Lohnt sich der trackle bei Kinderwunsch? Meine erste trackle Erfahrungen zur Bestimmung der fruchtbaren Tage im Zyklus zum Schwangerwerden.
Prinzipiell bin ich als NFP Anwenderin immer sehr skeptisch, was Zykluscomputer betrifft. Vielleicht liegt es daran, dass ich auch ohne Zykluscomputer mega gut zurecht komme. Jeden Zyklus freue ich mich regelrecht darauf, selbständig und frei meinen Zyklus auswerten zu können. Es stärkt mein Selbstbewusstsein unabhängig von irgendeinem Gerät oder Rezept zu sein, um meine fruchtbaren Tage zu bestimmen. Jedoch ist mir klar, dass nicht alle Frauen so wie ich denken und fühlen.
Zykluscomputer wie trackle können sinnvoll sein
Einige unter euch freuen sich darüber, dass Ihnen Zykluscomputer die Arbeit erleichtern und sie dabei unterstützen ihren Eisprung und ihre fruchtbaren Tage einzugrenzen. Dies kann zum Beispiel bei Schichtarbeit und PCOS der Fall sein, wo die Temperaturmessung schon etwas aufwendiger ist. Was wäre, wenn man automatisiert die Basaltemperatur messen könnte – das wäre doch eine großartige Erleichterung? Aus diesem Grund möchte ich heute mit euch meine ersten trackle Erfahrungen mit euch teilen. Der trackle Temperatursensor, welcher über Nacht die Basaltemperatur automatisiert in der Vagina messen kann, wurde uns von der trackle GmbH freundlicherweise als Testgerät zur Verfügung gestellt. Jedoch erfolgt dieser Testbericht unabhängig und frei mit Vor- und Nachteilen so wie ihr es von uns gewohnt seid.
Wie funktioniert der trackle?
Der *trackle ist ein Temperatur-Sensor inkl. App zur Bestimmung der fruchtbaren Tage im Zyklus. Der trackle Vaginal-Sensor wird wie ein Tampon oder eine Menstasse getragen und misst deine Basaltemperatur, wenn du schläfst. Die Temperaturdaten werden im trackle gespeichert. Wird der trackle Sensor am morgen herausgenommen und in eine Box gelegt, übermittelt er die Temperaturdaten an die zugehörige trackle Smartphone App. In dieser App kann auch noch zusätzlich der beobachtete Zervixschleim oder Muttermund eingetragen werden. Nach den Auswertungsregeln der symptothermalen Methode wird anhand der Temperaturkurve und dem Schleimverlauf der Eisprung und die fruchtbaren Tage im Zyklus bestimmt.
Hinweis: Die Auswertungsregeln der symptothermalen Methode sind wissenschaftlich geprüft. Ob diese in der trackle App korrekt umgesetzt sind, ist bisher nicht bekannt. Der trackle ist ein offizielles Medizinprodukt. Die wissenschaftlich anerkannte Forschungsgruppe der Sektion Natürliche Fertilität stuft in ihrem Buch natürliche Familienplanung heute den trackle als für Kinderwunsch geeignet ein.
trackle basiert auf der symptothermalen Methode
Ein Grund, warum ich den trackle überhaupt testen wollte ist, dass er auf der symptothermalen Methode (NFP) basiert. Mit dieser NFP Methode bin ich schließlich auch zweimal gewollt schwanger geworden. Der trackle verwendet, zumindest wenn man der Verpackungsbeilage glaubt, die gleichen Regeln zur Bestimmung der fruchtbaren Tage wie sie bei der symptothermalen Methode festgelegt sind. Somit ist der trackle für mich ein automatisiertes Thermometer mit einer NFP App. Also eine echte Verbesserung für alle, die nicht so gern ihre Basaltemperatur morgens messen.
Schwangerschaftsrate von NFP ist gut untersucht
Wissenschaftlich gesehen, müsste man für den trackle eine extra Studie für die Schwangerschaftsrate machen. Dennoch ist es meiner Ansicht nach nicht kühn anzunehmen, dass wenn wir das gleiche Regelwerk für die Bestimmung der fruchtbaren Tage nehmen, wir auch ähnliche Forschungsergebnisse erhalten. Mit NFP werden in Studien rund 81% der Frauen innerhalb von 6 Monaten schwanger, das ergab eine Studie aus Deutschland im Jahr 2003. Ohne konkrete Methode werden im gleichen Zeitraum nur rund 60% der Frauen schwanger. Somit ist das ein klares Zeichen, dass NFP bei Kinderwunsch helfen kann, schneller schwanger zu werden.
NFP ist preiswerter als der trackle
Man muss klar sagen, dass eine normale NFP Anwenderin schon deutlich weniger für die Bestimmung ihrer fruchtbaren Tage zahlen muss. Ein gutes NFP Thermometer kostet zwischen 10 und 15 Euro. Ein Buch zur Einführung in die symptothermale Methode ist für ca. 15 Euro erhältlich. Eine NFP App mit der man seine Zyklen verwalten kann ist teilweise kostenlos erhältlich. Man ist somit für knapp 30 Euro dabei. Folglich wird sich nicht jede Frau das Budget von ca. 200 Euro für den trackle leisten können oder wollen.
Willst du auch mit NFP durchstarten, dann empfehle ich dir mein Kinderwunsch Starter Set. Dort findest du alles, um sofort mit der symptothermalen Methode zu beginnen.
Meine ersten trackle Erfahrungen
Ich möchte nun von meinen ersten Eindrücken mit dem trackle berichten, die ich im ersten Anwendungszyklus gesammelt habe. Hier sind mir Dinge positiv, aber auch einige Sachen negativ aufgefallen.
Was mir positiv aufgefallen ist:
♥ Zyklusblatt fast wie bei NFP
Die Zyklus Darstellung in der trackle App ist sehr nahe an dem Original NFP Zyklusblatt angelehnt. Aus diesem Grund, habe ich mich direkt auch gut zurecht gefunden und fand es sehr übersichtlich. Eine kleine Sache ist anders als im Original, und das ist leider auch etwas ungünstig, finde ich. Was es genau ist, führe ich unter den Sachen auf, die mir negativ aufgefallen sind. (Bild)
♥ korrekte Zervixschleim Abkürzungen
Die Zervixschleim Abkürzungen sind auch genau wie bei NFP von ∅ über f, S & S+. Auch die Auswertung des Schleims ist NFP konform und wird mit H, 1, 2,3 über den Abkürzungen dargestellt. Das finde ich sehr vorbildlich und toll. (Bild)
♥ regelkonforme Basaltemperatur Messpunkte
Die Punkte und Linien zwischen den Punkten werden auch genau wie bei NFP dargestellt. Insbesondere gefällt mir, dass sich trackle hier im Gegensatz zu vielen anderen Apps an die Regeln hält. Hast du mal einen oder mehrere Tage nicht die Basaltemperatur gemessen, so werden die Messpunkte nicht miteinander verbunden und die Linie wird nicht durchgezogen. Ebenso ist die Auswertung der Basaltemperatur mit den Dreiecken auf den drei höheren Messpunkten wie im Regelwerk korrekt dargestellt
♥ Die Form des Sensor und Silikon sind super
Die Form des Temperatursensors, der über Nacht eingeführt wird in die Vagina, ist von der Form her und vom Material sehr schlicht und einfach gestaltet. Es besteht aus medizinischem Silikon und hat eine gute Form zum Einführen, ähnlich wie ein Tampon.
♥ Einfach anzuwenden
Ja ich musste mir zwar anfangs die Beschreibung durchlesen, aber ich hatte einfach auch ein bisschen Angst, irgendwas falsch zu machen. Eine gute Bedienungsanleitung macht aber auch aus, dass man danach nicht ständig nochmal nachlesen muss, wie irgendwas funktioniert. Der trackle war für mich, nach einmaligem Lesen der Gebrauchsanweisung, absolut leicht und intuitiv anzuwenden.
♥ Kein Ladegerät nötig
Auch sehr entspannt und angenehm finde ich, dass es kein Ladegerät gibt. Die App funktioniert ja mit dem Handy und der Sensor muss nach zwei Jahren eingeschickt werden, um ihn zu erneuern oder zu ersetzen. d.h. in den ganzen zwei Jahren muss keine Batterie gewechselt werden oder aufgeladen werden. Das ist echt praktisch und sehr clever.
♥ Bedienung ohne Knöpfe
Ich finde insbesondere gut, dass es keine Knöpfe gibt. Das möchte ich in diesem Punkt noch mal hervorheben, weil ich bei anderen Produkten immer etwas überfordert bin mit den ganzen Knöpfen oder auch wenn es nur einen Knopf gibt, dann ist ja auch die Bedienung immer sehr schwierig mit dreimal lang drücken dann fünf mal kurz und einmal lang drücken und so weiter. Sowas mag ich generell nicht so gerne.
♥ Entfernung vom trackle Sensor ist einfach (leider zu einfach)
In der Verpackung wird auch ein Bändchen mitgeliefert, dass man durch das vorhandene Loch im trackle führen und fest binden kann, um ihn nach der Messung am nächsten Morgen leichter entfernen zu können. Falls man dabei Schwierigkeiten hat, ist es bestimmt schon eine gute Hilfe, denke ich. Allerdings kannst du dir so ein Bändchen auch einfach selber separat kaufen. Das muss nicht unbedingt mit dazu bestellt werden, finde ich. Ich brauchte es nicht, da ich es sehr leicht finde, ihn zu entfernen. Vielleicht sogar etwas zu leicht. Das erkläre ich im folgenden Teil mit den Dingen, die mir negativ aufgefallen sind, genauer.
Was mir negativ aufgefallen ist:
♦ Raus rutschen auf Toilette
Das finde ich äußerst unangenehm, dass mir der trackle Sensor ungefähr dreimal jetzt schon aus Versehen auf der Toilette heraus gerutscht ist. Zwar steht in der Beschreibung, dass man ihn vor dem Toilettengang und vor dem Sex entfernen soll und danach wieder ein führen soll, aber vielleicht sollte noch ein direkter Hinweis dazu stehen, dass er ansonsten bei einigen Frauen in die Toilette fallen kann. Am Schlimmsten wäre es, wenn man es nicht mal mitbekommt und dann spült. Dann wäre der teure Sensor weg. Ich habe das auch als Anlass gesehen, meine Beckenbodenmuskeln wieder etwas mehr zu trainieren nach den mittlerweile zwei Geburten. Danach wurde es auch etwas besser und ich konnte auch beim Toilettengang den trackle drin lassen, ohne dass er herausgefallen ist. Problem ist, dass ich manchmal nachts auf Toilette muss oder morgens sehr dringend, so dass ich einfach nicht daran denke oder es einfach nicht mehr schaffe, ihn rauszunehmen. Ich vergesse es meistens auch, weil ich noch im Halbschlaf bin. Andersherum habe ich jetzt jedes Mal, wenn ich auf Toilette sitze, etwas Beklemmungen meine Muskeln bewusst zu entspannen, weil ich jedes Mal denke, hab ich jetzt den trackle drin oder nicht? Jedes Mal wenn ich auf Toilette bin, muss ich jetzt daran denken, ich hoffe das geht wieder weg? Das stört mich schon etwas.
♦ Nach zwei Jahren einschicken
Wenn ich den trackle jetzt also zur Verhütung nutzen möchte, wäre das für mich schon ein kleiner Nachteil, da ich ja dann in dem einen Monat wo ich das einschicken muss eventuell nicht auswerten könnte. Vielleicht sogar für zwei Zyklen. Ich teste es ja gerade für Frauen, die schwanger werden möchten, und da ist es eigentlich kein wirklicher Nachteil, da mit NFP in Studien ca. 81% der Frauen schon nach 12 Monaten schwanger sind.
♦ Übertragung geht nur mit Internet
Da ich aktuell in einer Situation bin, in der ich ab und zu mal kein Internet habe, stört es mich schon manchmal, dass die Übertragung der Temperaturdaten nur mit Internet funktioniert. Bluetooth muss natürlich auch angestellt sein, wobei ich mich dann halt frage, warum Bluetooth nicht ausreicht? Warum braucht trackle unbedingt Internet für das Übertragen der Messwerte der Basaltemperatur? Ich vermute mal es liegt an der Speicherung der Daten, die online gespeichert werden oder so ähnlich. Dann wäre wieder die Frage, warum sie online gespeichert werden und welcher Datenschutz gegeben ist? Das habe ich bis jetzt noch nicht herausgefunden. Ich werde hierzu aber weiter recherchieren und euch hier auf dem Blog berichten, wenn ich mehr weiß.
♦ Störungen der Basaltemperatur lassen sich nicht gut nachvollziehen
Um Störungen im Zyklus zu erkennen müssen die Zyklustage im Zyklusblatt immer ein dazugehörige Datum haben. Man möchte bei Verdacht auf eine Zyklusstörungen, die die Auswertung der Basaltemperaturkurve verfälschen könnten, auf einen Blick nachsehen, was an diesem Tag los war. Die einzige Möglichkeit, die man beim trackle hat, ist dann aufwendig im Kalender nachzuschauen, welcher Temperaturwert hier gemessen wurde. Das ist sehr mühselig und anstrengend.
♦ Temperatur Kästchen/Zyklus Darstellung
Die Kästchen Aufteilung in der App ist natürlich so gestaltet, dass es schön aussieht. Das Problem ist nur dabei, dass ein Kästchen hier 0,25 °C entspricht. Dadurch kann man die NFP Regel nicht so gut selber anwenden und nachvollziehen. Der dritte höhere Wert muss ja mindestens 0,2 °C höher sein als die Hilfslinie bei der Temperaturauswertung. Und da wäre es schöner, wenn man einen Abstand von entweder 0,1 °C oder 0,2 °C hat. So könnte man leichter erkennen, ob die vorgenommene Auswertung vom trackle korrekt ist. Denn trackle markiert die 0,2 °C, die der Wert höher sein muss als die Hilfslinie nicht in der App.
♦ Das vaginale Tragen in der Nacht
Allgemein finde ich, immer ein technisches Gerät in mir drin zu haben nachts, ist für mich persönlich keine Dauerlösung. Ich habe deshalb auch nur so wenig wie möglich gemessen. D.h., ich habe relativ spät angefangen zu messen, circa ab dem achten Zyklustag, da mein Eisprung relativ spät immer ist. Wenn dein Eisprung früher ist, solltest du mindestens ab Tag fünf anfangen zu messen. Und dann habe ich direkt aufgehört, als mein Zyklus ausgewertet war, beziehungsweise der Eisprung vorbei war. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass es gerade für Frauen, die schon ein kleines Kind haben und mit dem nächsten Kind schwanger werden möchten, schon eine wahnsinnige Erleichterung ist beim Messen. Denn ich weiß, wie schwierig es ist, manchmal morgens mit einem kleinen Kind im Bett zu messen.
Mein erstes Fazit
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich insgesamt sehr positiv überrascht vom trackle bin. Die Eintragung der Körperzeichen lässt sich gut realisieren. Auf den ersten Blick scheinen auch die Auswertungsregeln zur Bestimmung der fruchtbaren Tage gut umgesetzt zu sein. Ich werde mir ganz sicher die Fruchtbarkeitsanzeige noch genauer anschauen, aber ich habe die Hoffnung, dass der trackle auch für NFP Anwenderinnen interessant sein könnte. Schließlich nimmt er dir das morgendliche Messen der Basaltemperatur ab und bringt eine relativ gut App mit. Gerade für Frauen in Schichtarbeit, mit kleinen Kindern, mit unregelmäßigen oder langen Zyklen wie z. B. bei PCOS oder in der Stillzeit ist der trackle eine riesen Erleichterung. Ich kann verstehen, dass die WissenschaftlerInnen der Sektion Natürliche Fertilität den trackle für den Kinderwunsch empfehlen. Ich werde mir jedoch in den nächsten Monaten die Fruchtbarkeitsanzeige genauer ansehen und den Algorithmus testen und darüber berichten, aber der trackle könnte wirklich das innovative Produkt sein, auf das viele Frauen gewartet haben.