nie von anderen abhängig – egal, ob vom Kind oder dem Partner. Die Erfüllung im Leben findet man immer nur in sich selbst.

 

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