Du hast eine niedrige Basaltemperatur und fragst dich, ob du trotzdem schwanger bist? Wir zeigen die Ursachen für eine niedrige Temperatur auf.
Als Fruchtbarkeitsexpertin diskutiere ich fast täglich über die Temperaturkurve von Frauen. Häufig taucht hier die Frage auf, ob man trotz niedriger Basaltemperatur schwanger sein kann. Diese Frage stellt sich vor allem bei Frauen, deren Basaltemperatur nach dem Eisprung sehr niedrig ist. In diesem Beitrag möchten wir diskutieren, wann eine Basaltemperatur zu niedrig ist, um schwanger zu werden und wann nicht. Ebenso möchten wir schauen, was man gegen eine zu niedrige Basaltemperatur tun kann.
Niedrige Basaltemperatur im normalen Menstruationszyklus
Aus meiner Erfahrung ist es erstmal sinnvoll, darüber zu sprechen, dass es auch durchaus normal sein kann, eine niedrige Basaltemperatur im Zyklus zu haben. Aus diesem Grund schauen wir uns jetzt mal den Verlauf der Basaltemperaturkurve in einem normalen Menstruationszyklus an.
Eireifungsphase und niedrige Basaltemperatur
Der Zyklus beginnt in der Regel mit der Menstruationsblutung. Bis zum Eisprung reift die Eizelle im Eierstock heran. Hierbei wird durch die Eibläschen vorwiegend das Hormon Östrogen produziert. Der Progesteronspiegel, der die Basaltemperatur beeinflusst, ist in dieser Zeit sehr gering. Somit ist in der Follikelphase die Basaltemperatur im Vergleich zur Gelbkörperphase niedriger. Man spricht in der Fachsprache daher auch gern von der Tieflage der Basaltemperatur.
Eisprung und Temperaturanstieg
Kurz nach dem Eisprung wandeln sich die Eibläschen im Eierstock in eine neue Drüse – den Gelbkörper – um. Dieser Gelbkörper produziert nun das Hormon Progesteron, das unter anderem für den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und das Ansteigen der Basaltemperatur verantwortlich ist. Ob die Temperatur beim Anstieg nun 35°C oder 37°C ist, spielt keine Rolle. Alles entscheidend ist, dass mindestens drei Temperaturwerte beim Anstieg höher als 6 vorangegangene Werte der Tieflage sind. Aus diesem Grund kann man auch einen Eisprung bzw. einen Temperaturanstieg mit einer relativ niedrigen Basaltemperatur haben.
Erhöhte Basaltemperatur in der Gelbkörperphase
In der Gelbkörperphase produziert der Gelbkörper im Eierstock die ganze Zeit Progesteron. Somit bleibt die Basaltemperatur in der Regel auch nach dem Eisprung bis zum Eintritt der nächsten Menstruation erhöht. Kurz vor oder nach der Periode geht die Basaltemperatur normalerweise wieder herunter. Falls eine Frau schwanger geworden ist, bleibt die Basaltemperatur mindestens in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft erhöht. Nun ist die Basaltemperatur in der Gelbkörperphase im Vergleich zur Eireifungsphase erhöht. Deshalb wird die Gelbkörperphase auch gern als Hochlage der Basaltemperatur bezeichnet.
Absolute Messwerte der Basaltemperatur spielen keine Rolle
Der absolute Messwert der Basaltemperatur in der Tieflage oder Hochlage spielt keine Rolle. Eine Frau kann auch eine Basaltemperatur von unter 36,5°C in der Gelbkörperphase haben. Solange die gemessenen Werte der Temperatur deutlich höher als in der Eireifungsphase sind, ist das alles im grünen Bereich.
Niedrige Basaltemperatur die häufigsten Ursachen
Nun nachdem wir geklärt haben, wann eine niedrige Basaltemperatur im Zyklus normal ist, möchten wir die Ursachen für eine niedrige Basaltemperatur diskutieren.
Basaltemperatur niedrig und zirkadianer Rhythmus
Wir haben schon darüber geschrieben, dass die absoluten Werte der Basaltemperatur auch in der Hochlage sehr niedrig sein können. Dies liegt zum einen auch an der Messzeit, zu der sie gemessen wird. So hatte ich eine Frau in der Zyklusberatung, welche jeden Tag aufgrund ihrer Arbeit um fünf Uhr aufstehen musste, eine Basaltemperatur von knapp 35,5°C in der Tieflage. Ihre Hochlage lag bei knapp 36°C. Trotzdem hatte sie einen klaren Temperaturanstieg und somit einen Eisprung und konnte natürlich schwanger werden. Aufgrund des zirkadianen Rhythmus ist die Basaltemperatur vom Tageslicht und damit auch an die Uhrzeit gekoppelt, sie verläuft hier Sinusförmig im Verlaufe eines Tages. Aus diesem Grund kann man auch mit niedriger Basaltemperatur unter Umständen schwanger werden.
Niedrige Basaltemperatur nach dem Eisprung
Doch kommen wir mal wirklich zu einem ernsten Thema. Was ist, denn wenn die Basaltemperatur nach dem Eisprung bzw. Temperaturanstieg plötzlich sehr schnell wieder abfällt? Tatsächlich ist es so, dass die Basaltemperatur zum Schwangerwerden mindestens 10 bis 16 Tage nach dem Eisprung erhöht bleiben muss. Ansonsten ist eine verkürzte Hochlage unterhalb von 10 Tagen ein Hinweis für eine Gelbkörperschwäche. Bei einer Gelbkörperschwäche wird die Gebärmutterschleimhaut nicht ausreichend lang genug aufgebaut wird, damit sich eine befruchtbruchte Eizelle in die Gebärmutter einnisten kann. Ich selbst hatte jahrelang infolge einer Schilddrüsenerkrankungen und Nachwirkung der Pille mit einer Gelbkörperschwäche zu kämpfen, welche ich mit der NFP Methode diagnostiziert habe. Wie das in etwa funktioniert und ich trotzdem zweimal schwanger geworden bin, habe ich ausführlich in meinem Artikel „Schwanger werden trotz Hashimoto und Gelbkörperschwäche“ dargelegt.
Basaltemperatur zu niedrig wegen Schilddrüse
Durch eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypotherose) wird der Körper nicht mehr ausreichend mit den Hormonen T3 und T4 versorgt. Somit kommt es zu einer Stoffwechselverlangsamung. Dies kann zu Verringerung der Körpertemperatur führen, was durch eine Gelbkörperschwäche auch die Fruchtbarkeit beeinflussen kann. Im schlimmsten Fall kann eine Schilddrüsenerkrankung auch zu einer Hypothermie also eine ständige Unterkühlung des Körpers hinführen. Misst du regelmäßig eine Körpertemperatur von unter 35°C solltest du dringend eine Ärztin oder einen Arzt deines Vertrauens aufsuchen. Hier gibt es ja gute Medikamente, aber auch alternativmedizinische Ansätze eine Schilddrüsenerkrankung zu therapieren.
Basaltemperatur niedrig keine Periode
Nun gibt es immer wieder Fälle, wo Frauen in Foren berichten, dass ihre Basaltemperatur in der Hochlage nach unten geht, aber die Periode nicht umgehend eintritt. Berechtigt fragen sich die Frauen, ob sie nun schwanger sind. Ich verstehe die Aufregung nicht ganz, da es einfach ist die Antwort zu finden. Schließlich zeigen die meisten *Frühschwangerschaftstests schon ab Tag 12 nach dem Eisprung relativ zuverlässig eine Schwangerschaft an, dies habe ich in meinem Beitrag zu Schwangerschaftsfrühtest eindeutig mit Studien belegt. Somit kann man bei ungewöhnlichen Verläufen der Basaltemperatur in der Gelbkörperphase ja schnell testen, ob eine Schwangerschaft vorliegt oder nicht. Ebenso kann ein plötzlicher Temperaturabfall auch ein Anzeichen für das baldigen Einsetzen der Periode sein. Somit lohnt es sich manchmal einfach, ein paar Tage zu warten.
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Niedrige Basaltemperatur wegen falscher Temperaturmessung
Ich kann mich noch wie heute erinnern, wie eine Freundin mit der NFP Methode ohne das Lesen eines Buches begann. Nach einiger Zeit sagte sie zu mir: „In meiner Temperaturkurve gibt es gar keinen Anstieg, ich habe Angst, dass ich unfruchtbar bin.” Bei genauerem Gespräch kam heraus, dass sie die Basaltemperatur unter den Achseln gemessen hat mit einem Thermometer, das nur eine Nachkommastelle hat. Als ich ihr erklärte, dass die Basaltemperatur nur im Po, der Vagina oder im Mund unter der Zunge gemessen werden kann, war sie sehr erstaunt. Ich empfahl ihr mein Buch „WANN BIN ICH FRUCHTBAR?“ zu lesen und ein Basalthermometer aus meinen 7 besten NFP Thermometer mit zwei Nachkommastellen. Kurz darauf konnte sie die NFP Methode nutzen und die Methode sicher anwenden. Ihre Temperaturkurven zeigten plötzlich einen eindeutig biphasischen Verlauf.
Fazit
Ja, du kannst trotz niedriger Basaltemperatur schwanger werden. Voraussetzung ist hier allerdings trotzdem, dass es einen typischen biphasischen Verlauf der Temperaturkurve mit Tieflage, Temperaturanstieg und Temperaturhochlage gibt. Die Hochlage muss zudem mindestens 10 Tage lang sein, damit die Gebärmutterschleimhaut ausreichend gut für die Einnistung präpariert ist. Infolge des zirkadianen Rhythmus kann man sehr niedrige Basaltemperaturkurven im Vergleich zu anderen Frauen, die zu anderen Uhrzeiten messen, erhalten. In jedem Fall sollte man während der Kinderwunschzeit regelmäßig seine Basaltemperatur messen. Nur so lässt sich der Eisprung und die fruchtbaren Tage im Zyklus sowie eine mögliche Gelbkörperschwäche feststellen.
Zyklusdiagnostik ist meist Schlüssel zum Wunschkind
Ab 35+ nehmen die Zyklusbesonderheiten wie eine Gelbkörperschwäche, Ovarialinsuffienz, verkürzte Eireifung, Östrogendominanz und vieles mehr zu. Aus einer Datenbank aus 40.000 Zyklen von über 2000 Frauen wissen wir heute genau, wie Zyklen mit Zyklusbesonderheiten, die eine Schwangerschaft erschweren, aussehen. Als Anwenderin der NFP Methode kannst du Zyklusdiagnostik betreiben und deinen Zyklus wie ein Detektiv auf Hinweise für Zyklusstörungen scannen. In Kombination mit einem Zyklusmonitoring in einer gynäkologischen Praxis können die Zyklusbesonderheiten meist früh erkannt und behandelt werden. Ohne Behandlung können die Zyklusbesonderheiten jedoch dazu führen, dass man mitunter schwerer schwanger werden kann, weil die Fruchtbarkeit eingeschränkt ist. Eine niedrige Basaltemperatur in der Gelbkörperphase kann beispielsweise auch ein Hinweis auf einen Progesteronschwäche sein.
Quellen
[1] Elisabeth Raith-Paula , Petra Frank-Herrmann et. al. Natürliche Familienplanung heute, Modernes Zykluswissen für Beratung und Anwendung, Springer Verlag 2020
[2] Arbeitsgruppe NFP, Natürlich und sicher Das Arbeitsheft: Mit Zyklusbeispielen von Pubertät bis Wechseljahre, TRIAS; 10. Edition (19. August 2015)
[3] Cycle Publishing, NFP Kalender: Natürliche Familienplanung mit der NFP-Methode – 54 Zyklustabellen zum Tracken deiner Periode – Zykluskalender zur Verhütung mit der symptothermalen Methode, Independently published (27. Juli 2021)
[4] Toni Weschler, Familienplanung: Das Standardwerk zur natürlichen Empfängnisverhütung, Kontrolle der Fruchtbarkeit sowie Erfüllung des Kinderwunsches, mvg Verlag (5. Dezember 2016)
[5] Gnoth, Christian & Frank-Herrmann, Petra & Bremme, M & Freundl, Guenter & Godehardt, Erhard. (1996). How do self-observed cycle symptoms correlate with ovulation?. Zentralblatt für Gynäkologie. 118. 650-4.
Liebe Anne,
Vielen Dank für deine wertvollen Informationen.
Ich stehe jeden Morgen um 5 Uhr auf und meine Basaltemperatur liegt meist zwischen 36,0 und 36,5.
Viele “Ratgeber“ und ZyklusApps deuten bei diesen Temperaturen auf eine Schilddrüsenüberfunktion hin.
Ich finde es erschreckend, dass solche Seiten den Frauen Diagnosen zusprechen und nicht in einem Satz der Einfluss der Messungszeit erwähnen.
Ich bin froh, dass ich diese Information auf deiner Seite gefunden haben.