Ohne Gebärmutter schwanger werden – Geht das?

Ohne Gebärmutter schwanger werden

Ohne Gebärmutter schwanger werden © Natürliche Fruchtbarkeit

Ohne Gebärmutter schwanger werden – geht das? Wir zeigen verschiedene Optionen auf, wie eine Schwangerschaft ohne Uterus möglich sein kann.

Fast jede Frau weiß, dass es eine Gebärmutter braucht, in der die befruchtete Eizelle sich einnisten und zum Baby heranwachsen kann. Doch aus genetischen Gründen kommen wenige Frauen in Deutschland ohne Gebärmutter zur Welt. Ebenso gibt es Frauen, die aufgrund einer Krankheit wie Endometriose, Krebs, Myomen und ähnlich sich die Gebärmutter entfernen lassen (müssen). In Deutschland werden pro Jahr etwa 130.000 Gebärmutterentfernungen durchgeführt. Jedoch sind fast 90 % dieser Frauen über 50 Jahre alt. Doch somit bleiben immer noch etwa 10.000 Frauen mit eventuellem Kinderwunsch übrig, die ohne Gebärmutter schwanger werden möchten und nach einer Lösung suchen. In diesem Artikel möchten wir deshalb alle derzeitigen Optionen aufzeigen, die Frauen ohne Uterus haben, um ihren Traum vom Wunschkind zu erfüllen.

Schwanger werden ohne Gebärmutter – geht das? 

Medizinisch gesehen, muss man klar „Nein“ sagen, da eine normale natürliche Schwangerschaft eine Gebärmutter braucht, damit die Zygote sich einnisten und zum Baby heranwachsen kann. Jedoch gibt es mittlerweile durch die Entwicklung der modernen Medizin Möglichkeiten, wie Frauen auch ohne Gebärmutter schwanger werden können.

#1 Bauchhöhlenschwangerschaft

Generell kann es auch bei gesunden Frauen mit Gebärmutter zu einer Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter kommen. Hier nistet sich die befruchtete Eizelle nicht in der Gebärmutter, sondern beispielsweise im Eileiter, Eierstock oder in der Bauchhöhle ein. Das Risiko für Mutter und Kind, bei einer solchen Schwangerschaft zu sterben, ist gegeben. Jedoch gibt es auch Frauen in Afrika, die ein gesundes Baby nach einer Bauchhöhlenschwangerschaft erhalten haben. Wir müssen jedoch auch ehrlich sein, dass laut aktueller Studienlage etwa 40 bis 95 % der Babys bei einer Bauchhöhlenschwangerschaft sterben. Und auch die Müttersterblichkeit bei einer Bauchhöhlenschwangerschaft kann hierbei bis zu 18 % annehmen. Das heißt im schlimmsten Fall stirbt jede fünfte Frau während der Bauchhöhlenschwangerschaft oder Geburt. Somit kann man verstehen, dass dies nicht die erste Option ist, für eine Frau ohne Gebärmutter schwanger zu werden. Davon mal abgesehen, dass solche Arten von Schwangerschaften aus einer Laune der Natur heraus stehen.

#2 Gebärmuttertransplantation 

Im Jahr 2014 wagten schwedische Forscher das unglaubliche und transplantierte neun Frauen eine gespendete Gebärmutter. Im Ergebnis glückte der Versuch bei fünf dieser neun Frauen, die anschließend ein gesundes Kind nach einer Gebärmuttertransplantation bekamen. Jedoch muss man auch die Wahrheit sagen, dass es bei fast allen Frauen zu einer Schwangerschaftsvergiftung und einer kritischen Frühgeburt kam. Nur sehr selten konnte die neue Gebärmutter länger als 33 Wochen im Körper der Mutter verbleiben. Ebenso dauerte die OP durchschnittlich 13 Stunden und gleicht nach Ansicht der Experten einer komplexen Operation bei Krebserkrankungen. In Deutschland sind Gebärmuttertransplantationen erlaubt und werden beispielsweise an der Universität Tübingen angeboten.

Leihmutterschaft 

Bei einer Leihmutterschaft werde die Spermien des Wunschvaters und einige Eizelle der Wunschmutter in einem Reagenzglas künstlich zur Befruchtung gebracht. Anschließend wird die Zygote bzw. der entstehenden Embryo mittels Embryonen-Transfer in die Gebärmutter einer gewöhnlichen fruchtbaren Frau im gebährfähigen Alter, die sich freiwillig dafür entschieden hat, eingepflanzt. Hierbei sollte man natürlich erwähnen, dass es oft finanzielle Hintergründe für die Entscheidung gibt, was an der Freiwilligkeit etwas zweifeln lässt. Bei der Berechnung der Erfolgsquote der Leihmutterschaft muss man berücksichtigen, dass zunächst eine IVF erfolgen muss und anschließend der Transfer in die Gebärmutter. Aktuelle Studien zeigen eine Geburtenrate von etwa 37 % auf, was eine relativ gute Quote ist, wenn man bedenkt, welcher Aufwand dahintersteckt und wie weit es vom natürlichen Schwangerwerden entfernt ist.

Leihmutterschaft ist in Deutschland verboten

In Deutschland ist die Leihmutterschaft nach dem Embryonenschutzgesetz verboten. Aus diesem Grund müssen deutsche Frauen, die ohne Gebärmutter via Leihmutterschaft schwanger werden möchten, ins Ausland gehen. 

Rechtslage im Ausland

In zahlreichen Ländern ist die Leihmutterschaft erlaubt. Hierzu muss man jedoch wissen, dass die Leihmutter offiziell auch die echte Mutter ist und auch nach der Geburt erstmal das Sorgerecht hat. Dies ist auch so, wenn das Erbgut des Kindes komplett von den Wunscheltern und nicht von der Leihmutter kommt. Die Leihmutter muss das Kind nach der Geburt zur Adoption freigeben, damit die Wunscheltern es dann offiziell adoptieren können. Hierbei gibt es berechtigte Kritik an der Ethik des Vorganges. So wurde im Jahr 2016 beispielsweise bei der Austragung eines behinderten Kindes in der Ukraine die Adoption des Kindes durch die US amerikanischen Wunscheltern abgelehnt. Ebenso gibt es Leihmütter, wie ein Fall aus den Niederlanden zeigt, die das Kind nach der Geburt verständlicherweise plötzlich doch behalten möchten. Das erscheint natürlich sehr logisch, denn es entsteht eine starke Mutter-Kind-Bindung während der Schwangerschaft und Geburt. Emotional ist das ein enorm elastender und großer Schritt, direkt nach der Geburt sein Kind aus finanziellen Gründen weg zu geben. 

Altruistische und kommerzielle Leihmutterschaft

Man unterscheidet rechtlich auch noch zwischen der altruistischen und kommerziellen Leihmutterschaft. Bei der altruistischen Leihmutterschaft verlangt die Leihmutter kein Geld und trägt das Kind aus persönlichen Gründen aus Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe für die Wunscheltern aus. Meist existieren hier Verwandtschaftsverhältnisse und es bleibt sozusagen in der Familie. Das hat natürlich den Vorteil, dass die Schwangere auch ihr Baby noch aufwachsen sieht und teilweise mit begleiten kann. Hier gibt es Leihmütter, die das Kind für ihre Tochter, Schwester, Cousine oder besten Freundin austragen, weil es auf natürlichem Weg nicht geklappt hat. Hier trägt beispielsweise die Oma quasi ihr eigenes Enkelkind aus. Weiter verbreitet sind kommerzielle Leihmutterschaften, wo die Leihmutter eine hohe Geldsumme bekommt, damit sie das Kind für die Wunscheltern austrägt.

Künstliche Gebärmutter

Langfristig wird es für Frauen noch mehr Möglichkeiten geben, ohne Gebärmutter schwanger zu werden. Man arbeitet konkret daran, eine künstliche Gebärmutter zu züchten und darüber Kinder austragen zu können. Nun leben wir in einer Welt, in der es gelungen ist, männliche Ratten durch Implantation einer Gebärmutter zum Austragen des Babys zu bekommen. Ebenso konnten wir eine künstliche Gebärmutter für Mäuse bauen, in der sich die Zygote für 11 Tage ganz normal geteilt und vermehrt hat und den Status eines Fötus erreicht hat. Die Forschung zielt ganz klar darauf hin, Kinder in einer künstlichen Gebärmutter außerhalb der Mutter austragen zu können. Wir dürfen gespannt sein, wann dies medizinisch möglich sein wird. Was für eine „schöne neue Welt“! 

Fazit 

Auf natürlichem Weg kann eine Frau ohne Gebärmutter nur mit einer Bauchhöhlenschwangerschaft schwanger werden. Dies ist jedoch ein zu hohes Lebensrisiko für Mutter und Kind. Zum Glück gibt es durch die Entwicklung der Medizin mit der Gebärmutter-Transplantation, Leihmutterschaft sowie der Adoption noch viele andere Wege übrig, sich als Frau trotzdem den Traum vom Wunschkind erfüllen zu können. Persönlich finde ich die Entwicklung, dass die Schwangerschaft und Geburt künftig außerhalb des Körpers in einer künstlichen Gebärmutter stattfinden, sehr bedenklich. Die Langzeitfolgen für die so entstandenen Kinder sind meiner Meinung nach überhaupt nicht abzusehen.

Quellen

[1] Paluku JL, Kalole BK, Furaha CM, Kamabu EM, Mohilo GM, Kataliko BK, Bartels SA. Late abdominal pregnancy in a post-conflict context: case of a mistaken acute abdomen – a case report. BMC Pregnancy Childbirth. 2020 Apr 22;20(1):238. doi: 10.1186/s12884-020-02939-3. PMID: 32321457; PMCID: PMC7178592.

[2] Judy Parkinson, Cuong Tran, Tih Tan, Jeffrey Nelson, Joel Batzofin, Paulo Serafini, Perinatal outcome after in-vitro fertilization-surrogacy, Human Reproduction, Volume 14, Issue 3, March 1999, Pages 671–676, https://doi.org/10.1093/humrep/14.3.671

[3] Aguilera-Castrejon A, Oldak B, Shani T, Ghanem N, Itzkovich C, Slomovich S, Tarazi S, Bayerl J, Chugaeva V, Ayyash M, Ashouokhi S, Sheban D, Livnat N, Lasman L, Viukov S, Zerbib M, Addadi Y, Rais Y, Cheng S, Stelzer Y, Keren-Shaul H, Shlomo R, Massarwa R, Novershtern N, Maza I, Hanna JH. Ex utero mouse embryogenesis from pre-gastrulation to late organogenesis. Nature. 2021 May;593(7857):119-124. doi: 10.1038/s41586-021-03416-3. Epub 2021 Mar 17. PMID: 33731940.

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