Wie lange brauchen die Spermien bis zur Eizelle?

Wie lange können Spermien überleben

Wie lange können Spermien überleben © Natürliche Fruchtbarkeit

Wie lange brauchen die Spermien bis zur Eizelle? Wir zeigen dir, welchen spannenden Weg die Spermien auf ihrem Weg zur Eizelle zurücklegen müssen.

Viele von uns haben im Biologieunterricht gelernt, dass Spermien und Eizelle zusammenkommen müssen, damit es zur Schwangerschaft kommt. Doch wie lange brauchen die Spermien von der Ejakulation bis zur Eizelle? Welchen Weg müssen die Spermien dabei zurücklegen und können Frauen durch ein cleveres Verhalten die Spermien auf ihrem Weg zur Eizelle unterstützen? Ist es möglich, die Chancen, schwanger zu werden, durch Kenntnis des Prozesses der Fortpflanzung zu steigern?

Wie lange brauchen die Spermien bis zur Eizelle?

Ich habe sehr, sehr lange recherchiert, um diese Frage zu beantworten. Erstmal machen sich 200 bis 600 Millionen Spermien bei einer durchschnittlichen Ejakulation auf dem Weg zur Eizelle. Auf ihrem Weg müssen sie durch die Vagina, den Gebärmutterhals, die Gebärmutter und den richtigen Eileiter, um sich mit der Eizelle zu vereinigen. Dies ist ein Weg von rund 150 bis 200 mm, was für 0,05 mm große Spermien etwa das 4000 fache seiner Größe entspricht. Rechnet man dies im Verhältnis um, entspricht die Strecke etwa einem 5000 Meter (= 5 Kilometer) Schwimmen beim Menschen. Nach Einschätzung der Gynäkologin Tiffany Jones aus dem wissenschaftlichen Beirat der Flo App brauchen die Spermien bis zur Eizelle etwa 30 bis 45 Minuten. Hier zeigt sich auch, wie gut der Vergleich des Weges mit dem 5000 Meter Schwimmen beim Menschen ist, da die besten Menschen diese Strecke im Freistil in etwa 50 bis 60 Minuten zurücklegen.

Muss ich eine Stunde vor dem Eisprung Sex haben, um schwanger zu werden?

Nein, natürlich nicht. Die Spermien können nach aktuellen Studien etwa 2 bis 5 Tage im Körper der Frau überleben. Der Eisprung findet pro Zyklus in einem Zeitraum von 12 bis 24 Stunden statt. Hattest du vor diesem Eisprungtag Verkehr, dann können die Spermien im Zervixschleim im Gebärmutterhals auf den Eisprung warten. Der Zervixschleim hat einen schwach basischen pH-Wert und schützt somit die Spermien vor dem sauren Milieu der Vagina, wo die Spermien ohne den Zervixschleim nur wenige Stunden überleben können. 

Warum werde ich nicht jeden Zyklus schwanger?

Wann ist die beste Zeit für Sex im Zyklus in Relation zum Eisprung

Wann ist die beste Zeit für Sex im Zyklus in Relation zum Eisprung? © Wilcox AJ, Weinberg CR, Baird DD. Timing of sexual intercourse in relation to ovulation. Effects on the probability of conception, survival of the pregnancy, and sex of the baby. N Engl J Med. 1995 Dec 7;333(23):1517-21. doi: 10.1056/NEJM199512073332301. PMID: 7477165.

In Untersuchungen mit 219 Frauen hat man sich angesehen, an welchem Tag die Frauen Sex haben müssen, um die größte Schwangerschaftswahrscheinlichkeit zu haben. Hierbei stellte man fest, dass man durch Sex ein bis zwei Tage vor dem Eisprung sowie am Eisprungtag selbst die Chancen am größten sind. Die Chance innerhalb eines Zyklus, schwanger zu werden, liegt bei maximal bei 33 Prozent. Somit ist die Frage, wieso eine Frau nicht jeden Zyklus schwanger wird, auch schon beantwortet. Die Chance liegt eben nicht bei 100 Prozent in jedem Zyklus. Hierfür gibt es drei Hauptursachen, die ich in Studien zu diesem Thema herauslesen konnte.

Tötung der Spermien im Sauren Milieu

Wir müssen es ehrlich sagen, sobald die Spermien in die Vagina eintreten, müssen sie gegen den herausströmenden Ausfluss anschwimmen. Hierbei entsteht nach Ansicht der Forscher ein enormer Rückfluss, den nicht alle Spermien überwinden können. Hinzu kommt, dass einige Spermien mit dem sauren Ausfluss der Vagina in Berührung kommen und es nicht in den schwach-basischen Zervixschleim schaffen. 

Natürliche Selektion im Schleim

Vielleicht hast du schon mal bemerkt, dass der Zervixschleim beim Fühlen manchmal sehr klebrig ist. Ebenso verändert sich seine mikroskopische Struktur im Verlaufe des Zyklus, weshalb man auch unter dem Mikroskop am Schleim erkennen kann, in welcher Zyklusphase man sich befindet. Den neuen Speichel-Ovulationstest habe ich auf diesem Blog getestet und eine gute Übereinstimmung mit klassischen Ovulationstests festgestellt. Nun ist der Zervixschleim so gemacht, dass missgebildete Spermien in mikroskopischen Fäden des Schleims stecken bleiben. Diese natürliche Selektion ist einer der Gründe dafür, dass 97 % der Kinder gesund zur Welt kommen. 

Zu wenig Power für die Spermien

Wir sehen ja beispielsweise bei Verkehr fünf Tage vor dem Eisprung nur noch 5 bis 8 % Schwangerschaften. Dies ist auch logisch, da die Mehrheit der Spermien nicht genug Power hat, um länger als vier Tage fruchtbar zu bleiben und den Marathon zu Ende zu schwimmen.

Spermien entscheiden sich für den falschen Eileiter

Die meisten Frauen haben zwei Eileiter und meistens springt nur auf der linken oder der rechten Seite eine Eizelle. Ganz selten springt auf beiden Seiten gleichzeitig eine Eizelle. Somit entscheiden sich einige Spermien für den „richtigen“ Eileiter, wo die befruchtete Eizelle gesprungen ist. Die anderen schwimmen in den falschen Eileiter, wo gar keine Eizelle Befruchtung bereitsteht. Allerdings schwimmt die Mehrheit in die richtige Richtung. Dieses Phänomen wurde noch nicht ausreichend erforscht. 

Nur 200 Spermien kommen am Ziel an

Von rund 200 Millionen bis 600 Millionen Spermien im Ejakulat kommen am Ende nur etwa 200 gesunde Spermien bei der Eizelle im Eileiter an. Dann ist es noch nicht geschafft, denn sie müssen noch die Hülle der Eizelle in einer Art Gruppenarbeit durchstoßen. Hierzu haben die Spermien so etwas ähnliches wie eine Mütze auf dem Kopf, die man Akrosom nennt. Im Akrosom befinden sich Stoffe, um die Zellwand der Eizelle durchlässig zu machen. Es kann nur eine einzige Spermie schaffen, sich mit der Eizelle zu verbinden und damit ein neues Leben zu schaffen. Die Eizelle ist insgesamt etwa 12 bis 24 Stunden nach dem Eisprung fruchtbar. Dr. Jones von der Flo App meint hierzu folgendes:

„Nicht jedes Spermium kann eine Eizelle befruchten, entweder wegen der Form seines Kopfes oder wegen anderer Defekte, die es ihm nicht ermöglichen, die äußere Hülle der Eizelle zu durchdringen“

Eizelle hat ein Mitbestimmungsrecht

Anmerkung: Ich persönlich bin von dem Wort „befruchten“ nicht so überzeugt, auch wenn ich es manchmal schreiben muss, weil viele von euch im Internet danach suchen. Denn letztendlich ist es keine wirkliche Befruchtung. Nach allem, was bisher schon in den Forschungen herausgekommen ist, liegt auch bei der Eizelle ein gewisses Mitbestimmungsrecht und es ist eben nicht ein passives Befruchten aus Sicht der Eizelle. Eventuell geht die Wand der Eizelle auch einfach nicht auf, wenn nicht die passende oder optimale Spermie dabei ist. Für mich ist es also eher ein Zusammenspiel und eine Vereinigung von beiden gleichwertigen Anteilen von Mann und Frau. Der weibliche und männliche Teile verschmelzen ineinander und es entsteht ein neues Leben. Und übrigens so passiv ist die Eizelle nämlich auch nicht. Sie kann sich zwar von alleine nicht fortbewegen, hat aber viel Hilfe durch die Flimmerhärchen im Eileiter, die sie von Eileitertrichter in Richtung Gebärmutter transportieren.

Wie hoch sind meine Chancen, schwanger zu werden?

In einer Studie mit rund 3000 Paaren mit Alter zwischen 21 und 45 Jahren, welche keine besonderen Maßnahmen zur Steigerung der Schwangerschaftswahrscheinlichkeit durchführten, wurden 58 % in etwa 6 Monaten schwanger. Nach einem Jahr waren 75 % der Paare auf natürlichem Weg schwanger.

Wie kann ich meine Chancen, schwanger zu werden, verbessern?

Erstmal sind die guten Nachrichten, dass man die Chancen, schwanger zu werden, auf natürlichem Weg verbessern kann. Es sollte klar geworden sein, dass es nicht unerheblich ist, an welchen Tagen man im Zyklus Sex hat. Schließlich können die Spermien nur 2 bis 5 Tage im Körper der Frau und die Eizelle nur knapp einen Tag fruchtbar bleiben. Man muss also in diesen 6 biologisch hochfruchtbaren Tagen im Zyklus Sex haben, damit es überhaupt mit dem Wunschkind klappen kann. Diese fruchtbaren Tage und den Eisprung kann man beispielsweise mit der NFP Methode zu 91 % sicher bis auf vier Tage eingrenzen. Hierzu beobachtet man seinen Zervixschleim und seine Körpertemperatur im Zyklus und trägt sie Tag für Tag in ein Zyklusblatt ein. Im Ergebnis werden in Studien etwa 81 % der Frauen nach nur 6 Monaten schwanger, wenn sie mit der NFP Methode ihren Eisprung bestimmen und an den fruchtbaren Tagen Sex haben.

Wie kann ich die NFP Methode erlernen?

Für den Fall, dass du die NFP Methode schnellstmöglich erlernen möchtest, empfehle ich dir unser Buch „WANN BIN ICH FRUCHTBAR?”. In diesem Buch findest du eine Schritt-für-Schritt-Anleitung in die NFP Methode mit Übungszyklen und Lösungen. Ebenso findest du im Buch Erfahrungsberichte von Frauen, die unter schwierigen Umständen wie PCOS, Endometriose, Schichtarbeit, Zykluschaos nach Pille, Autoimmunerkrankung, schlechtem Spermiogramm etc. mit der NFP Methode schwanger geworden sind.

Wie lange dauert es, bis sich die befruchtete Eizelle einnistet?

Nach der Befruchtung wandert die befruchtete Eizelle (Zygote) durch den Eileiter weiter bis zur Gebärmutter, wo sie sich in die Gebärmutterschleimhaut einnistet. Nur bei einer erfolgreichen Einnistung einer Zygote wird durch eine Vorstufe der Plazenta das Hormon hCG produziert. Dieses Hormon ist für den Körper ein klares Zeichen dafür, dass eine Einnistung erfolgt ist. Der Körper verhindert im weiteren Verlauf weitere Eisprünge und die Menstruation. Somit erleben viele Frauen als deutlichsten Schwangerschaftsanzeichen das Ausbleiben der Periode. Nach der Einnistung verdoppelt sich die hCG Konzentration in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft jeden Tag. Aus Studien zur hCG Konzentration bei schwangeren Frauen wissen wir, dass die Einnistung etwa 6 bis 12 Tage nach dem Eisprung stattfindet.

Wann sollte ich einen Schwangerschaftstest machen?

Die hCG Konzentration außerhalb der Schwangerschaft beträgt etwa 5 mIU pro ml. Bist du schwanger, verdoppelt sich diese hCG Konzentration in den ersten 90 Tagen der Schwangerschaft jeden Tag. Ein Schwangerschaftstest misst die hCG Konzentration und zeigt je nach Sensitivität von 10 mIU pro ml oder 25 mIU pro ml positiv an, sobald die erforderliche hCG Konzentration überschritten ist. Ein Frühschwangerschaftstest mit einer Sensitivität von 10 mIU pro ml zeigt in Studien frühestens etwa 9 bis 12 Tage nach dem Eisprung positiv an. Wohingegen ein normaler Schwangerschaftstest mit einer Sensitivität von 25 mIU pro ml erst frühestens ab Tag 12 nach dem Eisprung positiv anzeigt. Dies ist ja auch logisch, da die Einnistung laut Studien ja erst zwischen dem 6. und 12. Tag nach dem Eisprung erfolgt. Ich würde persönlich immer ab Tag 13 nach dem mit NFP bestimmten Eisprung testen. Mehr zu diesem Thema erfährst du in meinem Beitrag ”Schwangerschaftstest – Ab wann?“

Fazit

Die Frage „Wie lange brauchen die Spermien bis zur Eizelle?” kann man klar und einfach mit 15 bis 45 Minuten beantworten. Ihre Reise gleicht einem 5000 Meter Schwimmwettbewerb von den Menschen. Jedoch erfolgt das Schwimmen in einem gefährlichen Becken, wo eine gefährliche, saure Gegenströmung (sauren Scheidenflüssigkeit), ein klebriger Schleim (Zervixschleim) auf die Spermien wartet. Somit erreichen von 200 bis 600 Millionen Spermien im Ejakulat nur etwa 200 die Eizelle. Die Spermien können im Zervixschleim etwa 3 bis 5 Tage fruchtbar bleiben und auf den Eisprung warten.

Clevere Frauen bestimmen ihren Eisprung, um schwanger zu werden

Frauen, die ihre fruchtbaren Tage und den Eisprung mit NFP bestimmen, sind hier klar im Vorteil, da sie nachweislich eine größere Schwangerschaftswahrscheinlichkeit haben. Sie nutzen hierbei aus, dass eine Frau nur an 6 biologisch fruchtbaren Tagen schwanger werden können. 

Hauptsache ist, du wirst schwanger

In der Praxis ist es eigentlich egal, wie lange die Spermien bis zur Eizelle brauchen. Hauptsache ist, dass du schwanger wirst und einen positiven SS-Test in deinen Händen halten kannst. Somit möchte ich dir auf diesem Weg alles Gute auf deinem Weg zum Wunschkind wünschen. 🤗💓🍀

Quellen

[1] Wesselink AK, Rothman KJ, Hatch EE, Mikkelsen EM, Sørensen HT, Wise LA. Age and fecundability in a North American preconception cohort study. Am J Obstet Gynecol. 2017 Dec;217(6):667.e1-667.e8. doi: 10.1016/j.ajog.2017.09.002. Epub 2017 Sep 14. PMID: 28917614; PMCID: PMC5712257.

[2] Wilcox AJ, Baird DD, Weinberg CR. Time of implantation of the conceptus and loss of pregnancy. N Engl J Med. 1999 Jun 10;340(23):1796-9. doi: 10.1056/NEJM199906103402304. PMID: 10362823.

[3] Sakkas D, Ramalingam M, Garrido N, Barratt CL. Sperm selection in natural conception: what can we learn from Mother Nature to improve assisted reproduction outcomes? Hum Reprod Update. 2015 Nov-Dec;21(6):711-26. doi: 10.1093/humupd/dmv042. Epub 2015 Sep 19. PMID: 26386468; PMCID: PMC4594619.

[4] Gnoth C, Godehardt D, Godehardt E, Frank-Herrmann P, Freundl G. Time to pregnancy: results of the German prospective study and impact on the management of infertility. Hum Reprod. 2003 Sep;18(9):1959-66. doi: 10.1093/humrep/deg366. PMID: 12923157.

[5] Gnoth C, Johnson S. Strips of Hope: Accuracy of Home Pregnancy Tests and New Developments. Geburtshilfe Frauenheilkd. 2014 Jul;74(7):661-669. doi: 10.1055/s-0034-1368589. PMID: 25100881; PMCID: PMC4119102.

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