Ist die Ovy App Premium geeignet, um die fruchtbaren Tage und den Eisprung zu bestimmen? Ich teste die Zyklus App und vergleiche sie mit NFP.
Vor etwa zwei Jahren habe ich die kostenlose Version der Ovy App inkl. Beurer Thermometer für euch getestet. Damals fiel mein Urteil eher mittelmäßig aus. Doch dann habe ich von einer NFP Anwenderin gehört, dass die Ovy App in der kostenpflichtigen Premium Version viel besser sein soll. Die Premium Version soll sogar korrekt nach der NFP Methode die fruchtbaren Tage und den Eisprung bestimmen. Somit wollte ich unbedingt die Ovy App Premium für euch testen. Hierzu werde ich einen Zyklus in der Ovy App Premium und parallel dazu mit der NFP Methode dokumentieren. Aus dem Vergleich der Eisprung- und Fruchtbarkeitsanzeige wirst du dann ganz genau sehen, wie gut die Ovy App Premium wirklich ist.
#1 Technische Umsetzung und Design
Zuerst schaue ich mir die technische Umsetzung sowie das Design der Ovy Premium App genauer an. Hier möchte ich aufzeigen, was die Premium Version gegenüber der kostenpflichtigen Variante zu bieten hat.
#a Grundeinstellungen der Ovy App Premium
Im Vergleich zur kostenfreien Version kannst du dir in der Ovy App Premium Version die richtige Auswertung deiner Zykluskurve und Zervixschleim- oder Muttermundbeobachtungen anschauen. In der kostenfreien Variante siehst du nur den aktuellen Zyklus in der Kreisdarstellung und eine schematische Vorschau deiner Temperaturkurve. Ebenso kannst du in der kostenfreien Version keine älteren Zyklen anschauen. In den Grundeinstellungen kannst du immer einstellen, ob du das Ziel hast, schwanger zu werden oder zu verhüten.
#b Eintragung der Eisprunganzeichen
Die wichtigsten Eintragungen wie Basaltemperatur und Zervixschleim kannst du auch in der kostenfreien Version machen, aber nicht alle. In der kostenfreien Version fehlen mir persönlich zum Beispiel die Art der Störungen zum Eintragen. Die Eintragungen funktionieren sehr schön intuitiv – sowas gefällt mir immer sehr gut.
Störungen können mit einem Klick ausgeklammert werden
Bei der Basaltemperatur können alle wichtigen Dinge eingetragen werden. Sehr schön ist, dass selbst Störungen der Basaltemperatur mit einem Klick ausgeklammert werden können.
Zervixschleim Abkürzungen müssen beherrscht werden
Die Zervixschleim-Abkürzungen sind eins zu eins wie bei NFP. Du musst allerdings schon relativ viel wissen über die Beobachtung und die Abkürzungen, um dann die richtige Abkürzung einzutragen. Auf einem kleinen Button mit einem i oben in der Ecke gibt es zum Glück ein paar Erklärungen dazu. Jedoch bin ich mir immer nicht so sicher, ob sich die App User das auch wirklich durchlesen. In anderen NFP Apps wie z. B. der Lily App ist dies einfacher und verständlicher geregelt. Hier gibt es einen Zervixschleim Assistenten mit dem es wirklich jede Frau ohne Vorkenntnisse schafft, ihren Zervixschleim einzutragen.
#c Darstellung der Zykluskurve in der Ovy App Premium
In der kostenfreien Version siehst du eigentlich nur die aktuelle Zyklendarstellung. Diese ist als ein Kreis dargestellt. Im Prinzip sieht es genauso aus wie in der Clue App, die das ja glaube ich als erstes designt hat?! Wer da von wem „geklaut“ hat, kann und möchte ich jetzt nicht beurteilen.
Richtige NFP Zykluskurve nur in Premium App sichtbar
Unter der Kreisdarstellung des Zyklus ist eine kurze Vorschau der Zykluskurve zu sehen. Aus dieser kann man aber nichts wirklich ablesen. Nur wenn du die Premium Version gekauft hast, kannst du die richtige Zykluskurve sehen.
Premium Ovy Zyklusdarstellung hat noch Luft nach oben
Aber auch die Premium Zyklus Darstellung finde ich ehrlich gesagt stark verbesserungswürdig. Das wichtigste ist zwar zu erkennen, zum Beispiel die Auswertung ist korrekt dargestellt. Aber die Gesamtübersicht des Zyklus ist sehr schlecht umgesetzt. Man muss viel nach oben und zur Seite scrollen und kann nicht den ganzen Zyklus auf einen Blick sehen, wenn man ein normales kleines Handy hat wie ich. Auch im Querformat ist es nicht besser. Vielleicht ist es auf einem Tablett besser geeignet?
Temperaturskala ist ungünstig gewählt
Die Skala der Temperaturen finde ich auch nicht gut umgesetzt, weil man gar nicht erkennen kann, wie hoch 0,2 °C sind. Das ist aber bei der Auswertung wichtig, weil der dritte höhere Temperaturwert 0,2 °C höher sein muss als die Hilfslinie. Nun kann ich in der grafischen Darstellung also nicht erkennen, ob richtig ausgewertet wurde und in der Auswertung wird auch diese 0,2 °C Regel nicht markiert, wie es normalerweise bei NFP üblich ist.
Farbdesign ist gut gelungen
Das Farbdesign finde ich aber insgesamt sehr gut gelungen. Vor allem die fruchtbaren Tage lassen sich gut erkennen, ohne dass die Sichtbarkeit der Temperaturkurve in den Hintergrund gerät. Die Farben sind sehr angenehm anzusehen, finde ich.
#2 Fruchtbare Tage bestimmen
Schauen wir uns nun an, wie gut die Ovy App die fruchtbaren Tage und den Eisprung im Zyklus bestimmen kann.
#a Vergleich fruchtbare Tage mit NFP Methode
Die Auswertung der Temperaturkurve relativ leicht. Schließlich musste ich keine Ausnahmeregel anwenden, die in vielen anderen Apps meist nicht implementiert ist. Doch die Ovy App hat die Auswertung der Temperaturkurve auch mit Ausnahme-Regel problemlos gemeistert, was ich zusätzlich getestet habe.
Eisprung vom 13. bis 16. Zyklustag
Der Zyklus beginnt mit der Menstruation und ging insgesamt 26 Tage. Nach der NFP Methode hat der Eisprung zu 91% sicher zwischen dem 13. und 16 stattgefunden. Leider wird in der Ovy App nur die erste höhere Messung gekennzeichnet. Eine Angabe des Eisprungsfenster fehlt jedoch auch in der Kinderwunsch Ansicht der Ovy App.
Auswertung der Temperaturkurve mit Ausnahmeregel funktioniert bestens
Zusätzlich habe ich, wie schon erwähnt, ein paar Temperaturwerte zum Testen abgeändert, um zu prüfen, ob auch richtig ausgewertet wird, wenn es sich um eine Ausnahmeregel handeln würde. Ich habe also Ausnahmeregel eins und zwei von NFP getestet, wie du in den Bildern erkennen kannst.
Ausklammerung der Temperatur funktioniert
Ansonsten funktioniert die Auswertung fast genauso wie bei NFP, außer die ausgeklammerten Temperaturwerte werden anders dargestellt. Bei der normalen NFP Darstellung wird eine richtige Klammer um den Temperaturpunkt gemacht und in der App wird ein leerer Kreis dargestellt, wenn es sich um eine Temperaturstörung handelt, die ausgeklammert werden soll. Im Vergleich dazu sind nicht-ausgeklammerte Temperaturpunkte ausgemalt.
Farbliche Markierung anstatt F für Fruchtbarkeit
Eine wichtige Sache, die auch noch anders ist, ist die Angabe der fruchtbaren Zeit. Es werden farbliche Markierungen verwendet, anstatt ein F für Fruchtbarkeit. Ich habe hier in in diesem Beitrag die App mit dem Ziel schwanger zu werden getestet. Es gibt auch die Auswahlmöglichkeit Empfängnisregelung bei Verhütungsabsicht.
10. bis 15. Zyklustag pauschal fruchtbar?
Bei der Einstellung Schwangerwerden ist im Startbildschirm bei mir standardmäßig der 10. bis 15. Zyklustag als fruchtbar angezeigt. Das finde ich nicht ganz so gut. Bei der Empfängnisregelungen Variante wurde das besser gelöst. Denn da steht, dass keine Angaben für die Zukunft gemacht werden können. Das Problem ist, dass sich manche Frauen in der Kinderwunschzeit sich eventuell einfach nur auf diese Angabe 10. bis 15. Tag verlassen könnten. Somit würden sie im Ernstfall möglicherweise zur falschen Zeit im Zyklus Sex haben, um schwanger zu werden. Dies hätte natürlich auch zur Folge, dass die Frauen vermutlich nicht oder schwerer schwanger werden. Es könnte aber auch sein, dass diese pauschale Fruchtbarkeitsvorhersage sich im Laufe der Zeit noch ändert auf der Grundlage der vorherigen Zyklen. Das habe ich leider noch nicht getestet, da ich aktuell nur einen Zyklus ausprobiert habe.
Fruchtbare Tage bestimmen geht nur mit Temperatur und Schleimbeobachtung
Es ist wichtig zu verstehen, dass sich die fruchtbaren Tage nur Zyklus für Zyklus anhand der beobachteten Anzeichen für den Eisprung bestimmen lassen. Der natürliche Zyklus schwankt in der Länge bei den allermeisten Frauen zwischen 23 und 35 Tagen. Somit gibt es natürlich Frauen, deren Eisprung nicht im Zeitraum vom 10. bis 15. Zyklustag stattfindet. Bei mir beispielsweise findet der Eisprung häufig zwischen dem 18. und 23. Zyklustag statt, obwohl ich meist eine ganz gewöhnliche Zykluslänge von 25 bis 35 Tagen habe.
#b Regelkonformität der Ovy App Premium
Ganz toll finde ich die Abkürzungen für den Zervixschleim und die Symbole für den Muttermund, die wirklich eins zu eins umgesetzt wurden. Außerdem sind bei der Auswertung die sechs tieferen Werte mit 1 bis 6 markiert worden. Auch die Hilfslinie ist gestrichelt eingezeichnet und die drei höheren Messungen der Temperatur sind mit einem Dreieck markiert. Genauso ist es auch bei NFP.
Temperaturdifferenz mit 0,2°C fehlt
Leider fehlen die markierten 0,2 °C, was es schwerer macht die Auswertung der Temperaturkurve zu prüfen. Auch die Auswertung des Zervixschleims mit den Abkürzungen für den Qualitäts-Höhepunkt und die Zahlen 1 bis 3 fehlen komplett. Die ausgeklammerten Werte werden auch anders dargestellt. Trotz dieser Mankos sehe ich eine hohe Regelkonformität zur NFP Methode, welche allerdings noch Luft nach oben hat.
#c Beispiel Zykluskurve in der Ovy App Premium
Die Zykluskurve in der Ovy Premium App überzeugt durch ein schlichtes Design. Leider kann man den ganzen Zyklus nicht überblicken. Die Auswertung der fruchtbaren Tage stimmte mit der NFP Methode überein. Hierbei spielt es keine Rolle, ob Ausnahmeregeln bei der Auswertung der Basaltemperatur verwendet werden oder nicht. Trotzdem fehlt aus meiner Sicht eine Anzeige für den wahrscheinlichsten Zeitraum für den Eisprung.
#3 Support
Natürlich habe ich den Support der Ovy App Premium getestet. Hierzu schrieb ich eine Frage, die ich im Laufe der Zeit hatte, und schickte sie dem Support Team und wartete die Antwort ab:
„Hallo, ich habe eine Frage. Wenn ich in der App auf den „Care“-Button unten klicke, kommen dort Themen Punkte. Auf diese habe ich drauf geklickt, aber es passiert nichts, also es öffnet sich nichts. Ist das noch in Arbeit? Oder funktioniert es bei mir nicht richtig?
Viele Grüße
Anne“
Ich habe die Nachricht am Sonntag, 27.3.2022 um 10:26 Uhr abgeschickt. Die Übermittlung erfolgt direkt über das Kontaktformular in der Ovy App Premium. Persönlich finde ich gut, dass bei dem Kontaktformular gleich einige wichtige Sachen im Vorfeld abgefragt wurden. Beispielsweise wurde ich vor dem Absenden meiner Nachricht gefragt, welches Betriebssystem ich nutze, welche Handy Version, welche App Version und so weiter. Außerdem konnte ich noch ein Bildschirm-Foto mit hochladen von meinem speziellen Problem. Eine automatische E-Mail kam direkt darauf hin in mein E-Mail Postfach.
„Vielen Dank für deine Anfrage!
Dies ist eine automatisch generierte E-Mail.
Wir bemühen uns, deine Anfrage zeitnah zu beantworten. Aktuell kommt es zu einem außerordentlichen Anstieg von Anfragen, daher kann es ggf. länger dauern, bis wir deine Anfrage bearbeiten. Danke für dein Verständnis.
Kennst du schon unsere FAQ (https://ovysupport.zendesk.com/hc/de)? Hier geben wir bereits viele Antworten auf unterschiedliche Fragen […]“
Einen Tag später am Montag, den 28.03.2022, um 13:34 Uhr Ortszeit kam folgende Antwort E-Mail:
„Liebe Anne,
danke für deine Nachricht und dein Feedback.
Wir haben das Problem bereits identifiziert. Der Fehler wird im Zuge von notwendigen Bugfixes in Kürze mit dem nächsten Update behoben sein. Danke für deine Geduld und dein Verständnis.
Liebe Grüße“
#4 Preis und Leistung
Im Vergleich mit der kostenfreien Version schneidet natürlich die kostenpflichtige Version viel besser ab. Wäre jetzt auch eine große Überraschung, wenn es anders herum gewesen wäre… 😉 Aus meiner Sicht ist die kostenfreie Version nicht gut genug, um damit schneller schwanger zu werden.
Zyklendarstellung in Premium Version stark verbessert
Schließlich funktioniert das Wichtigste – die Zyklusdarstellung in einem geeigneten Zyklusblatt – nur in der kostenpflichtigen Ovy App Premium. Ebenso kannst du die alten Zyklen nur in der Premium Version anschauen.
Abweichung der Fruchtbarkeitsanzeige bei der kostenfreien Version.
Auch bei der Auswertung gab es bei der kostenfreien Version große Probleme. So werte die Ovy App im Kinderwunschmodus Zyklen aus und zeigte Daten für die fruchtbare Zeit an, ohne dass ausreichend Temperaturwerte gemessen wurde. Ich habe noch getestet, ob die App auswertet, wenn nicht genügend Temperaturwerte vorhanden sind. Das ist das Ergebnis: Bild. Die Kennzeichnung der ehM und die Dreiecke um die ersten drei höheren Messungen fehlen dann. Komisch ist jedoch, dass die farbigen Balken nicht verschwunden sind.
Kosten der Ovy App Premium
Die Ovy App Premium App kostet nach dem aktuellen Stand (März 2022) 34,99 Euro pro Jahr und ist somit schon im oberen Preisbereich von vergleichbaren Apps.
#5 Fazit und Kaufentscheidungshilfe
Nun ich habe die Ovy App auf dem iPhone SE getestet. Vergleicht man die Ovy App Premium mit der kostenfreien Version, so würde ich sagen, dass sich der Kauf lohnt. Schließlich hat die Ovy App Premium eine regelkonformere Bestimmung der fruchtbaren Tage, ein besseres Design bei der Zyklendarstellung und eine Speicherungsfunktion der alten Zyklen u.v.m.
Es gibt bessere NFP Apps
Im Vergleich zu anderen Apps, wie z. B. Lily, schneidet die Ovy App nicht besser ab, weil die kostenpflichtige Version von Lily deutlich besser als die kostenfreie Version der Ovy App ist. Außerdem hat die Lily App auch ein viel besseres Preis-Leistungs-Verhältnis, weil die kostenfreie Version fast schon so gut wie die Ovy Premium App ist. Hier müsste man quasi mehr Geld investieren und würde eine geringere Leistung erhalten. Auch im kostenpflichtigen Bereich gibt es z. B. mit myNFP u.a. noch andere Alternativen der Ovy App Premium.
Freundlicher Support
Besonders freundlich fand ich den Support, der mir bereits einen Tag später eine Antwort geschrieben hat. Dies ist gerade für NFP Anfängerinnen wichtig, die meistens noch ganz viele Fragen haben.
Empfehlenswert, aber…
Insgesamt ist die Ovy App Premium dennoch eine App, die man für die Dokumentation der Eisprunganzeichen zur Bestimmung der fruchtbaren Tage mit NFP verwenden kann. Jedoch müssen eine Features wie z.B. die Eisprunganzeige etc. noch stark verbessern, damit sie mit den führenden Herstellern mithalten kann.