Trotz langen Zyklen Schwanger werden – Wie geht das?

schwanger trotz langen zyklenWie kann man trotz langen Zyklen schwanger werden? Wir zeigen dir, worauf du bei einem langen Zyklus achten musst, um dir deinen Kinderwunsch zu erfüllen.

Viele Frauen klagen über lange Zyklen und fragen sich, wieso sie keinen normalen Zyklus haben. Haben Frauen trotz langen Zyklen überhaupt einen Eisprung? Wie hoch sind ihre Chancen auf natürlichen Weg schwanger zu werden? Wie kommt es zu langen Zyklen? Kann ich bewusst etwas tun, um meine Zykluslänge zu beeinflussen? Was soll ich bei langen Zyklen nach dem Absetzen der Pille tun? Diese Fragen möchte ich heute in diesem Beitrag genauer anschauen und dir zeigen, worauf du beim Schwangerwerden mit langen Zyklen achten kannst.

Was sind lange Zyklen?

Zykluslängen

Natürliche Schwankungsbreite der Zykluslängen © Raith-Paula, E. et al.: Natürliche Familienplanung heute. Modernes Zykluswissen für Beratung und Anwendung. 6. Auflage. Heidelberg 2020

Erstmal muss man wissen, dass die meisten Zyklen zwischen 23 und 35 Tagen lang sind. Liegt deine Zykluslänge in diesem Bereich, hast du einen ganz normalen Zyklus. Bei „langen Zyklen“ sprechen wir somit von deutlich längeren Zyklen als 35 Tage. Natürlich tritt der Eisprung in langen Zyklen meist nach dem 22. Zyklustag auf.

Du bist nicht allein – etwa 7% der Zyklen sind länger als 35 Tage

In Studien lagen zwar 90% der Zyklen im Bereich von 23 bis 35 Tagen. Jedoch waren etwa 7% der Zyklen länger als 35 Tage. Somit könnte man sagen, dass fast jede 14-te Frau längere Zyklen hat. Somit bist du nicht allein und ein langer Zyklus ist kein unbekanntes Phänomen, worauf die Menschheit keine Antwort hat.

Wie kommt es zu langen Zyklen?

Ein Zyklus hat gewöhnlich zwei Phasen. Erstens gibt es eine Eireifungsphase vor dem Eisprung, in der die Eizelle im Eierstock heranreift. Zweitens gibt es eine Gelbkörperphase nach dem Eisprung, in der die Zygote (verschmolzen Eizelle und Spermie)  durch den Eileiter zur Gebärmutter wandert und die Gebärmutterschleimhaut aufgebaut wird. Es gibt jedoch ein paar Dinge, die du über diese Phasen wissen solltest.

Längere Zyklen passieren durch eine verlängerte Eireifungsphase

Der Eisprung dauert allein ja nur 12 bis 24 Stunden – in dieser Zeit ist die Eizelle befruchtungsfähig. Die Eireifungsphase ist sehr konstant im Bereich von 10 bis 16 Tagen. Ein sehr langer Zyklus kommt somit aus einer verlängerten Eireifungsphase, dessen Ursachen sehr unterschiedlich sein können.

Lange Zyklen nach dem Absetzen der Pille

Die Hälfte der Frauen haben nach dem Absetzen der Pille unregelmäßige Zyklen. Hier können enorme Schwankungen der Zykluslänge auftreten. Meistens regulieren sich diese Zyklusschwankungen innerhalb eines Jahres von allein. Jedoch ist das nicht bei allen Frauen der Fall und in seltenen Fällen bleibt die Periode nach dem Absetzen hormoneller Verhütung bis zu 12 Monate aus. Die gute Nachricht ist, dass man etwas tun kann, um seinem Körper zu helfen, die künstlichen Hormone aus dem Körper zu bekommen. Mehr zu diesem Thema erzähle ich dir in meinem Beitrag: „Schwanger werden nach Absetzen der Pille”. 

PCOS und lange Zyklen

Etwa 5 bis 10% der Frauen in Deutschland haben das PCO-Syndrom. Hierbei ist PCOS die Abkürzung für das englische polycystic ovary syndrome, was im deutschen polyzystische Ovarialsyndrom bedeutet. Bei dieser Zyklusbesonderheit befinden sich Zysten im Eierstock, die die Eireifung durch komplexe hormonelle Zusammenhänge verlängern bzw. durcheinander bringen. Die gute Nachricht ist, dass viele Frauen trotz PCOS auf natürlichem Weg schwanger werden können. Studien zeigen, dass Frauen trotz PCOS etwa genauso häufig kinderlos sind, wie Frauen ohne PCO. Jedoch muss man dazu eine Menge wissen, was wir in unserem Beitrag: „Schwanger werden trotz PCOS” verfasst haben.

Gelbkörperschwäche und sehr lange Zyklen

Gelbkörperschwäche - lange Eirreifung

Gelbkörperschwäche infolge langer Erreifungsphase © Elisabeth Raith-Paula, Natürliche Familienplanung heute, Springer Verlag, 2020

Einen weiteren Zusammenhang gibt es noch zwischen der Gelbkörperschwäche, bei der die zweite Zyklusphase nach dem Eisprung verkürzt ist, und sehr langen Zyklen. Es gilt, desto länger die Eireifungsphase ist, desto wahrscheinlicher ist eine verkürzte Gelbkörperphase. Ist die Eireifungsphase beispielsweise über 23 Tage lang, dann kann man schon in jedem vierten Zyklus eine verkürzte Hochlage erwarten. Mehr zu diesem Thema kannst du in meinem Beitrag „Schwanger werden trotz Gelbkörperschwäche” nachlesen.

Wechseljahre und längere Zyklen

Ja, auch altersbedingt kann es zu langen Zyklen kommen. Schließlich kommt die Periode kurz vor der Menopause immer seltener, bis sie schließlich ganz verschwindet. Die Wechseljahre sind ein Zeitraum von meist 10 bis 15 Jahren, in dem sich der weibliche Körper auf ein Leben ohne Zyklus vorbereitet. In der Pubertät gibt es übrigens auch häufig lange Zyklen, weil der Zyklus sich hier noch einspielen muss. Die Wechseljahre werden wegen der Ähnlichkeit der Zyklus-Phänomene häufig in der Umgangssprache als zweite Pubertät bezeichnet. In unserem Artikel „Schwanger werden ab 40” gehen wir genauer auf dieses Thema ein.

Langer Zyklus durch Stress

Alle wissen eigentlich, dass Stress nicht gut für die Fruchtbarkeit ist. So ist es nicht verwunderlich, dass Stress auch die Eireifung verlängern und damit für lange Zyklen sorgen kann. Eine Bekannte von uns war Studentin und hatte normalerweise immer Zyklen im Bereich von 25 bis 30 Tagen. In der Prüfungszeit ihres Studiums verlängerten sich jeweils ihre Zyklen bis zu 45 Tage. Dies zeigt, wie groß der Einfluss von Stress auf den Zyklus der Frau wirken kann. In meinem Artikel „Trotz Stress Schwanger werden – Wie geht das?” gebe ich hilfreiche Tipps, wie man den Stress reduzieren kann.

Ovarialinsuffizienz und lange Zyklen

Als Ovarialinsuffizienz (engl. ovarian insufficiency oder ovarian failure) werden eine Reihe von Zyklus-Besonderheiten bezeichnet, bei denen die Eierstöcke (Ovarien) ihre Aufgaben nur noch ungenügend oder gar nicht mehr nachkommen können. Die Ursachen dafür können sowohl im Gehirn als auch im Eierstock selbst liegen.

Lange Zyklen und Diäten

Ja, auch die Ernährung kann eine Rolle spielen. Werden die Eierstöcke nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt, z. B. infolge einer Diät, kann es auch zu verlängerten Zyklen kommen. Gerade im Leistungssport können viele Athletinnen infolge solcher Diäten und der körperlichen Belastung in ihrer aktiven Karriere nicht schwanger werden.

Kann man auch in langen Zyklen einen Eisprung haben?

Generell sind Zyklen ohne Eisprung sehr selten. Wir wissen, dass nur 2 bis 4% der Zyklen zwischen 25 und 35 Jahren ohne Eisprung stattfinden. Auch bei sehr langen Zyklen findet in ca. 70% der Zyklen ein Eisprung statt. Folglich können Frauen mit sehr langen Zyklen meist auf natürlichem Weg schwanger werden. Es gibt hier jedoch drei Herausforderungen, die es zu meistern gilt:

#1 Eisprung bestimmen

Die meisten Zykluscomputer versagen bei Zykluslängen über 45 Tagen und können dir somit nicht helfen, deinen Eisprung einzugrenzen. Auch Ovulationstests fallen aus, denn wer soll die ganzes Tests bei einem 100 Tage Zyklus bezahlen? Nein, hier brauchst du die beste Methode um die fruchtbaren Tage zu bestimmen – am besten die symptothermale Methode (NFP).

Auch bei unregelmäßigen Zyklen zu 91% sicher Eisprung feststellen

Bei der NFP Methode werden die fruchtbaren Tage mit Hilfe vom Zervixschleim und Basaltemperatur bestimmt. Im Ergebnis kannst du deinen Eisprung anhand der Temperaturkurve und dem Schleimverlauf zu 91% genau bis auf vier Tage eingrenzen. Das beste an der NFP Methode ist jedoch, dass sie egal bei welcher Zykluslänge funktioniert. Wir haben schon vielen Frauen mit PCOS, darunter Frauen mit  100 Tage langen Zyklen auf ihrem Weg zum Wunschkind begleitet und wissen daher, dass es funktionieren kann. Du willst NFP unbedingt und schnell erlernen, dann empfehle ich dir mein Kinderwunsch Starter Set. Dort erfährst du alles, was notwendig ist, um sofort mit NFP zu beginnen.

#2 Zyklusdiagnostik und Gelbkörperschwäche

Wir haben schon darüber gesprochen, dass je länger die Zyklen werden, desto wahrscheinlicher eine Gelbkörperschwäche ist. Kein Zykluscomputer und kein Ovulationstest oder Eisprungrechner können dir helfen, eine Gelbkörperschwäche zu diagnostizieren. Auch die Mittel einer gynäkologischen Praxis versagen hier oft, weil dort Ultraschall Tests und Hormon-Bluttests an bestimmten Zyklustagen terminiert werden. Je länger und unregelmäßiger die Zyklen sind, desto schwieriger wird es hier die Termine für die Tests richtig zu legen. Somit sind Fehldiagnosen vorprogrammiert.

Gelbkörperschwäche selbst diagnostizieren

Mit der NFP Methode weißt du ganz genau, in welcher Zyklusphase du bist und wann dein Eisprung ist. Folglich kannst du auch leicht herausfinden, ob deine Gelbkörperphase verkürzt ist. Somit kannst du mit NFP eine Gelbkörperschwäche und andere Zyklus-Besonderheiten, die bei längeren Zyklen auftreten, selbst diagnostizieren. Je früher du erkennst, dass eine Gelbkörperschwäche vorliegt, je eher kannst du sie mit Hilfe von deiner Ärztin und Heilpraktikerin behandeln und natürlich schwanger werden.

#3 Weniger Zyklen zum Schwangerwerden

Eine Frau mit normalen Zyklen im Bereich von 23 bis 35 Tagen hat etwa 400 Zyklen im Leben, um schwanger zu werden. Hat eine Frau jedoch Zyklen, die 60 Tage lang sind, so reduziert sich die Zahl der Zyklen, zum schwanger werden auf 200. Dies ist auch der Grund warum Frauen mit PCO zwar genauso häufig, wie Frauen ohne PCOS kinderlos sind. Jedoch ist eine Großfamilie mit PCO her unwahrscheinlicher. Nun gerade, wenn man weniger Zyklen zum Schwangerwerden zur Verfügung hat, sollte man jeden Zyklus bestmöglich nutzen. Dies ist der Grund, warum es total Sinn macht, den Eisprung mit NFP zu bestimmen.

Wie kann ich NFP erlernen?

Viele Menschen im Internet möchten am liebsten alle guten und wertvollen Informationen gratis haben. So erleben wir es immer wieder, dass Frauen über Blogartikel und Videos eine Art Halbwissen erwerben und die symptothermale Methode mehr oder weniger anwenden. Das mag ja für einfache Fälle noch funktionieren. Doch bei der Zyklusdiagnostik, dem Umgang mit Störungen der Basaltemperatur und dem Eisprung bestimmen in langen Zyklen, finde ich das nicht empfehlenswert.

eBook - Wann bin ich fruchtbar

Bitte lies ein Buch über die NFP Methode

Hier empfehlen wir ganz klar unser Buch „WANN BIN ICH FRUCHTBAR?” mit einer Schritt für Schritt Anleitung in die symptothermale Methode (NFP) zu lesen. Ebenso gibt es im Buch ein ausführliches Kapitel zur Zyklusdiagnostik, wo wir dir auch zeigen, wie du eine Gelbkörperschwäche selbst diagnostizieren kann. Der krönende Abschluss des Buches bilden jedoch die 15 Erfahrungsberichte von Frauen, die trotz Gelbkörperschwäche, Schichtarbeit, PCOS, Endometriose, langer Wartezeit, Zykluschaos nach Pille u.a. schwanger geworden sind.

Fazit

Es ist möglich, trotz langen Zyklen auf natürlichem Weg schwanger zu werden. Erstmal muss man natürlich analysieren, woher die langen Zyklen kommen und deren Ursachen und Auswirkungen angehen. Zweitens hilft es enorm, in diesen Zyklen den korrekten Eisprung zu bestimmen, um durch Sex zum optimalen Zeitpunkt, schneller schwanger zu werden als ohne dieses Zykluswissen. Drittens sollte man Zyklusdiagnostik betreiben und vor allem eine mögliche Gelbkörperschwäche abklären, die bei langen Zyklen statistisch wahrscheinlicher ist. Hier kann vor allem die NFP Methode sehr helfen, da sie sowohl für die Bestimmung des Eisprungs bei unregelmäßigen Zyklen als auch zur Zyklusdiagnostik der Gelbkörperschwäche prädestiniert ist. Ich möchte den Artikel mit einem Zitat des berühmten Gelehrten Leonardo da Vinci beenden, der einst sagt:

„Die Zeit verweilt lange genug für denjenigen, der sie nutzen will.“

Drum nutze die Zeit, um NFP zu lernen und somit deine Chancen auf natürlichem Weg schwanger zu werden zu erhöhen. Alles Gute auf deinem Weg zum Wunschkind, wünsche ich dir von Herzen.

Quellen

Elisabeth Raith-Paula, Natürliche Familienplanung heute – Modernes Zykluswissen für Beratung und Anwendung, Springer Verlag, 6. Auflage 2020

 

West S, Vähäsarja M, Bloigu A, Pouta A, Franks S, Hartikainen AL, Järvelin MR, Corbett S, Vääräsmäki M, Morin-Papunen L. The impact of self-reported oligo-amenorrhea and hirsutism on fertility and lifetime reproductive success: results from the Northern Finland Birth Cohort 1966. Hum Reprod. 2014 Mar;29(3):628-33. doi: 10.1093/humrep/det437. Epub 2013 Dec 8. PMID: 24324025.

 

 

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