Basaltemperatur sinkt – trotzdem schwanger?

Basaltemperatur sinkt trotzdem schwanger

Basaltemperatur sinkt trotzdem schwanger © Natürliche Fruchtbarkeit

Basaltemperatur sinkt – trotzdem schwanger? Ich zeige anhand einer realen Temperaturkurve mit Abfall, ob eine Schwangerschaft möglich ist.

Sehr viele Frauen messen ihre Basaltemperatur in der Kinderwunschzeit aus zwei Gründen. Einerseits möchten Sie den Eisprung bestimmen, um durch Sex zum richtigen Zeitpunkt schwanger zu werden. Andererseits möchten sie an dem Verlauf der Temperaturkurve eine Schwangerschaft feststellen. Hierbei wissen viele Frauen, dass die Körpertemperatur im ersten Trimester einer Schwangerschaft erhöht ist. Doch was ist, wenn die Basaltemperatur sinkt – kann man trotzdem schwanger sein? Ich zeige dir an einer realen Temperaturkurve mit Abfall, ob eine Schwangerschaft möglich ist. 

Typischer Verlauf der Basaltemperaturkurve bei Schwangerschaft

Bevor wir uns gleich eine reale Temperaturkurve mit Abfall anschauen, möchte ich kurz erklären, wie der typische Verlauf der Basaltemperaturkurve in einer Schwangerschaft ist.

#1 Eireifungsphase

Die Eireifungsphase ist der zeitliche Abstand von der Periode bis zum Eisprung. In dieser Zyklusphase reift im Eierstock unter anderem eine befruchtungsfähige Eizelle bis zum Eisprung heran. Hierbei wird von den Eibläschen das Hormon Östrogen produziert, welches den Wassergehalt im Schleim erhöht. Aus diesem Grund verändert sich der Zervixschleim sehr markant zum Eisprung und wird immer wässriger und spinnbarer, je näher der Eisprung rückt. Im Zervixschleim können die Spermien etwa drei bis fünf Tage befruchtungsfähig bleiben, weshalb es sich lohnt, an Tagen mit spinnbarem Schleim Verkehr zu haben, wenn man schwanger werden möchte. Die Basaltemperatur ist in der Eireifungsphase eher niedrig und liegt meist deutlich unter 37 °C, weshalb man diese Phase auch als Tieflage der Körpertemperatur bezeichnet.

Eisprung 

Wann Eisprung Banner

Die Eizelle wird zum Eisprung freigesetzt und ist dann 12 bis 24 Stunden befruchtungsfähig. Kurz nach dem Eisprung wandeln sich die Eibläschen im Eierstock in eine neue Drüse, den Gelbkörper, um. Dieser Gelbkörper produziert nun das Hormon Progesteron, was unter anderem für den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut zur Vorbereitung der Einnistung der Eizelle verantwortlich ist. Infolge des Anstieges des Progesteron-Levels steigt auch die Basaltemperatur nach dem Eisprung an. Der Zervixschleim erreicht kurz vor dem Eisprung zum Östrogen-Peak seinen Wassergehalt. Nach dem Eisprung sinkt der Wassergehalt wieder. Mit Hilfe der NFP Methode kann man den Eisprung aus dem Verlauf der Basaltemperatur und des Schleimes zu 91 % sicher bis auf vier Tage eingrenzen.

#2 Gelbkörperphase

Die Gelbkörperphase ist der zeitliche Abschnitt vom Eisprung bis zur nächsten Periode. In dieser Phase bewegt sich die Eizelle etwa eine Woche durch den Eileiter bis zur Gebärmutter vor. Der Körper produziert hier fortwährend Progesteron, weil er die Gebärmutterschleimhaut aufbauen möchte. Aus diesem Grund bleibt die Basaltemperatur in der Gelbkörperphase, welche meist 10 bis 16 Tage dauert, erhöht. Nun gibt es zwei Möglichkeiten. 

Keine Schwangerschaft und Temperaturabfall

Basaltemperaturkurve schwanger oder nicht schwanger

Basaltemperaturkurve schwanger oder nicht schwanger © Natürliche Fruchtbarkeit

Für den Fall, dass die Eizelle im Eileiter sich nicht mit einer Spermie vereinigt hat, setzt die Periode ein und der Körper fährt die Progesteron-Produktion herunter. In der Folge sinkt die Basaltemperatur stark ab. 

Erhöhte Basaltemperatur bei Schwangerschaft

Falls sich die Eizelle im Eileiter vereinigt hat, nistet sich die Zygote in der Gebärmutterschleimhaut ein. Hierbei wird das Hormon hCG gebildet, das auch von einem Schwangerschaftstest gemessen wird. Diese hCG Produktion kommuniziert dem Körper, dass sich die Eizelle eingenistet hat. Folgerichtig sorgt der Körper meist dafür, dass die Periode ausbleibt und die Basaltemperatur erhöht bleibt. Meist erreicht die Temperaturkurve hier auch über 37 °C und bleibt mindestens im ersten Trimester erhöht.

Basaltemperatur sinkt, trotzdem schwanger – Geht das?

Nun haben wir in der Theorie gelernt, dass die Periode ausbleibt und die Temperatur bei einer Schwangerschaft in der Gelbkörperphase mindestens in den ersten 12 Wochen einer Schwangerschaft erhöht bleibt. Doch wie sieht es in der Praxis aus, was passiert, wenn in der Gelbkörperphase die Basaltemperatur sinkt – kann man trotzdem schwanger sein? Hierzu möchte ich einen ganz besonderen Zyklus mit dir teilen, aus dem ich sehr viel gelernt habe. 

Basaltemperatur sinkt im Zyklus trotzdem schwanger

Basaltemperatur sinkt im Zyklus trotzdem schwanger © Natürliche Fruchtbarkeit

Zyklusbeginn und Periode

Mein Zyklus begann am 1. September 2016 mit der Periode. Die Periode dauerte vier Tage an, was völlig normal ist. 

Verlängerte Eireifungsphase

Ich habe in dem besagten Zyklus meine Basaltemperatur gemessen und meinen Schleim beobachtet. In diesem Zyklus war meine Basaltemperatur vom 1. bis 24. September 2016 sehr niedrig. Ich war ganz klar in der Tieflage der Temperaturkurve. Der Schleim war schon vom 13. bis 22. Zyklustag sehr wässrig und spinnbar. Somit hatte ich hier eine Eireifungsphase von 24 Tagen, was ungewöhnlich lang ist. Bei den meisten Frauen ist die Gelbkörperphase nur 12 bis 21 Tage lang.

Eisprung

Am 25. Zyklustag sieht man einen deutlichen Anstieg der Basaltemperaturkurve. Ebenso hat der Schleim ja schon ein paar Tage zuvor wieder an Wassergehalt verloren. Anhand der NFP Regeln konnte ich den Eisprung zu 91 % sicher im Zeitraum vom 23. bis 26. September 2016 bestimmen. Im besagten Zyklus hatte ich nur einmal Verkehr am 22. September 2016, wenn es also zur Schwangerschaft kommt, war dies der Sex der zur Zeugung geführt hat.

Temperaturabfall und Menstruation in Gelbkörperphase

Was nun folgt, ist wirklich atemberaubend und unglaublich zugleich. Die Temperatur fiel am 33. Zyklustag bzw. dem 3. Oktober 2016 stark ab und meine Periode setzte ein. Folglich würde jede Frau vermuten, dass sie nicht schwanger ist, oder? Doch trotz dieses Temperaturabfalls hörte das Brustsymptom, ein Spannen in den Brüsten, nicht auf. Ebenso stieg die Basaltemperatur in den kommenden Tagen wieder an und machte sogar einen zweiten Temperaturanstieg am 37. Zyklustag. Ich testete etwa 13 Tage nach dem Eisprung mit dem One Step Schwangerschaftstest auf eine Schwangerschaft und er war positiv. Ebenso blieb meine Basaltemperatur mehr als 18 Tage nach dem Temperaturanstieg am 25. September 2016 erhöht. Folglich war ich tatsächlich schwanger – mein zweites Wunschkind kam am 24.06.2017 gesund zur Welt. Ich bin überglücklich.

Triphasische Zykuskurve

Am 38. Zyklustag stieg die Basaltemperatur nochmals an. Somit gab es nach dem eigentlichen Temperaturanstieg zum Eisprung nochmals einen weiteren Anstieg innerhalb der Hochlagen. Einen solche Temperaturkurve wird in Fachkreisen auch gern als triphasische Kurve bezeichnet. Statistiken der Fertility Friend App zeigen, dass triphasische Kurve häufiger in Schwangerschaftszyklen auftreten. 

Fazit

Ja, man kann, auch wenn die Basaltemperatur sinkt, trotzdem schwanger sein. Man kann sogar eine periodenstarke Blutung bekommen. All dies habe ich aus meinem zweiten Schwangerschaftszyklus gelernt. Doch wie ist das möglich?

Basaltemperatur sinkt, aber…

Wenn man genauer hinschaut, dann sieht man zwar, dass die Basaltemperatur am 33. Zyklustag sinkt. Jedoch fällt sie nie unter die Hilfslinie (grüne Strichlinie) oder auch Coverline genannt, welche die 6 niedrigen Temperaturwerte vom 18. bis 24. Zyklustag vorgeben. Man spricht von einer erhöhten Basaltemperatur, wenn die Temperatur nach dem Eisprung oberhalb dieser Hilfslinie bleibt. Bleibt sie nach dem Temperaturanstieg mindestens 18 Tage erhöht, so ist man nach den NFP Regeln zu 99,9 % schwanger. Somit ist es möglich, mit der NFP Methode nicht nur den Eisprung, sondern auch eine Schwangerschaft ohne SS-Test zu erkennen. Falls du auch sofort mit NFP beginnen möchtest, dann schau mal in mein Kinderwunsch-Starter-Set. Dort erkläre ich genau was du brauchst, um zu starten.

Periodenstarke Einnistungsblutung

Wir wissen aus Studien, dass die Einnistung 6 bis 12 Tage nach dem Eisprung erfolgt. Bei 84 % der Frauen erfolgt die Einnistung an Tag 8 bis 10 nach dem Eisprung. In meinem Fall kam es am 10. Tag nach dem Eisprung zu einer periodenstarken Blutung. Ich gehe davon aus, dass sich bei der Einnistung der befruchteten Eizelle ein Teil der Gebärmutterschleimhaut gelöst hat. Folglich kam es zu einer stärkeren Einnistungsblutung, welche als indirektes Schwangerschaftsanzeichen gedeutet werden kann.

Ein Sex im Zyklus kann zur Schwangerschaft führen

Es gibt viele Frauen, die sich große Sorgen machen, wenn sie nicht jeden Tag im Zyklus an den hochfruchtbaren Tagen Sex haben. Mein zweiter Schwangerschaftszyklus zeigt deutlich, dass ein einziges Mal Sex in der fruchtbaren Zeit für die Zeugung eines Kindes ausreichend sein kann. Auf diesem Blog haben wir den bekannten Reproduktionsmediziner Prof. Dr. med. Gnoth interviewt, welcher sagte: 

„Es ist nämlich so, dass wenn man an den zwei bis drei Tagen mit bester Schleimqualität zumindest einmal Verkehr hatte, hat man etwa 80 Prozent der individuellen Konzeptionschance in diesem Zyklus genutzt. Es kommt also nicht auf die Quantität, sondern auf das richtige Timing an. Spermien können ja bekanntlich bis zu 5 Tage im Körper der Frau befruchtungsfähig bleiben, womit sich auch hinsichtlich des Timings ein gewisser Spielraum ergibt.“

Aus diesem Grund möchte ich jede Frau ermutigen, ihre fruchtbaren Tage und den Eisprung mit der NFP Methode zu bestimmen, um schwanger zu werden. Doch egal, ob deine Basaltemperatur sinkt oder nicht, ich wünsche dir, dass du trotzdem schwanger bist und endlich einen positiven SS-Test in deinen Händen halten kannst.

Quellen

Wilcox AJ, Baird DD, Weinberg CR. Time of implantation of the conceptus and loss of pregnancy. N Engl J Med. 1999 Jun 10;340(23):1796-9. doi: 10.1056/NEJM199906103402304. PMID: 10362823.
Elisabeth Raith-Paula et. al., Natürliche Familienplanung heute, Springer Verlag 2020

Elisabeth Raith-Paula , Petra Frank-Herrmann , Günter Freundl , Thomas Strowitzki, Natürliche Familienplanung heute, Modernes Zykluswissen für Beratung und Anwendung, Springer Verlag 2013

Christian Gnoth, Andreas Noll, Kinderwunsch: Natürliche Wege zum Wunschkind, Gräfe Und Unzer, 2009

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