Lange Follikelphase – Was tun?

Lange Follikelphase

Lange Follikelphase © Natürliche Fruchtbarkeit

Lange Follikelphase – Was tun? Wir zeigen, wie eine lange Eireifungsphase die Fruchtbarkeit beeinflussen kann und was du dagegen tun kannst.

In der Follikelphase wächst die Eizelle heran. Ist die Follikelphase zu lang, kann das einen negativen Einfluss auf die natürliche Fruchtbarkeit haben. In diesem Beitrag möchten wir uns ansehen, was eine lange Follikelphase überhaupt ist und welchen Einfluss sie auf die Fruchtbarkeit haben kann. Ebenso möchten wir kurz darauf eingehen, was du tun kannst, wenn du eine lange Follikelphase beobachtest, um deine Fruchtbarkeit zu stärken.

Welche natürlichen Zyklusphasen gibt es?

Ein Zyklus besteht aus zwei Phasen, die durch den Eisprung getrennt werden, die wir nun genauer vorstellen möchten.

#1 Follikelphase

Zyklus Follikelphase und Gelbkörperphase

Zyklus mit Follikelphase und Gelbkörperphase © Natürliche Fruchtbarkeit

In der Follikelphase, auch Eireifungsphase genannt, wächst die Eizelle heran. Sie beginnt mit der Menstruation und geht bis zum Eisprung. Von der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) wird hierbei das Follikelstimulierende Hormon FSH freigesetzt. Das FSH stimuliert in den Eierstöcken die Produktion von 5 bis 20 potenziellen Eizellen, die Antralfollikel genannt werden. Schließlich wird einer dieser Follikel dominant und entwickelt sich zur dominanten Eizelle, die in dem jeweiligen Zyklus in den Eileiter springen wird. Die anderen Antralfollikel entwickeln sich am Ende der Eireifungsphase zurück. Während der Eireifungsphase wird von den Eibläschen das Hormon Östrogen produziert, das den Wassergehalt im Zervixschleim erhöht. Aus diesem Grund können viele Frauen, je näher der Eisprung rückt, wässrigen und spinnbaren Schleim beobachten.

Eisprung 

Kurz vor dem Eisprung steigt auch der Hormonspiegel des luteinisierenden Hormons (LH) an, was ebenso wie das FSH in der Hypophyse gebildet wird. Das luteinisierende Hormon ist eines von 100 Hormonen, die die Auslösung des Eisprungs beeinflussen. Ebenso drosselt es die FSH- und Östrogenbildung und sorgt somit dafür, dass die Eizellreifung beendet wird. Anschließend kommt es etwa 24 bis 48 Stunden nach dem LH-Peak zum Eisprung, wobei die Eizelle in den Eileiter überführt wird. Dies ist auch der Grund, warum LH-Teststreifen den LH-Peak bestimmen, um den Eisprung festzustellen. 

#3 Gelbkörperphase nach dem Eisprung  

In der Gelbkörperphase (Lutealphase) bilden sich die Eibläschen im Eierstock zurück und wandeln sich in eine neue Drüse, den Gelbkörper, um. Dieser Gelbkörper produziert das Hormon Progesteron, was die Temperatur nach dem Eisprung ansteigen lässt. Ebenso ist das Progesteron vorwiegend für den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut verantwortlich, welche für die Einnistung einer potenziell befruchteten Eizelle entscheidend ist. Die Gelbkörperphase beginnt kurz nach dem Eisprung und endet einen Tag vor der nächsten Periode. In der Regel ist die Gelbkörperphase bei gesunden Frauen zwischen 10 und 16 Tagen lang.

Was ist eine lange Follikelphase?

Lange Follikelphase Statistik

Lange Follikelphase © Elisabeth Raith-Paula et. al. Natürliche Familienplanung heute – Springer Verlag 2020

Die Länge der Follikelphase wurde in Studien ausführlich untersucht. Hierbei kam heraus, dass bei den meisten Frauen die Follikelphase zwischen 12 und 21 Tagen lang ist. Etwa 85 % der Frauen haben eine Follikelphase dieser Länge. Von einer kurzen Follikelphase spricht man, wenn die Eireifung weniger als 12 Tage dauert. Ist die Follikelphase hingegen länger als 21 Tage, so spricht man von einer langen oder verlängerten Follikelphase. Statistisch haben etwa 10 % der Frauen eine lange Follikelphase, was auch einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben kann.

Welche Konsequenzen hat eine lange Follikelphase für die Fruchtbarkeit?

Auch wenn du eine lange Follikelphase hast, bedeutet das nicht automatisch, dass du ein Problem hast, schwanger zu werden. Jedoch muss man schon sagen, dass bestimmte Zyklusstörungen bei langen Zyklen häufiger auftreten. 

Lange Follikelphase und Gelbkörperschwäche

Länge Follikelphase und verkürzte Gelbkörperphase

Länge der Follikelphase und verkürzte Gelbkörperphase © Elisabeth Raith-Paula et. al. Natürliche Familienplanung heute – Springer Verlag – 2020

Von einer Gelbkörperschwäche spricht man, wenn die Gelbkörperphase häufiger weniger als 10 Tage lang ist. In diesem Fall ist die Gelbkörperphase zu kurz, um die Gebärmutterschleimhaut ausreichend gut auf die Einnistung der Zygote vorzubereiten. Im Klartext heißt das, selbst wenn es im Zyklus zur Verschmelzung der Eizelle und Spermie kam, kann sie sich anschließend nicht einnisten. In der Folge kommt es häufiger zu Fehlgeburten in den ersten 12 Wochen der Schwangerschaft. Die Statistik zeigt klar, dass eine verkürzte Gelbkörperphase und eine lange Follikelphase direkt zusammenhängen. Schon bei einer Follikelphase von mehr als 20 Tagen liegt die Wahrscheinlichkeit, eine verkürzte Gelbkörperphase im jeweiligen Zyklus zu haben, bei über 20 %. Im Vergleich dazu liegt die Wahrscheinlichkeit eine verkürzte Hochlage zu haben, wenn die Follikelphase kürzer als 15 Tage ist, bei weniger oder maximal 5 %. 

Lange Follikelphase und Zyklen ohne Eisprung

Wer sich mit den Ursachen von Zyklen ohne Eisprung beschäftigt, der erkennt schnell, dass PCOS die Hauptursache ist. In einer Studie mit 293 Frauen, die häufiger keinen Eisprung hatten, stellte man fest, dass 73,4 % der Frauen PCOS haben. Bei einer PCO-Erkrankung befinden sich Zysten im Eierstock, die die Eireifung erschweren. Folglich sehen wir in Zyklen von Frauen mit PCOS häufiger eine längere Follikelphase. Manchmal sind die Zyklen zwischen 50 und 100 Tagen lang. Somit kann man sich schon vorstellen, dass hier auch mal Frauen dabei sind, die keinen Eisprung mehr haben. 

Wechseljahre und längere Follikelphase

Jede Frau weiß, dass sie nicht ewig einen Zyklus mit einer Menstruationsblutung haben wird. Jedoch verabschiedet sich die Menstruation und der Zyklus nicht wirklich plötzlich, sondern schleichend. Es heißt nicht umsonst WechselJAHRE, weil es sich wirklich um Jahre handelt, an denen sich der Zyklus ganz langsam verändert bis zur Menopause, der letzten Blutung im Leben. Erst verkürzen sich die Follikelphase und der Eisprung bei vielen Frauen in den frühen Wechseljahren ab 35+. Anschließend verlängert sich die Zykluslänge und die Frauen produzieren merklich weniger Menstruationsblut und Zervixschleim. Die Zyklen werden auch zum Ende hin sehr unregelmäßig und auch sehr starke Blutungen können auftreten, je näher es zur Menopause rückt. Irgendwann kommt der Zyklus, dann ganz zum Erliegen und man hat die Menopause – die letzte Blutung. In den späten Wechseljahren ist eine lange Follikelphase, ähnlich wie in der Stillzeit, also etwas völlig Natürliches.

Längere Follikelphase – Was tun?

Was kann man nun tun, wenn man eine lange Follikelphase hat? Schließlich wollen Frauen mit längeren Zyklen in ihrer Kinderwunschzeit gerne ihren Zyklus optimieren.

#1 Beobachte deinen Zyklus mit der NFP Methode

Ein Zyklus ist für die meisten Frauen nicht mehr als der zeitliche Abstand zwischen zwei Blutungen. Beobachtet man dagegen den Schleim und die Temperatur im Zyklus, so kann man mit NFP Methode den Eisprung bis auf vier Tage zu 91 % genau eingrenzen. Nun wissen wir einerseits, dass die Follikelphase, die Zeit vom ersten Tag der Blutung bis zum Eisprung ist. Ebenso ist die Gelbkörperphase, die Zeit vom Eisprung bis zur nächsten Periode. Somit können wir mit der NFP Methode feststellen, ob wir einen Eisprung haben und wie lang Follikelphase und Gelbkörperphase sind. Somit können wir genau schauen, ob unsere Fruchtbarkeit infolge der verlängerten Follikelphase eingeschränkt ist oder eben nicht. In unserem E-Book „WANN BIN ICH FRUCHTBAR?” erklären wir dir Schritt für Schritt, wie die NFP Methode funktioniert, den Eisprung bestimmt und wie man eine Gelbkörperschwäche selbst diagnostiziert.

#2 Zyklusmonitoring beim Frauenarzt

Der zweite Schritt ist ganz klar ein Zyklusmonitoring in einer gynäkologischen Praxis. Hier werden an verschiedenen Zyklusphasen Hormon-Bluttests in Kombination mit Ultraschalluntersuchungen durchgeführt. Im Idealfall kommt hierbei heraus, ob und wann ein Eisprung im Zyklus stattgefunden hat. Ebenso werden wichtige Hormone wie das Östrogen, Progesteron, FSH und LH im Zyklusverlauf gemessen und man kann an den Hormonleveln und den Ultraschalluntersuchungen Zykluserkrankungen wie eine Hyperprolaktinämie oder PCOS frühzeitig erkennen. 

#3 Mache einen Test zum Feststellen der Wechseljahre

Selbst wenn du noch keine 30 Jahre alt bist, würde ich einen Wechseljahres-Test durchführen. Erstens gibt es Frauen, die schon mit Ende 20 in die Wechseljahre kommen. Beispielsweise könnte man hier einen AMH-Test machen und feststellen, wie gut es um die Eizellenreserve bestellt ist. Zweitens ist das AMH ja auch bei PCOS Erkrankungen für die Diagnostik relevant und somit würde man auch hier einen großen Schritt weiter kommen. Drittens kann man auch einfach einen *FSH-Test für die Wechseljahre für zu Hause durchführen, da sich der FSH-Wert in den Wechseljahren meist stark erhöht. 

#4 Finde erst die Ursache und dann die Behandlung

Viele Frauen nehmen aus Panik unzählige Mittel bei Kinderwunsch ein. Jedoch muss zuerst beispielsweise mit Hormontests, Ultraschalluntersuchungen oder der NFP Methode die Ursache für die lange Follikelphase eingegrenzt werden. Erst dann kann sie gezielt behandelt werden. Ist die Ursache eine PCOS-Erkrankung, muss man schauen, ob es eine ausreichend lange Gelbkörperphase und einen Eisprung gibt. Ist dies der Fall, kann man unter Umständen auch ohne die Einnahme von Mitteln natürlich schwanger werden, wie es Briana in unserem Beitrag „Schwanger werden trotz PCOS“ eindrucksvoll gezeigt hat. 

Zyklusbeispiel lange Follikelphase wegen PCOS

Briana hat PCOS und ihr Zyklus beginnt am 25. März 2017. Der Eisprung findet nach der NFP Methode erst im Zeitfenster von 45. bis 48. Zyklustag statt. Jedoch ist sie ganz normal ohne Medikamente schwanger geworden, weil ihre Gelbkörperphase ausreichend lang ist.

Schwangerschaftszyklus mit langer Follikelphase bei PCOS © Natürliche Fruchtbarkeit

Zyklusbeispiel 2 – Lange Follikelphase und Gelbkörperschwäche

Ein zweiter Zyklus von einer Frau, deren Name anonym bleiben soll, zeigt einen anderen Fall einer langen Follikelphase. Hier ist der Zyklus genau 33 Tage lang. Jedoch findet der Eisprung erst am 27. bis 30. Zyklustag statt. Folglich hatte die Frau eine lange Follikelphase von 27 Tagen und eine verkürzte Gelbkörperphase von 3 bis 5 Tagen. Somit liegt hier eine Gelbkörperschwäche vor, die eine erfolgreiche Schwangerschaft erschwert. Die Frau hat diese Gelbkörperschwäche natürlich mit Hilfe ihres Arztes und ihrer Heilpraktikerin behandelt und wurde spontan schwanger. Dies zeigt, wie wichtig die genaue Analyse jedes einzelnen Falles von Frauen mit einer langen Follikelphase ist.

Lange Follikelphase und Gelbkörperschwäche

Lange Follikelphase und Gelbkörperschwäche © Natürliche Fruchtbarkeit

Jede Frau ist anders

Der Zyklus einer Frau ist so individuell wie eine Schneeflocke. Obwohl ich schon über 50 Zyklen in meinem Leben dokumentiert habe, glich kein Zyklus dem anderen. Somit muss man auch jeden Zyklus mit einer langen Follikelphase genauer anschauen, um festzustellen, was es genau braucht, um schwanger zu werden. Ich wünsche dir auf deiner Entdeckungsreise alles Gute und dass du bald einen positiven SS-Test in deinen Händen halten kannst.

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