Kurze Follikelphase – Kann ich trotzdem schwanger werden?

Kurze Follikelphase

Kurze Follikelphase © Natürliche Fruchtbarkeit

Kurze Follikelphase – kannst du trotzdem schwanger werden? Wir zeigen, welchen Einfluss die Länge der Eireifungsphase auf die Fruchtbarkeit hat.

Ein Zyklus besteht aus zwei Phasen. Einerseits die Follikelphase, in der die Eizelle bis zum Eisprung im Eierstock heranreift. Andererseits die Gelbkörperphase, in der sich der Körper bzw. die Gebärmutter auf die mögliche Einnistung der befruchteten Eizelle vorbereitet. Viele Frauen mit kürzerer Follikelphase haben nun große Angst, unfruchtbar zu sein und nicht schwanger werden zu können. Ist eine kurze Follikelphase wirklich ein Problem für die Fruchtbarkeit und kann man trotzdem schwanger werden? In diesem Beitrag zeigen wir dir, wie lang eine fruchtbare Follikelphase sein muss und was du tun kannst, um die Follikelphase zu verlängern.

Was ist eine kurze Follikelphase?

Länge der Follikelphase

Häufigkeit der Länge der Follikelphase © Elisabeth Raith-Paula – Natürliche Familienplanung heute – Springer Verlag 2020

Die Follikelphase, auch Eireifungsphase genannt, kann sehr stark variieren. Man spricht von einer normalen Follikelphase, wenn sie zwischen 12 und 21 Tagen lang ist. Laut der Statistik haben rund 85 % eine Follikelphase in diesem Bereich. Etwa 10 % der Frauen haben eine lange Follikelphase von mehr als 22 Tagen. Eine kurze Follikelphase dauert weniger als 12 Tage, was bei rund 5 % der Frauen der Fall ist. 

Warum habe ich eine kurze Follikelphase?

Eine kürzere Follikelphase ist kein Grund zur Beunruhigung. Schließlich bedeutet es erstmal nur, dass die Eireifung im Eierstock bei dir in einer kürzeren Zeit abläuft. Es gibt drei Ursachen, die direkt auf die Länge der Eireifungsphase einen Einfluss haben.

Kurze Eireifungsphase und die Wechseljahre

In einer Studie hat man die Länge der Follikelphase der Frauen in Abhängigkeit vom Alter untersucht. In der Gruppe der 20- bis 24-jährigen war die Länge der Follikelphase durchschnittlich 14 Tage lang. Hingegen war die Follikelphase bei den 40- bis 44-jährigen Frauen nur durchschnittlich 10,4 Tage lang. Somit sinkt die Follikelphase mit dem Alter meist ab und ist ein direktes Zeichen für den Eintritt in die Wechseljahre.

Stress 

Stress kann zu einem hormonellen Ungleichgewicht und damit zu einer gestörten Eireifung bzw. Zyklen ohne Eisprung führen. 

Sexuell übertragbare Krankheiten

Einige sexuell übertragbare Krankheiten können den Zyklus und damit auch die Eireifung verkürzen. Zu ihnen gehören auch Chlamydien oder Gonorrhoe.

Endometriose 

Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen der Zykluslänge und Endometriose. Meist hat Endometriose eher einen Einfluss auf die Gelbkörperphase. Jedoch hängt diese hormonell auch direkt mit der Eireifung zusammen, denn eine verkürzte Eireifung kann auch zu einer Gelbkörperschwäche führen.

Weitere Ursachen

In der Fachliteratur findet man weitere Ursachen wie Polypen, Anämie, Tumore, Unterernährung, Beckenentzündung und viele weitere spezielle Erkrankungen, die einen Einfluss auf die Länge des Zyklus haben können. 

Kann man trotz kurzer Follikelphase schwanger werden?

Nur 5 % der Frauen haben eine kurze Follikelphase von weniger als 12 Tagen. Eine verkürzte Follikelphase ist meist nicht direkt mit einer eingeschränkten Fruchtbarkeit verbunden. Hat eine Frau auch mit verkürzter Follikelphase einen Eisprung, eine Gelbkörperphase, die mindestens 10 Tage andauert, ist sie auch fruchtbar und kann schwanger werden.

Verkürzte Follikelphase führt zu einer geringeren Schwangerschaftsrate

Trotzdem gehen ForscherInnen davon aus, dass bei einigen Frauen mit einer verkürzten Follikelphase die Eireifung nicht optimal oder auch unvollständig abläuft. In einer kleinen Pilotstudie mit 64 Frauen teilte man die Frauen in zwei Gruppen auf. In der ersten Gruppe hatten die Frauen eine kurze Follikelphase von weniger als 12 Tagen, da der Östrogen Peak vor dem 11. Zyklustag stattgefunden hat. Betrachtet man die zweite Gruppe, so war die Follikelphase normal lang, da der Östrogen Peak später als 11 Tage im Zyklus stattgefunden hat. Nach 12 Zyklen schaut man sich die Schwangerschaftsrate der Frauen in beiden Gruppen an. In der Gruppe der Frauen mit verkürzter Follikelphase bzw. frühen Eisprüngen wurden 31 % der Frauen schwanger. Hingegen wurden 66 % der Frauen in der Gruppe mit den normal langen Follikelphasen schwanger. Somit kann man schon sagen, dass die Chancen natürlich schwanger zu werden bei Frauen mit kurzer Follikelphase geringer sind.

Verkürzte Eireifungsphase – Was tun?

Nun, falls man zu kürzen Zyklen unter 24 Tage neigt, sollte man mal genauer nachschauen und eventuell Maßnahmen treffen.

#1 Zyklusmonitoring

Am Anfang steht ja immer nur die Vermutung, dass man eine verkürzte Follikelphase hat. Jedoch sollte man bei einem unerfülltem Kinderwunsch auf Nummer sicher gehen. Aus diesem Grund empfehle ich jeder Frau, die länger nicht schwanger wird, ein Zyklusmonitoring zu machen. Dort werden Hormon-Bluttests und Ultraschalluntersuchungen in der Follikelphase, zum Eisprung und in der Gelbkörperphase gemacht. Aus diesen Tests kann man herausfinden, ob du einen Eisprung hast und wie lang deine Follikelphase und Gelbkörperphase ist. Ebenso bekommt man interessante Informationen über die Hormonspiegel, die auch Hinweise für Erkrankungen oder Zyklusstörungen, die eine Schwangerschaft erschweren, liefern können.

#2 NFP Methode

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Das Hauptproblem beim Zyklusmonitoring ist, dass man es nicht jeden Zyklus durchführen kann und jeder Zyklus mehr oder weniger unterschiedlich ist. Somit kann man beim Zyklusmonitoring das Pech haben, dass genau der Zyklus untersucht wird, in dem alles optimal ist. Oder andersrum, dass es zufällig ein Zyklus ist, in dem alles nicht so gut lief aufgrund von äußeren Umständen beispielsweise. Führt man die Zyklusbeobachtung von Temperatur und Schleim durch und trägt die Daten in eine App ein, so kann man den Eisprung zu 91 % sicher bis auf vier Tage genau eingrenzen. Ebenso kann man ziemlich genau die Länge der Follikelphase und Gelbkörperphase bestimmen. Das Tolle an der NFP Methode ist, dass sie extrem preiswert und von Zuhause aus durchführbar ist. Weitere Informationen dazu bekommst du in meinem Buch „WANN BIN ICH FRUCHTBAR”, mit dem du ganz einfach und effektiv die NFP Methode erlernen kannst.

#3 Mönchspfeffer

Mönchspfeffer enthält Phytohormone, welche den Zyklus stabilisieren können. Hierdurch kann sich der Zyklus regulieren. In einer Studie mit 93 Frauen konnte man zeigen, dass Mönchspfeffer bei der Zyklusregulation von sehr langen oder kurzen Zyklen helfen kann.

#4 Schafgarbentee

Der Schafgarbentee, geschaffen aus den Stängel und Blüten der Schafgarbe, soll den Zyklus natürlich stabilisieren. Leider existieren zu diesem Tee noch keine Studien, die dessen Wirkung belegen können.

#5 Östrogenreiche Ernährung

Mal angenommen, du hast ein Zyklusmonitoring gemacht und es kommt heraus, dass du einen Östrogenmangel hast. In diesem Fall könntest du die Eireifung darin unterstützen, wenn du östrogenreiche Lebensmittel isst. Hierzu zählen vor allem Milchprodukte wie Joghurt, Milch oder Quark. Falls du vegan lebst, dann ist vielleicht die phytoöstrogene Ernährung einen Blick wert. Die Ernährung ist ein komplexes Thema, weshalb wir empfehlen, vorab immer ein Zyklusmonitoring zu machen und bei Bedarf eine Ernährungsberaterin oder eine Ärztin bzw. einen Arzt zu konsultieren.

#6 TCM

Die traditionelle chinesische Medizin mit Akupunktur, spezieller Ernährung und Tee wird schon seit tausenden von Jahren zur Zyklusregulation eingesetzt. In Studien findet man die Anwendung von TCM Methoden daher häufiger bei Frauen mit PCOS angewendet. Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass TCM hier bei der Zyklusregulation helfen kann. 

#7 Hormonyoga zur Zyklusregulation

Meistens liegen die Ursachen eines zu langen oder zu kurzen Zyklus an einem hormonellen Ungleichgewicht. Durch Fruchtbarkeitsyoga kann man den natürlichen Zyklus wieder ins Gleichgewicht bringen und den Stress reduzieren. Mehr zum Thema Fertility Yoga bei Kinderwunsch erzählt dir Yoga Coach Julia Glesti in unserem Youtube Interview.

Hormontherapie als letzter Ausweg

In einer gynäkologischen Praxis wird man, falls dies notwendig ist, meist mit künstlichen Hormonen behandelt. Dies ist vor allem in den Wechseljahren so, wo kurze Zyklen und eine kurze Follikelphase häufiger auftreten. Aus meiner Sicht ist es der letzte Ausweg, weil solche Hormontherapien Nebenwirkungen haben, wie zum Beispiel starke Gewichtszunahme etc. Hier sollte man immer die Vor-, Nachteile und den Nutzen abwägen.

Kurze Follikelphase – Wann zum Arzt?

Aus meiner Sicht ist eine kurze Follikelphase für die meisten Frauen kein Thema, da es nur 5 % der Frauen betrifft. Selbst wenn die Follikelphase kürzer als 12 Tage ist, ist dies noch kein Grund zur Sorge. Wird man jedoch länger nicht schwanger, obwohl man fast immer zur hochfurchtbaren Zeit Verkehr hat, sollte man ein Zyklusmonitoring durchführen. Hier kann man sehen, ob die Gelbkörperschwäche verkürzt ist, tatsächlich ein Eisprung stattgefunden hat und wie lang die Follikelphase wirklich ist. Hat eine Frau einen Eisprung und eine ausreichend lange Gelbkörperphase, ist sie trotz kurzer Follikelphase fruchtbar und kann natürlich schwanger werden. Generell würde ich allen Frauen, die es aktiv versuchen und über 12 Monate nicht auf natürlichem Weg schwanger geworden sind, eine gynäkologische Untersuchung in einer Praxis in der Nähe empfehlen.

Quellen

[1] Lenton EA, Landgren BM, Sexton L, Harper R. Normal variation in the length of the follicular phase of the menstrual cycle: effect of chronological age. Br J Obstet Gynaecol. 1984 Jul;91(7):681-4. doi: 10.1111/j.1471-0528.1984.tb04830.x. PMID: 6743609.

[2] Check JH, Adelson H, Lurie D, Jamison T. Effect of the short follicular phase on subsequent conception. Gynecol Obstet Invest. 1992;34(3):180-3. doi: 10.1159/000292755. PMID: 1427421.

[3] Polymenorrhea: Definition, causes, and treatment, Medicalnewstoday.com, https://www.medicalnewstoday.com/articles/polymenorrhea#causes

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