Kurzer Zyklus – Kann man trotzdem schwanger werden? Wir zeigen die Ursachen für kurze Zyklen auf und wie du den Zyklus verlängern kannst.
Die meisten Zyklen sind etwa 23 bis 35 Tage lang. Ein kurzer Zyklus ist weniger als 21 Tage lang. Natürlich hat die Zykluslänge einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Zum einen hast du natürlich mehr Eisprünge pro Jahr gerechnet, was eine etwas größere Chance zum Schwangerwerden bedeutet. Jedoch geht ein kurzer Zyklus häufig auch mit einer sehr kurzen Follikelphase und/oder einer zu kurzen Gelbkörperphase einher, was wiederum zur Einschränkung der Fruchtbarkeit führen kann. Viele Frauen fragen sich daher völlig zurecht: Kurzer Zyklus – kann ich trotzdem schwanger werden? In diesem Artikel möchten wir die häufigsten Ursachen für einen kurzen Zyklus aufzeigen und Optionen aufzeigen, wie man die Zykluslänge verlängern kann.
Wie bestimmt man die Zykluslänge?
Ein Zyklus beginnt mit der Periodenblutung und endet einen Tag vor der nächsten Periode. Folglich hat eine Frau, die ihre Periode am 1. Dezember 2022 bekommt und am 24. Dezember 2022 die nächste Menstruationsblutung bekommt, einen 23 Tage Zyklus.
Führe einen Menstruationskalender
Um festzustellen, ob deine Zykluslänge häufiger kürzer als 21 Tage ist, ist es sinnvoll, einen Menstruationskalender zu führen. In diesem Kalender trägt man sich ein, wann die Periodenblutungen stattfinden, wie lange sie dauern etc. Somit kann man die Zykluslänge immer wieder verfolgen.
Etwa 1 % der Zyklen sind kürzer als 21 Tage
Schaut man sich die Zykluslänge der meisten Frauen zwischen 18 und 40 Jahren an, so haben nur 1 % der Frauen eine Zyklusdauer von weniger als 21 Tagen. Jedoch würde ich persönlich schon bei Zyklen, die weniger als 23 Tage lang sind, genau hinschauen, woran es liegt. Schließlich können eine kürzere Follikelphase oder Gelbkörperschwäche auch in diesen Zyklen auftreten. Eine Gelbkörperschwäche kann sogar bei jeder Zykluslänge auftreten, egal wie lang der Zyklus ist.
Kurzer Zyklus – Welche Ursachen gibt es?
Viele Frauen bemerken, dass sie zu kurzen Zyklen neigen, da sie ihre Zykluslänge mit einem Menstruationskalender bestimmen. Um die Ursachen zu finden, muss man allerdings verstehen, dass ein Zyklus aus zwei Phasen besteht, die durch den Eisprung geteilt sind. Das heißt aber nicht, dass diese beiden Phasen gleich lang sein müssen.
#1 Follikelphase
In der Follikelphase vor dem Eisprung, die bei den meisten Frauen länger als 12 Tage dauert, reift die Eizelle im Eierstock heran. Die Eibläschen produzieren das Hormon Östrogen, das den Wassergehalt im Zervixschleim erhöht. Folglich können viele Frauen den zum Eisprung wässrigen, spinnbaren Schleim beobachten.
Kurzer Zyklus und kurze Follikelphase
Eine Ursache, warum ein kurzer Zyklus auftritt, kann ein, dass die Follikelphase deutlich kleiner als 12 Tage ist. Hier kann es dazu kommen, dass die Eireifung unvollständig abläuft und die Eizelle möglicherweise nicht befruchtungsfähig ist. Häufiger tritt eine kurze Follikelphase und damit ein kurzer Zyklus infolge der Wechseljahre, bei Endometriose, bei großem Stress oder Infektion mit sexuell übertragbaren Krankheiten auf. Mehr zu diesem Thema erfährst du in unserem Artikel „Kurze Follikelphase – kann ich schwanger werden?“
Eisprungtag
Kurz nach dem Eisprung ist die Eizelle etwa 12 bis 24 Stunden befruchtungsfähig. Kurz vor dem Eisprung ist der Östrogenspiegel und LH-Spiegel im Körper der Frau maximal, sodass viele Frauen mit einem Ovulationstest ihren Eisprung bestimmen. Besonders zu empfehlen ist hier der *Clearblue fortschrittlich & digital, weil dieser Ovulationstest sowohl das Östrogen als auch das luteinisierende Hormon (LH) im Zyklus misst und daraus den Eisprung bestimmt.
Kurzer Zyklus und Zyklen ohne Eisprung
In kurzen Zyklen kann die Eireifung gestört sein. In der Folge gibt es häufiger Zyklen ohne Eisprung. Statistisch treten Zyklen ohne Eisprung in der Pubertät und in den Wechseljahren häufiger auf. Dies sind auch die Phasen, wo kürzere Zyklen häufiger auftreten. Die häufigste Ursache für einen Zyklus ohne Eisprung ist PCOS. Mehr zu diesem Thema erfährst du in unserem Artikel: „Zyklen ohne Eisprung – was tun?“.
#2 Gelbkörperphase
Nach dem Eisprung wandeln sich die Eibläschen im Eierstock in den Gelbkörper um. Der Gelbkörper produziert nun das Hormon Progesteron, das sowohl den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut beeinflusst als auch weitere Eisprünge im Zyklus verhindert. Der Anstieg des Progesteronspiegels bewirkt auch einen Anstieg der Körpertemperatur, weshalb man den Eisprung auch anhand der Temperaturkurve erkennen kann.
Kurzer Zyklus und kurze Gelbkörperphase
Die Gelbkörperphase dauert bei gesunden Zyklen etwa 10 bis 16 Tage. Bei einem kurzen Zyklus unter 23 Tagen treten häufiger verkürzte Gelbkörperphasen unter 10 Tagen auf. In der Folge reicht die Zeit nicht aus, um die Gebärmutterschleimhaut ausreichend gut für die Einnistung der befruchteten Eizelle vorzubereiten. Somit scheitert die Einnistung oder kommt zu einer frühen Fehlgeburt. Die häufigsten Ursachen für eine Gelbkörperschwäche sind PCOS, Schilddrüsenerkrankungen oder eine Hyperprolaktinämie. Ich selbst habe eine Gelbkörperschwäche infolge einer Schilddrüsenerkrankung gehabt und bin dank Behandlung trotzdem zweimal natürlich schwanger geworden.
Kurzer Zyklus – Kann man trotzdem schwanger werden?
Erstmal muss man ganz klar sagen, dass ein kurzer Zyklus noch nicht automatisch bedeutet, dass man nicht schwanger werden kann. Hat man einen Eisprung und sind Follikelphase und Gelbkörperphase ausreichend lang, kann man trotzdem schwanger werden. Im Prinzip haben wir schon eingangs gelernt, dass ein kurzer Zyklus entweder mit einer kurzen Follikelphase, einer Gelbkörperphase oder mit häufigen Zyklen ohne Eisprung einhergeht.
Frauen mit kurzer Follikelphase werden schwerer schwanger
In einer Pilotstudie mit 64 Frauen bestimmte man den Zeitpunkt des Eisprungs mit Hormonuntersuchungen. Anschließend teilte man die Frauen in zwei Gruppen ein. In der ersten Gruppe war die Follikelphase weniger als 12 Tage lang, also verkürzt. Hingegen war die Länge der Follikelphase in der zweiten Gruppe länger als 12 Tage lang. Anschließend schaute man sich die Schwangerschaftsrate in beiden Gruppen nach 12 Monaten an. Im Ergebnis wurden nur 31 % mit kurzer Follikelphase und 66 % mit längerer Follikelphase schwanger. Daraus kann man schließen, dass es schwerer ist, mit kurzer Follikelphase schwanger zu werden.
Frauen mit Gelbkörperschwäche werden schwerer schwanger
In einer Studie untersuchte man die Schwangerschaftsrate von Frauen mit Gelbkörperschwäche im Zusammenhang mit künstlicher Befruchtung. Hierbei zeigte sich, dass Frauen, deren Gelbkörperschwäche nicht behandelt worden ist, weniger häufiger unter IVF schwanger wurden als Frauen mit hormoneller Progesteron-Behandlung. Aus dieser und weiteren Studien lässt sich schließen, dass es mit einer verkürzten Gelbkörperschwäche schwerer ist, auf natürlichem Weg schwanger zu werden. Dies ist auch logisch. Selbst bei Frauen mit Gelbkörperschwäche gibt es meist noch ein paar Zyklen, wo die Gelbkörperphase ausreichend lang ist, um schwanger zu werden. Jedoch sind das doch viel weniger Zyklen.
Ohne Eisprung kann man nicht schwanger werden
Klar ist, dass man nur schwanger wird, wenn Eizelle und Spermien zusammenkommen. Gibt es keinen Eisprung im Zyklus, so kommt die Eizelle und die Spermie logischerweise nicht zusammen. Folglich bleibt die Befruchtung der Eizelle aus und man kann nicht schwanger werden. Im Falle, dass häufiger Zyklen ohne Eisprung auftreten, muss man die Auslösung des Eisprungs natürlich fördern.
Kurzer Zyklus – Was tun?
Hast du häufiger einen Zyklus, der kürzer als 23 Tage ist, dann solltest du der Sache auf den Grund gehen. Die folgenden Tipps können wir dir mit auf den Weg geben. Wir möchten an dieser Stelle den Hinweis geben, dass wir keine Ärzte sind, sondern unsere Tipps auf Erfahrungen beruhen. Sie dienen der Information und sollten nicht als Handlungsempfehlung verstanden werden.
#1 Mache ein Zyklusmonitoring
Ist die Zykluslänge dauerhaft unter 23 Tagen, dann würde ich ein Zyklusmonitoring machen. Hier werden im Zyklus sowohl in der Follikelphase, zum Eisprung als auch in der Gelbkörperphase Hormon-Bluttests und Ultraschalluntersuchungen durchgeführt. Bei richtiger Durchführung sieht man genau, ob ein Eisprung stattgefunden hat und wie lang die Zyklusphasen sind. Ebenso kann man aus den gemessenen Hormonspiegeln von Östrogen, Progesteron, LH, FSH und anderen meist schon sehen, ob eine Zyklusstörung wie eine Progesteronschwäche oder Östrogendominanz eine Ursache von den kurzen Zyklen sind.
#2 Beobachte deinen Zyklus mit NFP
Falls du regelmäßig zu kurze Zyklen hast, würde ich dir empfehlen, die NFP Methode anzuwenden. Bei dieser Methode beobachtest du deinen Ausfluss und die Temperatur im Zyklus und trägst deine Beobachtungen in ein Zyklusblatt oder eine App ein. Aus der Temperaturkurve lässt sich der Eisprung zu 91 % sicher bis auf vier Tage genau bestimmen. Wenn du weißt, wann dein Eisprung ist, dann dauert die Follikelphase genau von der Periode bis zum Eisprung. Ebenso ist die Gelbkörperphase, die Zeitspanne vom Eisprung bis zur nächsten Periode. Auf diese Weise kannst du die Länge der Zyklusphasen bestimmen und die Ursachen für den unerfüllten Kinderwunsch eingrenzen. So habe ich beispielsweise meine Gelbkörperschwäche aufgrund meiner Schilddrüsenunterfunktion bemerkt. In unserem Kinderwunsch Starter-Set erfährst du, was du brauchst, um die NFP Methode zu erlernen und deinen Eisprung sicher zu bestimmen.
#3 Nutze die Zyklusdiagnostik
Wenn du NFP und ein Zyklusmonitoring gemacht hast, dann weißt du genau, was dein Problem ist. Entweder ist deine Follikelphase oder die Gelbkörperphase zu kurz oder du hast eben häufiger Zyklen ohne Eisprung. Je nachdem, was vorliegt, muss die Ursache hinter der Ursache gefunden werden. Beispielsweise wird man bei einer Gelbkörperschwäche die Schilddrüsenhormone TSH, T3 und T4 testen. Ebenso ist ein Test vom Prolaktinspiegel sehr sinnvoll, weil ein erhöhter Prolaktinspiegel eine Ursache sein kann. Bei Zyklen ohne Eisprung weiß man, dass diese zu 80 % bei einer PCOS Erkrankung vorkommen. Also wird man logischerweise danach testen. Eine zu kurze Follikelphase kommt häufiger aus einem Östrogenmangel bzw. den Wechseljahren, also wird man hier genauer nachforschen.
#4 Überprüfe den Hämoglobin und Eisenwert
Wer kurze Zyklen hat, der blutet häufiger. Aus diesem Grund spricht man in der Fachsprache von Polymenorrhoe, was von lateinisch auf Deutsch so viel wie häufige Blutungen bedeutet. Frauen, die häufiger bluten, entwickeln häufiger eine Blutanämie. Ebenso geht der Eisenwert runter, was nicht gut für die Gesundheit ist. Aus diesem Grund würde ich, falls häufiger ein kurzer Zyklus auftritt, immer den Hämoglobin- und Eisenwert im Körper im Auge behalten.
#5 Mache einen Wechseljahres-Test
Kurze Zyklen treten häufiger in den Wechseljahren auf. Natürlich kann man diese dann behandeln. Jedoch muss man auch wissen, wie viel Zeit noch bleibt, damit man schauen kann, ob eine natürliche Therapie überhaupt noch Zeit hat. Sowohl beim Frauenarzt als auch für zu Hause gibt es einen *Wechseljahre-Test, wo in der Regel die Hormone FSH und AMH betrachtet werden. Sinkt der AMH Wert unter 1 ng pro ml, bleibt meist nicht mehr so viel Zeit. In einer Studie konnte man zeigen, dass Frauen mit kurzen Zyklen in der Regel deutlich geringere AMH-Werte haben als Frauen mit normal langen Zyklen im Bereich von 23 bis 35 Tagen.
#6 Arbeite mit deiner Ärztin oder Heilpraktikerin eine Behandlung aus
Wenn du sehr genau weißt, woher deine kurzen Zyklen kommen, dann kannst du das gezielt behandeln lassen. Meist kann man durch Veränderung der Ernährung, Stressreduktion und natürliche Mittel schon eine Menge positives beeinflussen. In einigen Fällen wird jedoch, falls notwendig, eine Hormontherapie durchgeführt. Die Behandlungsstrategie zur Verlängerung der Zyklen ist individuell und muss mit deiner Ärztin, deinem Arzt oder HeilpraktikerIn abgestimmt sein.
Fazit
Ein kurzer Zyklus ist noch kein Grund, in Panik auszubrechen. Ist die Follikelphase und die Gelbkörperphase lang genug und es gibt regelmäßig einen Eisprung, kannst du ganz normal schwanger werden. Jedoch sollte man bei kurzen Zyklen der Ursache auf den Grund gehen und diese konkret angehen. Hierzu sind Untersuchungen in einer gynäkologischen Praxis wie ein Zyklusmonitoring sowie die Anwendung der NFP Methode zur Zyklusdiagnostik und Eisprungbestimmung sehr sinnvoll. Aus den gewonnenen Erkenntnissen lässt sich dann meist eine gute Strategie der Behandlung mit deiner Heilpraktikerin oder Gynäkologin ausarbeiten.
Falls du kurze Zyklen hast, so wünsche ich dir von Herzen alles Gute auf deinem Weg zum Wunschkind und dass du schon bald einen positiven SS-Test in deinen Händen halten kannst.
Quellen:
[1] Shah D, Nagarajan N. Luteal insufficiency in first trimester. Indian J Endocrinol Metab. 2013 Jan;17(1):44-9. doi: 10.4103/2230-8210.107834. PMID: 23776852; PMCID: PMC3659905.
[2] Check JH, Adelson H, Lurie D, Jamison T. Effect of the short follicular phase on subsequent conception. Gynecol Obstet Invest. 1992;34(3):180-3. doi: 10.1159/000292755. PMID: 1427421.
[3] Zhu R, Lee BH, Huang Z, Indran IR, Li J, Shen L, Kramer MS, Yong EL. Antimüllerian hormone, antral follicle count and ovarian volume predict menstrual cycle length in healthy women. Clin Endocrinol (Oxf). 2016 Jun;84(6):870-7. doi: 10.1111/cen.12984. Epub 2015 Dec 24. PMID: 26608631.