Sperma oder Zervixschleim?

sperma oder zervixschleim

Sperma oder Zervixschleim © Natürliche Fruchtbarkeit

Sperma oder Zervixschleim? Ich zeige dir, wie du dein Vaginalschleim vom Ejakulat des Mannes unterscheidest, um deinen Eisprung zu bestimmen.

Viele Frauen mit einem Kinderwunsch nutzen die NFP Methode, um ihre fruchtbaren Tage und den Eisprung zu bestimmen. Hierbei dokumentieren sie natürlichem ihren Zervixschleim und ihre Basaltemperatur im Zyklus. Doch gerade nach dem Sex ist die Interpretation vom Vaginalschleim erschwert, da sich hier das Sperma des Mannes und Zervixschleim der Frau vermischen können. Viele Frauen fragen sich daher zurecht: Sperma oder Zervixschleim – wie kann ich dies unterscheiden? In diesem Artikel möchte ich die Unterschiede zwischen Sperma und Zervixschleim herausstellen. Ebenso möchte ich einen Weg aufzeigen, wie man trotz häufigem Sex und damit verbundenen Sperma, den Eisprung mit NFP sicher bestimmen kann.

Was ist Sperma und was ist Zervixschleim?

Bevor wir uns den Unterschied zwischen Sperma und Zervixschleim widmen können, möchten wir erstmal genau klären, was Sperma und Zervixschleim eigentlich ist.

#1 Was ist Sperma?

Sperma ist ein Mix zwischen reifen Spermien, die im Hoden gebildet werden und der Samenflüssigkeit. Die Samenflüssigkeit wird als Sekret in den akzessorischen Geschlechtsdrüsen (z. B. Samenblase, Prostata) produziert.

Samenerguss enthält 200 bis 600 Millionen Spermien

Ein männliches Ejakulat hat die Menge von ungefähr 2 bis 5 ml. Hierbei befinden sich etwa 100 Millionen Spermien in einem ml Sperma. Falls die Zahl der Spermien unter 20 Millionen pro ml fällt, gibt es meist schon Probleme mit der Fruchtbarkeit. Durch Umweltgifte und andere Faktoren geht die Anzahl der befruchtungsfähigen Spermien im Ejakulat bei Männern in den letzten Jahren dramatisch zurück. Mehr zu diesem Thema findest du in unserem Artikel „Warum die Fruchtbarkeit der Männer dramatisch sinkt!”.

Daraus besteht Sperma

Die Samenflüssigkeit hat einen pH Wert von 7,1 bis 7,8 und ist damit schwach basisch. Das Sperma besteht hauptsächlich aus Wasser, Salzen, Proteinen (Spermien) und enthält wichtige Hormone wie Dopamin, Noradrenalin, Tyrosin, Oxytocin, Vasopressin, Östrogene. Ebenso sind auch die Botenstoffe wie Pheromone (Geruchsstoffe) sowie β-Endorphin enthalten. Der Geruch von Sperma wird als süßlich und wird auch als kastanienblüten-artig beschrieben.

#2 Was ist Zervixschleim?

Der Zervixschleim ist ein Körpersekret, das in speziellen Drüsen (Krypten) im Gebärmutterhals der Frau gebildet wird. Zervixschleim besteht hauptsächlich aus Wasser, Aminosäuren, Salzen, Enzymen, Zucker und Schleimstoffen. Der Vaginalschleim aus dem Gebärmutterhals hat zwei zentrale Aufgaben.

Ernährung der Spermien

Im Zervixschleim ist Zucker enthalten. Von diesen ernähren sich die Spermien teilweise auf ihrem langen Weg zum Eileiter, in welchem sie sich mit der Eizelle kurz nach dem Eisprung vereinigen möchten. Ebenso wie das Ejakulat des Mannes ist der Zervixschleim mit einem pH Wert von 7,1 bis 7,4 schwach basisch, damit die Spermien so lang wie möglich im Körper der Frau befruchtungsfähig bleiben können. Ohne Zervixschleim können Spermien nur wenige Stunden im Körper der Frau überleben, im Zervixschleim sind Spermien dagegen 3 bis 5 Tage befruchtungsfähig.

Filterung der missgebildeten Spermien

Betrachtet man Zervixschleim unter dem Mikroskop so wird man spezielle Fäden erkennen. In diesen verfangen sich missgebildete Spermien, sodass nur die optimalen Spermien zum Eileiter und zur Eizelle gelangen können. Diese natürliche Selektion ist einer der Gründe, warum etwa 97% der Kinder in Deutschland gesund zur Welt kommen. Dies ist auch in Ländern so, in denen Frauen vorwiegend zu Hause oder im Geburtshaus gebären und nicht im Krankenhaus, wie es beispielsweise in Holland der Fall ist.

Zervixschleim ist ein Eisprung Anzeichen

spinnbarer zervixschleim

Spinnbarer Zervixschleim © Natürliche Fruchtbarkeit

Viele WissenschaftlerInnen bezeichnen den Zervixschleim als das wichtigste Eisprung Anzeichen. Dies liegt daran, dass er seine Konsistenz und sein Aussehen vor dem Eisprung sehr markant ändert. Bis zum Eisprung steigt der Wassergehalt im Schleim kontinuierlich an, weshalb viele Frauen am Eisprungtag spinnbaren, klaren und wässrigen Zervixschleim beobachten können. Nach dem Eisprung nimmt der Wassergehalt im Schleim in der Regel wieder ab. In Kombination von Schleim mit der Basaltemperatur kann man mit der NFP Methode den Eisprung zu 91% sicher bis auf vier Tage genau eingrenzen. Falls du jetzt NFP anwenden möchtest, um deinen Eisprung zu bestimmen, empfehlen wir dir unser Kinderwunsch Starter Set.

Sperma oder Zervixschleim? Wie erkenne ich den Unterschied?

Konzentrieren wir uns jetzt auf die größtmöglichen Unterschiede zwischen Zervixschleim und Sperma, die dir helfen, Schleim und Samenflüssigkeit besser zu differenzieren.

Sperma hat einen Geruch, Zervixschleim nicht

Normalerweise ist der Zervixschleim so gut wie geruchlos. Sperma hat dagegen einen süßlichen Geruch, der mit der Blüte der Kastanie vergleichbar ist. Somit kannst du also theoretisch schon am Geruch erkennen, ob es sich nur um Zervixschleim handelt oder ob in der Körperflüssigkeit auch Sperma enthalten ist. Riecht sie süßlich, ist vermutlich noch zu viel Sperma enthalten, um eine Schleimbeobachtung durchzuführen.

Kritik an der Methode

Generell ist der Ausfluss ein Gemisch aus Zervixschleim, Scheidenflüssigkeit und Erregungsschleim. Nach dem Verkehr kommt sogar noch Sperma hinzu. Diese Gemisch kann man somit schwer getrennt analysieren. Das heißt sobald Sperma auftritt, kann man den Schleim eigentlich nicht mehr klar interpretieren. Eine Selektion von Sperma und Zervixschleim ist im Nachgang nicht ohne weiteres möglich. Somit kann die Geruchsprobe nur dabei helfen, leichter einzugrenzen ob eine Zervixschleimprobe für die Beobachtung geeignet ist oder nicht. Riecht sie süss und ist der Sex noch nicht lang her, würde ich persönlich die Ausflussprobe nicht in die Wertung nehmen.

Eisprung bestimmen mit NFP nach dem Verkehr – wie geht das?

Es gibt zwar gute Ansätze, um Sperma und Zervixschleim zu differenzieren, aber in der Praxis wird eine Schleimbeobachtung bei häufiger Anwesenheit von Sperma nicht viel helfen. Aus diesem Grund müssen ein paar grundlegende Dinge beachtet werden bei der Schleimbeobachtung nach dem Verkehr, um trotzdem die fruchtbaren Tage mit NFP eindeutig bestimmen zu können.

#1 Warte nach dem Sex ein paar Stunden ab

Nach dem Regelwerk von NFP, sollte immer die beste Qualität des Zervixschleimes des jeweiligen Tages eingetragen werden. Wann genau der Zervixschleim im Laufe des Tage überprüft wird, steht nicht festgeschrieben. Du kannst den Zervixschleim immer, wenn du auf der Toilette bist und vor dem Sex beobachten.

Abwarten schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe

Das Sperma ist ein paar Stunden nach dem Sex aus dem Ausfluss verschwunden – vorausgesetzt du bewegst dich ausreichend in einer aufrechten Position. Dies gilt auch für den Erregungsschleim der Frau, welcher in den bartholinischen Drüsen bei sexueller Erregung produziert wird. Aus diesem Grund rate ich allen Frauen, einfach ein paar Stunden nach dem Sex ihren Zervixschleim zu beobachten. Somit löst die Methode des Abwartens der Zervixschleimbeobachtung gleich zwei Probleme mit einmal, weil du gleichzeitig Missdeutungen des Zervixschleimes durch Sperma sowie durch den Erregungsschleim vermeidest. Wenn du dich direkt nach dem Sex auf die Toilette setzt und ein bisschen presst, kannst du auch sehen, wie das Sperma wieder herauskommt. Damit kannst du die Wartezeit, bis du wieder mit der Zervixschleimbeobachtung beginnen kannst, etwas verkürzen.

#2 Beobachte den Muttermund

Gebärmutterhals abtasten

Gebärmutterhals abtasten © Natürliche Fruchtbarkeit

Viele Frauen wissen nicht, dass sie für die NFP Methode gar keinen Zervixschleim beobachten müssen. Alternativ zum Zervixschleim kann man auch den Gebärmutterhals (Muttermund) bezüglich seiner Lage, Öffnung und Festigkeit beobachtet. Auch der Gebärmutterhals verändert sich sehr markant vor dem Eisprung und kann somit als zweites Eisprung-Anzeichen neben der Körpertemperatur zur Bestimmung des Eisprungs verwendet werden.

Muttermund ist ebenso ein Eisprung Anzeichen

An den unfruchtbaren Tagen ist der Muttermund meist fest und geschlossen. Beobachtet man den Muttermund dagegen am Eisprungtag, so ist er meist geöffnet und weich. Auch mit dem Muttermund in Kombination mit der Basaltemperatur kann man den Eisprung nach den NFP Regel zu 91% sicher bis auf vier Tage genau eingrenzen. Aktuell verwenden schätzungsweise 10% der NFP Anwendenden den Muttermund und 90% den Zervixschleim als zweites Eisprung-Anzeichen neben der Basaltemperatur. Wie die Beobachtung und Dokumentation vom Muttermund-Symptom im Detail funktioniert, erfährst du in unserem „eBook WANN BIN ICH FRUCHTBAR?”.

#3 Nimm den Zervixschleim am Gebärmutterhals ab

Eine andere sehr clevere Strategie ist es, den Zervixschleim genau da zu beobachten, wo er gebildet wird, nämlich am Gebärmutterhals. Nimmt man den Zervixschleim am Muttermund ab, so kann er sich nicht so viel mit dem Sperma vermischen und eine Interpretation ist leichter möglich. Jedoch wird diese Methode meist nur von erfahrenen NFP AnwenderInnen praktiziert, die die NFP Methode schon viele Jahre praktizieren. Ich bin selbst auch skeptisch, ob die direkte Entnahme am Gebärmutterhals für NFP Anfängerinnen geeignet ist.

Zervixschleim beobachten allein reicht nicht

Wann Eisprung Banner

Es ist mir wichtig darauf hinzuweisen, dass die Schleimbeobachtung allein nicht ausreichend ist, um den Eisprung zu bestimmen. Der Zervixschleim kann im Zyklus mehrere Höhepunkte haben, da die Eireifung nicht linear sondern kaskadenförmig verläuft.

Vier Zervixschleim-Umschwünge im Zyklus

Ich hatte selbst Zyklen nach dem Absetzen der Pille mit teilweise vier Zervixschleim-Umschwüngen pro Zyklus. Jedoch hatte ich natürlich nur eine einzige Eisprungphase und hier zeigte sich der Schleimumschwung vom Wassergehalt auch in der Nähe des Temperaturanstieges der Kurve. Hätte ich in diesen Zyklen nur meinen Zervixschleim beobachtet, hätte ich den Eisprung nicht sicher eingrenzen können. Nur mit Zervixschleim und Temperatur kann man den Eisprung sicher bestimmen. Aus diesem Grund empfehle ich jeder Frau mit einem Kinderwunsch neben dem Vaginalschleim auch die Basaltemperatur zu beobachten, um die fruchtbaren Tage zu erkennen.

Fazit

Zervixschleim und Sperma sind zwar sehr unterschiedlich in ihrer Zusammensetzung und können durch Geruch gut unterschieden werden. Jedoch ist es schwer, eine Schleimbeobachtung durchzuführen, wenn sich Sperma und Zervixschleim im Ausfluss vermischen. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, mit der Schleimbeobachtung nach dem Sex ein paar Stunden zu warten, sodass das Sperma durch die Schwerkraft nach außen gelangen kann. Alternativ dazu kannst du den Gebärmutterhals (oder Muttermund) in Kombination mit der Basaltemperatur beobachten oder den Zervixschleim direkt am Muttermund abnehmen. In diesem Sinne wünsche ich dir viel Erfolg beim Beobachten von deinem Zervixschleim und weiterhin alles Gute auf deinem Weg zum Wunschkind!

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