Kann Agnucaston bei Kinderwunsch helfen?

Agnucaston bei Kinderwunsch

Agnucaston (Mönchspfeffer) bei Kinderwunsch © Natürliche Fruchtbarkeit

Kann Agnucaston bei Kinderwunsch helfen? Ich zeige dir, ob das neue Mönchspfeffer-Medikament bei unregelmäßigen Zyklen, PCOS u.a. helfen kann.

Hinter dem Medikament Agnucaston verbirgt sich nicht anderes als eine grüne Tablette aus Mönchspfeffer. Mönchspfeffer ist dagegen eine bekannte Pflanze, die zur Stabilisierung von unregelmäßigen Zyklen und Regelbeschwerden eingesetzt wird. Doch wirkt die Agnucaston (Mönchspfeffer) wirklich? Ich zeige dir an Studien und dem Zyklus einer realen Frau, ob Mönchspfeffer bei Gelbkörperschwäche helfen kann.

Agnucaston – Was ist das?

Die Inhaltsstoffe von Agnucaston kommen von der Pflanze Mönchspfeffer, welche schon seit dem Mittelalter als Heilpflanze bekannt ist. Mönchspfeffer selbst ist ein bis zu sechs Meter hoher Strauch mit violetten Blüten und behaarten Blättern an der Unterseite. Er kommt ursprünglich aus Amerika und Asien, ist aber auch schon seit dem 15. Jahrhundert in Mitteleuropa verbreitet. Agnucaston selbst ist somit nix als eine gepresste Mönchspfeffer-Tablette mit ein paar Ölen, welche die Dosierung und Einnahme eines Mönchspfeffer-Extraktes vereinfachen soll.

Wie und wann wirkt Agnucaston?

An Tierversuchen versucht man schon einige Zeit die Wirkungsweise von Mönchspfeffer zu verstehen. Die genaue Wirkungsweise ist hierbei noch nicht bekannt. Der bisherige Stand ist, dass es die Freisetzung von Prolaktin hemmt. Wir wissen, dass Prolaktin zur Zeit der Menstruation erhöht ist. Ein zu hoher Prolaktinspiegel steht im Zusammenhang mit starken Regelbeschwerden und PMS. Ebenso scheint Mönchspfeffer das natürliche Gleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron wiederherstellen zu können. In Studien, konnte ich die folgenden Anwendungsgebiete für Mönchspfeffer finden:

#1 Linderung von Regelbeschwerden und PMS

Zur Untersuchung der Wirksamkeit von Mönchspfeffer bei Regelbeschwerden wurde eine Doppelblindstudie mit 170 Frauen durchgeführt. Alle Frauen litten unter extremen PMS Symptomen wie z. B. Regelschmerzen, Reizbarkeit, Wut, Kopfschmerzen, Völlegefühl in den Brüsten, Blähungen u.a. Die Hälfte der Frauen bekam ein Placebo Medikament, die andere Hälfte das Mönchspfeffer Extrakt. Anschließend schaute man sich an, wie die Beschwerden sich nach drei Monaten Anwendung der Präparate verhielten.

52% der Frauen spüren eine Linderung der Symptome

Im Ergebnis konnten 52% der Frauen in der Mönchspfeffer-Gruppe eine Linderung der PMS Symptome bemerken. In der Placebo-Gruppe bemerkten nur 24% der Frauen eine positive Veränderung der Regelbeschwerden. Folglich kann ein Mönchspfeffer-Extrakt wie Agnucaston bei Regelbeschwerden helfen. Die Studie zeigt aber auch, dass Mönchspfeffer nicht immer wirkt, was auch Umfragen in Foren bestätigen.

#2 Gelbkörperschwäche infolge einer Hyperprolaktinämie

Bei einer Gelbkörperschwäche ist die Phase nach dem Eisprung zu kurz, um die Gebärmutterschleimhaut ausreichend aufzubauen. Folglich kommt es bei einer Gelbkörperschwäche meist zu einer Fehlgeburt oder die Einnistung der Zygote ist gar nicht erst erfolgreich. An der Studie nahmen 52 Frauen mit Gelbkörperschwäche infolge eines latent erhöhten Prolaktinwert (Hyperprolaktinämie) teil. Nun teilte man die Frauen wieder in eine Placebo-Gruppe und eine Gruppe, welche das Mönchspfeffer-Extrakt bekam. Die Hormonwerte (Progesteron, Östrogen, Prolaktin) u.a. wurden vor und nach der dreimonatigen Studie aufgenommen.

2 Frauen zum Ende der Studie schwanger

Bei allen mit Mönchspfeffer behandelten Frauen zeigte sich eine Verlängerung der Gelbkörperphase, eine Normalisierung des Prolaktinwertes und eine Stabilisierung der Östrogen- und Progesteron Werte. Zwei Frauen sind sogar schon nach den drei Monaten direkt schwanger geworden. Interessant war, dass dieser Effekt beim Placebo komplett versagte. Hier konnte keine Frau, die das Placebo genommen hat, eine Verbesserung der Gelbkörperschwäche beobachten.

#3 Agnucaston und PCOS

In einer Überblicksstudie wertete man 33 Studien aus, welche den Zusammenhang zwischen einer pflanzlichen Therapie von PCOS aufzeigen. Sechs Kräuter, darunter auch Mönchspfeffer, wurden insgesamt 762 Frauen mit Zyklusstörungen und PCOS verabreicht. Im Ergebnis konnte man zeigen, dass sich die Zyklen, Hormonwerte und die Schwangerschaftsrate bei PCOS infolge des Kräuterextraktes verbesserten.

#4 Erhöhte Schwangerschaftsrate bei unregelmäßigen Zyklen

In Stanford untersuchte man in einer Studie 93 Frauen mit unregelmäßigen Zyklen, welche seit langer Zeit vergeblich auf ihr Wunschkind warteten. Die 93 Frauen wurden in zwei Gruppen geteilt. Eine Gruppe bekam ein Placebo, die andere ein Mönchspfeffer Extrakt. Nach drei Monaten schaute man sich die Schwangerschaftsrate in beiden Gruppen an. Im Ergebnis wurden 26% der Frauen in der Mönchspfeffer-Gruppe natürlich schwanger. In der Placebogruppe wurden dagegen nur 10% der Frauen schwanger. Somit zeigt die Studie, dass Mönchspfeffer gerade bei unregelmäßigen Zyklen etwas bringen kann.

Agnucaston (Mönchspfeffer) Erfahrung

Eine Frau suchte mit 37 Jahren bei mir Hilfe wegen unerfülltem Kinderwunsch und Gelbkörperschwäche. Ihren Namen habe ich auf Wunsch anonymisiert und so möchten wir sie einfach in diesem Artikel Ilse nennen. Im Zyklus von Ilse konnte man zwar deutlich eine Eisprungphase zwischen dem 25. und 28. Zyklustag erkennen. Doch ihre Gelbkörperphase war mit 7 Tagen viel zu kurz. Schließlich braucht es mindestens 10 Tage vom Eisprung aus gesehen Zeit, damit die Gebärmutterschleimhaut ausreichend für die Einnistung vorbereitet ist.

Lutealinsuffizienz im Zyklus

Lutealinsuffizienz (Gelbkörperschwäche) im Zyklus ©Natürliche Fruchtbarkeit

Gelbkörperschwäche trotz 33 Tage Zyklus

Interessant ist, dass Ilse einen 33 Tage Zyklus hatte. So würde man, wenn man nur die Länge des Zyklus betrachtet, niemals auf eine Gelbkörperschwäche kommen. Hier sieht man, wie wichtig die Messung der Basaltemperaturkurve in Kombination mit der Schleimbeobachtung ist. Falls du lernen möchtest, wie man die NFP Methode richtig anwendet und eine Gelbkörperschwäche diagnostiziert, empfehle ich dir mein Buch „WANN BIN ICH FRUCHTBAR?“, in dem du eine Schritt für Schritt Anleitung mit Übungszyklen und Lösungen in die NFP Methode bekommst.

Mönchspfeffer Erfahrung im Zyklus

Mönchspfeffer Erfahrung und Verlängerung der Gelbkörperphase © Natürliche Fruchtbarkeit

Normale Gelbkörperphase dank Mönchspfeffer

Nach diesem Zyklus baten wir die Frau Mönchspfeffertee zu trinken, um eventuell ihre Gelbkörperphase zu stabilisieren. Im Ergebnis hatte, die Frau deutlich früher, schon zwischen dem 19. und 22. Zyklustag, ihren Eisprung. Ebenso war ihre Gelbkörperphase mit 13 Tagen fast doppelt so lang wie im vorangegangen Zyklus ohne Mönchspfeffer.

An diesem Beispiel sieht man deutlich, dass Mönchspfeffer den Zyklus harmonisieren kann. Doch es gab auch Nebenwirkungen. So bemerkte die Frau beispielsweise stärkere Menstruationsbeschwerden und eine Aknebildung nach der Einnahme des Mönchspfeffers im Zyklus. Es sei noch erwähnt, dass Ilse trotz der Verbesserung erst mit 41 Jahren natürlich schwanger geworden ist. Jedoch hat es nochmals geklappt und das Paar war sehr glücklich darüber.

Hat die Anwendung von Agnucaston auch Nebenwirkungen?

Im Beipackzettel der Apothekenumschau konnte ich ebenfalls Hinweise auf Nebenwirkungen wie Hautausschlag, Juckreiz und Nesselausschlag finden. Warum Ilse jedoch ironischerweise trotz Mönchspfeffer Anwendung stärkere Regelschmerzen hatte, ist noch nicht geklärt.

Wann und wie sollte man Agnucaston nehmen?

Erstmal ist ganz wichtig, dass man Agnucaston nur nehmen darf, wenn man über 18 Jahre alt ist. Ebenso sollte man das Medikament auf keinen Fall in der Schwangerschaft, Stillzeit oder bei Tumoren bzw. einer Krebserkrankung einnehmen. Gerade der Hinweis der Nichteinnahme in der Schwangerschaft ist wichtig, da es Hinweise auf die Stärkung des Risikos für eine Fehlgeburt infolge der Mönchspfeffer Einnahme gibt.

Eine Tablette pro Tag

In der Verpackungsbeilage von Agnucaston steht, dass man eine Tablette pro Tag mit einem Glas Wasser einnehmen soll. Die Anwendung ist unabhängig von der Dauer oder irgendwelchen Mahlzeiten möglich. Die Gesamtdosis sollte nur in Absprache einer gynäkologischen Praxis überschritten werden. Ansonsten kann es zu starken Nebenwirkungen kommen. Hinweise auf eine mögliche Überdosierung gibt es jedoch nicht.

Mindestens 3 Monate

Im Beipackzettel steht eindeutig, dass man Agnucaston mindestens drei Monate einnehmen muss, damit es seine Wirkung zeigen kann.

Ich habe, eine Tablette vergessen – Was tun?

Falls du mal eine Tablette vergessen hast, dann nimm einfach ganz normal ab dem nächsten Tag wieder eine Tablette pro Tag. Dosiere niemals doppelt, egal ob du die Tablette mal vergessen hast oder nicht.

Wo kann ich Agnucaston kaufen?

Agnucaston ist sowohl in jeder Apotheke als auch online in einem *bekannten Online Shop erhältlich. Hierbei lohnt es sich, gleich die 90 Tage Packung zu kaufen, da man Agnucaston ja ohnehin mindestens 90 Tage anwenden soll.

Fazit

Agnucaston (Mönchspfeffer) kann bei Regelbeschwerden, Gelbkörperschwäche, unregelmäßigen Zyklen, PCOS u.a. helfen. Jedoch möchten wir davor warnen Agnucaston oder andere Mönchspfeffer-Extrakte ohne Grund bei einem normalen Zyklus einzunehmen. Schließlich kann die Anwendung von Mönchspfeffer auch Nebenwirkungen wie Akne und Hautauschlag mit sich bringen.

Bitte nimm Mönchspfeffer nur ein, wenn du es brauchst

Ich weiß, dass viele Frauen einfach so Mönchspfeffer nehmen, obwohl sie gar keine Auffälligkeiten am Zyklus haben.

Mönchspfeffer hilft nicht immer

Wir wissen, dass Mönchspfeffer eigentlich nur gut hilft, wenn es darum geht, Östrogen und Progesteron zu stabilisieren. Ebenso kann die Anwendung von Agnucaston bei Zyklusstörungen in Zusammenhang mit dem Prolaktin-Spiegel sinnvoll sein. Ich hatte jedoch auch eine Gelbkörperschwäche und Mönchspfeffer war bei mir nicht die Lösung. Meine Gelbkörperschwäche kam aus einer Schilddrüsenunterfunktion. Als ich diese therapierte, verbesserte sich auch meine Gelbkörperphase. Man sollte daher immer im Vorfeld ein Zyklusmonitoring und eine Zyklusdiagnostik machen. Hier lässt sich auch der Prolaktinspiegel sowie Progesteron und Östrogen messen.

Zitat zum Schluss

Ich möchte diesen Artikel mit einem Zitat des bekannten Priesters und Naturheilkundlers Sebastian Kneipp beenden, der einst sagte:

Die Natur ist die beste Apotheke.

Wir können bisher immer noch nicht genau die Wirkung von Agnucaston bzw. Mönchspfeffer erklären, aber wir können seine Wirkung in Studien sehen. Ähnlich ist es auch bei der Akupunktur u.a. natürlichen Therapien.

Agnucaston ist einen Versuch wert

Aus meiner Sicht ist Mönchspfeffer bei unregelmäßigen Zyklen oder Gelbkörperschwäche einen Versuch wert. Auch bei Zykluschaos nach dem Absetzen der Pille, habe ich schon positive Ergebnisse nach der Einnahme von Mönchspfeffer gesehen. Jedoch sollte die Anwendung von Agnucaston nicht blind und ohne Grund erfolgen. In diesem Sinne wünsche ich dir alles Gute auf deinem Weg zum Wunschkind.

Hinweise

Diese Informationen werden nach bestem Wissen und Gewissen weitergegeben. Sie sind ausschließlich für Interessierte und zur Fortbildung gedacht und keinesfalls als Diagnose- oder Therapieanweisungen zu verstehen. Wir übernehmen keine Haftung für Schäden irgendeiner Art, die direkt oder indirekt aus der Verwendung der Angaben entstehen. Bei Verdacht auf Erkrankungen konsultieren Sie bitte Ihre / Ihren Ärztin, Arzt, Heilpraktikerin oder Heilpraktiker.

Quellen:

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