Geburtstermin berechnen – Wie geht das?

Geburtstermin berechnenWie kann man den Geburtstermin berechnen? Ich zeige dir anhand meines Schwangerschaftszyklus wie die Naegele-Regel zur Berechnung der Geburt funktioniert.

Du bist gerade schwanger und hältst einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen? Nun fragst du dich, wann dein Baby kommt und möchtest den Geburtstermin berechnen?

Errechneter Entbindungstermin hat heute viel Bedeutung

Der Geburtstermin ist heute ein sehr wichtiges Datum, das nicht nur interessant, sondern auch rechtliche Konsequenzen nach sich zieht. Erstens hängt am errechneten Entbindungstermin die Frage, wann der Mutterschutz beginnt. Zweitens möchten viele Frauen ihren letzten Urlaub vor der Geburt planen, da ab der 28. Schwangerschaftswoche einige Fluglinien ohne ärztliches Attest Schwangere nicht mit fliegen lassen. Drittens wird der berechnete Geburtstermin dann relevant, wenn er überschritten wird. In diesem Fall können ÄrztInnen oder Hebammen zusätzliche Untersuchungen zur Geburt festlegen. Aus diesem Grund ist es sehr wichtig, den Geburtstermin möglichst genau zu bestimmen, wie das funktioniert, erfährst du in diesem Beitrag.

Naegele Regel – Geburtstermin anhand der Menstruation berechnen

Die Naegele Regel ist eine mathematische Formel, um den Geburtstermin anhand der letzten Menstruation nach eingetretener Schwangerschaft zu berechnen. Die Formel wurde von dem Gynäkologen Franz Naegele entwickelt und wird seit über 200 Jahren verwendet, um den errechneten Entbindungstermin einer schwangeren Frau möglichst genau zu bestimmen.

Wie lautet die Naegele Formel?

Nach der Naegele Formel berechnet sich der Geburtstermin wie folgt:

Errechneter Geburtstermin = [Datum des ersten Tages der letzten Regelblutung] + 7 Tage − 3 Monate + 1 Jahr

Machen wir mal ein Beispiel. Angenommen eine Frau hatte ihre letzte Regelblutung im Schwangerschaftszyklus am 01.01.2021. Dann rechnet man 01.01.2021 + 7 Tage – 3 Monate + 1 Jahr und kann den 08. Oktober 2021 als Geburtstermin errechnen.

Errechneter Geburtstermin ist nur ein grober Richtwert

Mit der Formel von Naegele kann eigentlich nur sehr grob der Geburtstermin berechnet werden. Erstens nimmt Herr Naegele an, dass Babys immer die gleiche Zeit nämlich ca. 280 Tage (40 Wochen) benötigen, um für die Geburt bereit zu sein. Zweitens nimmt er an, dass der Menstruationszyklus 28 Tage dauert. Dies ist natürlich nicht bei jeder Frau so – ganz im Gegenteil. Aus diesem Grund verwundert es nicht, dass nur wenige Kinder tatsächlich zum errechneten Geburtstermin kommen. Nach einer Studie [1] aus dem Jahr 2018 bei dem 21.451 Schwangere untersucht wurden, kamen nur 3% zum exakten berechneten Termin nach Naegele zur Welt. Man gibt deshalb eine Spanne von drei Wochen vor und zwei Wochen nach dem errechneten Geburtstermin als Geburtszeitraum an. In unserem Beispiel wäre der errechnete Geburtstermin nach Naegele am 08. Oktober 2021. Somit wäre das in unserem Beispiel zwischen dem 17.09.2021 – 22.10.2021. In diesem Zeitraum liegen je nach Studie etwa 90 bis 95% der Geburten.

Geburtstermin berechnen anhand meiner Schwangerschaftskurven

Schauen wir uns nun an, wie genau die Naegele Formel bei mir funktioniert hat. Ich habe zwei Kinder bekommen und werde nun einmal den errechneten Geburtstermin nach Naegele berechnen und ihn anschließend mit dem Geburtstag meiner Wunschkinder vergleichen.

#1 Berechnung nur der Geburt beim 1. Kind

Bei meinem ersten Kind begann am 18. Januar 2012 meine letzte Periode in meinem Schwangerschaftszyklus. Nach der Naegele Regel rechne ich demnach:

18. Januar 2012  + 7 Tage – 3 Monate + 1 Jahr  = 25. Oktober 2012

Also war bei mir der errechnete Geburtstermin am 25. Oktober 2012. Mein erstes Baby kam dann am 31. Oktober 2012 zur Welt und somit nur 6 Tage vom errechneten Termin entfernt. Ich habe den Geburtstermin auch noch zusätzlich nach dem Zeitpunkt der Zeugung mit der NFP Methode bestimmt. Hier errechnete ich den 29. Oktober 2012, was nur 2 Tage vom eigentlichen Termin entfernt liegt.

Geburstermin nach Zeugung bestimmen

Geburtstermin nach Zeugung anhand der Temperaturkurve berechnen © Natürliche Fruchtbarkeit

#2 Zeitpunkt der Geburt beim 2. Kind

Bei meinem zweiten Kind hatte ich meine letzte Periode am 1. September 2016. Nach der Naegele Formel ergibt sich demnach:

1. September 2016 + 7 Tage – 3 Monate + 1 Jahr = 8. Juni 2017

Mein zweites Wunschbaby wurde am 24.06.2017 geboren, also 16 Tage vom errechneten Geburtstermin nach Naegele entfernt. Mit der NFP Methode konnte ich wieder den realen Zeitpunkt der Zeugung zur Berechnung nutzen. Hiermit berechnete ich den 18. Juni 2017 als möglichen Geburtstermin, was nur 6 Tage vom realen Geburtsdatum entfernt liegt.

Alternative Bestimmung des Geburtstermins mit NFP nach Zeugung

Der Geburtstermin nach Zeugung berechnet sich nach der folgenden Formel:

Befruchtungstag – 7 Tage – 3 Monate + 1 Jahr = berechneter Geburtstermin

Ich hatte meinen Eisprung und somit die Empfängnis meines zweiten Babys beispielsweise erst am 25. Zyklustag – also am 25. September 2016, da ich meinen Eisprung mit der NFP Methode ziemlich gut eingrenzen kann. Somit ergibt sich der 18. Juni 2017 als errechneter Geburtstermin.

Eisprung mit der NFP Methode eingrenzen

Wann Eisprung Banner

Um den voraussichtlichen Befruchtungstag zu ermitteln, braucht man allerdings eine geprüfte Methode, mit der man den Eisprung sehr genau bestimmen kann. Bei der NFP Methode misst du die Basaltemperatur und beobachtest den Zervixschleim über den Zyklusverlauf. Nach den Regeln der NFP Methode kann man aus Temperaturkurve und dem Verlauf des Zervixschleimes die fruchtbaren Tage und den Eisprung bis auf vier Tage genau eingrenzen. So habe ich es auch gemacht und lag ja zwei Mal mit dem nach Zeugung und NFP bestimmten Geburtstermin viel dichter an der Wirklichkeit als mit der Naegele Formel.

NFP Methode erlernen

Du möchtest die NFP Methode erlernen und deinen Geburtstermin nach der Zeugung selbst bestimmen. In diesem Fall empfehlen wir dir unser eBook „WANN BIN ICH FRUCHTBAR?“ – hier bekommst du eine Schritt für Schritt Anleitung in die symptothermale Methode. Wir gehen hierbei ebenso auf die Eingrenzung des Eisprungs und der fruchtbaren Tage als auch auf die Berechnung des Geburtstermins ein. Besonders interessant ist jedoch das zweite Kapitel, in dem wir dir zeigen, wie du mithilfe der Zyklusdiagnostik die Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch eingrenzen kannst. Ich selbst habe beispielsweise durch die Zyklusdiagnostik meine Gelbkörperschwäche erkannt und konnte diese anschließend in Zusammenarbeit mit meiner Ärztin und Heilpraktikerin behandeln. Letztendlich bin ich dadurch zwei Mal auf natürlichem Weg trotz Hashimoto und Gelbkörperschwäche schwanger geworden.

Ist die Bestimmung des Geburtstermins nach Zeugung wirklich genauer?

Hierzu gibt es wenig Studien. Das liegt auch daran, dass die meisten Frauen ihren Eisprung nicht mit der NFP Methode bestimmen. Jedoch ist klar, dass einige Frauen definitiv nicht mit der Naegele Regel arbeiten können.

Frauen mit PCOS können die Naegele Formel nicht anwenden

Denken wir beispielsweise an Frauen mit PCO. Hier haben wir häufig große Schwankungen der Zykluslänge und extrem lange Zyklen von 45 bis weit über 100 Tagen. In diesem Fall kann auch kein Zykluscomputer mehr verwendet werden, da die Zykluslängen außerhalb des Toleranzbereiches vieler Geräte liegt. Hier wäre eine Berechnung des Geburtstermins nach Zeugung mit der NFP Methode absolut sinnvoll.

Geburtstermin bei unregelmäßigen Zyklus

Im Prinzip setzt die Naegele Formel ja voraus, dass der Eisprung immer am 14. Zyklustag ist. Selbst, wenn ich die erweiterte Naegele Formel anwende, muss ich eine konstante Zykluslänge eintragen. Nach dem Absetzen der Pille, in der Stillzeit, in den Wechseljahren, bei Schichtarbeit, Eireifungsstörungen, PCOS oder Endometriose treten häufiger unregelmäßige Zyklen auf. Somit ist klar, dass eine Naegele Formel, welche einen relativen konstanten Zyklus fordert, scheitern muss. In all diesen Fällen ist es sinnvoll, den Geburtstermin nach Zeugung zu berechnen.

Ultraschall ist eine Alternative

Heute machen die meisten FrauenärztInnen einen Ultraschall und können daran den Geburtstermin anpassen. Natürlich ist das heute schon möglich. Jedoch zeigen Studien, dass selbst diese Anpassung des Geburtstermins nach Ultraschall nicht das Non-Plus-Ultra ist. Erstens bleibt es dabei, dass eine Schwangerschaft nicht immer gleich lang dauert. Egal, ob man den Geburtstermin nun nach Zeugung oder mit Ultraschall berechnet, wird dies bei beiden Methoden vorausgesetzt. Zweitens hat auch das Gewicht der Mutter sowie Alter der Mutter einen Einfluss auf den Entbindungstermin. Es gilt:

„Je älter die Mutter, je länger bleibt das Kind im Bauch”

Bei mir war es übrigens auch beim zweiten Kind so, dass ja im Vergleich zum ersten Kind weit später als errechnet kam.

Geburtstermin ist wird immer eine Spanne bleiben

Aus diesen Erkenntnissen ist man sich sicher, dass der Geburtstermin nur ein grober Richtwert sein kann. Studien [2] zeigen, dass eine Abweichung vom errechneten und per Ultraschall bestimmten Geburtstermin bis zu +/- 37 Tage abweichen kann.

Rechtliche Konsequenzen einer falschen Geburtstermin Bestimmung

Ich sehe aktuell die rechtliche Situation bezüglich des errechneten Geburtstermins mehr als kritisch an.

Zwangs-Ultraschall etwa 3 Tage nach errechneten Termin

Ich wurde beispielsweise drei Tage nach meinem errechneten Entbindungstermin gegen meinen Willen dazu gezwungen beziehungsweise dazu erpresst, einen Ultraschall zu machen, weil das bei einer Hausgeburt mit Hebamme so gesetzlich verordnet ist. Aus meinen Schilderungen weißt du ja nun, wie ungenau die Berechnung des Geburtstermins sein kann. Also was bedeutet dann ET+3 schon? Jetzt werden einige Menschen sagen: „Na und? Dann machst du halt den Ultraschall, die möchten doch nur das beste für dich und dein Baby!“

Studien zeigen, dass Ultraschalluntersuchungen dem Baby schaden können

Das sehe leider anders, denn die Geburt ist ein natürlicher Prozess, in den man so wenig wie möglich eingreifen sollte und vor allem nicht unnötig. Das war auch der Grund, warum ich mich in der zweiten Schwangerschaft gegen Ultraschall entschieden habe. Umso schwerer war es natürlich für mich, den erzwungen Ultraschall machen zu lassen. Zudem gibt es Studien, die auf eine Sprachstörung im Zusammenhang mit Ultraschalluntersuchungen kurz vor der Geburt hinweisen. Tatsächlich entwickelt sich mein zweites Kind nun in seiner Sprachentwicklung sehr viel langsamer und es ist nicht ausgeschlossen, dass hier eine Entwicklungsstörung vorliegt. Vielleicht ist es nur Zufall? Es ist auch nicht die einzige negative Auswirkung, die ein Ultraschall mit sich bringen kann. Dies zeigt ein umfassender Artikel des Portals Zentrum der Gesundheit. Aus diesem Grund sollte man immer zwischen nötigen Diagnosen und Behandlungen und dem Risiko des Kindes abwägen. Diese Gefahr haben auch schon ÄrztInnen erkannt und so verwundert es nicht, dass das Babykino, wo man Ultraschallvideo nur zum Spaß für das Familienalbum macht, gesetzlich im Dezember 2020 unter Strafe gestellt wurde.

Mutterschutz sehr gut geregelt

Viel besser geregelt ist dagegen der Mutterschutz, welcher ja regelt, dass Schwangere etwa 6 Wochen vor und 8 Wochen nach der Geburt nicht arbeiten sollen. Hier ist die mögliche Zeitspanne der Geburt von der 37. bis 42. Schwangerschaftswoche sowie die Ungenauigkeit der Naegele Formel berücksichtigt.

Fazit

Viele Frauen berechnen ihren Geburtstermin mit einem Geburtsrechner, der die Naegele Formel nutzt. Dieser ist ein pauschaler Richtwert, da nur 3,3% der Frauen exakt am errechneten Entbindungstermin ihr Kind bekommen. Die Ursachen hierfür sind sehr verschieden. So geht die Naegele Formel von konstanten Zyklen mit fixer Länger und Eisprung sowie einer fixen Zeitspanne aus, die das Baby im Bauch zur Vorbereitung auf die Geburt braucht. Dies entspricht natürlich nicht der Realität und so ist die Berechnung des Geburtstermins mit der NFP Methode nach Befruchtungstermin eine Alternative, da sie unabhängig von der Zykluslänge ist.  Dies ist vor allem bei Frauen mit unregelmäßigen Zyklen wie z. B. bei PCOS empfehlenswert, wo die Naegele Methode ihre Schwächen hat. Ebenso gibt es bei deiner Frauenärztin auch die Möglichkeit, dass der Geburtstermin nach einer Ultraschalluntersuchung korrigiert wird. Doch eine Sache wird sich nicht ändern egal, welche Methode du anwendest, um den Geburtstermin zu berechnen. Es wird immer eine Zeitspanne von der 37. bis 42. Schwangerschaftswoche bleiben in der die Menschenbabys auf natürlichem Weg zur Welt kommen.

Quellen

[1] Kessler J, Johnsen SL, Ebbing C, Karlsen HO, Rasmussen S, Kiserud T. Estimated date of delivery based on second trimester fetal head circumference: A population-based validation of 21 451 deliveries. Acta Obstet Gynecol Scand. 2019 Jan;98(1):101-105. doi: 10.1111/aogs.13454. Epub 2018 Oct 25. PMID: 30168856.

[2] Jukic, A. M. et al: Length of human pregnancy and contributors to its natural variation. Hum Reprod. Oct; 28(10): 2848–2855. 2013.

[3] Campbell JD, Elford RW, Brant RF. Case-control study of prenatal ultrasonography exposure in children with delayed speech. CMAJ. 1993;149(10):1435-1440.

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