Moderne Natürliche Familienplanung (NFP)

Natuerliche-Familienplanung, symptothermale MethodeWie funktioniert die Natürliche Familienplanung und ist sie eine echte Alternative zur Pille? Wir stellen die Vor- & Nachteile der NFP Methoden vor.

Die Natürliche Familienplanung – eine Alternative zur Pille!

Etwa 20 bis 47 Prozent der deutschen und amerikanischen Frauen zeigen Interesse für die Methoden der Natürlichen Familienplanung (NFP) zur Bestimmung der fruchtbaren und unfruchtbaren Zeit. Nur 4 Prozent von ihnen wissen, dass die modernen NFP Methoden genauso sicher wie die Pille sind. Die natürlichen Methoden werden im Netz oft als unsicher und unpraktikabel dargestellt, wie die folgenden Zitate der Bayer Vital GmbH anschaulich belegen:

„[…]. Zur den natürlichen Mitteln der Empfängnisverhütung zählt auch, keinen Sex zu haben (Abstinenz)”.[…] So zeigt der Pearl-Index beispielsweise auch, dass die „natürlichen” Methoden weniger zuverlässig sind als andere Formen der Verhütung, und häufiger zu ungewollten Schwangerschaften führen.[…]
Auszug Bayer Vital GmbH, Methoden der Empfängnisverhütung – Natürliche Methoden, pille.com, 2013

NFP Methode kann sichere Alternative zur Pille sein

Dieser Artikel möchte mit diesen Falschinformationen aufräumen und aufklären. Insbesondere möchte er veranschaulichen, warum Natürliche Familienplanung eine ernst zu nehmende Alternative zur Pille und anderen sicheren Verhütungsmethoden ist. Darüber hinaus möchte er den Frauen zeigen, dass eine Kombination der modernen Methoden der Natürlichen Familienplanung mit Barrieremethoden (z. B. Kondom) in der fruchtbaren Zeit durchaus praktikabel und sicher ist.

Im Anschluss beantworten wir die wichtigsten Fragen zur Natürlichen Familienplanung in kurzer Form, sodass sich jede Frau ohne Vorkenntnisse einen kurzen Überblick verschaffen kann.

Was ist Natürliche Familienplanung (NFP)?

„Die Methode der Natürlichen Familienplanung ist eine Vorgehensweise, mit deren Hilfe eine Schwangerschaft sowohl angestrebt als auch vermieden werden kann, und zwar durch Beobachtung der natürlich aufgetretenen Zeichen und Symptome der fruchtbaren und unfruchtbaren Phase des weiblichen Menstruationszyklus.[…].”
Auszug: Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO)

NFP Methoden können auch bei Kinderwunsch genutzt werden

Mit NFP ist es möglich, die fruchtbaren und unfruchtbaren Tage im Zyklus zu bestimmen und den Eisprung bis auf wenige Tage einzugrenzen. Aus diesem Grund kann Natürliche Familienplanung bei Verhütungsabsicht als auch für den Kinderwunsch eingesetzt werden.

Möchte eine Frau NFP Methoden für den Kinderwunsch nutzen, muss sie in der fruchtbaren Zeit ungeschützten Verkehr haben. Umgekehrt kann Natürliche Familienplanung zur Schwangerschaftsvermeidung genutzt werden, wenn man in der fruchtbaren Zeit geschützten Verkehr hat oder ganz auf Geschlechtsverkehr verzichtet.

Ist Abstinenz für eine sichere NFP Anwendung notwendig?

Die Abstinenz ist für eine sichere Anwendung von NFP nicht zwingend notwendig. Die meisten Frauen, die Natürliche Familienplanung betreiben, verwenden in der fruchtbaren Zeit Barrieremethoden wie das Kondom und Diaphragma. Die Sicherheit wird durch Mix-Anwendung von NFP mit Barrieremethoden kaum beeinflusst. Somit kann der Wunsch der Paare in der fruchtbaren Zeit Verkehr zu haben auch mit NFP entsprochen werden.

Etwa 61 Prozent der Frauen, die die Natürliche Familienplanung anwenden, das ergab eine Studie aus dem Jahr 2007, nutzen in der fruchtbaren Zeit Barrieremethoden.

Gehört die Kalendermethode nach Knaus & Ogino zu NFP?

Die Kalendermethode nach Klaus & Ogino zählt nicht mehr zu den Methoden der Natürlichen Familienplanung, da sie hauptsächlich auf Wahrscheinlichkeitsrechnung und weniger auf Selbstbeobachtung und methodische Auswertung basieren. Die Kalendermethode zählt zu den „Rhythmusmethoden”. Heute zählt man die folgenden drei Methoden zu der modernen Natürlichen Familienplanung:

1. Temperaturmethode nach Döring
2. Symptothermale Methode
3. Zervixschleimmethode nach Billings

Die Methoden der Natürlichen Familienplanung beruhen auf der Beobachtung der natürlichen Körperzeichen (Zervixschleim bzw. Muttermund und Basaltemperatur) und greifen nicht in den Zyklus ein.

Warum funktioniert Natürliche Familienplanung?

Im Biologieunterricht haben wir gelernt, dass eine Frau nur dann schwanger werden kann, wenn Eizelle und Spermium zusammenkommen. Die Eizelle wird nur einmal in einem Zyklus für die Befruchtung freigegeben und ist dann ungefähr 18 Stunden befruchtungsfähig. Spermien können mittels vorhandenem Zervixschleims etwa 5 Tage im Körper der Frau befruchtungsfähig bleiben. Es ergibt sich also ein zeitliches fruchtbares Fenster im Zyklus einer Frau, in der die Frau mit hoher Wahrscheinlichkeit schwanger werden kann.

Während der fruchtbaren Zeit verändern sich die Körperzeichen:

1. Basaltemperatur,
2. Zervixschleim,
3. Muttermund
besonders deutlich.

Durch die tägliche Beobachtung der Körperzeichen und entsprechende Eintragung in ein Zyklusblatt, kann die Anwenderin mit einfach verständlichen Regeln ihre Fruchtbarkeit bestimmen.

Die symptothermale Methode – eine sehr sichere Familienplanungsmethode

Die Arbeitsgruppe NFP entwickelte die sichersten Regeln der Welt zur Bestimmung der fruchtbaren Tage im Zyklus. Hierfür wurden bisher über 40 000 Zyklen von Anwenderinnen gesammelt. Damit hat die Arbeitsgruppe NFP die größte Zyklusdatenbank der Welt. Zudem entwickelte sie die NFP Beratung, in der die symptothermale Methode durch geschulte NFP Berater vermittelt wird. Im Internet kursieren leider viele Unternehmen, die die symptothermale Methode mit anderen unsichereren Regeln darstellen. Aus diesem Grund hat die Arbeitsgruppe NFP seit 2009, die sicherste Familienplanungsmethode der Welt, mit einem Markennamen geschützt.

Wie sicher ist Natürliche Familienplanung?

Die Sicherheit einer Methode wird mit dem Pearl-Index angegeben. Ein Pearl-Index gibt an wie viele von 100 Frauen, bei Verwendung der gleichen Methode, innerhalb eines Jahres schwanger werden. Beispiel: Wenn 100 Frauen eine bestimmte Methode mit einem Pearl-Index von 5 anwenden, werden von diesen 100 Frauen pro Jahr etwa 5 schwanger. Um die Sicherheit einer Methode wirklich zu bewerten, unterscheidet man die Methodensicherheit und die Gebrauchssicherheit.

Methodensicherheit

Die Methodensicherheit bezeichnet den Pearl-Index der Methode bei fehlerfreier Anwendung (perfect use).

Beispiele für perfekte Anwendung

  • tägliche und zur ähnlichen Uhrzeit eingenommene Antibabypille
  • Aufziehen des Kondoms nach Gebrauchsanweisung
  • korrekte Temperaturmessung, Zervixschleimauswertung und Bestimmung der fruchtbaren und unfruchtbaren Tage nach den Regeln der Arbeitsgruppe NFP.

Gebrauchssicherheit

Bei der Gebrauchssicherheit zählt man auch die Schwangerschaften mit dazu, die durch eine bewusste oder unbewusste fehlerhafte Anwendung der Methode entstanden sind (imperfect use)

Beispiele für imperfekte Anwendung

Vergessen einer Antibabypillen-Einnahme

  • Benutzung eines abgelaufenen Kondoms
  • Fehlerhafte Bestimmung der fruchtbaren Tage durch falsche Anwendung nach den Regeln der Arbeitsgruppe NFP

In der modernen Natürlichen Familienplanung spielen die Temperaturmethode, Billingsmethode (Zervixschleimmethode) und die symptothermale Methode die Hauptrolle. Aus diesem Grund konzentrieren wir uns vorwiegend auf die Methoden- und Gebrauchssicherheit dieser Methoden. Zur besseren Vorstellung vergleichen wir diese Werte mit bekannten Verhütungsmitteln wie der Pille, Kondom usw. um einen Überblick zu geben.

Die symptothermale Methode (STM)

Die symptothermale Methode (STM) ist nach den Regeln der Arbeitsgruppe NFP die sicherste Familienplanungsmethode der Welt. Hierbei steht sympto für ein Symptom wie z. B. dem Zervixschleim oder dem Muttermund. Thermal steht hingegen für die Temperatur. Die symptothermale Methode bestimmt die fruchtbare Zeit durch die Auswertung der Basaltemperatur und Zervixschleim im Zyklus. Die Methodensicherheit der STM nach den Regeln der der Arbeisgruppe NFP beträgt 0.4. Die Gebrauchssicherheit der STM liegt bei 1.8 (Frank-Herrmann el at. 2007).

Methodensicherheit der symptothermalen Methode mit Kondomen

Die Methodensicherheit der Mixanwendung der symptothermalen Methode mit Barrieremethoden, wie Kondom etc. in der fruchtbaren Zeit, ist 0.6. Dies deutet daraufhin, dass die symptothermale Methode auch in der Mixanwendung mit Barrieremethoden sicher sein kann. Allerdings muss dies noch besser erforscht werden, da man in der Studie nicht zwischen den einzelnen Barrieremethoden differenziert. Ebenso spielt ein Rolle wie viel Erfahrung die Anwender mit der Barrieremethoden haben. Aus diesem Grund rät die Arbeitsgruppe NFP dazu, die Sicherheit der Kombination mit der Sicherheit der Barrieremethode anzugeben.

Die symptothermale Verhütung ist so sicher wie die Pille

Im Vergleich dazu hat die Pille eine Methodensicherheit von etwa 0.3 und eine Gebrauchssicherheit von 9 (Trussel 2013).

Die symptothermale Methode ist genauso sicher wie die Pille.

Alle Angaben zur Sicherheit beziehen sich auf Frauen, die die symptothermale Methode, in der NFP Beratung erlernt haben. Mehr Infos über die symptothermale Methode mit Beispielen, Regeln usw. erhälst du in unserem Artikel „Symptothermale Methode Kompakt”.

Temperaturmethode

Die Temperaturmethode nach Döring nutzt die Basaltemperatur als Kennzeichen der fruchtbaren Zeit. Bei der Temperaturmethode liegt der Pearl Index der Gebrauchsicherheit bei etwa 0.8 bis 3 und ist damit sehr sicher. Wikipedia leistet sich hier einen groben Fauxpas, indem die Regeln zur Temperatur-Auswertung der symptothermalen Methode mit denen der Temperaturmethode gleichsetzt werden. Diese Gleichsetzung ist bei keiner der bekannten Temperaturmethoden gültig und ist daher als grob falsch anzusehen. Nach Döring ist die Temperaturmethode sehr sicher. Andere Temperaturmethoden haben dagegen eine sehr geringe Methoden- und Gebrauchssicherheit. Mehr Infos über die Temperaturmethode mit den richtigen Regeln und Beispielen erhälst du in unserem Artikel „Basaltemperaturmethode nach Döring”.

Zervixschleimmethode nach Billings

Die Billingsmethode nutzt den Zervixschleim als Kennzeichen der Fruchtbarkeit. Sie kommt ohne Thermometer aus und hat daher in Entwicklungsländern eine lange Tradition. In den Ländern wie Indien, El Salvador und China liegt die Methodensicherheit bei etwa 0-1. Während sie in Industrieländern bei etwa 3-10 liegt. Als Begründung wird die Fähigkeit einer besseren Körperwahrnehmung der Frauen in solchen Ländern im Vergleich zu den Industriestaaten aufgeführt.

Billingsmethode ist nicht so sicher

Die Gebrauchssicherheit ist mit 3-30 in Entwicklungsländern sowie 15-34 in Industrieländern als sehr unsicher einzuschätzen. Aus diesem Grund ist die Zervixschleimmethode nach Billings zur Schwangerschaftsvermeidung nicht geeignet. Aufgrund der einfachen Regeln und Anwendung ist sie jedoch zur Bestimmung des fruchtbaren Fensters für den Einsatz bei Kinderwunsch bestens geeignet. Vor allem weil es das bisher einzige Symptom ist, dass den Eisprung rechtzeitig einige Tage vorher ankündigt, indem sich die Qualität des Schleims zunehmend verbessert.

Zervixschleimmethode wird häufig in Entwicklungsländern eingesetzt

pearl Index Zervixschleimmethode

Pearl-Index der Zervixschleimmethode

Ohne jegliche Verhütungsmethode liegt der Pearl-Index bei etwa 80. Das heißt, dass von 100 Frauen etwa 80 pro Jahr spontan schwanger werden, wenn sie gar nicht verhüten. In Entwicklungsländern kann man daher eine Korrektur des Pearl-Index auf etwa 30 als klaren Erfolg werten. Die Frauen in den Industrieländern hingegen geben sich mit einer solchen Schwangerschaftsquote heutzutage nicht mehr zufrieden. Mehr zur Anwendung der Billingsmethode bei Kinderwunsch kannst du in unserem Artikel „Billingsmethode” nachlesen.

*STM steht für die symptothermale Methode nach den Regeln der AG NFP
** Die Daten zur Sicherheit sind dem Artikel Barrieremethode Kondom entnommen
Methode perfect use imperfect use
STM* 0.4 1.8
STM mit Barrieremethoden in der fruchtbaren Zeit 0.6 1.8
Pille 0.3 8
Temperaturmethode 0.8 3
Billingsmethode 0 bis 10 3 bis 24
Kondom** 2 18

Wer kann Natürliche Familienplanung anwenden?

Zur Beurteilung der Anwendbarkeit der Natürlichen Familienplanung schaut man sich die Zahl der Zyklen der Frauen an, welche mithilfe der Regeln der Arbeitsgruppe NFP ausgewertet werden konnten. Ideal wäre es natürlich, wenn es 100 Prozent wären. Allerdings können Störungen der Basaltemperatur, Medikamente und Krankheiten dazu führen, dass mit den Methoden nicht in jedem Zyklus ein fruchtbares Fenster bestimmt werden kann. Ähnliche Probleme können auch bei der Pille auftreten. Auch die Antibabypille kann unter dem Einfluss von anderen Medikamenten (Johanniskraut), bei akutem Durchfall, Erbrechen und anderen Gründen ihre Wirkung verlieren. Bei einer Studie des NFP Forschungsprojektes wurden insgesamt 9945 Zyklen auf ihre Auswertbarkeit überprüft.

In 94,5 % der Zyklen ließen sich die fruchtbaren Tage bestimmen

Die symptothermale Methode schnitt von allen modernen Methoden am besten ab – satte 94.5 Prozent der Zyklen waren nach den Regeln der Arbeitsgruppe NFP auswertbar. Die Temperaturmethode nach Döring schnitt mit 55 Prozent auswertbaren Zyklen vergleichsweise sehr schlecht ab. Die Regeln der Temperaturmethode sind nämlich nur für Frauen geeignet, welche einen sehr deutlichen Temperaturanstieg (=eindeutiges Symptom einer Ovulation) besitzen. Die Deutlichkeit des Anstieges kann von Frau zu Frau, aber auch von Zyklus zu Zyklus stark variieren. Dies ist unter anderem ein Grund, warum die Temperaturmethode, trotz der hohen Sicherheit, eher selten zur Anwendung kommt. Über die Zervixschleimmethode stehen bisher keine Daten zur Verfügung. Allerdings sollte jeder Frau klar sein, dass der Zervixschleim ebenso durch Krankheit und Medikamente verändert oder gestört sein kann. Also ist auch bei der Billingsmethode eine Auswertbarkeit kleiner als 100 Prozent zu erwarten.

Auswertbarkeit, Zyklen sympthothermale Methode, Temperaturmethode

Auswertbarkeit symptothermale Methode vs Temperaturmethode © E. Raith-Paula –  Natürliche Familienplanung heute, Springer Verlag

Doppelte Kontrolle von Temperatur und Schleim ist entscheidend

Die höhere Auswertbarkeit der Zyklen mit der symptothermalen Methode im Vergleich zur Temperaturmethode ist durch die doppelte Kontrolle der Temperatur mit dem Zervixschleim bzw. Muttermund zu erklären. Diese doppelte Kontrolle ermöglicht es bei der Temperatur leichter erreichbare Temperaturwerte zur Erfüllung der Regeln zu verwenden – bei gleichbleibend hoher Sicherheit. Zeigt beispielsweise die Temperatur ein Ende der fruchtbaren Zeit an und der Zervixschleim bzw. Muttermund sind immer noch von hoher Qualität, ist die Frau weiterhin fruchtbar. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass man fruchtbar ist, wenn zwei Hauptkennzeichen dies nicht anzeigen. Das macht die symptothermale Methode so flexibel und sicher.

Symptothermale Methode funktioniert auch bei Schichtarbeit

Selbst für Frauen, die im Schichtdienst mit Früh- und Nachtschicht arbeiten, ist die symptothermale Methode eine echte Alternative. Bei etwa 80 Prozent der Zyklen mit der Störung Schichtdienst, kann die Temperaturkurve ausgewertet und ein fruchtbares Fenster bestimmt werden. Von den Zyklen, bei denen kurzfristige Krankheiten (z. B. Erkältungen) auftraten, konnten trotz der Krankheitsstörung etwa 90 Prozent ausgewertet werden. Die symptothermale Methode funktioniert also auch für Frauen, welche sehr unregelmäßige oder oft beeinträchtigte Zyklen haben.

Fast jede Frau kann mit der symptothermalen Methode nach den Regeln der AG NFP natürlich und sicher eine Schwangerschaft vermeiden.

Wie zufrieden sind die Anwender der Natürliche Familienplanung mit ihrer Methode?

Viele Frauen argumentieren vor der Anwendung mit der Natürlichen Familienplanung, dass diese Methode zu schwierig zu erlernen und eine zu große Einschränkung für das Sexualverhalten beinhaltet. Diese Vorurteile sind unberechtigt, wie eine Studie aus dem Jahr 2007 eindeutig belegt:

Überragende 91 Prozent der Anwenderinnen der Natürlichen Familienplanung sind mit ihrer Empfängsnisverhütungsmethode zufrieden.

Wie kann ich Natürliche Familienplanung erlernen?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten die Natürliche Familiplanung bzw. insbesondere die symptothermale Methode zu erlernen.

1) Einführungskurs in einer NFP Beratung

Am besten und sichersten lernt man NFP in einer NFP Beratung. In einer NFP Beratung werden den Frauen ausführliche Infos über die biologischen Grundlagen der Fruchtbarkeit, die Selbstbeobachtung des Zervixschleimes bzw. Muttermundes sowie der Temperaturmessung gegeben. Außerdem wird die Frau in der Führung eines Zyklusblattes geschult, in welches sie den Zervixschleim bzw. Muttermund und die Basaltemperatur einträgt und mithilfe der Regeln das fruchtbare Fenster bestimmt. Mehr Infos zur Beratung und Ansprechpartner findest du in unserer Seite unter NFP Beratung.

2) Bücher der Arbeitsgruppe NFP

Für Frauen, die mit Lernen durch selbstständiges Lesen gut zurechtkommen, sind die Bücher der Arbeitsgruppe NFP zu empfehlen. Allen voran das Standardwerk Natürlich und sicher – Praxisbuch der AG NFP in der neusten Auflage. Zur Vertiefung der Grundlagen ist das Natürlich und sicher Arbeitsheft zu empfehlen, in welchem eine Kurzzusammenfassung der Regeln sowie viele Beispielzyklen mit Lösungen aufgeführt sind.

Natürliche Familienplanung über Bücher lernen ist ok, sicherer geht’s mit einer Beratung der NFP.

3) Online NFP Kurs

Viele Frauen haben uns bereits angeschrieben, dass sie keine geschulten NFP Beraterinnen vor Ort haben. Aus diesem Grund haben wir als geschulte NFP Berater einen Online Kurs zum Erlernen der symptothermalen Verhütungsmethode erstellt. Dieser Kurs erfreut sich zunehmend wachsender Beliebtheit…

Hinweise

In einem Artikel allein ist es nicht möglich ein Thema so umfassend wie in einen Buch darzustellen, daher informiere uns über Fehler und Unklarheiten per Email. Dieser hat einen informativen Charakter und daher empfehlen wir vor Anwendung der Methoden einen Sachverständigen zu befragen, oder angebene Fachliteratur zu lesen. Aus Gründen der Lesbarkeit haben wir die Referenz der Hauptquelle nicht gekennzeichnet. Abweichende Quellen sind an entsprechender Stelle erwähnt.

Quellen

[1] E. Raith, P. Frank-Herrmann, G. Freundl, S. Baur, N. Klann, U. Sottong, Natürliche Familienplanung heute: Mit ausführlicher Darstellung der Zykluscomputer für Ärzte, Berater und interessierte Anwender, Herausgeber: Sichere Empfängnisregelung, Köln Arbeitsgruppe nfp der Malteser e.V., 4. Auflage, 2008

[2] Frank-Herrmann P, Heil J, Gnoth C, Toledo E, Baur S, Pyper C, Jenetzky E, Strowitzki T, Freundl G. The effectiveness of a fertility awareness based method to avoid pregnancy in relation to a couple’s sexual behaviour during the fertile time: a prospective longitudinal study. Hum Reprod. 2007

 

Leave a Comment

{ 11 comments… add one }
  • Wale
    28. Juli 2014, 16:22

    Liebe Anne, treffender könnte man es nicht sagen, auch ich wünsche Dir alles Gute mit Deiner tollen Familie.

  • Magdalena
    25. Juli 2014, 18:01

    @Wale: Zu dem Punkt, dass Schwangerschaften zu spät festgestellt werden stimm ich Marcus zu: Wenn man mit Barrieren verhütet und 100%ig nicht Schwanger werden möchte ist eine symptothermale Methode sehr ratsam, weil die Pille danach schlichtweg weniger Stress bedeutet als eine Abtreibung. Deine Freundin kann ja beim nächsten Arztbesuch anmerken, dass sie grad eine Kondompanne hatte und sich eine vorsorglich verschreiben lassen. Hält im Kühlschrank echt paar Jahre. Würd dann aber zur PiDaNa raten, die ist besser erforscht und kostet deutlich weniger (~18€, bis zu 72 Stunden danach) als die EllaOne (35€, bis zu 5 Tage danach). Kann man ja im Freundeskreis streuen und bei Bedarf weiter geben, und sich dann von den entsprechenden Leuten die bei Gelegenheit zeitnah zurückgeben lassen. Pillen danach treiben nicht ab, weil sie nach dem Eisprung wirkungslos sind – zumindest gilt das für die PiDaNa. Falls Hormone komplett unerwünscht sind gibt’s auch noch die Kupferspirale, die man bis zu 7 Tage danach einsetzen kann, falls keine Schwangerschaft besteht, die ist hald schon sehr teuer, hält dafür auch paar Jahre und ist ziemlich sicher.

    Zur Abtreibung, da stimm ich dir Marcus nicht zu:
    Wie man die Frage, wann Leben beginnt, beantwortet, hängt ganz stark von der Sprache ab, da sie die Wahrnehmung prägt. (außerdem meinst du vermutlich ethisch und nicht ethnisch) Wenn man sich die Sprache zum Zyklusgeschehen ansieht, kommen da auch starke Metaphern, wie zB die Eizelle geht zu Grunde oder stirbt ab. Oder, nur manche Spermien sind so fit, um bis zur Eizelle zu kommen. Was ist Leben? Stoffwechsel? Denken können? Fühlen können? Herzschlag? Vollständiges vorliegen von Chromosomen? Wessen Leben ist mehr Wert? Mensch als „Krone der Schöpfung“? Bringt eine menstruierende Person „werdendes Leben“ um, weil sie sich nicht um eine Konzeption bemüht hat? Wer nimmt sich welche Rechte ggü wem und was heraus und warum? Es kann niemand die Frage, was Leben ist und wann es beginnt allgemeingültig, exakt und präzise beantworten.
    Jede Person, und gerade Frauen, die sich im Schwangerschaftskonflikt befinden müssen für sich selbst festlegen, wann für sie Leben beginnt, wann ihr eigenes Leben begann, und wie sie sich ggü anderen Lebewesen verhalten. Glaub mir, kaum eine Frau „bringt einfach so ihr Kind um“, damit erkennst du die psychischen Auseinandersetzung sehr vieler ungewollt Schwangerer nicht an. Das ist auch eine Frage konsequenter Weltbilder, die quasi alle Lebensbereiche berührt. Natürlich kann man der Meinung sein, dass bei einer Abtreibung „Leben umgebracht wird“, daraus kann man für sich selbst Konsequenzen ziehen. Andere Personen können dieselbe Meinung haben und ganz andere Konsequenzen daraus ziehen. Oder eben eine andere Meinung haben und dennoch dieselbe Konsequenz daraus ziehen.
    Die Psyche reagiert stark auf die gesellschaftlichen Einflüsse. Abtreibung ist eine Straftat, die nicht verfolgt wird und straffrei ist, falls man bei einer Schwangerschaftskonfliktberatung mit macht. Das ist die gesetzliche Ebene. Die Ebene des unmittelbaren Umfelds ist aber, wie gut man mit Freund_innen und Familie über den Konflikt vorher sprechen kann und wie gut man die Erlebnisse verarbeiten kann. Muss man Vorwürfe befürchten a la „wie blöd warst du eigentlich ungewollt schwanger zu werden?“ Sowohl bei ungeplanten Schwangerschaften, die ausgetragen werden, als auch bei Abtreibungen wird die Schwangere mit Diskriminierung konfrontiert. Also mal ehrlich, das Bild, dass wir von Frauen haben, die abtreiben ist gesamtgesellschaftlich negativ geprägt, vllt ähnlich wie bei dicken Leuten, die unter fat shaming leiden und ständig sich anhören müssen sie würden zu viel falsches essen. Abtreibung ist ein Etikett, dass bei bekanntwerden an derjenigen kleben bleibt. Verschweigen ist schwer verdaulich und sich professionelle Nachsorge in Beratungsstellen zu holen, ist hald auch einfach was anderes als ggü den Liebsten sich nichts zu sagen trauen.
    Nach einer Abtreibung ist das Risiko Schwierigkeiten bei künftigen Kinderwünschen zu haben nicht höher als nach zB Fehlgeburten. Auch Zwischenfälle sind bei weitem nicht so häufig, wie es die pro-life Bewegung darstellt.
    In Deutschland gehören Abtreibungen zu den besterfassten Daten des Statistischen Bundesamtes, weil jede Beratung und auch jede Abtreibung erfasst wird, inkl Gründen usw.

    Gesetz der Prämisse, dass Leben spätestens ab Verschmelzung von Eizelle und Spermium beginnt: Wie kann man eine Position wie die „pro-life“ Bewegung beziehen, obwohl bekannt ist, dass bei illegalen Abtreibungen nicht nur der Embryo stirbt, sondern auch sehr häufig die Schwangere – die dann so ganz nebenbei bemerkt auch nicht mehr gebärfähig ist. Auch die Zahl von den auf der Seite aufgezählten Komplikationen wie Unfruchtbarkeit sind unter illegalen Umständen signifikant häufiger der Fall. Und – und das sollte man beim Lesen der Seite bedenken: pro life kämpft für ein gesetzliches Verbot von Abtreibung. Angesichts dessen find ich die Selbstbezeichnung „pro-life“ echt zynisch.
    Dass die Abtreibungszahlen sinken sollten, dafür sind übrigens alle die sich der pro-choice Bewegung zuordnen. Nur dass diese Zahlen nicht durch ein Verbot sinken sollten, wo dann eine viel zu hohe Dunkelziffer mit entsprechenden Konsequenzen herauskäme, dank erhöhter Unsicherheit. Abtreibung ist etwas, dass sich auf Grund von Bildung, Akzeptanz von Lebensentwürfen, vielfältigen Wege von Lebensentwürfen usw. überflüssig gemacht werden muss. Das heißt: Man braucht ein entsprechendes gesellschaftliches Klima, solange dieses nicht vorherrscht, werden Schwangere abtreiben, egal auf welchem Weg. Das heißt auch, dass die immer noch sehr engen Rollenbilder und -erwartungen aufgeweicht werden müssen, damit Menschen ihr Leben gestalten können ohne ständig gegen Voreingenommenheiten in sich selbst und von andere ankämpfen zu müssen. Arbeitsleben, Ausbildung/ Studium, finanzielle Ressourcen, Sexuelle Orientierung und Identität, Familienbilder, Freigabe zur Adoption, Erwartungen an Mutter-, Vater- und Elternschaft, usw. müssten eine Basis dafür bilden, dass das austragen einer ungeplanten, vllt auch ungewollten Schwangerschaft die Schwangere eben nicht mehr in einen Konflikt gerät. Meiner Einschätzung nach sind die weiteren Forderungen und Gesellschaftsbilder der allermeisten Leute, die pro-life vertreten schlicht ungeeignet, um ein solches gesellschaftliches Klima entstehen zu lassen. Dabei ist das der Punkt bei dem man ansetzen sollte, um Abtreibungen inexistent zu machen, nicht Schmähpropaganda gegen und Fehlinformationen über Abtreibungen, einem Verbot usw. Ein Verbot wäre auch deswegen kontraproduktiv, weil seriöse Abtreibungszahlen inkl Erfassung der Gründe auch ein Grund sind, dass die staatliche Finanzierung von Sexualaufklärung legitimiert wird, dass Verhütungsmittel bei Armut übernommen werden usw. Dunkelziffern bieten diese Möglichkeit kaum. Was zB tatsächlich besser gemacht werden kann, ist, dass wenn der Stress mit der Abtreibung rum ist, die Betroffene also offen dafür ist _und_ den Kopf dafür hat eine Verhütungsberatung durchgeführt wird. Problem dabei ist, dass sehr viele Berater_innen viel zu voreingenommen ggü bestimmten Verhütungsmethoden sind und sie als sicher oder unsicher darstellen, wo die Sicherheit idR sehr stark von der Anwendungszuverlässigkeit abhängt. Verhütungsmittel werden einfach nicht gleichberechtigt im Diskurs akzeptiert…

    So und damit hier nicht nur auf pro-life verlinkt wird: http://educationforchoice.blogspot.de
    http://abtreibung.at/fur-allgemein-interessierte/mythen-und-fakten
    Das Statistische Bundesamt: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/Schwangerschaftsabbrueche/Schwangerschaftsabbrueche.html
    Außerdem stellt der Roman „Gottes Werk und Teufels Beitrag“ die inneren Konflikte von verschiedenen Seiten und Positionen echt gut dar.

    • Anne Zietmann
      26. Juli 2014, 16:07

      Also ich persönlich finde es ziemlich eindeutig, dass das „Leben“ genau dann beginnt, wenn sich Eizelle und Spermie vereinigen. Ab diesem Zeitpunkt sind beide Chromosomensätze (von Frau+Mann) so mit einander vermischt, dass alle Eigenschaften des neuen Individuums feststehen. Welches Geschlecht es haben wird, Augenfarbe, Charakterzüge,… Vor der Befruchtung sind die Eizelle und Spermien natürlich auch lebendige menschliche Zellen, ABER sie gehören in dem Sinne zu diesem Zeitpunkt noch dem Mann bzw. der Frau. Und ob sich eine Eizelle nun auflöst, abstirbt, zu Grunde geht oder was auch immer, spielt doch keine Rolle. Es ist einfach nur ein medizinischer Fakt, dass eine Eizelle nunmal nur eine kurze Lebenszeit hat (genau so wie auch Spermien), wenn es nicht zur Befruchtung kommt. Lebewesen sind von Natur aus darauf angelegt, sich zu vermehren. Wir sind ja nun glücklicherweise in der Lage zu verhüten und unsere Familienplanung so zu gestalten, wie man möchte. Ich glaube nur ehrlich nicht daran, dass bei den meisten Abtreibungen, die derzeit stattfinden eine wirkliche Notlage (sprich Finanzielle Gründe, Vergewaltigung, One-Night-Stand) vorliegt. Oft sind es sogar verheiratete Frauen, denen einfach ein Kind nicht in ihr perfekt geplantes Leben passt. Wenn Abteibungen jetzt noch einfacher machbar wären, hätte ich Angst, dass es noch viel mehr machen würden, ohne großartig darüber nachzudenken oder einfach die Verhütung nicht sooo ernst zu nehmen, weil man ja eh im Zweifelsfall einfach abtreiben kann.

      Ich und Marcus sind nun keine reinen Pro-life Vertreter (falls das so rüber gekommen ist), dennoch finde ich es doch sehr bedenklich und schade, dass bei der Abtreibungs-Problematik das Recht des ungeborenen Lebens gleich null ist.

      • Wale
        27. Juli 2014, 10:41

        @Anne
        Aus Deinen Voten erkenne ich, dass Du Abtreibungen ablehnst, das ist zu akzeptieren. Jeder Mensch soll sich so verhalten dürfen, wie er es für richtig hält. Damit Du vielleicht für uns auf der Gegenseite etwas Verständnis aufbringst, gestatte mir bitte folgenden Vergleich: Was tust Du, wenn Dich Dein Auto plötzlich wegen einer Panne stehen lässt? Sicher laesst Du den Wagen nicht einfach stehen und bewegst Dich fortan zu Fuss weiter, sondern Du rufst die Pannenhilfe, welche den Schaden bestenfalls gleich vor Ort beheben kann, oder ihn andernfalls zur Reparatur in die Werkstatt bringt.
        Wenn wir zur Befrieding unserer Lust Sex haben und damit kein Wunsch ein Kind zu zeugen verbunden ist, verhüten wir eben. Was mir einfach zu denken gibt, warum sollten wir unser geplantes Leben von einem total ungewollten Kind auf den Kopf stellen lassen, das nur durch das Auftreten einer Verhütungspanne entstehen konnte? Der langen Rede kurzer Sinn, wir lassen diese Panne mit einer Abtreibung beheben…

      • Anne Zietmann
        28. Juli 2014, 16:09

        Lieber Wale, ich akzeptiere auch andere Meinungen und kann mich teilweise auch darin hineinversetzen. Ich habe halt eine andere Sichtweise als du. Vielleicht liegt das daran, dass ich bereits ein Kind habe?! Ich wünsche dir alles Gute mit deiner Freundin.

    • Wale
      26. Juli 2014, 22:37

      @Magtalena,
      Danke, das sind eine Menge guter Tipps und Ratschläge, die du uns zum Thema Verhütung und Abtreibung mit auf den Weg gibst. Bis vor kurzem hat meine Freundin mit der Antibabypille verhütet.
      Als immer mehr und zum Teil gravierende Nebenwirkungen (bis hin zur Invalidität) der Pille publik wurden, hatte sie eines Tages die Nase voll: Sie sagte mir, dass sie nie mehr Hormonpillen schlucken werde und wir deshalb nach einer alternativen Verhütungsmethode suchen müssen.
      Wir fanden diese in Form von Kondom und Diaphragma oder Portiokappe plus Spermizid.
      Bisher hatten wir damit Erfolg und wir hoffen, dass es so bleibt.
      Deine Idee mit der Kupferkette finden wir prüfenswert, diese Methode hemmt und tötet die Spermien ab und zudem verhindert sie die Einnistung einer befruchteten Eizelle in der Gebärmutter, das ist für uns okay, während dies manche Leute bereits als Frueh-Abtreibung betrachten.
      Sollte eine Verhütungspanne passieren, würde meine Partnerin wegen den Hormonen niemals die Pille danach nehmen und eine Abtreibung keinesfalls hormonell vornehmen, sondern so lange warten, bis die Absaugmethode angewandt werden kann.

      • Magdalena
        28. Juli 2014, 22:08

        @Wale und Anne:
        Ihr sprecht beide aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln ein wichtiges Problem an: Das der Verantwortlichkeit.
        Wieso sollte es per se unverantwortlich sein, wenn jemand verhütet hat und schwanger wurde, obwohl nicht einer der Umstände finanzielle Not, Vergewaltigung oder One-Night-Stand vorliegt, abzutreiben? Mir deiner Qualifikation, Anne, kannst du dich locker bei Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen bewerben. Schilder ihnen, dass du MFM Referentin und NFP Beraterin bist und um den Kids besser das Thema begreiflich zu machen, warum es so sehr wichtig ist zu verhüten, wenn man 100%ig kein Kind möchte und dafür wirklich sich doppelte und dreifache Böden zu holen. Du kannst es dir nicht vorstellen, aber kaum eine schwangere Person fällt diese Entscheidung mit Leichtigkeit! Welche Meinung hast du in welche sozialen Verhältnisse ein Kind reingeboren werden sollten? Finanziell abgesichert? Mutter und Vater vorhanden, am besten zusammenlebend (und verheiratet)? Glaubst du wirklich, dass verheiratete Frauen, (die vllt schon 3 Kinder haben) abtreiben, weil ihr Leben perfekt geplant ist?! Welch ein Bild hast du von Müttern, die abtreiben? Scheinbar kein gutes. Glaubst du wirklich, dass sie keine anderen Gründe als „ihr perfekt geplantes Leben“ haben?! Hat eine verheiratete Frau weniger die moralische und soziale Legitimation abzutreiben als ein 14jähriges Mädchen, das blöderweise vom 1. Mal schwanger wurde? Wie sieht es aus mit der Schwangerschaft nach dem One-Night-Stand? Welches Familienbild wird vertreten, wenn ein „Mann“, ein potentieller Papa eine Abtreibung als nicht grad vertretbar erscheinen lässt? Und wieso ist dann eine Abtreibung nach einer Vergewaltigung oder bei Armut oder nicht vorhandenem Papa legitimer? Die Gründe, wieso Schwangerschaftskonflikte in manchen Fällen mehr und in anderen als weniger gerechtfertigt oder vllt sogar angebracht erscheinen („ja wer will schon wissen, ob sie_r durch eine Vergewaltigung gezeugt wurde?! das arme Kind…“ – das ist nicht meine Meinung, sondern die Denke, die u.a. dahinter steht, dass sogar pro-life Leute bei Vergewaltigung Abtreibung erlaubt sehen wollen) sind ein Grund, wieso wir in einer Gesellschaft sind, in der Schwangerschaft, Geburt, Kinder, Elternschaft nicht bedingungslos immer bei allen als so ein Teil des Lebens betrachtet werden, wie geboren werden und sterben: Weil Kinder in den allermeisten Fällen (Anmerkung ich bezieh mich hier auf Deutschland/ westl. industrialisierte Welt, für den Rest kann ichs nicht einschätzen, weil ich mich damit zu wenig auseinander gesetzt habe) von Kleinfamilien erzogen werden, Mütter Stigmas tragen, wenn sie daheim bleiben ebenso wie wenn sie Vollzeit arbeiten oder irgendwas dazwischen (wie mans macht, macht mans verkehrt…), weil Beruf und Familie nicht vereinbar sind, weil Kindergärten und Kitas einen schlechten Ruf bei den einen und die Kinder die ersten 3 Jahre oder auch bis zur Schule daheim zu lassen einen schlechten Ruf bei den anderen hat. Weil mit Schulausflügen, Urlaubserlebnisse erzählen können, bestimmte Klamotten, High-Tec-Gimmicks usw. die Eltern sich selbst hohe Erwartungen bzgl ihrer Finanzierfähigkeit stellen und das Umfeld idR dazu ein übriges leistet, schließlich gelten Eltern auf Hartz IV vielen als unfähig… Weil Kinder stress bedeuten, weil sie vom einen zum anderen Termin gebracht werden müssen, weil wenn sie allein mit der S oder U fahren, sie ja vllt von jemand mitgenommen werden können (von wegen Förderung von Selbstständigkeit), weil junge Mütter als Schlampen und dumm (um nicht zu sagen asozial) gelten und Schwangerschaften unter 20 Jahren als problematisch betrachtet werden. Die Vereinbarkeit von Schulleben, Ausbildung (und Studium) sind allein durch die fehlende finanziellen Unterstützungen seitens des Staates als nicht gewünscht gelabert und die BzgA widmet sich „diesem Problem“ mit einer eigenen Homepage: http://www.schwanger-unter-20.de Es wird davon ausgegangen, dass das Kind bitte zu Zeit x schlafen muss und zu Zeit y aufsteht, um auch endlich mal Ruhe zu haben. Dann kommt noch die Minderheit an Frauen dazu, die aus Glaubensgründen von der Ehe nicht schwanger sein wollen… Nein, wir leben echt nicht in einer Gesellschaft, in der Kinder einfach nebenbei ganz selbstverständlich mitlaufen, weil die Strukturen und die Selbstverständlichkeit dazu fehlen. Eine stillende Mutter im Meeting, die auch noch die Dreistigkeit besitzt das Baby auf dem Konferenztisch zu wickeln oder es eben übern Töpfchen abzuhalten und es gemeinsam mit den Kids der anderen anwesenden Eltern in der Spielecke im Raum spielen zu lassen. Unvorstellbar!? Wieso ist denn Hausarbeit, Feldarbeit bitteschön besser damit vereinbar als ein Bürojob? Diese Liste könnte noch sehr viel länger ausgeführt werden…
        Was für riesige Anforderungen fühlen sich Leute im Schwangerschaftskonflikt nicht gewachsen? Ist es wirklich unverantwortlich sich dagegen zu entscheiden in eine kranke Gesellschaft zu gebären, zu Zeitpunkten, wo man sich die Erziehung nicht zutraut oder die Erfüllung der erwarteten Perfektion, die man an sich selbst hat und die andere an die Erziehung haben? „Zu Jung“ wird auf dem Fragebogen des Statistischen Bundesamts nicht direkt abgefragt (wurd es zumindest 2011 bei meinen Hospitationen nicht), stünde es drauf, würden es viele ankreuzen.
        Man kann vielleicht behaupten, dass die meisten sich die einzelnen Erwartungen, vor denen sie ganz gerechtfertigterweise Angst haben nicht so sehr bewusst machen, um sie explizit benennen zu können, aber treiben sie deswegen „ohne großartig darüber nachzudenken“ ab? Ein riesengroßer Berg, der einem_r unüberwindbar vorkommt, bleibt ein riesengroßer, unüberwindbarer Berg, ob man dafür den Namen weis oder auch nicht. Wanderkarten und -führer, Ausrüstung, usw. (und hier hakt die Schwangerschaftskonfliktberatung ein) machen ihn für manche vielleicht besteigbar, für manche bleibt er aber ein Monster von Berg, den sie sich auch mit Wanderkarten, -führer, Ausrüstung usw nicht zu besteigen trauen. Ihn angeschaut haben sie aber alle, die sich gegen die Überquerung entscheiden und zumindest in Deutschland wurde allen Wanderkarten, -führer und Ausrüstung angeboten.

        So jetzt zu @Wale: Bei deinem Kommentar geht’s um die Verantwortung, die deine Freundin sich selbst ggü wahrnimmt, indem sie sich gegen eine Hormonbelastung entscheidet. Habt ihr euch mal die Zahlen angeschaut, inwiefern örtliche Betäubungen (ich geh mal davon aus, dass sie keine Abtreibung ohne Betäubung machen lassen würde) mehr oder weniger risikobehaftet sind als die PiDaNa? Sonst würd ich nicht so leichtfertig davon ausgehen, dass nur weil grad ein absolut berechtigter (viel zu leiser) Hype um das unterbewertete Risiko der Pille gemacht wird, heißt das nicht, dass dasselbe für die PiDaNa gilt. Der Wirkstoff darin ist Levonorgestrel, der seit Jahrzehnten eingesetzt wird. Das höhere Risiko der Pillen bezieht sich v.a. auf das Drospirenon, das die PiDaNa gar nicht enthält. Bei der Mifegyne sind wiederum andere Hormone im Spiel. Umso kürzer ihr wartet, desto weniger belastend ist das ganze, auch weil sich der Hormonhaushalt deiner Freundin dann noch nicht verändert hat. Wirklich verantwortungsvoll ggü dem Körper, die Gesundheit deiner Freundin geht ihr um, wenn ihr alles daran setzt, dass sie weder PiDaNa noch eine Abtreibung braucht. Umso mehr kombinierbare Verhütungsmethoden man anwendet (sicherste hormonlose Kombination wäre Kupferspirale/-kette + STM + Diaphragma/ Portiokappe/ Caya/ Lea + Milch-/Zitronensäuregel + Kondom/ Femidom + nicht-vaginal-penetrativer Sex in der Fruchtbaren Zeit (anal, oral, Hand,…), *hab ich was vergessen*? aber man braucht ja nicht gleich Paranoid werden), desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit ungewollt schwanger zu werden, vorausgesetzt, man weiß wie man die Sachen richtig anwendet. (ich hoffe ihr wart wegen dem Diaphragma wo, wo ihr euch das habt anpassen lassen und das einsetzen üben konntet…). Die Kupferspirale verhindert btw nicht immer die Einnistung einer befruchteten Eizelle, sonst wäre ja ihre Sicherheit = 100%, das ist sie aber nicht. Jetzt bleibt natürlich die Frage, ob man den Leuten angesichts ihres mangelnden Verhütungswissens diese Verantwortlichkeit zumuten kann? Heute wohl noch nicht. Aber das mfm Projekt ist zB ein schönes Projekt zur Sexualaufklärung. In Angriff genommen werden müssten auch diese ganzen furchtbaren Verhütungskapitel in den Aufklärungsbüchern, die nicht unvoreingenommen an die Verhütungsmittel ran gehen…

        Natürlich gibt es viel zu viele Abtreibungen, die absolut vermeidbar wären, aber im vorhinein durch anständige, offene Aufklärung usw usf, alles Gründe die ich im Kommentar oben schon aufgeführt habe. Imageverbesserung von Kondomen und Femidomen, Bekanntermachung der Wichtigkeit von der Bandbreite an Kondomgrößen (zB: http://www.my-size-condoms.com/messen) und damit Steigerung der Akzeptanz und Selbstverständlichkeit sind hierzu super super wichtig. Genauso wie das Ende dieses Hormondiktats, das behauptet, dass alles andere unsicher wäre. (Womit wir beim Thema Pharmakonzerne und damit beim Thema Kapitalismuskritik und damit bei diesen unerfüllbaren Erwartungen wären, womit sich der Kreis schließe.)

        Achja @Anne: Zu der These, „dass bei der Abtreibungs-Problematik das Recht des ungeborenen Lebens gleich null ist.“ würd mich die Beweisführung doch sehr interessieren.

        Für mich beginnt Leben mit jeder lebendigen Zelle. Leben heißt für mich sowohl „leben machen und sterben lassen“ als auch „leben lassen und sterben machen“ (vgl Konzept der Biomacht/-politik von Foucault): Embryos, Fliegen, Fleisch- und Pflanzenkonsum, Unterstützung schwangerer Freund_innen und Verwandte, Unterstützung von Eltern, Begleitung Erwachsener (& Kinder & Jugendlicher) auf dem Weg zur Findung geeigneter Verhütungsmethoden, Sex geben und nehmen, Aufbrechen der Zwangsjacke der Normativitäten, großzügig mit den Fehlern meiner Mitmenschen umgehen und vieles mehr. Leben ist bereits vor der Verschmelzung von Spermium und Eizelle, als auch nach dem Tod des daraus entstehenden Zellhaufens, egal ob wenige Tage oder viele Jahrzehnte nach dieser Verschmelzung – denn was sind Pflanzen, Tiere, Archeae und Bakterien und Pilze und eben wir Menschen mehr als ein Haufen voller Zellen? Vor der Verschmelzung steht das Leben der Zeugenden (Technik ist grad dabei das zu entkoppeln, dann heißts hald Spender_in statt Zugerin) und das vieler Ahnen. Nach dem Tod steht zumindest prinzipiell das Leben des Edaphons, das sich aus den Überresten der Zellhaufen ernährt und daraus wiederum Humus mach, wo Leben wächst das wiederum anderen zum Leben dient. Menschen versuchen sich dem ja durch Verbrennen und Särge und Mumifizierungen zu entziehen…

        So ich sollte mal aufhören zu labern. Vielleicht wär ein eigener Blog dafür besser geeignet, dann kann ich knapper antworten und auf entsprechende Gedankenschweife verweisen 😉

      • Anne Zietmann
        8. August 2014, 14:38

        @Magdalena:
        Theoretisch könnte ich zwar schon über das Thema nochmal einen extra Beitrag schreiben, aber es finde es im Zusammenhang mit NFP nicht so passend. Daher hatte ich ja auch schon über NFP statt Abtreibung geschrieben und möchte jetzt ehrlich gesagt dazu erstmal nichts weiter schreiben. Von mir aus kannst du unter diesem Artikel noch ein paar Tipps von dir posten…

  • Wale
    23. Juli 2014, 13:46

    Dass meine Freundin ihren Körper nicht mit belastenden und nicht ungefährlichen Antibabypillen belasten muss, teilen wir uns die Verhütung: Sie wendet das Diaphragma, plus den Samen tötendes Mittel (Spermizid) an, während ich ein Kondome überziehe. Diese Kombination vermiest den Spermien die erfolgreiche Eiersuche zu beinahe 100%. Sollte es dennoch ein besonders hartnäckiges Spermium schaffen, die Eizelle zu erreichen und diese zu befruchten: Pech gehabt, eine heutzutage problemlos durchzuführende Abtreibung löst unser Problem mit 100%-iger Sicherheit!!!

    • Marcus Krahlisch
      24. Juli 2014, 06:05

      Die Verhütung einer Schwangerschaft mit dem Diaphragma ist nicht so sicher. Selbst bei perfekter Anwendung werden etwa 6 von 100 Frauen, die das Diaphragma ein Jahr zur Verhütung anwenden schwanger (Methodensicherheit Pearl Index =6). Berücksichtigt man Anwendungsfehler werden sogar 12 von 100 Frauen, die das Diaphragma ein Jahr zur Verhütung ungeplant schwanger (Gebrauchssicherheit Pearl Index = 12). Dies ergab eine landesweite Studie des führenden Wissenschaftler Trussel aus dem Jahr 2010. Ob die zusätzliche Anwendung des Kondoms, auch zusätzliche Sicherheit bringt ist bisher nicht untersucht worden. Auch zur Abtreibung möchte ich noch etwas sagen, zum einen gibt es die ethnischen Bedenken das ein Embryo (neues Leben) einfach so umgebracht wird, zum anderen kann deine Frau nach einer Abtreibung unter extremen Nachfolgen leiden. Beispielsweise könnte es sein, dass sie nie wieder Kinder bekommen kann. Darüber hinaus kann auch während der Abtreibung etwas schief gehen (innere Blutungen, Narkosezwischenfälle usw.)! Mehr dazu solltest du dir mal auf dieser Seite durchlesen. Zuletzt kann es sogar passieren, dass ihr die Schwangerschaft zu spät bemerkt und eine Abtreibung nicht mehr möglich ist. Die Anwendung der symptothermalen Methode hätte für euch enorme Vorteile: Erstens würde deine Partnerin und du nur in der fruchtbaren Zeit ein Diaphragma oder Kondom verwenden müssen, um sicher eine Schwangerschaft zu vermeiden. Zweitens kann man anhand des Verlaufes der Basaltemperaturkurve sehr früh bemerken, ob deine Partnerin schwanger geworden ist bzw. ob eine Notfallverhütung noch Sinn macht. Drittens ist die Anwendung von NFP in Kombination mit Barrieremethoden, wie z.B. dem Diaphragma oder Kondom wesentlich preiswerter. Viertens ist die Anwendung der symptothermalen Methode nach den Regeln der AG NFP wesentlich sicherer als die Anwendung eines Diaphragmas. Nach aktueller Studienlage ist die Methodensicherheit (PI=0.4) und Gebrauchssicherheit (1.8) vergleichbar mit der Pille. Aus meiner Perspektive kann ich Dir nur raten, dich mal intensiv mit allem was ich hier verlinkt habe, auseinanderzusetzen. Vielleicht denkst du dann etwas anders über deine aktuelle Vorgehensweise.

      • Wale
        24. Juli 2014, 11:33

        Danke für deinen ausführlichen Kommentar, sehr interessant. Wir werden deine Anregungen gerne naeher prüfen, und das anwenden, was uns gefällt.
        Was das Thema Abtreibung betrifft, haben wir völlig verschiedene Ansichten: Meine Freundin und ich wollen keine Kinder in die Welt setzen, trotzdem aber unser Sexualleben in vollen Zügen genießen, das können wir aber nur, wenn es im Falle einer Verhütungspanne eine 100%-ige Lösung gibt und das ist halt die Abtreibung. Die ist mit den heutzutage angewandten Methoden problemlos machbar, und das praktisch ohne Risiken für die Frauen, auch wenn das die Leute von Pro-Leben ganz dramatisch darstellen.
        Wichtig ist, dass das Paar als ganzes zu diesem Eingriff ja sagen kann und sich dessen bewusst ist, wie der Eingriff gemacht wird und dass der Embryo dabei getötet wird. Meine Freundin und ich haben damit kein Problem, somit dürften auch die psychischen Folgen gering sein.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner