Letrozol bei Kinderwunsch

Letrozol bei Kinderwunsch

Letrozol bei Kinderwunsch © Natürliche Fruchtbarkeit

Hilft Letrozol bei Kinderwunsch? Wir zeigen, ob das beliebte Medikament die Schwangerschaftsrate bei unregelmäßigen Zyklen steigern kann.

Letrozol ist ein Medikament, das ähnlich wie Clomifen bei einer Kinderwunschbehandlung zum Einsatz kommt für Frauen mit Follikelreifungsstörungen und unregelmäßigen Zyklen. Als Aromatasehemmer wirkt Letrozol, indem es die Produktion von Östrogen im Körper hemmt. Östrogen spielt eine wichtige Rolle bei der Reifung der Eizellen. Wenn der Östrogenspiegel durch Letrozol gesenkt wird, reifen mehr Eizellen heran und die Chance auf eine Schwangerschaft erhöht sich. Doch ist Letrozol eine Alternative zu Clomifen und kann es bei Kinderwunsch helfen? Wir zeigen anhand von Studien die Vor- und Nachteile von Letrozol bei der Kinderwunschbehandlung auf.

Wie kann Letrozol bei Kinderwunsch helfen?

Letrozol kann auf verschiedene Weisen dabei helfen, die Chancen auf eine Schwangerschaft bei Kinderwunsch zu erhöhen:

Stimuliert die Eizellreifung

Letrozol ist ein Arzneistoff, der die Östrogenproduktion hemmt. Bei Frauen mit Kinderwunsch führt dies dazu, dass mehr Eizellen vollständig reifen und ovulationsbereit werden. Dadurch steigen die Chancen, dass im Eisprungzyklus eine befruchtungsfähige Eizelle freigesetzt wird.

Kann bei PCOS helfen

Bei Frauen mit dem Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) ist die Eizellreifung oft gestört. Letrozol kann hier die Östrogenwerte normalisieren und so die Reifung der Eizellen verbessern. Studien deuten darauf hin, dass Letrozol die Ovulationsraten und Schwangerschaftschancen bei PCOS erhöhen kann.

Verbessert Follikelrekrutierung

Letrozol scheint auch die Rekrutierung von Eibläschen (Follikeln) in den Eierstöcken zu verbessern. Es führen mehr Follikel zur Reifung, wodurch mehr Eizellen zur Verfügung stehen. Dies kann insbesondere bei älteren Frauen mit eingeschränkter Eizellreserve von Vorteil sein.

Welche Nebenwirkungen kann die Anwendung von Letrozol bei Kinderwunsch auslösen?

Schaut man in den Beipackzettel von Letrozol, so wird man eine unglaubliche lange Liste an Nebenwirkungen finden, die dieses Medikament verursachen kann. Die häufigsten sind:

Überstimulation der Eierstöcke

Bei einer kleinen Anzahl von Frauen kann es nach der Einnahme von Letrozol zu einer Überstimulation der Eierstöcke kommen. Dies äußert sich in Symptomen wie Bauchschmerzen, Anschwellen des Bauches oder Eierstockzysten. Meistens klingen die Beschwerden nach dem Absetzen von Letrozol wieder ab.

Veränderungen des Zyklus

Letrozol greift in den Hormonhaushalt ein und kann daher zu unregelmäßigen oder ausbleibenden Monatsblutungen führen. Nach Beendigung der Therapie normalisiert sich der Zyklus in der Regel wieder.

Brustschmerzen

In seltenen Fällen kann Letrozol Brustschmerzen verursachen. Diese bilden sich nach Absetzen des Medikaments zurück. Bestehen die Beschwerden weiter, sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden.

Bei Auftreten von Nebenwirkungen sollte die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt informiert werden, um gemeinsam das weitere Vorgehen festzulegen. In den meisten Fällen sind die Nebenwirkungen von Letrozol bei Kinderwunsch gut beherrschbar. Dennoch ist es wichtig, den Körper aufmerksam zu beobachten und Auffälligkeiten direkt zu melden.

Wann sollte Letrozol eingenommen werden?

Erstmal muss man klar sagen, dass Letrozol ein verschreibungspflichtiges Medikament ist. Dieses kann nur nach einer ärztlichen Untersuchung zur Behandlung freigeben werden. In den meisten Studien wird Letrozol zu Beginn der follikulären Phase des Menstruationszyklus, also ungefähr am 3. bis 7. Zyklustag, eingenommen.

Idealer Zeitpunkt im Zyklus

Der beste Zeitpunkt für die Einnahme von Letrozol ist der Beginn der follikulären Wachstumsphase der Eizellen. Da diese Phase in der Regel am 3. bis 7. Zyklustag beginnt, sollte mit der Einnahme zu diesem Zeitpunkt begonnen werden. Nur so kann Letrozol seine gewünschte Wirkung entfalten und die Freisetzung reifer Eizellen unterstützen.

Dosierung

Laut Beipackzettel beträgt die Dosierung von Letrozol bei Kinderwunsch 2,5 mg pro Tag. Hier gibt es auch niedrigere Dosierungen von bis zu 1,25 mg, die von manchen Frauen besser vertragen werden. Die tägliche Einnahme erfolgt einmalig als ganze Tablette.

Dauer der Einnahme

Letrozol sollte über einen Zeitraum von fünf Tagen eingenommen werden, beginnend am 3. bis 7. Zyklustag. Danach wird die Einnahme gestoppt. Dieser Zyklus wiederholt sich so lange, bis eine Schwangerschaft erreicht wurde oder die Behandlung aus anderen Gründen beendet wird.

Wie sind die Erfolgschancen bei der Einnahme von Letrozol bei Kinderwunsch?

Es gibt mittlerweile schon einige Studien, die sich mit Letrozol bei Kinderwunsch befassen. Nach meiner Recherche sehe ich aktuell zwei Studien, die die Wirksamkeit von Letrozol bei Kinderwunsch aufzeigen.

Letrozol kann bei PCOS helfen

In einer Studie untersuchte man 750 Frauen mit Kinderwunsch und einer Störung der Eizellreifung infolge von PCOS. Um die Wirksamkeit von Letrozol bei Kinderwunsch zu untersuchen, teilte man die Frauen in zwei Gruppe. Die eine Gruppe erhielt Letrozol und die andere Clomifen. Anschließend schaut man sich an, wie viele Frauen einen Eisprung im Zyklus bekommen haben, schwanger geworden sind und wie viele Kinder lebend zur Welt gekommen sind.

Mehr Eisprünge mit Letrozol

In der zu untersuchenden Gruppe waren viele Frauen mit PCOS dabei, die überhaupt keinen Eisprung mehr im Zyklus haben. Somit wurden Letrozol und Clomifen als Eisprungsauslöser-Medikament verabreicht. In 61 % der Zyklen, wo mit Letrozol behandelt wurde, konnte man einen Eisprung nachweisen. Hingegen fanden nur in 48,3 % der mit Clomifen behandelten Zyklen ein Eisprung statt.

Höhere Lebendgeburtenrate bei Letrozol

Am Ende interessiert immer, wie viele Frauen nach der Behandlung mit einem gesunden Baby im Arm herausgehen. In der Letrozol-Gruppe mit 374 Frauen kamen 103 gesunde Kinder zur Welt, während in der Clomifen-Gruppe mit 376 Frauen nur 72 Frauen nach der Therapie ein Baby im Arm hielten. Somit gab es unter Letrozol deutlich mehr Lebendgeburten als unter Clomifen. Die Fehlgeburtenrate lag bei beiden Medikamenten jedoch bei etwa 30 %.

Letrozol kann bei IVF helfen

In Studien wurden 126 Frauen zwischen 21 und 39 Jahren untersucht, die nachweisliche Endometriosezysten an den Eierstöcken hatten. Bisher waren alle Versuche mit IVF gescheitert. Die Frauen wurden in zwei Gruppen geteilt. Die eine Gruppe durfte keine Medikamente einnehmen (Kontrollgruppe). Bei der anderen Gruppe nahmen die Frauen 5 mg Letrozol in Tablettenform für zwei Monate vor der künstlichen Befruchtung ein.

Bessere Follikelreifung unter Letrozol

Ein wichtiges Kriterium für die Follikelreifung ist die Zahl der Follikel, die an der Eizellreifung im jeweiligen Zyklus beteiligt sind, gemessen. Diese Follikel nennt man Antralfollikel. Nach der Behandlung von Letrozol konnte man eine höhere Zahl der Antralfollikel sowie eine Verkleinerung der Endometriose-Zysten beobachten.

Erhöhte Schwangerschaftsrate unter Letrozol

In der Letrozol-Gruppe wurden unglaubliche 50 % der Frauen nach einer IVF Behandlung schwanger. Schaut man sich die Kontrollgruppe an, so wurden im gleichen Zeitraum unter IVF Behandlung nur 22 % der Frauen schwanger. Folglich kann Letrozol bei Kinderwunsch unter IVF helfen.

Welche Alternativen gibt es zu Letrozol?

Es gibt einige Alternativen zu Letrozol bei Kinderwunsch, die man in Betracht ziehen kann.

Andere Medikamente

Die erste Option ist es, andere Medikamente mit ähnlicher Wirkungsweise zu versuchen, um die Eizellreifung und den Eisprung zu fördern.

Clomifen (Clomid): 

Dies ist ein anderes östrogenblockierendes Medikament, das häufig als erste Wahl bei Kinderwunsch eingesetzt wird. Es kann die Eizellreifung anregen.

Gonadotropine

Diese Injektionsmedikamente regen die Eizellreifung direkt an, indem sie FSH (follikelstimulierendes Hormon) und LH (Luteinisierendes Hormon) zuführen. Sie werden manchmal zusammen mit Letrozol verwendet.

Tamoxifen

Dieses Medikament blockiert ebenfalls Östrogenrezeptoren. Es kann als Alternative zu Letrozol eingesetzt werden, ist aber nicht ganz so wirksam.

Natürliche Methoden bei Kinderwunsch

Selbstverständlich steht jeder Frau frei, auf natürliche Methoden zum Schwangerwerden zurückzugreifen.

Zyklus Tracking des Menstruationszyklus

Durch genaues Tracking von Basaltemperatur und Zervixschleim kann der optimale Zeitpunkt für den Geschlechtsverkehr bestimmt werden. Insofern die Frauen noch selbst einen Eisprung produzieren können, kann diese Methode sehr effektiv sein. Wir haben bereits in einem Beitrag gezeigt, dass Frauen auch mit PCOS und sehr langen Zyklen natürlich schwanger werden können.

Änderungen der Ernährung und des Lebensstils

Eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung, regelmäßige Bewegung und Stressreduktion können die Fruchtbarkeit auf natürliche Weise verbessern.

Pflanzliche und homöopathische Mittel

Manche setzen auf pflanzliche Präparate mit Vitex oder Maca oder homöopathische Globuli, um die Hormone ins Gleichgewicht zu bringen. Die Wirksamkeit ist jedoch umstritten.

Akupunktur

Einige Studien deuten darauf hin, dass Akupunktur die Durchblutung der Gebärmutter und die Fruchtbarkeit fördern kann. Die Datenlage ist aber begrenzt.

Welche Vor- und Nachteile hat die Behandlung mit Letrozol bei Kinderwunsch

Letrozol kann für Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch eine vielversprechende Behandlungsoption darstellen. Doch die Einnahme des Medikaments birgt auch Risiken und sollte sorgfältig abgewogen werden.

Für wen geeignet

Letrozol kann sich besonders für Frauen eignen, die an einer eingeschränkten Eizellreifung und damit verbundenen Unfruchtbarkeit leiden. Durch die Hemmung des Enzyms Aromatase kann Letrozol die Östrogenproduktion senken. Dies kann die Reifung und Freisetzung von Eizellen fördern. Letrozol kommt daher speziell für Frauen infrage, die auf eine hormonelle Stimulation nicht ausreichend ansprechen.

Risiken

Bevor mit der Einnahme von Letrozol begonnen wird, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Möglicherweise überwiegen bei manchen Frauen aufgrund von Vorerkrankungen oder Lebensumständen die Risiken. Zu den möglichen Nebenwirkungen von Letrozol gehören Kopfschmerzen, Hitzewallungen, Müdigkeit, Übelkeit und Gelenk- oder Muskelschmerzen. Langzeitstudien zu den Auswirkungen auf die Gesundheit von Mutter und Kind liegen noch nicht vor.

Kosten

Die Behandlungskosten sind abhängig von Dauer und Dosierung der Letrozol-Einnahme. Da es sich um ein rezeptpflichtiges Medikament handelt, übernehmen gesetzliche Krankenkassen in der Regel keine Kosten. Privat Krankenversicherte sollten prüfen, ob die Behandlung in ihrem Tarif abgedeckt ist. Mit ärztlicher Verordnung kann unter Umständen ein Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse gestellt werden. Die Kosten für medizinische Begleitung und Untersuchungen kommen hinzu.

Wichtige Hinweise zur Anwendung von Letrozol

Bei der Einnahme von Letrozol zur Stimulation der Eibläschenbildung handelt es sich um einen Off-Label-Use. Das bedeutet, das Medikament ist für diese Anwendung nicht zugelassen. Es sollte nur nach gründlicher Abwägung der Risiken und Nebenwirkungen und unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden.

Off-Label-Use beachten

Letrozol ist zur Behandlung von Brustkrebs zugelassen, nicht aber speziell zur Kinderwunschbehandlung. Die Wirkung bei der Stimulation der Eibläschenbildung beruht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, ist aber nicht abschließend untersucht.

Ärztliche Überwachung

Eine Behandlung mit Letrozol bei Kinderwunsch sollte unbedingt unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Der Arzt überwacht den Behandlungsverlauf und passt die Dosierung individuell an. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind wichtig.

Wechselwirkungen

Letrozol kann die Wirksamkeit von Verhütungsmitteln wie der Pille beeinflussen. Möglicherweise müssen diese angepasst werden. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind möglich. Diese sollten mit dem Arzt abgeklärt werden.

Eine selbstständige Einnahme von Letrozol ohne ärztliche Kontrolle ist auf keinen Fall empfehlenswert. Die Risiken sind höher als der mögliche Nutzen. Bespreche die Behandlungsmöglichkeiten mit Letrozol daher immer mit deinem behandelnden Arzt oder deiner Ärztin.

Fazit

Letrozol kann eine sinnvolle unterstützende Behandlung bei Kinderwunsch sein, wenn die Frau sehr unregelmäßige Zyklen ohne Eisprung hat. Die Einnahme soll die Eizellreifung und damit die Chance auf eine Schwangerschaft erhöhen.

Medikamente haben Nebenwirkungen

Allerdings gibt es auch Risiken und Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit etc., weshalb eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung zusammen mit dem behandelnden Arzt erfolgen sollte. Die Einnahme von Letrozol ist nicht für jede Frau geeignet.

Keine Garantie für eine Schwangerschaft

Letrozol wird in der Regel nur für wenige Tage im Zyklus eingenommen und kann die Erfolgschancen bei Kinderwunsch erhöhen. Allerdings gibt es keine Garantie. Eine begleitende Diagnostik sollte erfolgen.

Es gibt auch Alternativen zu Letrozol

Alternativen wie Clomi- oder Gonadotropinbehandlung sind verfügbar. Vor- und Nachteile der verschiedenen Optionen sollten mit einer ärztlichen Praxis besprochen werden. Insgesamt kann Letrozol eine sinnvolle Option sein, ersetzt aber nicht die Ursachenabklärung und gegebenenfalls weitere Behandlung bei unerfülltem Kinderwunsch. Die Einnahme sollte nur nach ärztlicher Abwägung und engmaschiger Kontrolle erfolgen.

Hinweis

Dieser Artikel dient der Information und stellt keine Handlungsempfehlung dar. Er ersetzt keine ärztliche Diagnose und Behandlung. Bitte informiere dich vor der Anwendung von Letrozol bei Kinderwunsch bei deinem Arzt oder deiner Ärztin deines Vertrauens.

Quellen

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[2] Cantor A, Tannus S, Son WY, Tan SL, Dahan MH. A comparison of two months pretreatment with GnRH agonists with or without an aromatase inhibitor in women with ultrasound-diagnosed ovarian endometriomas undergoing IVF. Reprod Biomed Online. 2019 Apr;38(4):520-527. doi: 10.1016/j.rbmo.2018.12.028. Epub 2018 Dec 22. PMID: 30935663.

[3] Paulus WE, Zhang M, Strehler E, El-Danasouri I, Sterzik K. Influence of acupuncture on the pregnancy rate in patients who undergo assisted reproduction therapy. Fertil Steril. 2002 Apr;77(4):721-4. doi: 10.1016/s0015-0282(01)03273-3. PMID: 11937123.

 

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