Kann man trotz Gebärmutterhalsschwangerschaft das Kind bekommen? Alles über die seltene Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter erfährst du hier.
Bei einer Gebärmutterhalsschwangerschaft nistet sich eine Zygote nicht in der Gebärmutter, sondern im Gebärmutterhals – auch Cervix genannt – ein. Dies passiert jedoch sehr selten. Experten gehen davon aus, dass unter 1% aller Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter eine Gebärmutterhalsschwangerschaft sind. Doch kann man trotz Gebärmutterhalsschwangerschaft das Kind bekommen? In diesem Beitrag möchten wir aufzeigen, ob eine Schwangerschaft im Gebärmutterhals möglich ist. Hierzu werden wir reale Fallbeispiele aus der Medizin vorstellen und die Risikofaktoren und Folgen einer Gebärmutterhalsschwangerschaft zitieren.
Gebärmutterhalsschwangerschaft kann das Kind überleben?
Man muss schon ehrlich sagen, dass die Mehrheit der Schwangerschaften im Gebärmutterhals Fehlgeburten sind und nicht lange bestehen. Jedoch kann es beispielsweise bei Einnistung am oberen Teil des Gebärmutterhalses dazu kommen, dass das Baby überlebensfähig ist. Am Ende des Artikels diskutieren wir reale Fallbeispiele von Frauen, welche eine Gebärmutterhalsschwangerschaft erlebt haben.
Gebärmutterhalsschwangerschaft – die häufigsten Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen einer Gebärmutterhalsschwangerschaft sind noch nicht bekannt, weil diese Art von Schwangerschaften sehr selten sind. Die Risikofaktoren sind ähnlich wie bei anderen Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter. Somit tritt eine Gebärmutterhalsschwangerschaft häufiger nach Verhütung mit der Kupferspirale, künstlicher Befruchtung u.a. auf.
Risikofaktoren sind schwierig zu untersuchen
Wie schwierige die Untersuchung von den Risikofaktoren tatsächlich ist, zeigt eine Studie aus dem Jahr 2020. Hier wurden über 91.000 Schwangerschaften dokumentiert, von denen nur 32 Gebärmutterhalsschwangerschaften waren. Um die Studie durchzuführen, mussten 25 Kliniken zusammenarbeiten. Am Ende kam heraus, dass Frauen, welche zwei oder mehr vorangegange Schwangerschaften, mehrere Fehlgeburten oder eine Ausschabung erlebt haben, ein höheres Risiko für eine Gebärmutterhalsschwangerschaft haben. Ebenso ist Rauchen ein starker Risikofaktor, welche eine Schwangerschaft im Gebärmutterhals wahrscheinlicher macht.
Symptome für eine Gebärmutterhalsschwangerschaft
Wie bei allen Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter sind Blutungen, Bauchschmerzen und Krämpfe im Unterleib die häufigsten Symptome. Ebenso können Frauen mit einer Gebärmutterhalsschwangerschaft auch einen positiven Schwangerschaftstest erhalten, da das hCG von einer Vorstufe der Plazenta gebildet wird. Die Plazenta bildet sich dort wo die Einnistung erfolgt, also auch im Gebärmutterhals, im Eileiter, am Eierstock oder ähnlichem…
Diagnose und Therapie
Im Gegensatz zu anderen Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter wie z.B. die Eileiterschwangerschaft, verläuft die Gebärmutterhalsschwangerschaft in vielen Fällen symptomlos. Häufig zeigt sich in Untersuchungen ein bläuchlich gefärbter Gebärmutterhals, vaginale Blutungen sind auch wahrscheinlicher.
#1 Ultraschall der Gebärmutter
Erstmal schaut man bei einem positiven Schwangerschaftstest im Ultraschall, ob sich die Zygote tatsächlich in der Gebärmutter festgesetzt hat. Ist die Gebärmutter leer, kommt entweder eine Fehlgeburt oder eine Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter als Erklärung infrage.
#2 Bluttest und genaue Anamnese
Im zweiten Schritt macht die Patientin einen Bluttest. Dieser stellt fest, ob das hCG wirklich einen normalen Verlauf hat. In den meisten Fällen zeigt sich bei Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter eine schwächere Entwicklung des hCG. Dies liegt daran, dass die Babys sich außerhalb der Gebärmutter nicht genauso schnell und gut entwickeln können. Bei der Anamnese sind dann häufiger die Risikofaktoren zu prüfen, die eine Gebärmutterhalsschwangerschaft wahrscheinlicher machen. Nur, wenn weitere Symptome wie z. B. Schmerzen oder Blutungen auftreten erfolgt Schritt 3.
#3 Endosonografie und Gewebeproben
Im dritten Schritt wird eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) für den Vaginalbereich durchgeführt. Diese zeigt bei einer Gebärmutterhalsschwangerschaft häufig einen vergrößerten Gebärmutterhals. Neben den Ultraschall entnimmt man manchmal noch Gewebeprobe. Aus diesen kann man dann feststellen, ob es sich tatsächlich um eine Einnistung der Zygote im Gebärmutterhals handelt. Früher konnte man die Gebärmutterhalsschwangerschaft ohne Entfernung der Gebärmutter inkl. Gebärmutterhals gar nicht erkennen, weshalb eine solche Schwangerschaft häufig das Ende der Fruchtbarkeit der Frau bedeutet hat. Heute sind wir hier zum Glück etwas weiter.
#4 Behandlung der Gebärmutterhalsschwangerschaft
Ich bin keine Ärztin, daher kann ich nur das Wissen weitergeben, das ich mir selbst angeeignet bzw. angelesen habe. Wird die Gebärmutterhalsschwangerschaft frühzeitig erkannt, so kann man Medikamente in den Gebärmutterhals spritzen. Diese Medikamente führen zu einem Absterben des Embryos. Das restliche Gewebe wird entweder auf natürlichem Weg ausgeschieden oder in einer OP chirurgisch entfernt . Nur in seltenen Fällen, wenn die Gebärmutterhalsschwangerschaft sehr spät erkannt wird, wird ein Teil des Gebärmutterhalses oder der Gebärmutter entfernt. Aus diesem Grund bedeutet eine Gebärmutterhalsschwangerschaft heute zum Glück nicht automatisch, dass man keine Kinder mehr bekommen kann.
#5 Gebärmutterhalsschwangerschaft Erfahrungen
Kommen wir nun zu realen Fällen, in denen Frauen eine Gebärmutterhalsschwangerschaft erlebt haben. Diese wurden aufgrund ihrer Seltenheit in medizinischen Journalen veröffentlicht, damit andere ÄrztInnen daraus lernen können. Du findest die Originalquellen am Ende des Artikels, falls du alles noch mehr im Detail nachlesen möchtest.
#1 Lebendes Kind nach Gebärmutterhalsschwangerschaft
Der erste Fall fand in den 70er Jahren statt und wurde 1985 in einem medizinischen Journal veröffentlicht. Eine Frau wurde mehrfach in ihrer Schwangerschaft per Ultraschall untersucht. Hierbei stellte man nichts ungewöhnliches fest außer einer Steißlage des Kindes. Interessant war, dass die Größe des Babys sowie sämtliche Blutuntersuchungen bis zur 19. SSW keine außergewöhnlichen Anzeichen für eine Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter zeigten.
Notfall und vaginale Blutungen in der 24. Schwangerschaftswoche
In der 24. SSW traten dann schwere vaginale Blutungen auf. Die Öffnung des Gebärmutterhalses war etwa 2 cm geöffnet, was außerhalb der Geburt relativ ungewöhnlich ist. Man ging von einer Schwächung des Schließmuskels des Muttermundes aus. Diese wurde dann behandelt.
Blasensprung ohne Wehen
In der 27. Schwangerschaftswoche kam es zu einem Blasensprung ohne Wehen. Die Mutter wurde in einem Krankenbett ruhig gehalten und behandelt und klagte über Rückenschmerzen. Erst nach einer intensiven vaginalen Untersuchung stellten die Ärzte den Verdacht auf Gebärmutterhalsschwangerschaft fest. Anhand spezieller Kriterien des Arztes Rubin, konnten sie es dann eindeutig feststellen.
OP für Mutter und Baby
In einer OP wurde das Baby mit 1,1 kg aus dem Körper der Mutter entfernt und in einer speziellen Kammer weiter lebenswichtig versorgt und gegen verschiedene Infektionen behandelt. Den restlichen Teil der Geschichte möchte ich dir ersparen, weil er wirklich heftig ist. Im Ergebnis wurde die Gebärmutter und der Gebärmutterhals der Mutter bei der OP entfernt. Bei der OP verlor die Frau 8,5 Liter Blut. Ohne ständige Transfusionen von Blut während der OP, einer Spur Glück und unglaublicher Leistung der ÄrztInnen, hätte die Mutter nicht überlebt. Doch nach 89 Tagen wurden Mutter und Kind aus Krankenhaus entlassen. Natürlich kann die Mutter keine weiteren Kinder mehr bekommen und muss wegen der Gebärmutterentfernung auch weitere Untersuchungen durchführen und Medikamente nehmen.
Risikofaktoren
Bei der Anamnese kam heraus, dass die Frau schon mehrere Fehlgeburten hatte. Hierbei bekam sie mehrfache Ausschabungen. Ein Kind brachte sie zudem per Kaiserschnitt im Vorfeld dieser Geburt zur Welt. Die Gebärmutterhalsschwangerschaft war also ihr zweites, gesundes Kind, das sie zur Welt brachte.
#2 Gebärmutterhalsschwangerschaft nach IVF
Der zweite Bericht wurde erst 2021 in einem medizinischen Journal veröffentlicht und zeigt die Weiterentwicklung der Medizin in diesem Bereich deutlich. Eine Frau mit 42 Jahren und leichtem Übergewicht ohne Vorerkrankungen versuchte seit 14 Jahren schwanger zu werden. Sie hatte keine Risikofaktoren für eine Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter. Also unterzog sie sich wegen ihrem großen Kinderwunsch einer IVF, obwohl ihr Partner ein sehr gutes Spermiogramm hatte.
IVF erfolgreich, aber
Die IVF war erfolgreich, doch schon in der 7. SSW traten Probleme in der Schwangerschaft auf. Ultraschalluntersuchungen zeigten u.a. einen verdickten Gebärmutterhals. Mit einem speziellen Doppler-Ultraschall wurde die Gebärmutterhalsschwangerschaft bestätigt. In einem Eingriff wurden der Frau Medikamente in der Gebärmutterhals gespritzt und eine sogenannte Embryoreduktion durchgeführt. Diese war erfolgreich. Somit konnte man die Gebärmutterhalsschwangerschaft nur mit der Hilfe von Medikamenten und einem kleinen Eingriff beenden.
Frau wird mit zweiter IVF erneut schwanger
Die Frau gab die Hoffnung auf ihr Wunschkind nicht auf und brachte in einer zweiten IVF Runde einen gesunden Jungen mit dem Geburtsgewicht 2540 g und einer Körpergröße von 47cm zur Welt. Diese Geschichte zeigt, dass heute gute Chancen bestehen, dass man auch nach einer Gebärmutterhalsschwangerschaft noch ein gesundes Kind zur Welt bringen kann.
Fazit
Eine Gebärmutterhalsschwangerschaft, bei der sich die Zygote im Gebärmutterhals einnistet, ist selten. Wird sie früh erkannt, so kann man sie meist medikamentös und mit geringem Eingriff beseitigen. In sehr seltenen Fällen können die Babys sich auch im Gebärmutterhals so gut entwickeln, dass sie lebend und gesund zur Welt kommen. Im Jahr 2005 wurde in der 34. SSW ein Kind per Kaiserschnitt geholt, dass eine Gebärmutterhalsschwangerschaft durchlebte. Die ÄrztInnen hatten den ungünstigen Ort der Einnistung nicht bemerkt, da sich diese Schwangerschaft im oberen Teil des Halses befand.
Kann ich nach Gebärmutterhalsschwangerschaft wieder ein Kind bekommen?
Zum Glück muss man heute nur noch selten die Gebärmutter in einer OP entfernen, um die Gebärmutterhalsschwangerschaft zu beenden. Somit können viele Frauen auch nach einer solchen Schwangerschaft wieder schwanger werden. In diesem Sinne wünsche ich dir alles Gute auf deinem Weg zum Wunschkind!
Quellen
[1] M. Yitzhak, R. Orvieto, S. Nitke, M. Neuman-Levin, Z. Ben-Rafael, A. Schoenfeld, Case Report: Cervical pregnancy — a conservative stepwise approach, Human Reproduction, Volume 14, Issue 3, March 1999, Pages 847–849, https://doi.org/10.1093/humrep/14.3.847
[2] Hoyos LR, Tamakuwala S, Rambhatla A, Brar H, Vilchez G, Allsworth J, Rodriguez-Kovacs J, Awonuga A. Risk factors for cervical ectopic pregnancy. J Gynecol Obstet Hum Reprod. 2019 Dec 5:101665. doi: 10.1016/j.jogoh.2019.101665. Epub ahead of print. PMID: 31811970.
[3] Gabriel M. Kalakoutis, Richard J. Lilford, Cervical pregnancy ending in a live vaginal birth, European Journal of Obstetrics & Gynecology and Reproductive Biology, Volume 20, Issue 5, 1985, Pages 319-323, ISSN 0301-2115, https://doi.org/10.1016/0028-2243(85)90143-1.
[4] Kotzbach R, Szymański M, Korenkiewcz J, Wasilewski Z, Szymański W. Ciaza ektopqwa szyjkowa zakończona urodzeniem zywego 1800 g dziecka [Ectopic cervical pregnancy terminating in the birth of a live 1800 g infant]. Ginekol Pol. 2005 Apr;76(4):304-7. Polish. PMID: 16013184.
[5] Ginna Ortiz, Nicolas Kameyama, Jean Paul Sulaiman, Esther Lopez-Bayghen, Successful management of cervical ectopic pregnancy with embryo reduction: report of three cases, Journal of Surgical Case Reports, Volume 2021, Issue 5, May 2021, rjab216, https://doi.org/10.1093/jscr/rjab216