Schwanger werden mit 39 Jahren – Wie geht das? Wir zeigen dir unsere 5 besten Tipps, um deine Chancen, spät schwanger zu werden, zu verbessern.
Generell muss man sagen, dass Frauen in Deutschland immer später zum ersten Mal schwanger und Mutter werden. Im Jahr 2021 lag das Durchschnittsalter einer Frau in Deutschland beim ersten Kind bei 30,5 Jahren, während es 10 Jahre zuvor noch bei 29 Jahren lag. Die Zahl der Frauen, die über 40 schwanger und Mutter wurden, lag jedoch nur bei 2,9 %. Trotz der Fortschritte der Reproduktionsmedizin sind diese Zahlen alarmierend, da Alter und Fruchtbarkeit zusammenhängen. Natürlich kann man mit 39 schwanger werden – doch es ist nicht mehr so einfach wie zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr. Aus diesem Grund möchten wir in diesem Beitrag unsere besten Tipps zum Schwanger werden ab 39 Jahren mit dir teilen.
Schwanger werden mit 39 – Was sagt die Statistik?
Die Wahrscheinlichkeit auf natürlichem Weg schwanger zu werden liegt zwischen 20 und 24 Jahren bei 86 % pro Jahr und nimmt laut aktuellen Untersuchungen mit dem Alter kontinuierlich ab. Die Wahrscheinlichkeit, mit 39 Jahren schwanger zu werden, liegt im Vergleich nur noch bei 52 %. Ab dem 50. Lebensjahr ist die Wahrscheinlichkeit, auf natürlichem Weg schwanger zu werden, fast bei Null. Somit muss man klar sagen, ja, es tickt eine biologische Uhr. Jedoch ist das Schwangerwerden mit 39 Jahren immer noch gut möglich und von daher sollte man hier die Hoffnung nicht aufgeben und alles für die Fruchtbarkeit tun.
Mit 39 Jahren schwanger werden – Wie hoch ist das Risiko für eine Fehlgeburt?
In Deutschland habe ich dazu keine Studien oder brauchbaren Zahlen gefunden. Jedoch gibt es eine Studie aus Norwegen, wo man etwa 421201 schwangere Frauen im Alter von 18 bis 50 Jahren untersuchte. Die niedrigste Fehlgeburtenrate von 10 % hatten die Frauen im Alter von 20 bis 25 Jahren. Bei einer Schwangerschaft ab 45 Jahren lag die Fehlgeburtenrate schon bei 53 % und war damit am höchsten. Zwischen dem 35. und 39. Lebensjahr lag die Fehlgeburtenrate bei 16,7 % und war damit etwa so hoch wie bei einer Schwangerschaft unter 20 Jahren. Man sieht aus diesen Zahlen, dass das Risiko für eine Fehlgeburt mit dem Alter der schwangeren Frauen steigt und man deshalb nicht zu lange mit der Umsetzung des Kinderwunsches warten sollte. Als Hauptursache für die höhere Fehlgeburtenrate sehen die WissenschaftlerInnen die Veränderungen im Hormonkreislauf im Zuge der Wechseljahre an, die bei vielen Frauen mit dem 35. Lebensjahr beginnen und bis zum 45. bis 50. Lebensjahr andauern können.
Hohe Zahl der Abtreibungen erschreckend
In den USA und in Deutschland gibt es eine heiße Diskussion darüber, ob jede Frau ohne medizinische Beratung und ohne die Angabe von Gründen auf eigenen Wunsch abtreiben kann. Im Zuge dieser Diskussion haben mich die Zahlen über die Abtreibungen in dieser norwegischen Studie schockiert, Von den schwangeren Frauen unter 20 Jahren haben 59,1 % abgetrieben bzw. geplant die Schwangerschaft abgebrochen. Am niedrigsten war die Abtreibungsrate im Alter von 30 bis 34 Jahren bei etwa 10,8 %. Zwischen 35 und 39 Jahren gab es jedoch immerhin noch 14,4 % geplante Schwangerschaftsabbrüche, was ich immer noch sehr viel finde. Schaut man die Zahlen mal ganz objektiv an, so muss man sagen, dass hier sehr viele natürliche und intakte Schwangerschaften bewusst abgebrochen werden. Hier müsste meiner Meinung nach die Politik die Rahmenbedingungen schaffen, dass die Chancengleichheit für Frauen mit Kindern im Beruf gefördert wird. Ebenso bräuchte es aber auch eine kinderfreundliche Gesellschaft, was keine einfache Aufgabe ist.
Schwanger mit 39 Jahren – Meine Erfahrungen
Als Fruchtbarkeits-Expertin gerate ich immer wieder an Frauen, die mit 39 Jahren schwanger geworden sind. Einige von den Frauen, die ab 35+ schwanger geworden sind, haben wir auf unserem Youtube-Kanal Natürliche Fruchtbarkeit interviewt. Hier wäre beispielsweise Andrea Tänzer zu nennen, die trotz PCOS nach erfolgloser ICSI und Diagnose unfruchtbar im 35. Lebensjahr natürlich schwanger geworden ist. Ebenso interessant ist ganz sicher der Bericht von Dr. med. Heike Gößlinghoff, die mit 48 Jahren nochmals natürlich schwanger wurde. Die Beispiele zeigen, dass schwanger werden mit 39 Jahren durchaus möglich ist.
Schwanger werden mit 39 – Meine besten Tipps
Generell ist es natürlich immer schwer, Tipps zum Schwangerwerden zu geben, da das Thema Schwangerwerden mit 39 Jahren immer individuell von Frau zu Frau zu betrachten ist. Trotzdem möchte ich versuchen, anhand von Studien und persönlichen Erfahrungen meine besten Tipps zum Schwangerwerden ab 39 Jahren mit dir zu teilen.
#1 Bestimme deinen Eisprung
Mit der NFP Methode kannst du den Eisprung zu 91 % sicher bis auf vier Tage eingrenzen. Hierzu beobachtest du im Verlaufe des Zyklus den Zervixschleim und die Körpertemperatur und trägst dies Tag für Tag in ein Zyklusblatt oder eine Zyklus-App ein. Anschließend kannst du aus der Temperaturkurve und dem Schleimverlauf nach bestimmten NFP Regeln den Eisprung bestimmen. Die NFP Regeln zur Eisprungbestimmung können im Buch „WANN BIN ICH FRUCHTBAR?” nachgelesen werden. Die Bestimmung des Eisprungs mit der NFP erhöht nachträglich die Chance schwanger zu werden. So wurden in einer Studie mit 351 Frauen im Alter von 18 bis 40 Jahren, die die NFP Methode zur Bestimmung des Eisprungs nutzten, zu 81 % in nur 6 Monaten schwanger. Im Gegenzug werden ohne Methode nur ca. 60 % der Frauen in einem halben Jahr schwanger.
#2 Setze auf Zyklusmonitoring und Zyklusdiagnostik
Wir haben schon darüber gesprochen, dass Frauen ab dem 35. Lebensjahr in die Wechseljahre kommen und sich der natürliche Zyklus in einem schleichenden Prozess von 10-15 Jahren Schritt für Schritt verabschiedet. Die leise Sprache der Abnahme der Fruchtbarkeit zeigt sich in deinem Zyklus, wenn du ihn genau untersuchst. Phänomene wie Gelbkörperschwäche, Ovarialinsuffizienz, Zyklen ohne Eisprung und vieles mehr nehmen ab dem 35. Lebensjahr statistisch schrittweise zu.
Zyklusmonitoring zur Diagnostik bei unerfülltem Kinderwunsch
Diese leisen Zeichen der Abnahme der Fruchtbarkeit kann man in einem Zyklusmonitoring beim Frauenarzt untersuchen lassen. Hier werden Hormontests im Blut sowie Ultraschalluntersuchungen in verschiedenen Zyklusphasen durchgeführt. Aus dem Vergleich mit Normwerten bei fruchtbaren Frauen kann man hier viele Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch ermitteln und gezielt angehen. Ein Zyklusmonitoring ist in jeder gynäkologischen Praxis kostenfrei durchführbar und daher eine sinnvolle Maßnahme.
Zyklusdiagnostik ist eine sinnvolle Ergänzung zum Zyklusmonitoring
Nun müssen wir ehrlich sein. Wir können nicht jeden Zyklus ein Zyklusmonitoring machen und in eine gynäkologische Praxis gehen und Bluttests sowie Ultraschalluntersuchungen durchführen. Dies wäre viel zu stressig und teuer für die Krankenkasse. Man kann somit nur für einen Zyklus Informationen bekommen, aber nicht über den zeitlichen Verlauf. Aus den Zyklus-Aufzeichnungen von Schleim und Temperatur lassen sich jedoch ebenso eine Gelbkörperschwäche oder Ovarialinsuffizienz etc. erkennen. Hierzu kannst du entweder eine NFP Beraterin in deiner Nähe aufsuchen oder einfach unser Kapitel zur Zyklusdiagnostik im E-Book „WANN BIN ICH FRUCHTBAR?“ lesen. Ich habe übrigens meine Gelbkörperschwäche mit der NFP Methode via Zyklusdiagnostik festgestellt, anschließend behandelt und bin zweimal erfolgreich schwanger geworden.
#4 Verbessere deine Eizellqualität
Die Hauptursache, warum die natürliche Fruchtbarkeit der Frau mit zunehmenden Alter abnimmt, ist die Abnahme der Zahl und Qualität der Eizellen. In der Pubertät hat eine Frau etwa 400.000 bis 600.000 Eizellen. Pro Zyklus verliert eine Frau ab diesem Zeitpunkt etwa 1000 Eizellen. Somit sinkt die Zahl der Eizellen bis zum 50. Lebensjahr meist auf Null ab, sodass es fast unmöglich ist, auf natürlichem Weg schwanger zu werden.
AMH Wert ist ein Marker für die Eizellreserve
Die Zahl der verfügbaren Eizellen können wir indirekt mit dem AMH Wert im Blut messen. Sinkt der AMH Wert unter 1 μg/l, so bleibt nicht mehr so viel Zeit zum Schwangerwerden ab 39, da die Eizellreserve knapp ist. Den AMH Wert kannst du bei deinem Frauenarzt oder deiner Frauenärztin in der gynäkologischen Praxis testen lassen.
Eizellqualität lässt sich positiv beeinflussen
Doch nicht nur die Zahl der Eizellen nimmt ab, sondern auch ihre Qualität, weil du schon vor deiner Geburt Eizellen hast. Eine 39. Jährige Frau hat somit auch über 39 Jahre alte Eizellen. Doch jetzt kommt die gute Nachricht. Zwar können wir die Zahl der Eizellen nicht anheben, aber wir können die Qualität der Eizellen verbessern. Hier spielen zahlreiche Themen wie beispielsweise die Nahrungsergänzungsmittel rund um DHEA, Vitamin D, Folsäure, B-Vitamin-Komplex, Magnesium und vieles mehr eine große Rolle. Mehr dazu findest du in unserem Artikel „Eizellqualität verbessern – Wie geht das?”
#4 Lass die Spermien des Mannes untersuchen
Bei Männern tickt zwar nicht im gleichen Maße die biologische Uhr wie bei der Frau. Jedoch sinkt die Fruchtbarkeit der Männer in unserer heutigen Welt durch Umweltfaktoren, Ernährung und Strahlenbelastung deutlich ab. Eine Studie aus Frankreich zeigt, dass die Spermienkonzentration eines 30-jährigen Mannes in den letzten 30 Jahren um etwa 30 % zurückgegangen ist. Aus diesem Grund haben immer mehr Männer ein schlechtes Spermiogramm und das Schwanger werden wird erschwert. Experten und Expertinnen gehen davon aus, dass etwa ein Drittel aller Fälle von unerfülltem Kinderwunsch auf den Mann zurückgehen. Wer mit 39 Jahren schwanger werden möchte, der hat nicht mehr so viel Zeit. Folglich ist es sinnvoll, ein Spermiogramm zu machen oder die *Spermienqualität mit einem guten Test zu Hause zu checken.
#5 Verbessere die Spermienqualität deines Mannes
Viele Frauen, die sich mit dem Thema „Schwanger werden mit 39” beschäftigen, fokussieren sich nur auf ihre eigene Fruchtbarkeit. Die Gesundheit und Fruchtbarkeit der Männer wird meist nicht mitbedacht. Häufig höre ich immer: „Mein Mann hat schon Kinder aus einer früheren Beziehung, er wird schon fruchtbar sein.“ Ich sage dann dazu nur Folgendes: Erstens sinkt die Fruchtbarkeit der Männer infolge der Umweltfaktoren und Lebensweise mit dem Alter ab. Zweitens, was spricht denn dagegen, die Spermien des Mannes natürlich zu verbessern? Die Spermienqualität zu verbessern, erfordert viel Wissen und eine mehrmonatige Fruchtbarkeits-Kur, wo man die Reduzierung von Umweltgiften und Plastik einbezieht. Ebenso spielen Themen der Ernährung und Nahrungsergänzung rund um Vitamin C, D und E eine Rolle. Mehr zu diesem Thema erfährst du in unserem Beitrag: „Spermienqualität verbessern, unsere besten Tipps”
#6 Ernähre dich mediterran
Generell ist es wirklich schwer, Tipps zur Ernährung zu geben, weshalb man bei den meisten Ratgeber-Zeitschriften immer nur etwas über vollwertige, ökologische und regionale Lebensmittel liest. Ebenso gibt es Zyklusstörungen wie PCOS, wo es eine spezielle Ernährungsweise bei Kinderwunsch wie die LOGI-Methode braucht. Doch nehmen wir mal an, du bist gesund und es liegen keine Zyklusstörungen oder Vorerkrankungen vor, dann ist die mediterrane Kost wirklich interessant für dich. Bei dieser Ernährungsweise aus dem Mittelmeer wird frischer Fisch, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte gegessen. Fleisch, Milch und Käse werden dagegen bei der mediterranen Küche eher gemieden. In Untersuchungen im Zusammenhang mit der IVF wurden 50 % der mediterran-essenden Frauen und nur 26 % der normal-essenden Frauen schwanger.
#7 Reduziere deinen Stress
In einer Untersuchung aus dem Jahr 2014 konnte man zeigen, dass Frauen mit hohem Anteil von Stresshormonen im Blut etwa doppelt so häufig kinderlos bleiben. Somit muss jede Frau, die sich mit dem Thema „Schwangerwerden mit 39 Jahren” auseinandersetzt, über ihr Stressmanagement nachdenken. Hier hilft es, sich mit Themen wie Zeitmanagement, Meditation, progressive Muskelentspannung, Massagen, Akkupunktur sowie Gesundheitssport wie Yoga oder Spazierengehen zur Stressreduktion zu beschäftigen.
Denke immer positiv
Der bekannte Schriftsteller und Homeschooler Mark Twain sagte einmal: „Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden!“ Übertragen auf das Schwangerwerden mit 39 kann man hieraus schließen, dass du jeden Zyklus gern daran glauben kannst, einen positiven Schwangerschaftstest zu erhalten. Du darfst es nicht erwarten, aber du darfst positiv gestimmt sein. Es ist nicht verboten positiv zu denken, auch wenn die Welt um dich herum manchmal von negativen Gedanken gefüllt ist. Meine Erfahrung zeigt mir, dass die natürliche Fruchtbarkeit größer ist, als du glaubst. Erst kürzlich ist eine Frau, welche ich persönlich schon eine ganze Weile begleite, schwanger geworden. Gib jedem Zyklus eine Chance, dein Schwangerschaftszyklus zu sein. Ich wünsche dir alles Gute auf deinem Weg zum Wunschkind.
Quellen
[1] Magnus M C, Wilcox A J, Morken N, Weinberg C R, HÃ¥berg S E. Role of maternal age and pregnancy history in risk of miscarriage: prospective register based study BMJ 2019; 364 :l869 doi:10.1136/bmj.l869
[2] Gnoth C, Godehardt D, Godehardt E, Frank-Herrmann P, Freundl G. Time to pregnancy: results of the German prospective study and impact on the management of infertility. Hum Reprod. 2003 Sep;18(9):1959-66. doi: 10.1093/humrep/deg366. PMID: 12923157.
[3] Gnoth, Christian & Frank-Herrmann, Petra & Bremme, M & Freundl, Guenter & Godehardt, Erhard. (1996). How do self-observed cycle symptoms correlate with ovulation?. Zentralblatt für Gynäkologie. 118. 650-4.
[4] C.D. Lynch, R. Sundaram, J.M. Maisog, A.M. Sweeney, G.M. Buck Louis, Preconception stress increases the risk of infertility: results from a couple-based prospective cohort study—the LIFE study, Human Reproduction, Volume 29, Issue 5, May 2014, Pages 1067–1075, https://doi.org/10.1093/humrep/deu032