Kann ich auch mit Muttermund und Zervixschleim auswerten?

Zervixschleim und Muttermund AuswertungKann ich auch nur mit Muttermund und Zervixschleim auswerten? Wozu braucht man die Temperatur bei der Bestimmung des Eisprung?

Gerade bei Frauen, die anfangen ihren Zyklus zu beobachten, tauchen häufig ähnliche Fragen auf. So findet man in Kinderwunsch Foren häufig diese Frage: Wenn es doch zwei Parameter gibt, die ich für die Auswertung des Zyklus brauche und die Bestimmung des Eisprungs, dann müsste es doch auch reichen, wenn ich den Zervixschleim und den Muttermund beobachte, oder nicht? In diesem Beitrag möchte ich klären, warum die Beobachtung des Muttermundes in Kombination mit dem Zervixschleim für die Bestimmung des Eisprungs bzw. der fruchtbaren Tage im Zyklus nicht ausreichend ist.

Die symptothermale Methode

Falls du unseren Blog schon länger verfolgst, weißt du, dass die fruchtbaren Tage heutzutage am besten mit der symptothermalen Methode (NFP) bestimmt werden. Diese Methode wird häufig in der Umgangssprache auch als NFP Methode oder kurz NFP bezeichnet. Wenn du dir den Namen „symptothermale Methode” einmal ansiehst, wirst du ja schon feststellen, dass es sich hierbei um zwei verschiedene Parameter handelt, die miteinander kombiniert werden. Zum einen das „SYMPTO“, oder auch körperliches Fruchtbarkeitszeichen genannt – und zum anderen das „THERMALE“, womit die Basaltemperatur gemeint ist. Die Idee daran ist, dass sich beide verschiedenen Parameter gegeneinander absichern. Das kann aber nur passieren, wenn es zwei unterschiedliche Parameter sind. Wenn es nämlich zwei gleiche Parameter sind, dann gibt es diese Absicherung nicht. Aus dem Namen ergibt sich schon klar, dass man zwingend die Basaltemperatur braucht (THERMALE), um die fruchtbaren Tage sicher zu bestimmen. Die Basaltemperatur kann dann mit einem anderen Symptom „SYMPTO”, wie z. B. dem Zervixschleim oder dem Muttermund kombiniert werden. Eine Auswertung der fruchtbaren Tage nur anhand von Muttermund und Zervixschleim ist daher nicht sinnvoll. Schauen wir uns die Kombination aus Muttermund und Zervixschleim bzw. Temperatur und Zervixschleim nun einmal am Beispiel einer abschließbaren Tür an.

Beobachtung der Eisprungzeichen mit NFP – Das doppelte Schlossprinzip

Stell dir vor, Du hast eine Tür, die du ganz sicher abschließen oder vollständig aufschließen möchtest. Nun stell dir weiter vor, dass an dieser Tür zwei Schlösser dran sind – eins weiter oben und eins weiter unten. Wenn du die Tür ganz sicher abschließen möchtest, wäre es von Vorteil, wenn du beide Schlüssel hast. Wenn du nur mit einem Schlüssel die Tür abschließt, dann ist sie nur halb so sicher abgeschlossen. Und es nützt auch nichts, wenn du eine Kopie von dem Schlüssel machst und mit dem Schlüssel noch mal das gleiche Schloss abschließt, denn das andere Schloss ist ja noch offen. Andersrum ist es genauso – wenn du die Tür aufschließen möchtest, um an das Geheimnis dahinter zu gelangen (also zu wissen, wann genau dein Eisprung ist), dann brauchst du beide Schlüssel. Wenn du nur mit einem Schlüssel das eine Schloss aufschließt, ist die Tür leider immer noch verschlossen oder du kannst mit viel Glück durch einen kleinen Spalt hindurch schauen und siehst ein bisschen, was dahinter verborgen ist.

Warum reicht es nicht aus, den Zervixschleim und den Muttermund in Kombination zu beobachten?

Nun fragst du dich natürlich, warum die Kombination aus Zervixschleim und Muttermund nicht zur Bestimmung der fruchtbaren Tage ausreichend gut geeignet ist? Schließlich sind Muttermund und Zervixschleim doch zwei ganz unterschiedliche Dinge, oder nicht?

Muttermund und Zervixschleim sind Marker für das Östrogen

Natürlicher Zyklus HormoneKlar sind diese unterschiedlich, jedoch nicht wenn man es hormonell betrachtet. Denn sowohl der Muttermund als auch der Zervixschleim sind ein Marker für das Hormon Östrogen. Das Östrogen ist dafür verantwortlich, dass der Zervixschleim eine immer höhere Qualität annimmt, je höher der Östrogenspiegel steigt. Beim Muttermund ist es ähnlich: je höher das Östrogenlevel, je weicher, offener und hochstehende ist der Muttermund zu fühlen. D.h. also, Muttermund und Zervixschleim sind beide sehr stark abhängig von dem Hormon Östrogen. Sie bilden dieses Hormon quasi fast exakt ab. Der Muttermund und der Zervixschleim ergänzen sich somit nicht und sind nur zwei Eisprungzeichen für das gleiche Eierstockhormon.

Der weibliche Menstruationszyklus wird aber von zwei Körperhormonen gesteuert, nämlich dem Östrogen und dem Progesteron. Folglich braucht man ein zweites Eisprungzeichen, was ein Marker für das Progesteron ist.

Basaltemperatur ist Marker für das Progesteron

Die Basaltemperatur ist im Gegensatz zum Muttermund und Zervixschleim kein Marker für das Östrogen, sondern für das Progesteron. Das Progesteron steigt rapide an, sobald der Eisprung vorbei ist, denn erst dann kann aus dem zurückgebliebenen Eibläschen, in dem vorher die Eizelle drin war und dann heraus gesprungen ist, sich das Hormon Progesteron bilden. Deshalb ist es auch so sicher, in dieser Hinsicht der Basaltemperatur zu vertrauen, weil nach dem Ansteigen der Basaltemperatur ganz sicher auch das Progesteron im Körper angestiegen ist und demzufolge der Eisprung ganz klar vorbei ist. Vorausgesetzt natürlich, du hast dich an die Methodenregeln gehalten und richtig ausgewertet. Dazu gehört auch, dass du dich mit dem Ausklammern von Temperaturwerten gut auskennst und deinen eigenen Körper gelernt hast, einzuschätzen.

Basaltemperatur in Kombination von Zervixschleim die beste Kombination

Nun ich möchte hier nochmals kurz schreiben, warum ich die Basaltemperatur und den Zervixschleim für die beste Kombination zur Bestimmung der fruchtbaren Tage halte.

Erstens wird ja der Menstruationszyklus im Eierstock von im wesentlichen zwei Hormonen gesteuert wird, dem Östrogen und dem Progesteron. Der Östrogenspiegel verändert sich deutlich vor dem Eisprung, aus diesem Grund kann der Zervixschleim meist den Beginn der fruchtbaren Tage sehr gut anzeigen. Die Basaltemperatur zeigt dagegen sehr gut an, wann der Eisprung definitiv vorbei ist. Beide zusammen bilden somit die beste Kombination, um die fruchtbaren Tage exakt einzugrenzen. Der Muttermund wird in der Regel nur verwendet, wenn die Frau aus medizinischen oder anderen Gründen keinen Zervixschleim beobachten kann, bzw. die Muttermundbeobachtung bevorzugt wird. Der Muttermund ist gerade für Anfängerinnen meist etwas schwerer zu beobachten, weshalb die meisten Frauen mit Kinderwunsch den Zervixschleim bevorzugen.

Wie genau kann man den Eisprung mit NFP eingrenzen?

Der Eisprung kann mit Hilfe von NFP, bzw. Basaltemperatur und Zervixschleim zu 91% sicher bis auf 4 Tage genau bestimmt werden. Dies ergab eine Studie aus Deutschland von Prof. Dr. med. Gnoth, den wir auch schon auf unserem Blog interviewt haben. Nur mit Zervixschleim und Muttermund kannst du keinen Eisprung eingrenzen, hierzu brauchst du immer die Basaltemperatur als Eisprungzeichen. Man muss daher ganz klar sagen:

Wenn du wissen willst, ob du einen Eisprung hast oder nicht, musst du deine Basaltemperatur messen!

Kann NFP nachweislich die Schwangerschaftsrate steigern?

Schwangerschaftsrate NFP

Schwangerschaftsrate mit NFP und ohne NFP | Gnoth et. al. Hum Reprod. 2003 Sep;18(9):1959-66.

In Studien aus dem Jahr 2003 wurden 81% der Frauen, die die symptothermale Methode (NFP) für den Kinderwunsch angewendet haben, innerhalb von nur 6 Monaten schwanger. Im Vergleich dazu werden ohne konkrete Methodik im selben Zeitraum nur 60% der Frauen schwanger. Somit kann NFP die Schwangerschaftsrate innerhalb von 6 bis 12 Monaten steigern kann. Auch bei schwierigen Fällen z. B. bei Frauen über 35 Jahren, die schon länger auf ihr Wunschkind warteten, konnte NFP eine gesteigerte Schwangerschaftsrate vorweisen.

Du willst du auch von diesem Wissen profitieren und NFP schnellstmöglich erlernen? Dann empfehlen wir dir unser eBook „WANN BIN ICH FRUCHTBAR?“ Dort bekommst du eine Schritt für Schritt Anleitung in die symptothermale Methode mit Übungszyklen und Lösungen. Einen ausführlichen Ratgeber zur Beobachtung der Eisprungzeichen von Basaltemperatur, Zervixschleim und Muttermund. Ein ausführliches Kapitel zur Zyklusdiagnostik, d.h. zur Eingrenzung von Zyklusbesonderheiten wie Gelbkörperschwäche, Ovarialinsuffizienz u.a., welche dem Schwangerwerden im Weg stehen. Sowie ein ausführliches Kapitel mit motivierenden Erfahrungsberichten von Frauen, die trotz Gelbkörperschwäche, Hashimoto, Endometriose, PCOS, langer Wartezeit, schlechtem Spermiogramm vom Partner, Zyklus-Chaos nach Pille, Schichtarbeit u.a., natürlich mit NFP schwanger geworden sind.

Was könnte eigentlich passieren, wenn ich trotzdem NUR mit dem Zervixschleim und Muttermund versuche, auszuwerten?

Muttermund und Zervixschleim Auswertung ZyklusbeispielIch erkläre es jetzt mal an einem Beispiel. Marie Musterfrau möchte gern schwanger werden und mit NFP bzw. der symptothermalen Methode herausfinden, wann ihr Eisprung ist. Allerdings hat sie keine Lust darauf, ihre Temperatur morgens zu messen. Sie beginnt jedoch damit, ihren Zervixschleim zu beobachten und tastet jeden Abend einmal ihren Muttermund ab. Ihr Muttermund fühlt sich am 13.,14., 15. und 16. Zyklustag weich und offen an. Ab dem 17. Zyklustag ist er spürbar hart und geschlossen. Sie hat am Zyklustag 16 einen deutlichen Rückgang der Zervixschleimqualität beobachtet – also einen Umschwung und demzufolge einen Zervixschleimhöhepunkt am Zyklustag 15. Sie nimmt ab dem 13. Zyklustag daraufhin an, dass ihr Eisprung kurz bevor steht und hat fröhlich Sex mit ihrem Partner, in der Hoffnung davon schwanger zu werden….

Eine Woche später so um den 21. Zylustag beobachtet sie plötzlich wieder das gleiche Spiel. Ihre individuelle beste Zervixschleimqualität kommt plötzlich wieder und auch ihr Muttermund wird auf einmal wieder weich und offen. Maria wundert sich sehr darüber und kann es sich nicht erklären…

Was ist passiert? Es kann sein, dass sich der Eisprung auch mal nach hinten verschiebt und dadurch passieren dann oft mehrere Zervixschleimhöhepunkte sowie auch der Muttermund gibt dann mehrfach im Zyklus das Signal “fruchtbar” an. Ob der Eisprung dann tatsächlich vorbei ist und stattgefunden hat, kannst du ganz eindeutig mit der Basaltemperatur herausfinden.

Zusammenfassung: zwei Parameter bei der Zyklusauswertung mit der symptothermalen Methode

Also ich fasse es einmal kurz zusammen. Der Zervixschleim und der Muttermund sind stark Östrogenabhängig und die Basaltemperatur ist stark Progesteronabhängig. Somit ergänzen sie sich beide perfekt in der Kombination Zervixschleim & Basaltemperatur ODER Muttermund & Basaltemperatur. Es ist sehr wichtig, dass du zwei Eisprungzeichen für die Bestimmung der fruchtbaren Tage benutzt, die sowohl das Östrogen als auch das Progesteron abbilden. Beobachtest du nur ein Symptom oder eine Kombination aus zwei Östrogenmarkern wie z. B. Zervixschleim und Muttermund, kann es passieren, dass du deine fruchtbaren Tage falsch bestimmst oder du nicht genau sagen kannst, wann dein Eisprung ist. Im schlimmsten Fall hast du dann an den unfruchtbaren Tagen „Sex” und wirst einfach nicht schwanger. Aus diesem Grund möchten wir dir während deiner Kinderwunschzeit in jedem Fall empfehlen, die Basaltemperatur und den Zervixschleim zur Bestimmung der fruchtbaren Tage zu nutzen.

Alles Gute auf deinem Weg zum Wunschkind wünscht DIR

DEINE ANNE

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{ 2 comments… add one }
  • Sophie
    27. Januar 2023, 13:00

    Erhöht die Temperaturauswertung in Kombination mit Muttermund UND Schleim denn die Sicherheit bzw. die „Trefferquote“ bzgl. des Eisprungs? In meiner Logik müsste es die ganze Angelegenheit noch genauer machen. Viele scheinen das ja auch so zu tun, also wenn man schon mal dabei ist, den Schleim zu begutachten, gleich den Muttermund mit abzutasten, aber bei NFP ist es ja nicht vorgesehen. Würde mich über Infos dazu freuen. Liebe Grüße

    • Marcus
      28. Januar 2023, 03:45

      Es wurden Studien intern von der Sektion Natürliche Fruchtbarkeit zur Auswertung von Basaltemperatur in Kombination von Zervixschleim und Muttermund durchgeführt. Diese ergaben, dass hier eine Mehrbelastung durch die Beobachtung von Schleim und Muttermund der Teilnehmerinnen der Studie zu einer höheren Ausstiegsrate und damit zu einer geringeren Akzeptanz führt. Ebenso brachte es eine keine Erhöhung der Sicherheit hinsichtlich des Pearl Index. Jedoch gibt es einen Vorteil den Muttermund zu beobachten, beispielsweise im Badeurlaub oder nach dem Absetzen der Pille, wo der Zervixschleim gestört sein kann. Mehr dazu findest du im Buch Natürliche Familienplanung heute – wo die internen Studien zur Erstellung der Methodik aufgearbeitet sind. Aus meiner Sicht ist es kein Nachteil den Muttermund und den Zervixschleim zu beobachten – jedoch werden sich die meisten Frauen den Mehraufwand nicht machen… Spannender ist die Frage, ob die automatisierte Temperaturmessung mit trackle und Co. in der Nacht, die Störungen der Temperaturmessung infolge unterschiedlicher Messzeiten beispielsweise bei Schichtarbeit reduzieren kann und somit die Eingrenzung des Eisprungs bei langen Zyklen wie beispielsweise PCOS fördert. Dies wird mit Sicherheit in den nächsten Jahren ein Forschungsgegenstand sein.

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