Hormone bei Kinderwunsch © Natürliche Fruchtbarkeit
Was sind die wichtigsten Hormone bei Kinderwunsch? Ich zeige dir die wichtigsten 10 Hormone auf, die du beim Schwangerwerden kennen solltest.
Die meisten Frauen und Paare mit einem unerfüllten Kinderwunsch versuchen es schon länger als Jahr. Ab diesem Zeitpunkt ist ein Besuch in einer gynäkologischen Praxis sinnvoll, um die Ursachen, warum es bisher nicht geklappt hat, herauszufinden. Hier werden meist Hormon-Untersuchungen im Blut oder Speichel gemacht. Doch welche Untersuchungen und welche Hormonwerte sind hier relevant. Welche Normwerte gibt es hier und wie kann die Zyklusdiagnostik mit der NFP Methode hier unterstützend wirken? In diesem Artikel stelle ich dir die 10 wichtigsten Hormone bei Kinderwunsch vor, die für dich interessant sind, falls du natürlich schwanger werden möchtest.
#1 AMH (Anti-Müller-Hormon)
Das Anti Müller Hormon (AMH) ist ein Marker für die Eizellenreserve der Frau und eines der wichtigsten Hormone bei Kinderwunsch. In der Pubertät hat eine gesunde Frau im Alter von 16 Jahren rund 400.000 bis 600.000 Eizellen. Pro Zyklus gehen 1000 Eizellen verloren. Somit ist die Eizellenreserve irgendwann erschöpft. Liegt der AMH Wert unter 1 ng pro ml, so ist die Eizellenreserve schon sehr knapp und es bleibt nicht mehr so viel Zeit. Über die eigene Fruchtbarkeit sagt der AMH Wert jedoch nichts aus, so können auch Frauen mit geringem AMH Wert u.U. sehr gut schwanger werden. Mehr Infos zu diesem Thema kannst du in unserem Artikel „AMH Wert verbessern – Wie geht das?” nachlesen.
#2 FSH (Follikel-Stimulierendes Hormon)
Das FSH wird in Hypophyse im Gehirn gebildet und steuert die Eizellreifung (Follikelreifung). Nun wird das FSH meist am Zyklustag 2 bis 5 gemessen, weil zu diesem Zeitpunkt die Eireifung im vollen Gange ist. Im Allgemeinen sagt man bei einem FSH Wert unter 6 mIU pro ml, dass die Eizellenreserve hervorragend ist.
Gute Eizellreserve zwischen 6 bis 9 mIU pro ml
Bei Werten zwischen 6 und 9 mIU pro ml ist die Eizellreserve immer noch gut. Doch bei Werten zwischen 10 und 13 mIU pro ml deutet es schon auf eine verringerte Eizellenreserve hin.
Kritischer FSH Wert ab 13 mIU pro ml
Bei Werten über 13 mIU pro ml wird es meist eine medizinische Behandlung brauchen, da die Eizellenreifung nicht mehr so gut funktioniert. Das FSH muss über mehrere Zyklen gemessen werden, da es innerhalb eines Zyklus immer wieder schwanken kann. Es gibt hier mittlerweile auch einen *FSH Test für Zuhause, den jede Frau für sich durchführen kann.
#3 LH (luteinisierendes Hormon)
Niemand zweifelt daran, dass das LH eines der wichtigsten Hormone bei Kinderwunsch ist. Schließlich ist das luteinisierende Hormon eines von 100 Hormonen, was an der Auslösung des Eisprungs beteiligt ist. So wird das LH im Gehirn gebildet und erreicht etwa 24 bis 48 Stunden vor dem Eisprung seinen Höhepunkt. Diesen kann man mit einer Serie von LH Tests meist sehr gut bestimmen und somit den Eisprung eingrenzen. Die Normwerte vom LH zum Eisprung können sehr schwanken und zwischen 8,7 bis 76,3 mIU pro ml liegen. Somit muss man bei der Auswahl der LH Tests auf die Sensibilität achten. Mehr über die Anwendung von LH Tests sowie deren Vor- und Nachteile findest du in unserem Artikel „Ovulationstest Anwendung”.
#4 Östrogen (Estradiol)
Das Östrogen wird im Eierstock von den Eibläschen gebildet. Je mehr Östrogen (Estradiol) gebildet wird, desto näher rückt der Eisprung. Zum Eisprung ist der Östrogenwert auf dem Höhepunkt. Es gibt mittlerweile spezielle Ovulationstests wie den Clearblue fortschrittlich & digital, die das LH in Kombination mit dem Östrogen zur Bestimmung des Eisprungs nutzen. Ein guter Marker für das Östrogen ist der Zervixschleim. Schließlich wird umso mehr Schleim gebildet, je mehr Östrogene im Körper sind. Aus diesem Grund bestimmen einige Frauen in der Kinderwunschzeit mit der Billingsmethode ihren Eisprung und ihre fruchtbaren Tage.
Diagnostik mit Östrogen
Für die Diagnostik wird der Östrogenspiegel zu Beginn des Zyklus, also kurz nach dem Einsetzen der Menstruation, gemessen. Hier gelten Werte zwischen 25 und 75 pg pro ml als gute Werte. Sehr hohe Östrogenwerte von über 100 pg pro ml weisen meisten auf Zysten im Eierstock oder eine Östrogendominanz (z. B. bei PCOS) hin. Zu niedrige Östrogenwerte treten meist auf, wenn die Eizellreifung nicht so gut funktioniert.
#5 Progesteron
Der natürliche Gegenspieler zum Östrogen ist das Progesteron. Das Progesteron wird vorwiegend erst nach dem Eisprung produziert, wenn sich die Eibläschen in den Gelbkörper umwandeln. Das Progesteron ist an dem Aufbau der Gebärmutterschleimhaut beteiligt, welche für die erfolgreiche Einnistung der befruchteten Eizelle entscheidend ist. Ohne Einnistung gibt es kein Wunschkind, somit ist das Progesteron mit Sicherheit eines der wichtigsten Hormone bei Kinderwunsch.
Zyklusmonitoring Progesteron
Im Rahmen des Zyklusmonitoring werden etwa drei Mal im Zyklus (Eireifungsphase, Eisprung, Gelbkörperphase) Hormontests im Blut gemacht und Ultraschalluntersuchungen durchzuführen. Ziel ist es, herauszufinden, ob der natürliche Zyklus Störungen aufweist, die die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen können. Besonders wichtig sind hier die Werte nach dem Eisprung, wo das Progesteron vorwiegend gebildet wird. In der Lutealphase liegen die Progesteron-Werte meist zwischen 5,82 – 76 nmol pro liter. Liegt das Progesteron unterhalb dieser Werte, so liegt meist eine Gelbkörperschwäche vor. In den Wechseljahren kann der Progesteron-Wert zwischen 0,16 und 0,41 nmol pro l absinken, weil sich der natürliche Zyklus dann langsam verabschiedet.
Zyklusdiagnostik mit der Basaltemperatur und Schleim
Wie ich schon erwähnt habe, ist der Zervixschleim ein Marker für das Östrogen und die Basaltemperatur ein Marker für das Progesteron. Beobachtet man also die Temperaturkurve und den Schleimverlauf, so beobachtet man indirekt auch die Hormonspiegel von Östrogen und Progesteron. So kann man aus dem Verlauf der Zykluskurve ebenso eine Gelbkörperschwäche diagnostizieren und deren Schweregrad bestimmen. Somit ist die Zyklusbeobachtung mit der NFP Methode eine sinnvolle Ergänzung zum Zyklusmonitoring in einer gynäkologischen Praxis. Ich habe selbst zwei Kinder trotz Gelbkörperschwäche und Hashimoto bekommen, in meinem Beitrag „Schwanger trotz Hashimoto und Gelbkörperschwäche” erfährst du mehr darüber.
#6 TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon)
Der wichtigste Wert zur Orientierung, ob deine Schilddrüse noch richtig funktioniert, ist der TSH Wert. Auch der TSH Wert wird zu Beginn des Zyklus gemessen, die Normwerte liegen hier zwischen 0,4 und 4,2 mIU pro ml. Liegt der Wert unterhalb von 0,4 so hat man meist einen Verdacht auf eine Schilddrüsenüberfunktion, liegt er oberhalb von 4 mIU pro ml ist eine Schilddrüsenunterfunktion wahrscheinlich. Mittlerweile gibt es TSH Tests für Zuhause, welche ich selbst getestet habe. Ist die Schilddrüse im Ungleichgewicht, kann das Einfluss auf den Zyklus und somit auf die Fruchtbarkeit haben. Ebenso gibt es Zusammenhänge zwischen einem TSH Wert außerhalb der Norm und Fehlgeburten oder Erkrankungen des Babys. Aus diesem Grund sollte man den TSH Wert bei Kinderwunsch sowohl vor dem Schwangerwerden als auch in der Schwangerschaft testen lassen.
#7 DHEA (Dehydroepiandrosterone)
Das DHEA ist ein Steroidhormon, das in der Nebenniere gebildet wird. Es ist eine Vorstufe vom Testosteron und Östrogen und hängt bei Kinderwunsch vornehmlich mit der Eizellreifung zusammen. Im Blut werden meist die Normwerte einer Vorstufe das DHEA-S gemessen. Das DHEA-S nimmt im Alter kontinuierlich ab. So liegt der DHEA-S Spiegel im Alter von 20 bis 24. Lebensjahr meist zwischen 148 und 407 µg pro dl. Hingegen sind die Normwerte im Alter von 35 bis 44 Jahren etwa bei 60,9 bis 337 µg pro dl. Studien zeigen, dass ein DHEA Mangel kontraproduktiv für den Kinderwunsch ist. Aus diesem Grund sollte man den DHEA-S Wert (Vorstufe von DHEA) testen und bei einem Mangel als Nahrungsergänzungsmittel supplementieren.
#8 Vitamin D3
Das Vitamin D3 ist technisch gesehen ein Pro-Hormon, das unter dem Einfluss von Sonneneinstrahlung über die Haut aufgenommen wird. Ein Teil des Vitamin D Bedarfes kann auch über die Nahrung als Nahrungsergänzungsmittel oder in bestimmten Lebensmitteln aufgenommen werden. Scheint die Sonne nicht ausreichend, wird zu wenig Vitamin D gebildet, was bei Frau und Mann einen negativen Einfluss auf die Fruchtbarkeit (Eizellreifung, Aufbau Gebärmutterschleimhaut, Spermienqualität) hat. Aus diesem Grund sollte man seinen Vitamin D Spiegel in einer gynäkologischen Praxis testen und bei Mangel als Nahrungsergänzungsmittel supplementieren. Mehr Infos zu Vitamin D erfährst du in meinem Beitrag „7 Gründe Vitamin D bei Kinderwunsch zu nehmen”. Aus meiner Sicht ist Vitamin D bis heute eines der unterschätzten Hormone bei Kinderwunsch.
#9 Testosteron
Das Testosteron wird in der Nebenniere und den Eierstöcken gebildet und hat Einfluss auf die Eizellreifung. Beim Mann wird das Testosteron im Hoden gebildet und hängt somit mit der Bildung der Samenzellen zusammen. Man schaut sich im Blut das Gesamt-Testosteron (Normwerte: 6 bis 86 ng pro dl) und freies Testosteron (Normwerte: 0,7 bis 3,6 pg pro ml). Testosteron-Werte außerhalb des Normbereiches weisen meist auf Störungen der Bildung der Keimzellen des Menschen (Eizelle, Samenzelle) hin, die für das Schwangerwerden relevant sind.
#10 hCG (humane Choriongonadotropin)
Jede Frau mit einem Kinderwunsch möchte möglichst schnell wissen, ob sie schwanger geworden ist oder nicht. Falls sich eine befruchtete Eizelle (Zygote) in die Gebärmutter erfolgreich einnistet, wird das Hormon hCG produziert. Normalerweise liegen die Normwerte vom hCG bei unter 5 mIU pro ml. Beim Eintritt einer Schwangerschaft verdoppeln sich diese Werte jeden Tag, sodass man an einem erhöhten hCG Wert eine Schwangerschaft erkennen kann. Meist messen die üblichen Schwangerschaftstests den hCG Wert und zeigen ab einen bestimmten Schwellwert (10 oder 25 mIU pro ml) meist ab Tag 12 bis 13 nach Eisprung eine Schwangerschaft an, falls eine eingetreten ist. Ohne hCG würde es keinen Schwangerschaftstest geben können, somit ist das hCG mit Sicherheit eines der wichtigsten Hormone bei Kinderwunsch.
Fazit
Ein russisches Sprichwort sagt:
„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“
Natürlich ist es super in den ersten Kinderwunsch Monaten erstmal seinen Körper und seiner Fruchtbarkeit zu vertrauen. Doch wenn du länger als 12 Monate nicht schwanger wirst oder schon älter als 35 Jahre bist, solltest du deine Hormonwerte mal kontrollieren lassen. Es ist einfach gut zu wissen, wie der aktuelle Stand ist und was man noch hier und da verbessern kann.
Ab 35 Jahren sind Hormontests sehr sinnvoll
Viele Frauen ab 35 Jahren haben einen Vitamin D und DHEA Mangel, ebenso kann der AMH Spiegel sehr gering sein. In diesem Fall ist es wichtig, sich um die Eizellreifung und Fruchtbarkeit zu kümmern. Auch bei Männern ist die Messung der Hormone sinnvoll, wenn ein Spermiogramm nicht so gut ausfällt. Meist kann man sowohl bei Mann als auch Frau durch entsprechende Umstellung der Ernährung, Hormonyoga und Nahrungsergänzung die Hormonwerte wieder ins Gleichgewicht bringen. In diesem Sinne wünsche ich dir alles Gute auf deinem Weg zum Wunschkind.
